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Der Impfmoment, Teil III

Published On: 11. März 2022 1:10

Veröffentlicht am 11. März 2022 von LK.

Das Internet der Körper. Foto: Rand Corporation

Im Dezember 2021 schrieb Paul Kingsnorth auf seinem Blog The Abbey of Misrule drei miteinander verbundene Essays über das Coronavirus, die Impfstoffe und die radikalen Veränderungen in der Gesellschaft, die damit einhergehen. Die Essays fanden ein so grosses Publikum, dass Kingsnorth sie jetzt gebündelt in einem E-Book herausgegeben hat. Corona-Transition veröffentlicht sie mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Jeder weiss, dass die Seuche kommt

Jeder weiss, dass sie sich schnell bewegt

Jeder weiss, dass der nackte Mann und die nackte Frau

Nur ein glänzendes Artefakt der Vergangenheit sind

Jeder weiss, dass die Szene tot ist

Aber es wird ein Messgerät auf deinem Bett sein

Das enthüllen wird

Was jeder weiss

Leonard Cohen, 1988

Der Widerstand wächst

Wann ist eine Verschwörungstheorie keine Verschwörungstheorie? Die Antwort auf diese Frage hat einen Einfluss auf die Gestaltung der kommenden Welt. In dieser Covid-Miniserie habe ich über die Geschichten geschrieben, die wir über die Pandemie erzählen. Im ersten Aufsatz habe ich erklärt, warum ich einen Grossteil der offiziellen Geschichte – ich nenne sie «die Erzählung» – über das Virus und die Reaktion darauf nicht mehr glauben kann. Die Strohhalme, die dieser Geschichte das Genick brachen, waren für mich die österreichische Abriegelung der «Unvaxxed» und die australischen Quarantänelager: Danach konnte ich mir nicht mehr einreden, dass das, was vor sich ging, irgendetwas mit einer vernünftigen Definition von «öffentlicher Gesundheit» zu tun hatte.

Vielleicht war ich zu spät dran, aber ich war nur einer von vielen, die zu demselben Schluss kamen. Der letzte Monat scheint einen Wendepunkt markiert zu haben, denn der Widerstand gegen das, was geschieht, wächst weiter und Hunderttausende von Menschen gehen weltweit auf die Strassen, von Turin bis Paris, von London bis Wien, von Melbourne bis Barcelona, von Christchurch bis Tblisi. Mandate, Pässe, Segregation, Quarantänelager, Zensur, die erschreckende Dämonisierung der «Unvaxxed»: All dies scheint eine neue Klarheit über das nie dagewesene Terrain gebracht zu haben, auf das wir zusteuern.

In der zweiten Folge habe ich versucht zu ergründen, warum so viele von uns diese Situation so unterschiedlich sehen: warum diese Mandate und Pässe zum Beispiel von einigen als eine notwendige Gesundheitsmassnahme angesehen werden, deren Verweigerung unverantwortlich ist, und von anderen als der Beginn einer Tyrannei, der man sich widersetzen muss. Ich habe mich damit befasst, wie die Geschichten, die wir über die Welt erzählen, unsere Reaktionen auf den Corona-Moment bestimmen und wie diese Geschichten die Menschen spalten können, selbst wenn wir alle unsere eigene Version einer gesünderen Gesellschaft anstreben.

Diesmal möchte ich mich mit der Geschichte befassen, die in dieser digital gesteuerten Gesellschaft kursieren. Ich möchte mich mit der Welt beschäftigen, in die wir rasant hineingesteuert werden, während Covid-19 zu einer Art technopolitischem Sandkasten wird: ein Testgelände für neue Wege des Menschseins in einer zunehmend posthumanen Welt.

Geschichten sind das Mittel, mit dem wir uns in der Realität bewegen, aber sie sind auch das Mittel, mit dem wir sie kontrollieren – und mit dem wir kontrolliert werden. Kontrolle über die Geschichte, Kontrolle über die Bevölkerung: Das ist seit den Pharaonen bekannt, und deshalb war der Kampf um die Erzählungen über Covid-19 so heftig. Deshalb haben die Medien und die Unternehmen der sozialen Medien so hart daran gearbeitet, schwierige Fragen zu den Impfstoffen zu unterdrücken, und deshalb wurden ständige Bemühungen unternommen, Menschen zum Schweigen zu bringen, einzuschüchtern oder zu schikanieren, die angeblich «Fehlinformationen» verbreiten. Und es ist auch der Grund, warum eine ganz andere Art von Geschichtenerzähler in den Mittelpunkt gerückt ist, die früher verspottet wurde, heute aber zunehmend mit Nervosität und Zorn betrachtet wird: der «Verschwörungstheoretiker».

