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Vergesst eure Sprache nicht, vergesst unsere Sprache nicht, vergesst die Sprache nicht!

Published On: 12. Dezember 2021 0:00

Veröffentlicht am 12. Dezember 2021 von SuS.

«Worte können sein wie winzige Arsendosen.» Immer wieder machen uns Leserinnen und Leser zurecht darauf aufmerksam, dass man der Sprache des «Gegners» respektive den Gedanken, die man fürchtet, nicht zu viel Raum geben sollte. Viktor Klemperers Aufzeichnungen über die «LTI», die «Sprache des Dritten Reiches», können uns dabei helfen, die Mechanismen und Folgen «unbewusster», gleichsam mechanisch übernommener Sprache besser zu verstehen.

Die herrschende Sprache als Sprache der Herrschenden

«ist ganz darauf gerichtet, den Einzelnen um sein individuelles Wesen zu bringen, ihn als Persönlichkeit zu betäuben, ihn zum gedanken- und willenlosen Stück einer in bestimmter Richtung getriebenen und gehetzten Herde, ihn zum Atom eines rollenden Steinblocks zu machen. [Sie] ist die Sprache des Massenfanatismus. Wo sie sich an den Einzelnen wendet, und nicht nur an seinen Willen, sondern auch an sein Denken, wo sie Lehre ist, da lehrt sie die Mittel des Fanatisierens und der Massensuggestion.»

Was vor zwei Jahren noch ein historisches Zeitzeugnis gewesen ist, liest sich nun wie eine Beschreibung der Gegenwart. Das Zitat stammt aus Viktor Klemperers «LTI. Notizbuch eines Philologen». Viktor Klemperer, geb. 1881, war ein jüdischstämmiger Romanist und Hochschullehrer, der ab 1920 an der Technischen Hochschule Dresden lehrte.

«Nach Inkrafttreten des Reichsbürgergesetzes wurde Klemperer unter Federführung des Gauleiters Martin Mutschmann aus seiner Professur in den vorzeitigen Ruhestand versetzt; den Bescheid mit der persönlichen Unterschrift Mutschmanns erhielt Klemperer am 30. April 1935. […]

Als den «Geltungsjuden» im Sinne der Nürnberger Gesetze auch der Zugang zu Bibliotheken und das Abonnieren von Zeitungen und Zeitschriften verboten wurde, musste er diese wissenschaftliche Arbeit bis 1945 einstellen.

Umso intensiver widmete er sich seinen Tagebüchern und begann 1938 die Arbeit an seiner Vita. Während der Kriegsjahre legte er mit seinen Tagebuchaufzeichnungen die Grundlage für seine spätere Abhandlung zur Sprache des Dritten Reiches, der «LTI» (Lingua Tertii Imperii). Diese Tagebuchnotizen führte Klemperer als Loseblattsammlung, die er in regelmässigen Abständen durch seine Frau bei einer Freundin, der Ärztin Dr. Annemarie Köhler, in Pirna, verstecken liess, da eine Entdeckung durch die Gestapo bei den permanent drohenden Hausdurchsuchungen fatale Folgen gehabt hätte.»

Es lohnt sich, seine Texte, vor allem auch die Tagebücher, heute wieder gründlich zu lesen, nicht etwa, um vermeintlich unzulässige historische Vergleiche (die notabene niemals Gleichsetzungen sind) zu ziehen, sondern um zu verstehen, wie wichtig die Sprache für die Etablierung und den Erhalt von Systemen ist, die dem Individuum systematisch Schaden zufügen und bestimmte Gruppen aus der allgemeinen gesellschaftlichen Verbindlichkeit ausschliessen.

Das Perfide daran ist die Tatsache, dass sich der jeweils herrschenden Sprache niemand entziehen kann, auch und gerade die Opfer nicht und diejenigen, die sich in Opposition zum Bestehenden befinden.

Das Besondere an Klemperers Herangehensweise ist die Verbindung von radikaler Subjektivität und zugleich überpersönlicher, ja überzeitlicher Gültigkeit. Seine Aufzeichnungen zeugen von einer hohen, nicht nur sprachlichen Sensibilität und zugleich von einem scharfen analytischen Vermögen.

Für die heutige Zeit lässt sich daraus lernen, dass es von grösster Bedeutung ist, welcher Sprache wir uns bedienen und wie viel Raum in unserem Geist und unserem Denken (und Denken findet in Sprache statt) wir denjenigen geben wollen, die mit ihrer Sprache bereits einen Rahmen vorgeben, der zumeist das Gegenteil von dem darstellt, wofür wir selbst einstehen.

Darum ist es vor allem für jene Berufsgruppen, deren ureigenes Werkzeug die Sprache ist, wichtig, sich darauf zu besinnen, was ihre Sprache ist und wie sie sich von der herrschenden Sprache unterscheidet. Das kann durchaus auch die Bildsprache und die Formsprache mit einschliessen.

Es ist offenkundig und soll aus den genannten Gründen hier nicht weiter erörtert werden, welche Welt, welche Normen und Werte, welche Welt- und Menschenbilder aktuell mit beispielloser Gewalt in die Köpfe und Herzen der Menschen gehämmert werden. Sich dieser Gewalt zu entziehen, kann und muss auch heissen, eine andere, eine menschlichere Sprache zu pflegen, kurz: Sich der eigenen Sprache bewusst zu werden und zu unterscheiden, was übernommene Phrasen und was eigene Gedanken sind.

Hierzu noch einmal Klemperer:

«Nein, die stärkste Wirkung wurde nicht durch Einzelreden ausgeübt, auch nicht durch Artikel oder Flugblätter, durch Plakate oder Fahnen, sie wurde durch nichts erzielt, was man mit bewußtem Denken oder bewusstem Fühlen in sich aufnehmen musste. Sondern der Nazismus glitt in Fleisch und Blut der Menge über durch die Einzelworte, die Redewendungen, die Satzformen, die er ihr in millionenfachen Wiederholungen aufzwang, und die mechanisch und unbewusst übernommen wurden. Man pflegt das Schiller-Distichon von der «gebildeten Sprache, die für dich dichtet und denkt», rein ästhetisch und sozusagen harmlos aufzufassen. […]
Aber Sprache dichtet und denkt nicht nur für mich, sie lenkt auch mein Gefühl, sie steuert mein ganzes seelisches Wesen, je selbstverständlicher, je unbewusster ich mich ihr überlasse. Und wenn nun die gebildete Sprache aus giftigen Elementen gebildet oder zur Trägerin von Giftstoffen gemacht worden ist? Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.»

Also, liebe Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen und Freunde, bitte bleiben Sie weiterhin aufmerksam!

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