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Bei Hart aber Fair: „Corona wird von der Regierung genutzt, um zu verhindern, dass wir Journalisten uns frei bewegen“

Published On: 1. Februar 2022 7:58

Bei Hart aber Fair geht es um die anstehenden olympischen Winterspiele in Peking – die der ÖRR groß übertragen wird. Da muss ein bisschen Kritik im Vorfeld auch sein: Doch die Sendung bleibt ein Feigenblatt.

Screenshot ARD: Hart aber Fair

Am 4. Februar werden die olympischen Winterspiele in Peking eröffnet – und das öffentlich-rechtliche Fernsehen wird, wie bei jeder Olympiade, die Wettkämpfe live übertragen. Viel Gebührengeld fließt für die Fernsehrechte an das Internationale Olympische Komitee (IOC). Doch darüber, dass man damit einen Teil des Olympia-Geschäfts mit der chinesischen Diktatur macht, ist man sich selbst bei der ARD bewusst. Viele Betrachter schlagen die Hände über dem Kopf zusammen wegen der Vergabe der Spiele nach China. Deswegen widmet „das Erste“ den gesamten Montagabend einem kritischen Blick auf China und die Winterolympiade – man will sich wohl ein Stück weit selbst von Kritik abschirmen. In diesem Rahmen wurde auch in der ARD bei „Hart aber fair“ über Olympia diskutiert. „Winter ohne Schnee, Spiele ohne Freiheit: Was soll Olympia in Peking?“, fragte Frank Plasberg.

Verbinden Sie China mit Wintersport? Nicht wirklich, oder? Zumindest die Gegend rund um Peking, wo die Winterolympiade stattfindet, ist eigentlich nicht für Schneetreiben bekannt. Doch das hat Xi Jinping geändert: Für die Spiele ist ein riesiges, künstliches Skigebiet entstanden, dass mit Panoramablick auf die trockene, braune Landschaft doch sehr skurril wirkt. Diese Kunst-Schnee-Oase ist für IOC-Präsident Thomas Bach ein vorrangiges Argument, um die Vergabe nach China zu rechtfertigen. In der Nähe von Peking sei nun ein Gebiet entstanden, das von nachfolgenden Generationen für den Wintersport genutzt werden soll. Laut IOC sollen dank der Spiele bereits 300 Millionen Menschen für das Skifahren begeistert worden sein.

Plasbergs erster Gast, die Olympia-Legende Christian Neureuther, winkte gleich ab: „Diese Region hat mit Wintersport nichts zu tun. Da wird ein Gebiet in den Boden gestampft. Da schneit es maximal fünf Zentimeter im Winter. In den Alpen hat sich das Skifahren dagegen über hunderte Jahre entwickelt.“ Seine Familie mit Frau Rosi und Sohn Felix sollten eine Art Olympia-Maskottchen für China werden und die Spiele bewerben, erzählt Neureuther. Er reiste hin und schaute sich alles vor Ort an. Danach hat er gesagt: „Das ist nichts für uns.“

ARD-Korrespondentin Tamara Anthony aus Peking widerspricht dem Olympioniken: „Ich glaube schon, dass es viele Leute gibt, die auf den Geschmack gekommen sind.“ Laut IOC sollen 300 Millionen Menschen fürs Skifahren begeistert werden. Die Zahlen gehen in vielen Bereichen nach oben, was Ausrüstung und Tourismus angeht. „Das wird sicher weiter bergauf gehen,“ glaubt Anthony an wirtschaftlichen Erfolg. Doch von Begeisterung für die Spiele sei nichts zu spüren, berichtet sie: „Hier ist die erste Priorität momentan die Covid-Bekämpfung und die Neujahrsfeier. Man bekommt wenig von Olympia mit in den Straßen. Wenn man mit den Leuten spricht, sagen sie eher, dass es ihnen egal ist. Es ist lästig für die Menschen, weil viele Straßen gesperrt sind. Olympia scheint mir hier nicht so beliebt zu sein.“

Mit Corona werden allgemein viele Einschränkungen weiterer Freiheitsrechte vom chinesischen Staat begründet: „Corona wird von der Regierung genutzt, um zu verhindern, dass wir Journalisten uns frei bewegen“, so Tamara Anthony.