Verschwörungstheoretiker tragen wahrscheinlich einen Aluhut

Vor nicht allzu langer Zeit war für uns eindeutig, was ein «Verschwörungstheoretiker» ist. Es handelte sich um jemanden, der die offizielle Version einer bekannten Geschichte aus der Sicht eines Aussenseiters beleuchtete – auf sehr seltsame Weise. Manchmal war diese Sichtweise überzeugend («JFK wurde nicht von einem einsamen Schützen erschossen»), manchmal nicht («die UNO will 9 Prozent der Weltbevölkerung töten»), und manchmal war sie geradezu giftig («die Juden stecken hinter allem»). Aber wir alle wussten, dass eine «Verschwörungstheorie» eine Geschichte war, die auf dunkle verborgene Kräfte in der Welt hinwies: eine Geschichte, die besagte, dass etwas verborgen ist und aufgedeckt werden sollte.

Natürlich war der Begriff auch noch etwas anderes: eine Verleumdung. Der «Verschwörungstheoretiker» (der wahrscheinlich einen Aluhut trug) war im Grunde nicht ganz richtig im Kopf: nicht so wie wir guten und vernünftigen Menschen, die ihre Informationen aus den Fernsehnachrichten, aus den grossen Zeitungen, aus seriösen wissenschaftlichen Arbeiten und Büchern beziehen. Dennoch waren diese Leute meist harmlos – und was noch wichtiger ist, sie waren irrelevant. Menschen, die sich über den Roswell-Zwischenfall oder die Fälschung der Mondlandung aufregen, sind keine Bedrohung für die Macht und werden daher von ihr ignoriert. In coronafreien Zeiten spielen «Verschwörungstheoretiker» einfach keine Rolle.

Aber was geschieht in abnormalen Zeiten? In Zeiten wie diesen, in denen das Vertrauen in offizielle Autoritätsquellen bröckelt, in denen die Erzählungen brüchig sind und in denen immer mehr Menschen im Nebel die Karten neu mischen? In Zeiten wie diesen geschehen drei Dinge. Erstens spriessen viele neue Verschwörungstheorien aus dem Boden, wie Blumen in lange trockener Erde, die durch Regen neu erblühen. Zweitens wird der Begriff «Verschwörungstheoretiker» zu einem nützlichen Instrument für diejenigen, die versuchen, die offizielle Linie beizubehalten: ein abwertender Begriff, der auf alle angewandt werden kann, die das Narrativ in Frage stellen, ganz gleich, wie vernünftig ihre Fragen sein mögen.

Drittens: Einige dieser Theorien werden sich als richtig erweisen. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die «Verschwörungstheoretiker» eine gute Pandemie hinter sich haben. Ich erinnere mich noch an eine glorreiche Schlagzeile aus einer bekannten Publikation, die Anfang 2020 erschien und kaum gealtert ist: «Anti-Vaxx-Verschwörungstheoretiker vermuten, dass Covid-19 zur Einführung von führen wird.» In den letzten 18 Monaten gab es zahllose Artikel wie diesen in zahlreichen Medien, in denen Vorhersagen über alles Mögliche – von Impfpässen über Verordnungen bis hin zu Quarantänelagern – als Spinnereien der Aluhutträger abgetan wurden. Dies hat nur dazu gedient, die feige und beispiellose Art und Weise zu unterstreichen, in der sich ein Grossteil der Medien verhalten hat, sowie die Zerstörung ihrer restlichen Glaubwürdigkeit. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Verschwörungstheorie, über die im vergangenen Jahr am meisten berichtet wurde, ist jedoch die des «Great Reset». In dieser reisserischen Geschichte – so erzählen es uns dieselben Medien – plant das böse Globalistengenie Klaus Schwab, der unter einem Vulkan in Davos lebt, 95 Prozent der Bevölkerung (wieder) zu töten und die Kontrolle über die Ressourcen der Welt zu übernehmen. Die 5 Prozent von uns, die übrig bleiben, werden nichts besitzen, nur glücklich zu sein, weil es keinen Klimawandel mehr gibt und wir alle geimpft und geboostet sind. Ausserdem sind wir voll und ganz mit dem einverstanden, was Klaus und Bill Gates als nächstes für uns geplant haben, und das wird mit Robotern zu tun haben.

Es stimmt, dass verschiedene, sagen wir mal, kreative Geschichten über Schwab und die Agenda seines Weltwirtschaftsforums (WEF) die Runde machen. Aber der Great Reset selbst ist keine Erfindung von Paranoikern, und er ist auch keine Verschwörung. Man könnte es einen Plan oder eine Agenda nennen, aber am besten ist er als eine andere Geschichte zu verstehen. Schwab und seine Kollegen möchten, dass wir ihn als Landkarte für das zukünftige Territorium annehmen.

