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GiveSendGo-Hacker in Kanada: Tausende Namen von Spendern an Trucker-Bewegung offengelegt

Published On: 18. Februar 2022 9:50

In Kanada zeigen sich die Abgründe des ideologisch geführten Streits um die Covid-Politik. Die Regierung hängt so sehr an ihren Plänen, dass sie die Realität aus den Augen verliert. Derweil knacken Hilfstruppen Spenderdaten und geben sie an die Öffentlichkeit – mit Folgen für Freiheit und Demokratie.

Es ist durchaus verständlich, dass die kanadische Regierung die Blockaden durch Trucker gerne beenden will, wobei es einen Unterschied gibt zwischen den Blockaden an der Grenze und jenen in der Hauptstadt Ottawa. Die letztgenannten mögen ein Ärgernis für viele – vielleicht nicht nur linksliberale – Bürger sein. Aber die Grenzblockaden haben wirtschaftlich eine deutlich größere Bedeutung.

So zögerte die Polizei nicht, die Ambassador-Bridge an der Grenze in Ontario zu räumen. Auch der Grenzübergang beim Dorf Coutts in der Provinz Alberta ist wieder frei. Der Bürgermeister sagte auf Nachfrage, dass keine Aufräumarbeiten nötig gewesen seien. Nur in Ottawa gelang etwas Ähnliches bisher nicht. Polizisten solidarisierten sich mit den protestierenden LKW-Fahrern – genauso herzlich verabschiedete man sich übrigens in Coutts. Kritiker sprechen derweil von Millionenkosten, die allein diese Blockade in der westlichen Provinz Alberta verursacht habe. Handelt es sich um Übertreibungen? Die Debatte ist jedenfalls hochgradig ideologisiert.

— RadioGenova (@RadioGenova) February 15, 2022

Wenn man also das Ziel der Regierenden verstehen kann, so werden einige der gewählten Mittel umso fraglicher und beweisen immer von Neuem die Unfähigkeit zum Dialog. Der kanadische „Covid-Überwachungsstaat“ setzt vielmehr auf Druck, Einfrieren von Konten (also eine Enteignung auf Zeit). Hinzu kommen – wie von Zauberhand entstandene – Datenlecks und die Veröffentlichung privater Daten durch Journalisten und andere Helfershelfer.

Premierminister Justin Trudeau scheint es dabei auch am intellektuellen Rüstzeug zu mangeln, denn er spricht relativ undifferenziert davon, dass die Blockaden viele Kanadier „verletzten“ – was irgendwie in die Schmerz-Trauma-Opfer-Rhetorik gehört, die der wokisierende Premier mit Vorliebe bei Schicksalsschlägen verwendet.

Gesundheitsinstitut Québec: Impfpässe waren ohne Wirkung

Was ist aber mit dem anderen Teil der Bevölkerung, die sich – wie auch manch ein Polizist – von den Protesten repräsentiert fühlen? Erinnern wir uns, worum es geht: Im Oktober kündigten Justin Trudeau und seine Stellvertreterin Chrystia Freeland – wiederum wie aus einer Kehle – eine Impfpflicht für Angestellte im Transportwesen an. Für kanadische Trucker bedeutete das: Die Grenzen zu den USA standen ihnen nach monatelanger Abschottung zwar endlich wieder offen, doch ohne gültigen Impfpasseintrag konnten sie sie nicht passieren. Die alternativ geforderte Quarantäne von 14 Tagen nach Wiedereinreise nach Kanada dürfte die Betriebsrechnung jeder Spedition sprengen.

Derweil stellte das Gesundheitsinstitut der Provinz Québec fest, dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass Ausgangsbeschränkungen und/oder Impfpässe effektiv im Kampf gegen die Krankheit gewesen wären. Im Übrigen gelten 90 Prozent der kanadischen Bevölkerung als „gegen Covid geimpft“. Man kann also das Ausmaß der Besorgtheit nicht ganz verstehen. Teilweise scheinen die politischen Vorstellungen „linksliberaler“ Kreise – nicht nur in Kanada – an Hysterie zu grenzen.

Die kanadischen Geschehnisse um den vergangenen Valentinstag zeigen aber, dass die im engeren Sinne Regierenden mit dieser Haltung nicht allein sind. Vielmehr unterstützen einige Bürger die Politiker und stärken ihnen den Rücken. Und dabei wurden in den vergangenen Tagen Grenzen überschritten, dass es nur so schepperte.

Doxxing: Der moderne Online-Pranger im Herzen der Demokratie

Auf Twitter veröffentlichen verschiedene Nutzer inzwischen ganze Listen von Spendern an die Trucker-Bewegung. Die gesamte Liste mit über 92.000 Einträgen (!) ist inzwischen frei zugänglich. Jeder Findige kann sie herunterladen. Die Praxis der Veröffentlichung privater Daten nennt sich Doxxing, man kann sie aber wohl gelungener als Online-Pranger eindeutschen. Die Leser werden ermutigt, ihre Schlussfolgerungen aus der gegebenen Information zu ziehen. Wen es trifft – das zeigt sich am Ende dieses Textes –, ist dabei nicht zufällig.

