Stolperdraht und Würgeschlinge – NATO-Kampftruppen an russischer Grenze
Die NATO stationiert seit 2016 Kampftruppen an der russischen Grenze – unter Bruch früherer Vereinbarungen mit Moskau. Im Ernstfall droht der Nordatlantikpakt mit dem Ersteinsatz von Atomwaffen. Es folgt ein Auszug aus dem Artikel „Stolperdraht und Würgeschlinge”, den Sie vollständig lesen können im brandaktuellen COMPACT Spezial Feindbild Russland: Die NATO marschiert. Hier bestellen.
General Richard Shirreff, stellvertretender Oberkommandierender der NATO in Europa von 2011 bis 2014, hat nach seiner Pensionierung im selben Jahr einen Thriller verfasst und sogar ein konkretes Datum für den Ausbruch der atomaren Apokalypse angegeben: 2017 – War with Russia. In seinem Roman geht er von einer Offensive Russlands gegen die baltischen Staaten aus, die einerseits von Angst – Moskau fürchte eine Einkreisung durch die NATO –, andererseits von Überheblichkeit – Putin gehe von einer militärischen Unterlegenheit des Westens aus – motiviert sei.
Schlacht um Suwalki
Man würde einen großen Fehler machen, ein solches Buch für bloße Belletristik zu halten. Shirreff ist zwar nicht mehr im aktiven Dienst, gehörte aber 2016 zu den Autoren einer Kriegsstudie des Tallinner Internationalen Zentrums für Verteidigung und Sicherheit (ICDS), wie von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung referiert wurde. Neben Shirreff haben der estnische Verteidigungsminister Jüri Luik, der deutsche General a.D. Egon Ramms (bis 2010 im Oberkommando der NATO) und sein früherer USAmtskollege Wesley Clark an der Analyse mitgearbeitet.
Clark ist ein berüchtigter Brandstifter: Als Jugoslawien und die NATO im Juni 1999 im Krieg um das Kosovo einen Waffenstillstand schlossen und in der Folge der damalige Präsident Boris Jelzin, der das Abkommen vermittelt hatte, nach dem Einmarsch der Amerikaner, Briten und Deutschen auch eigene Soldaten zur Überwachung des Friedens in die Provinz entsandte, wollte Clark die Russen vom Flughafen Pristina wegbomben.
Der Showdown fand nur deswegen nicht statt, weil der vor Ort kommandierende General Mike Jackson die Ausführung von dessen Befehl verweigerte: «Ich riskiere doch nicht für Sie den Dritten Weltkrieg», brüllte der Brite seinen Vorgesetzten – Clark war damals NATO-Oberbefehlshaber Europa – am Telefon an. Was 1999 knapp vermieden wurde, nehmen Clark, Shirreff und Co. in der ICDS-Studie Closing NATO’s Baltic Gap (2016) wieder in Angriff:
Baltic Gap (baltische Lücke) erinnert an den Begriff Fulda Gap in den Strategiedebatten der 1980er Jahre, in denen ein sowjetischer Vorstoß ins Hessische am Ende einen Nuklearkrieg auslöst. Aktuell geht es um einen nur 65 Kilometer breiten Korridor zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Weißrussland in der Nähe des Städtchens Suwalki.
Wenn diese schmale Landverbindung zwischen Polen und den baltischen Republiken durch russische Einheiten besetzt würde, wären Estland, Lettland und Litauen vom Rest des NATO-Gebietes abgeschnitten und könnten innerhalb von 36 bis 60 brik RAND Corporation. Aufgrund ihrer konventionellen Unterlegenheit in dieser Region «müsste die NATO einen Atomkrieg riskieren, um das Verlorene zurückzugewinnen», fasst die FAZ kaltschnäuzig zusammen.
Die Einkreisung
Auf dem NATO-Gipfel in Warschau im Juli 2016 wurde nicht weniger als der Bruch der NATO-Russland-Akte aus dem Jahr 1997 verabredet, die eine «dauerhafte Stationierung» von «substanziellen» Kampfverbänden in den ehemaligen Staaten des Warschauer Paktes ausschließt: In jedem der drei baltischen Staaten sowie in Polen gibt es seither ein NATO-Bataillon mit je 800 bis 1.000 Mann, in Litauen hat die Bundeswehr die Führung inne.
Das Militärpersonal rotiert, um die dauerhafte Präsenz zu kaschieren, aber die Mannstärke bleibt gleich. Doch dabei soll es nicht bleiben, wie der polnische Außenminister Witold Waszczykowski verraten hat: «In seiner Rechnung landet er stolz bei ”mehr als 10.000 NATO-Soldaten”, die künftig auf polnischem Boden stationiert sind», gab die FAZ seine Ausführungen wieder. Die Rechnung ist realistisch: «Der Minister zählt eine amerikanische Brigade hinzu, welche die Vereinigten Staaten (…) aus Deutschland zu Übungen nach Polen schicken wollen. Dann rechnet er mit dem (amerikanischen) Bedienungspersonal der NATO-Raketenabwehr (…).
Schließlich führt er die Kampfunterstützungsbrigade des multinationalen Korps Nordost auf, jenes polnisch-deutsch-dänischen Stabes in Stettin, der künftig militärische NATO-Aktivitäten in den östlichen Mitgliedsländern koordiniert. Auch für die Südostgrenze des Bündnisses wurde in Warschau eine Aufrüstung festgelegt: Seit dem 13. Mai 2016 ist die Raketenabschussbasis im rumänischen Deveselu feuerbereit…. Ende des Auszugs.
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Ein Partner für Deutschland: Was Putin uns zu bieten hat
Putin, der dünne Libertäre: Seine erfolgreiche Marktwirtschaft
Wer zwang Hitler, Stalin anzugreifen? Putin als Geschichtsrevisionist
Die Kutusow-Strategie: Putins Außenpolitik 2000 bis 2021
Die Putin-Doktrin: Die offensive Wende Putins 2022
Der schwulenfeindliche Putin. Echt? Zu den JugendschutzgesetzenKampf um die Ukraine
Zwischen Ost und West: Geschichte der Ukraine bis 1914
Stalins Hungerverbrechen: Das Trauma der Ukraine
«Wir müssen auf diese Gefahr reagieren» Ungekürzt: Putins entscheidende Rede
«Wir bekamen Befehl, auf beide Seiten zu schießen» Zum Maidan-Massaker im Februar 2014
Souveränität der Bürger: K. A. Schachtschneider über die Krim-Frage
Der gemeuchelte Frieden: Anfang und Ende des Minsker AbkommensAngriffspläne gegen Russland
„Wir müssen Russland einkreisen“ Angloamerikanische Politik seit 1750
«Häfen und Städte ausradieren» Die Atombombenpläne der USA
Gebrochene Versprechen: Die NATO-Osterweiterung
Eine Kette von Enttäuschungen: _ O-Ton W. Putin vom Dezember 2021
Mit freundlicher Hilfe von George Soros: Die Farbenrevolutionen
Stolperdraht und Würgeschlinge: So trainiert die NATO für den Krieg
Spiel mit dem Feuer: Die Aufrüstung der UkraineMoskaus neue Welt
Geburtswehen einer neuen Weltordnung: Ostblock gegen Westblock
«Nationale Souveränität ist keine heilige Kuh» Alexander Dugin zur Groß-raumpolitik
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