Wenn Sie die gleichzeitig langweilige und unheimliche Natur dieser Geschichte verstehen wollen, müssen Sie nicht in die tiefsten Abgründe der Bergfestung vordringen, in der sie heimlich ausgebrütet wurde: Sie können sich einfach die Online-Vorträge ansehen, an den virtuellen Konferenzen teilnehmen oder den entsprechenden Abschnitt der WEF-Website durchsuchen. Oder wenn Sie wirklich interessiert sind, können Sie tun, was ich letzte Woche getan habe, und das Buch von Klaus Schwab zu diesem Thema lesen.

Covid-19: The Great Reset ist enttäuschend frei von Gedankenkontrollgeräten, Mikrochips in Impfstoffen und reptilienartigen Oberherren. Tatsächlich enthält das Werk nichts Interessantes. Es ist ein globalistisches Standardmanifest, wie es jeder Redakteur des WEF, der WTO, der G8, der UNO, der Weltbank oder des IWF oder jeder Autor des Economist oder Forbes in jedem Jahr nach 1990 hätte verfassen können.

Als ich Anfang der 2000er Jahre mein erstes Buch One No, Many Yeses schrieb, las ich Dutzende von Büchern und Abhandlungen wie diese, um zu verstehen, was die Befürworter der wirtschaftlichen und kulturellen Globalisierung antreibt. Es waren und sind immer dieselben Inhalte: eine Hymne auf die rettende Gnade des globalen Kapitalismus, verpackt in Klischees der sozialen Gerechtigkeit und aufstrebendem NGO-Sprachgebrauch.

Vielfalt, Lebendigkeit, Gleichheit, Inklusivität, Armutsbekämpfung, Mutterschaft, Apfelkuchen: Seit sie in den späten 1990er Jahren zum ersten Mal Opfer von Aktivistenmassen vor ihren Konferenzzentren wurden, haben die Kapitäne der schwarzen Schiffe des globalen Kapitalismus darauf geachtet, ihre Raubzüge als Wohltätigkeitsprojekte zu tarnen, angetrieben von einem Lennonschen Wunsch nach universeller Einheit.

Es gibt kein Zurück mehr

Schwabs Buch muss also auf zwei Ebenen gelesen werden. Oberflächlich betrachtet ist seine Argumentation fade, wenig überraschend und absichtlich schwer zu widerlegen. Er sagt, dass die Pandemie alles verändert hat und dass die Welt nie wieder so sein wird, wie sie war. Er argumentiert auch, dass «das, was war», ohnehin nicht funktioniert hat. Die globale Wirtschaft (die er mit aufgebaut hat) verändert das Klima, verursacht Ungleichheiten in und zwischen den Nationen und führt zu anderen negativen Entwicklungen, von Rassismus bis zur Verschmutzung der Meere. Wir sollten also die Gelegenheit ergreifen, die der Virus mit sich gebracht hat, um die Welt neu zu gestalten und sie in einer gerechteren, besseren und nachhaltigeren Form wieder aufzubauen.

So weit, so gut. Wer könnte etwas gegen weniger Armut und sauberere Meere haben? Um zu verstehen, was das eigentlich bedeutet – und vor allem, wie es erreicht werden soll –, muss man unter die Oberfläche gehen. Und man muss nicht sehr weit graben, um die Geschichte hinter der Geschichte zu erkennen.

Das Covid-Ereignis, so Schwab, hat gezeigt, dass «wir in einer Welt leben, in der niemand wirklich das Sagen hat». Für viele von uns mag das eine gute Sache sein, aber für globalistische Denker wie Schwab ist es ein Problem, das gelöst werden muss. Es kann keinen dauerhaften Aufschwung geben ohne einen globalen strategischen Rahmen für die Steuerung», schreibt er. Die Nationalstaaten und ihre freundlichen Verbündeten in der «globalen Geschäftswelt» müssen sich zusammentun, «um wieder etwas Besseres aufzubauen» (vielleicht haben Sie das schon einmal irgendwo gehört). Was soll das bedeuten? Es bedeutet, dass es kein Zurück mehr gibt.

Schwab ist sich darüber im Klaren, dass die Massnahmen, die zur Bekämpfung von Covid-19 ergriffen wurden wie «Abriegelungen, Impfpässe und -mandate, medizinische Segregation, Massenentlassungen, die weit verbreitete Zerstörung kleiner Unternehmen, die Ausweitung des Profits und der Reichweite von Big Tech sowie eine radikale Normalisierung der digitalen Überwachung und der staatlichen Kontrolle dauerhafte Veränderungen in unseren Gesellschaften bewirkt haben, die nicht mehr verschwinden werden», schreibt er. «Das war bis vor kurzem noch undenkbar, plötzlich ist es möglich geworden.» Dies gilt insbesondere, wenn wir den eigentlichen Gewinner der vergangenen Jahre betrachten: das technologische System selbst.