In der Liste stehen nicht nur die Spendernamen, sondern auch deren E-Mail-Adressen, die gespendeten Beträge und die Botschaften, die einige der Spender den Truckern übermittelten. Es sind die Spenden, die über das Portal GiveSendGo überwiesen wurden, nachdem ein anderes Portal (GoFundMe) die Überweisung der Spenden gestoppt hatte. Angeblich wurden die GoFundMe-Spenden nicht zurückgezahlt, sondern für andere Aktionen genutzt. Viele Spender verdoppelten ihre Spenden an GiveSendGo aus Trotz. Am Wochenende kursierte die gehackte Spenderliste in Journalistenkreisen.

Die überwältigende Mehrheit dieser Spenden sind – ihre Zahl legt es nahe – dennoch Kleinspenden zwischen 5 und 100 Dollar. Besonderes Interesse weckten dabei Spender, die mit einem Unternehmen zu assoziieren waren. Doch die Reaktionen waren wiederum geteilt: Ein Teil schwor den genannten Marken und Geschäften ab, ein anderer wusste nun, welchem Anbieter er in Zukunft eine Chance geben würde. Zum Teil sind die Vermutungen nur auf die Namen gestützt, was Mutmaßungen Tür und Tor öffnet. So geschah es der beliebten Tee-Marke DavidsTea, gegründet von David Segal. Dessen Frau, die Psychologin Emily Segal, hatte den Truckern für ihren Protest gedankt und eine Spende mittlerer Höhe gemacht.

Angedrohte Backsteine auf Ladenfenster – die Einschüchterung wirkt

Einige Nutzer fühlten sich berufen, die Bürger auch ganz gezielt über lokale Geschäftstreibende – etwa in der Metropole Toronto – in Listenform „aufzuklären“. Der denunziatorische Charakter solcher Listen kann keinem Betrachter entgehen und führte zum Eindruck, dass ihre Veröffentlichung vielleicht sogar strafbar sein könnte. Manche empfinden noch einen Rest Skrupel, ob ein solches Verhalten statthaft ist. Manche Twitter-Konten wurden inzwischen bereits auf „privat“ umgestellt, was auf Gegenwind hindeutet.

Dass auch Geschäftstreibende in Ottawa nicht durchweg gegen den Trucker-Protest waren, zeigt das Beispiel Tammy Giuliani. Die Besitzerin zweier Eiscafés in Ottawa hatte am 5. Februar 250 Dollar für den Protest gespendet. Heute bedauert sie die Spende, denn zwischenzeitlich musste sie ihr Café schließen. Ihre Angestellten mussten Anrufe entgegennehmen, in denen ihnen gedroht wurde, man werde die Ladenfenster mit Backsteinen einwerfen.

Auch Giuliani hatte zunächst 100 Dollar über GoFundMe gespendet, die nie ankamen, aber auch nicht erstattet wurden. In ihrer Botschaft an die Trucker schrieb sie Anfang Februar: „Ich spende dieses Mal 250 Dollar und bringe den Truckern jeden Tag Lebensmittel. Danke, dass ihr weiter für Kanadier im ganzen Land kämpft.“ Die „Graswurzelbewegung“ der Trucker war genau das gewesen, auf das sie gewartet hatte. Die Lastwagenfahrer hätten eine „Botschaft der Solidarität“ ausgesendet. Heute hält Giuliani das zwar für ein Fehlurteil (wenn das nicht Teil ihrer Krisenkommunikation ist), aber die Lynchjustiz ihrer Gegner kann sie trotzdem nicht akzeptieren.

Der Mann, der GiveSendGo hackte: halb Antifa, halb „3 letter agency“

Angeblich ist nun auch klar, wer die GiveSendGo-Plattform gehackt hat. Gemäß plausibel wirkenden Aussagen handelt es sich um Aubrey Cottle, auch unter dem Nutzernamen „Kirtaner“ bekannt, der zuletzt in einem CNN-Bericht auftauchte, nachdem er die US-amerikanische Webseite Epik gehackt hatte, die laut Cottle der radikalen Rechten und „inneren Extremisten“ diente. Den kanadischen Trucker-Protest versucht er mit ähnlichen Etiketten zu versehen.

Andere sagen, er sei keineswegs „der Gründer“ von Anonymous gewesen und sei von der Bewegung ausgeschlossen worden, seit er für „3 letter agencies“, also amerikanische Bundesbehörden, arbeitet. In seiner Reaktion auf die Aufdeckung wirkt Cottle aufgekratzt, um das Mindeste zu sagen. Laut eigenen Aussagen hat er auch Gab, Parler und andere Seiten gehackt.

Irgendwie regierungsnah wirkte auch das Bild, das erschien, nachdem die Seite von GiveSendGo gehackt worden war: „GiveSendGo is now Frozen!“, hieß es da, darunter ein Bild aus dem gleichnamigen Disney-Film. Einen Tag später kündigte Justin Trudeau an, die Konten der Trucker und Unterstützer einzufrieren. Die Verbindungen Cottles, die in dem genannten Thread aufgeblättert werden, führen tief ins linksradikale Antifa-nahe Milieu hinein.

Auch hier, wie im Fall der Journalistin Emma Best, wird die Nähe zu amerikanischen Bundesbehörden (etwa CIA) nicht bestritten, sondern stolz hervorgehoben. Cottle selbst scheint daneben durch eine deftige Sprache aufzufallen: Er liebt das N-Wort und macht gallige Witze über „den Juden und seine Pflichten“ („töte Zivilisten … beweine den Holocaust“).

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