Die Athleten rufen Parolen, dass ihr sportlicher Erfolg der Erfolg der Partei sei

Der Mangel an Begeisterungswert der Spiele wird im Verlauf der Sendung schnell Thema sein. Denn der Charakter der Spiele scheint verloren gegangen: Wie in so vielen modernen großen Sportevents stehen offensichtlich die finanziellen Interessen der jeweiligen Funktionärskasten im Vordergrund. „Die Olympischen Spiele sind ein Produkt“, meint Deutschlandfunk-Journalistin Marina Schweizer. „Für Athletinnen und Athleten ist es ein Highlight. Aber sie sind im Klammergriff, können nichts mitbestimmen. Ich frage mich, wie da olympische Momente aufkommen wollen.“ Schweizer stellt fest: „Das IOC denkt in Märkten.“ China habe das Komitee nun als Verbündeten.

China schwingt den außenpolitischen Hammer

Der taz-Journalist und ehemaliger China-Korrespondent Felix Lee vergleicht dann die Sommerspiele 2008 mit den Winterspielen 2022: „2008 war die Bemühung da, die Bevölkerung mitzunehmen. Jetzt versucht man abzuschotten. Er stellt den wahren Nutzen der Spiele fest: Für die Führung ist die Olympiade ein grandioses Propaganda-Instrument. Chinas Regierung will nur zeigen: Peking ist die erste Stadt, die Sommer- und Winterspiele ausrichtet. Einspieler zeigen Aufnahmen eines Besuchs von Staatspräsident Xi beim chinesischen Olympiateam. Die Athleten rufen Parolen, dass ihr sportlicher Erfolg der Erfolg der Partei sei. Die Spiele werden zum Prestige-und Propagandaprojekt der KP Chinas – und IOC-Präsident Thomas Bach spielt da komplett mit.

Für den CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt ist klar: „Die Entscheidung, die Spiele nach China zu geben, war falsch.“ In China herrsche das Denken: Hauptsache man hat Unterhaltung, egal ob man seine Meinung sagen darf. Hardt: „Da müssen wir was entgegensetzen. Olympia war auch immer ein Austausch. Es ist nun eine enorme Belastung für die Sportler.“ Die Corona-Lage sei für die KP nun auch ein Instrument, um den eigenen Autoritarismus noch weiter auszubauen. „Das werden Spiele wie in einer Truman-Show. In der Blase wird alles schön gemacht, überall wird Kunstschnee verteilt“, erklärt Korrespondentin Anthony.

Moderator Plasberg fragt: „Herr Hardt, was würden sie Herrn Bach sagen, wenn sie ihn treffen würden?“ Hardt antwortet: „Ich würde Herrn Bach dringend raten, die Spiele auf das zurückzubringen, was sie mal waren: ein großes Sportereignis. Ich kann nicht verstehen, warum bei Olympia immer alles gigantischer sein muss.“ Hardt hat aber auch eine Befürchtung: „Ich fürchte, dass wir an einem Punkt sind, dass China sehr großen Einfluss auf Funktionäre hat.“

Die Revolution bleibt aus

Sportler Neureuther beschreibt die hohle und von Finanzinteressen befleckte Reputation der Spiele – und trifft damit den Problemkern. „Das muss westlicher werden und nachhaltiger. Es glaubt keiner mehr dem IOC. Wir haben Ruinen in Rio oder Athen.“ Die korrupte Elite von Sportfunktionären begeistert keinen mehr für den Sport – so haben Autoritäre wie Xi oder auch Putin leichtes Spiel. Neureuther kennt Ex-Fechter und Olympiasieger Bach schon lange und gut: „Er hat den Laden im Griff, aber auf die falsche Weise. Ich würde ihm sagen: Wir haben völlig andere Themen: Klimawandel und Freiheit. Das muss in die olympischen Bedingungen. Wir müssen zu den Werten zurückkommen. Wir brauchen nicht fünf Milliarden Umsatz in vier Jahren. Wir brauchen Vorbilder für die Jugend und Begeisterung für Sport. Kinder und Eltern müssen wieder sagen: Hey, das ist eine tolle Veranstaltung.“

Dass die ARD so kritisch über die Spiele spricht, ist richtig – und offenbart ein schlechtes Gewissen wegen der eigenen Probleme und Widersprüche. Die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen der KP, gepaart mit der Profitgier der Sportfunktionäre, produziert absurde Spiele – ähnlich wie bei der Fußball-WM in Katar. Doch zu einem Boykott der falschen Spiele kann sich das Öffentlich-Rechtliche nicht durchringen. So sind der Themenabend und auch die Talkshow zwar inhaltlich wertvoll, aber dennoch ein Feigenblatt. Am Ende wird man eben doch dafür zahlen: Geld an die Funktionäre aus dem IOC und einen Propagandaerfolg für KP-Chef Xi.

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