Während «einige der alten Gewohnheiten sicherlich zurückkehren werden», wenn die Pandemie vorbei ist, schreibt Schwab, «werden viele der technischen Verhaltensweisen, zu denen wir während der Gefangenschaft gezwungen waren, durch Gewöhnung natürlicher werden.» Heimarbeit, digitale Überwachung der Mitarbeiter durch ihre Unternehmen, Zoom-Meetings und elektronische Lieferungen, ganz zu schweigen von der gesamten Struktur des QR-codierten «Impfpass»-Systems: Vieles davon wird wahrscheinlich in der neuen Normalität, die Covid-19 geschaffen hat, erhalten bleiben. In der zurückgesetzten Zukunft werden wir über Dinge nachdenken, die früher selbstverständlich waren, etwa Zeit mit unseren Lieben zu verbringen. Warum, so fragt Schwab, würden wir es ertragen, «übers Wochenende zu einem entfernten Familientreffen zu fahren», wenn «die WhatsApp-Familiengruppe» (wenn auch zugegebenermassen «nicht so lustig») doch «sicherer, billiger und umweltfreundlicher» ist? Warum eigentlich?

Das ist die Essenz des Great Reset: die Konstruktion einer Zukunft, die gleichzeitig kontrolliert und katatonisch, dystopisch und langweilig, überwacht und unerträglich monoton ist. Eine Zukunft, in der globale Konzerne die Freiheit haben, die Welt zu schaffen, die sie sich schon lange gewünscht haben: eine grenzenlose, vernetzte Markttechnokratie, in der jedes menschliche Individuum eine verfolgte und überwachte Produktions- und Verbrauchsmaschine ist – alles im Namen der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit.

Interessanterweise gibt Schwab offen zu, dass Covid-19 «eine der am wenigsten tödlichen Pandemien ist, die die Welt in den letzten 2000 Jahren erlebt hat» und dass «die Folgen … für die Gesundheit und Sterblichkeit gering sein werden». Die wirklich dauerhaften Folgen, schreibt er, werden nicht durch das Virus selbst verursacht, sondern durch die Reaktion darauf. Dies gipfelt in dem einzigen markanten Bild des Buches, mit dem Schwab veranschaulicht, wie die Angst vor Krankheit noch lange nach dem Abklingen der Bedrohung durch das Coronavirus selbst anhalten wird und wozu dies führen könnte:

Ein neuer Sauberkeitswahn wird vor allem die Schaffung neuer Verpackungsformen nach sich ziehen. Wir werden dazu angehalten, die Produkte, die wir kaufen, nicht zu berühren. Einfache Vergnügungen wie das Riechen an einer Melone oder das Auspressen einer Frucht werden verpönt sein und vielleicht sogar der Vergangenheit angehören.

Eine glatte, saubere, geordnete Welt, frei von gefährlichen Melonen an kleinen Marktständen, frei von kleinen Unternehmen und anarchischen Handelsvereinbarungen und unangenehmen menschlichen Interaktionen jeglicher Art – eine Welt, die von effizienten, sauberen, digitalisierten Unternehmen geführt wird, die «E-Lösungen» für jede Aktivität anbieten, die unsere Sicherheit und unser Wohlergehen bedrohen könnte: Dies wird schon seit Jahren angeboten, aber die Pandemie war – wie Schwab offen zugibt – ein Segen für die Verantwortlichen. Wir sind jetzt bereit, Dinge zu akzeptieren, die vor drei Jahren noch unvorstellbar gewesen wären. Was wird nächstes Jahr erdacht werden? Und wer wird auf den zusammengewürfelten Haufen von Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern, Faschisten und Spinnern hören, die wollen, dass wir Nein dazu sagen?

Dies ist die Art von Dingen, die die wirklich seltsamen «Verschwörungstheorien» um Schwab und seine Agenda nähren. Aber man muss nicht glauben, dass das Virus absichtlich freigesetzt wurde oder gar nicht existiert, um das Gesamtbild zu betrachten. Seit Jahrzehnten werden die Nationalstaaten und ihre politischen Führer durch die Globalisierung immer mehr entmachtet, und die Macht konzentriert sich in den Händen derjenigen, die die technologische Infrastruktur der Welt schaffen und kontrollieren. Bill Gates, Mark Zuckerberg, Klaus Schwab, Jeff Bezos, Sergey Brin, Ray Kurzweil und Co. prägen seit Jahrzehnten unsere Realität, und der von ihnen begründete limbische Kapitalismus wurde durch Covid-19 überhöht – ebenso wie das Bewusstsein dafür und eine wachsende Gegenreaktion.

