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«Die meisten Russen stehen hinter Putin»

Published On: 24. März 2022 0:05

«Die meisten Russen stehen hinter Putin»

Veröffentlicht am 24. März 2022 von KD.

Giuseppe Davì ist ein italienischer Gastronom, der seit sechzehn Jahren in Moskau lebt und arbeitet. Er ist Mitbesitzer eines italienischen Restaurants, in dem er auch als Küchenchef tätig ist, und er ist mit einer Russin verheiratet. In einem Interview mit dem italienischen Nachrichtensender Byoblu schildert er, wie sich die kürzlich gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktionen auswirken.

Moskau habe sich in den letzten 15 Jahren völlig verändert, erklärt Davì. Vor allem wirtschaftlich habe sich die Stadt stark entwickelt und biete heute viele Möglichkeiten. Aufgrund der jüngsten Wirtschaftssanktionen habe er in seinem Restaurant etwa 20 Prozent der Kundschaft verloren, praktisch alle Ausländer. Die Preise für importierte Produkte seien um etwa 30 Prozent gestiegen, importierter Wein sei gar doppelt so teuer geworden. Lokale Produkte hätten sich um etwa 10 Prozent verteurert.

«Abgesehen davon verläuft das Leben hier recht ruhig, ich sehe keine grösseren Probleme», stellt Davì fest.

Der Gastronom bestätigt, dass viele ausländische multinationale Unternehmen ihre Verkaufsstellen geschlossen haben, so zum Beispiel McDonald’s. Die Regierung habe jedoch rasch viel Geld für Investitionen zur Verfügung gestellt, um diese zu ersetzen. McDonald’s habe allerdings noch nicht angekündigt, Russland definitiv zu verlassen. Momentan sei alles auf Stand-by.

Die Regierung würde gegenwärtig noch keine ausländischen Unternehmen nationalisieren, so Davì. Doch wenn diese Russland verlassen würden, müsste die Regierung zwangsläufig intervenieren, um die Arbeitsplätze zu sichern.

Auf die Frage, ob er die in den westlichen Medien vorherrschende Auffassung, Putin sei völlig losgelöst vom Willen seines Volkes, für richtig hält, antwortet Davì:

«Soweit ich weiss, hat Putin eine sehr hohe Zustimmung, etwa 80 Prozent. Natürlich gibt es einige, die gegen ihn sind, aber das sind nur sehr wenige, ich denke, etwa 20 Prozent. Die Mehrheit der russischen Bevölkerung steht hinter Putin».

Gemäss Davì hat die russische Bevölkerung allerdings absolut nichts gegen die Ukraine. Dasselbe gelte für Putin. Das Problem in der Ukraine bestehe sei acht Jahren. Putin sei nicht einfach plötzlich aufgewacht und habe entschieden, die Ukraine anzugreifen.

Davì informiere sich im Internet und abends in den italienischen Nachrichten und urteilt:

«Was die Russen und der Westen heutzutage berichten, sind völlig gegensätzliche Versionen. Es ist schwer zu entscheiden, wem man glauben soll.»

Bezüglich der russischen Identität im Vergleich zur italienischen und westlichen erklärt Gavì, dass die russische Bevölkerung sehr schnell reagiere. Als zum Beispiel 2014 die Sanktionen verhängt wurden, habe es zwar eine zweijährige Krise gegeben, doch heute würden 70 bis 80 Prozent der Produkte in Russland produziert.

Davì kritisiert die gegenwärtige Russophobie. Wenn zwei Länder Probleme miteinander hätten, habe das nichts mit den einfachen Bürgern zu tun. Italien würde in dieser Hinsicht vieles falsch machen.

«Wenn wir beginnen, ein anderes Volk von der Kultur und vom Sport auszuschliessen, bin ich mir nicht sicher, wo Demokratie herrscht, in Russland oder in Italien.»

Davì glaubt, dass sich Russland nach den erneuten westlichen Sanktionen weltwirtschaftlich umorientieren werde. Die Leidtragenden wären die Europäer.

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