Wir leben in einer Zeit, in der der Konflikt zwischen Technokratie und Demokratie offen zutage getreten ist: Die Schlacht wird jetzt täglich auf der Strasse und auf dem Bildschirm ausgetragen. Schwab ist ins Rampenlicht gerückt, weil er öffentlich versucht, diesem Konflikt einen erzählerischen Rahmen zu geben. Erst letzten Monat hat er auf einer Konferenz in (wo sonst?) Dubai diese Ambition deutlich gemacht, indem er seinen Great Reset in «Great Narrative» umbenannte. Die Welt brauche eine neue globale Geschichte, um sie zu vereinen, sagte er. Er und das WEF würden dabei helfen, «sich die Zukunft vorzustellen, die Zukunft zu entwerfen und dann die Zukunft umzusetzen».

Klaus Schwab plant, «die Zukunft kreieren», und das ist genau jener Plan, der Alex Jones zum Schwärmen bringt. Doch auch wenn Schwab und das WEF Macht und Einfluss haben, sollte man nicht unterschätzen, dass er nicht die Fäden zieht. Es gibt keine Fäden: Es gibt nur die Maschine, und die Richtung, in die sie sich bewegt, ist längst vorgegeben. Covid-19 hat das perfekte Testgelände und die Startrampe für die nächste Generation digitaler Überwachungs- und Kontrolltechnologien geliefert, die schon seit Jahren auf dem Reissbrett geplant sind. Die Verwirrung, die Wut und die Spaltung, die uns derzeit umtreiben, sind das Ergebnis unserer verwirrten Unfähigkeit, mit dem Techno-Coup, den wir erleben, umzugehen oder auch nur zu verstehen, was da vor sich geht.

Aber die Zukunft ist jetzt nicht mehr nur auf dem Reissbrett. Nehmen Sie die Impfpässe mit QR-Code, die in den letzten zwölf Monaten so schnell in der ganzen Welt eingeführt wurden. Aus Sicht der öffentlichen Gesundheit machen sie wenig Sinn, da wir wissen, dass die derzeit verfügbaren Impfstoffe die Übertragung des Virus nicht verhindern. Aber sie bewirken eine Normalisierung der betreffenden Technologien, die ohnehin in der Entwicklung waren. Digitale Impfpässe sind in der Europäischen Union beispielsweise seit 2018 in Vorbereitung. Ende 2019, Monate vor Beginn der Pandemie, begannen in Bangladesch Versuche mit «digitalen Identitätssystemen» in Verbindung mit dem Impfstatus. Man hoffte, dass sie zeigen würden, wie man «die Impfung als Gelegenheit zur Schaffung einer digitalen Identität» auf weltweiter Ebene nutzen könnte.

Nochmals: Es sind keine abwegigen Behauptungen erforderlich, um dies zu verstehen. Es handelt sich lediglich um eine Beschleunigung der bisherigen Entwicklung. Die meisten von uns tragen bereits einen tragbaren Peilsender in der Tasche, der unseren geografischen Standort überwacht, Daten über alles Mögliche sammelt, von unseren politischen Ansichten bis hin zu unseren Einkaufsvorlieben, und der im Extremfall vom Staat benutzt werden kann, um herauszufinden, wer unsere Freunde und Kontakte sind. Man nennt es ein Smartphone.

Da Covid-19 in den nächsten ein bis zwei Jahren endemisch wird und immer wieder neue Varianten auftauchen, wird der Druck auf dauerhafte Gesundheits- und Sicherheitsgarantien wahrscheinlich anhalten. Praktischerweise können wir diese Smartphones, die bereits mit unseren Covid-QR-Codes versehen sind, als permanente «Gesundheitspässe» verwenden, die uns in der gefährlichen neuen Welt den sicheren und digitalen Zugang zu Waren und Dienstleistungen ermöglichen – und gleichzeitig alle bestrafen oder ausschliessen, die sich weigern, die empfohlenen Gesundheitsmassnahmen in Anspruch zu nehmen.

Wenn dies wie eine dieser verrückten alten Verschwörungstheorien klingt, sollten Sie bedenken, dass die eigentlichen Reisepässe – die, mit denen wir in den Urlaub fahren – nach dem Ersten Weltkrieg als vorübergehende Massnahme eingeführt wurden. Die spätere Begründung für die weltweite Einführung von Reisepässen waren «Erwägungen der Gesundheit oder der nationalen Sicherheit», die durch den Ausbruch der Spanischen Grippe im Jahr 1918 ausgelöst wurden. Ein Jahrhundert später steht die digitale Version kurz vor der Verwirklichung, und die Pandemie bietet die perfekte Gelegenheit für ihre Einführung. Die WHO verhandelt derzeit mit Nationalstaaten, regionalen Blöcken und Unternehmen, um sich auf die Standards für die weltweite Harmonisierung digitaler Pässe zu einigen:

Die im Rahmen der WHO-Bemühungen entwickelten neuen Instrumente sind fast fertig. Bis Ende 2021 werden die Beta-Referenzsoftware des DDCC-Gateways (PKI) erwartet und eine Beta-Version der Universal Status Checking App, die das Google Android FHIR SDK nutzt und auf dem EU-DCC basiert … Sie soll alle weltweit verwendeten Gesundheitspass-QR-Code-Formate erkennen können.

Globale Gesundheitspässe und digitale Idenitätsbörsen

Wir werden also unsere permanenten, globalen Gesundheitspässe haben, und sie werden dann mit bereits bestehenden digitalen ID-Technologien und der Einführung digitaler Währungen verschmelzen, um für uns alle eine personalisierte digitale Identitätsbörse zu schaffen, die als optionale Annehmlichkeit präsentiert wird, aber schon bald zu einer Grundvoraussetzung für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben werden wird, so wie Smartphones, Kreditkarten und Papierpässe. Wenn Sie diese Zukunft selbst erleben möchten, können Sie sich diesen Kurzfilm ansehen, der von einem der Unternehmen, die hier Pionierarbeit leisten, speziell für Sie gedreht wurde. Sieht das nicht verlockend aus? Sicher? Reibungslos? Ich für meinen Teil fühle mich schon jetzt enorm gestärkt:

Wenn wir erst einmal die Prämisse akzeptiert haben, dass ein tiefes und allgegenwärtiges Mass an Überwachung, Kontrolle und Steuerung ein Preis ist, den es sich lohnt, für die Sicherheit zu zahlen – und das scheinen wir bereits getan zu haben –, dann ist fast alles möglich. Südkorea hat gerade massenhaft Gesichtserkennungstechnologien eingeführt, um «die Benachrichtigung über eine mögliche Gefährdung durch Covid-19 zu beschleunigen».

China ist bekannt für sein Sozialkreditsystem, in dem die Bürger für ihr Verhalten in verschiedenen Bereichen belohnt oder bestraft werden. In den Medien werden raffinierte kleine Filme produziert, in denen gezeigt wird, wie Ihr Covid-Pass bequem auf einem Mikrochip in Ihrer Haut gespeichert werden könnte. In den USA hat die FDA bereits Pillen zugelassen, die mit «digitalen Einnahmeverfolgungssystemen» ausgestattet sind, die ein Signal an ein Smartphone senden, wenn das Medikament eingenommen wird. Vielleicht können Sie dann auch mit Ihrer biometrischen Geldkarte bezahlen, auf der Ihre Fingerabdruckdaten gespeichert sind.

Schnallen Sie sich an: Das ist die Zukunft, und sie treibt uns direkt und gezielt auf das Hauptziel zu: das «Internet der Körper», in dem wir beginnen, endgültig mit den Maschinen zu verschmelzen, die wir geschaffen haben. Mikrochip-Gehirnimplantate – «Human Enhancements», die es uns ermöglichen werden, direkt mit dem Internet zu «interagieren» – werden uns schneller erreichen, als wir denken: Ihre Entwicklung wird derzeit unter anderem von Elon Musk und Mark Zuckerberg finanziert. Die Royal Society, Grossbritanniens wissenschaftlicher Thinktank der ersten Liga, kann ihre Begeisterung über die Möglichkeiten, die sie bieten werden, nicht zügeln:

Die Verknüpfung menschlicher Gehirne mit Computern unter Nutzung der Leistung künstlicher Intelligenz könnte es ermöglichen, die Entscheidungsfähigkeit und emotionale Intelligenz von Menschen mit der grossen Datenverarbeitungsleistung von Computern zu vereinen und so eine neue und kollaborative Form der Intelligenz zu schaffen. Die Menschen könnten bis zu einem gewissen Grad telepathisch werden und sich nicht nur ohne Sprache, sondern auch ohne Worte unterhalten, indem sie auf einer konzeptionellen Ebene Zugang zu den Gedanken der anderen haben. Nicht nur Gedanken, sondern auch Erfahrungen könnten von Gehirn zu Gehirn kommuniziert werden …

In dieser Geschichte der Maschine wird die ganze Welt, jeder und alles in ihr, zu einem Knotenpunkt in dem leuchtenden Netz, das jede unserer wachen Stunden bestimmen und lenken wird. Diese Zukunft wurde natürlich schon lange vorhergesehen. William Morris hat sie kommen sehen, und William Blake ebenso. Aldous Huxley und E. M. Forster sahen sie schon vor einem Jahrhundert, und Edward Abbey sagte sie voraus, bevor ich geboren wurde:

Nennen wir es den Ameisenstaat, die Bienenstockgesellschaft, einen technokratischen Despotismus – vielleicht wohlwollend, vielleicht nicht, aber in jedem Fall der Feind der persönlichen Freiheit, der Unabhängigkeit der Familie und der Souveränität der Gemeinschaft, der die Freiheit, zwischen alternativen Lebensformen zu wählen, für lange Zeit ausschliesst. Die Beherrschung der Natur, die durch falsch angewandte Wissenschaft ermöglicht wird, führt zur Beherrschung der Menschen, zu einer tristen und totalitären Uniformität.

Covid-19 hat unser Abtauchen in den digitalen Ameisenhaufen sowohl beschleunigt als auch gerechtfertigt, und in den kommenden Jahren wird es immer unerbittlicher werden. Vielleicht werden viele, ja die meisten von uns dies begrüssen. Schliesslich wird es uns seit Jahren angepriesen, im bewusstesten, manipulativsten Massenangriff auf unseren Willen in der Geschichte der Menschheit. Wir wurden dazu erzogen, unsere Smartphones, Navigationsgeräte, intelligenten Kühlschränke, Drohnen und Alexas zu lieben – oder zumindest zu akzeptieren. Ludditen wie ich waren schon immer eine Randsekte. Die Menschen, die vom WEF als «junge globale Führungskräfte» von morgen ausgewählt wurden, sind sicherlich begeistert von der Zukunft, die sie aufbauen sollen:

Seitdem Künstliche Intelligenz und Roboter viel von unserer Arbeit übernehmen, haben wir plötzlich Zeit, gut zu essen, gut zu schlafen und Zeit mit anderen Menschen zu verbringen. Das Konzept der Rushhour macht keinen Sinn mehr, da die Arbeit, die wir tun, jederzeit erledigt werden kann. Ich weiss nicht, ob ich sie überhaupt noch als Arbeit bezeichnen würde. Es ist eher Denkzeit, Schaffenszeit und Entwicklungszeit.

Verschwinden der Privatsphäre

Aber natürlich hat jede Gesellschaft auch ihre Schattenseiten: Hin und wieder ärgere ich mich über die Tatsache, dass ich keine wirkliche Privatsphäre habe. Nirgendwo kann ich hingehen, ohne registriert zu werden. Ich weiss, dass irgendwo alles, was ich tue, denke und träume, aufgezeichnet wird. Ich hoffe nur, dass niemand das gegen mich verwenden wird.

Das ist keine Satire, das ist eine Prophezeiung. Oder vielleicht ist es auch nur Marketing. Wie dem auch sei, wir sind endlich an den Ausläufern der Zukunft angekommen: eine umgekehrte Version von The Matrix, in der Agent Smith der Held ist. Eine Welt, die schrecklich und langweilig zugleich ist. Der Klimawandel macht sich immer stärker bemerkbar, die Ökosysteme verschlechtern sich, die Versorgungsketten geraten ins Stocken und das soziale Gefüge wird brüchig. Auch Verstädterung und Massenmigration nehmen in rasantem Tempo zu. Deshalb wird es imme notwendiger werden, die Bürger unserer Massengesellschaft auf kleinstem Raum zu steuern und zu kontrollieren, um die Wachstums- und Fortschrittsshow am Laufen zu halten. Die Pandemie hat uns gezeigt, wie dies erreicht werden kann. Schwab hat recht: Es gibt kein Zurück mehr, wenn man die Lehren daraus gezogen hat.

Manchmal denke ich, dass das, was jetzt geschieht, in der Geschichte der Menschheit ohne Beispiel ist. Zu anderen Zeiten scheint es wie die übliche menschliche Geschichte zu sein, nur schneller. Wann haben wir damit begonnen, uns zu verbessern? Als wir die Brille, die Schuhe, die Rüstung, den Feuerstein erfunden haben? Sind wir Tiere, die sich neu erfinden, sich Welten ausdenken und dann versuchen, sie zu bauen? Wenn es das ist, was uns Menschen ausmacht, gibt es dann eine Möglichkeit, den Marsch in Richtung Verschmelzung von Mensch und Maschine aufzuhalten? Oder ist das bereits geschehen?

Ich könnte in diesem Stil fortfahren – ich mache das jetzt schon seit Jahren. Hier möchte ich stattdessen mit etwas anderem enden: etwas, von dem ich zu Beginn vielleicht nicht erwartet hätte, dass ich es sage. Aber dieser erste Aufsatz von vor einem Monat scheint bereits in einer anderen Zeit geschrieben worden zu sein, so schnell hat sich alles verändert.

Ein seltsamer Hoffnungsschimmer

Die Sache ist die: Aus irgendeinem Grund fühle ich trotz allem, was die Zukunft zu bringen scheint und trotz der neuen teilweisen Abriegelung, einen seltsamen Hoffnungsschimmer. Kontrollsysteme sind nie von Dauer. Die Welt liegt jenseits unseres Verständnisses und unserer Kontrolle, und das gilt letztlich auch für die Menschen. Wir verstehen uns selbst kaum. Vielleicht ist Klaus Schwabs Wunsch, «die Welt zu verbessern», echt und spürbar, aber er wird sie dennoch nie fest genug in die Hand nehmen können, um sie seinem Willen zu unterwerfen. Wer kann das schon?

Die Welt ist kein Mechanismus: Sie ist ein Mysterium, an dem wir täglich teilhaben. Wenn wir versuchen, sie umzugestalten wie ein globaler CEO oder sie zu erklären wie ein Essayist, werden wir scheitern: schwach oder glorreich, aber wir werden scheitern. Die Maschine, das Technium, das Metaversum: Wie auch immer wir unser Babel des 21. Jahrhunderts nennen, und wie überwältigend es uns im Moment auch erscheinen mag, es kann am Ende niemals siegen, denn es ist eine Manifestation des menschlichen Willens und nicht des Willens Gottes.

Wenn Sie nicht an den Willen Gottes glauben, nennen Sie es stattdessen das Naturgesetz: So oder so, es spricht zu uns dasselbe. Es sagt, sanft oder bestimmt: Du bist nicht verantwortlich. Ich kann nicht so tun, als würde ich das alles verstehen. Alles, was ich habe, ist meine Intuition und diese Worte. Aber ich denke, dass die Welt überraschender und lebendiger ist, als ich manchmal sehe oder sogar glauben will. Ich glaube, dass der Corona-Moment einen uralten, andauernden Kampf zwischen dem Geist der Wildnis und dem Geist der Maschine verdeutlicht und dass dieser Kampf in uns allen jede Minute des Tages weitergeht. Manchmal müssen Schlachten geschlagen, Positionen bezogen und Grenzen gezogen werden. Dies ist einer dieser Momente. Wenn wir beginnen, alle Geschichten zu verstehen, die im Spiel sind, können wir erkennen, an welcher wir teilnehmen und welche Entscheidungen wir treffen müssen: wofür wir stehen und wofür nicht.

Hier im Norden ist Winter. Morgen ist die Sonnenwende. Im Westen Irlands ist es dunkel, feucht und kalt. Die Zeiten toben um uns herum, und es kann schwerfallen, einen klaren Kopf zu behalten. Aber hier werden nachts Kerzen in den Fenstern angezündet, denn es ist Advent, und ein unerwartetes Licht bricht durch den kürzesten aller Tage. Die Zeiten verlangen jetzt, dass wir uns an einige der alten Tugenden erinnern und sie pflegen. Wir könnten mit dem Mut beginnen: Mut und Geduld. Es mag Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte dauern, aber die Maschine, die wir gebaut haben, um das Leben selbst zu steuern, um die Welt in unsere eigene kleine Form zu pressen – wird am Ende zusammenbrechen, und die summenden Drähte werden verstummen. In der Zwischenzeit ist es unsere Aufgabe, die Form der Tyrannei zu verstehen, damit wir ihr widerstehen können. Aber D. H. Lawrence wusste es: alle Propheten wussten es. Die Erde kann nicht zurückgesetzt werden. Nicht von uns, niemals.

Sie sprechen vom Triumph der Maschine,

aber die Maschine wird niemals triumphieren.

Aus den Tausenden und Abertausenden

von Jahrhunderten des Menschen

das Ausrollen von Farnen, weisse Zungen

des Akanthus, die an der Sonne lecken,

ein trauriges Jahrhundert lang

haben die Maschinen triumphiert,

uns hin und hergerollt,

das Nest der Lerche geschüttelt,

bis die Eier zerbrochen sind.

Schüttelten die Sümpfe, bis die Gänse weg sind

und die wilden Schwäne wegflogen und uns

den Schwanengesang sangen.

Hart, hart rollen die Maschinen über die Erde,

doch durch manche Herzen werden sie nie rollen.

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Den «Impfmoment, Teil I» lesen Sie

hier;

den «Impfmoment, Teil II» hier.

Paul Kingsnorth ist ein englischer Schriftsteller und Journalist. Er war stellvertretender Chefredakteur des Umweltmagazins The Ecologist und befasst sich hauptsächlich mit den Themen Globalisierung und Umweltschutz. Seine Website: www.paulkingsnorth.net

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