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Was man vom Wald für die Börse lernen kann

Published On: 25. März 2022 18:58

Die Börse und der Wald sind zwei ganz verschiedene Welten? Ja, ganz bestimmt. Die beiden Welten haben nichts gemeinsam? Weit gefehlt! Tatsächlich gibt es viele Prinzipien, die nicht nur für die Bewirtschaftung eines Waldes, sondern auch für den Aufbau und die Pflege eines privaten Portfolios gelten.

Bei meinen Waldführungen frage ich die Teilnehmer oft, ob sie denn wüssten, wem der Wald gehört. Viele machen sich hierüber dann zum ersten Mal in ihrem Leben Gedanken. Da sich die Menschen im Wald frei fühlen, aber in Deutschland ja nichts herrenlos sein kann (…), kommt als Antwort häufig: »Dem Staat.« Tatsächlich ist der Staat in Deutschland ein großer Waldeigentümer, wobei dem Bund dabei nur sehr wenig zufällt. Im Bundeseigentum stehen im Wesentlichen nur die großen Truppenübungsplätze der Bundeswehr und der alliierten Streitkräfte, die von den Bundesförstern betreut werden. Weit größere Flächen werden von den Ländern betreut. So macht das Eigentum des Freistaats Bayern gut ein Drittel an der gesamten bayerischen Waldfläche von knapp 2,6 Millionen Hektar aus. Da Bayern das waldreichste Bundesland ist, sind die den Wald betreuenden Bayerischen Staatsforste einer der größten Forstbetriebe Europas. Doch nicht nur der Staat besitzt Wald, auch viele Kommunen und die Kirche sind Eigentümer großer Waldflächen.

Der mit Abstand größte Anteil entfällt aber auf private Waldbesitzer. Deren Zahl ist weit größer, als man denken würde. Und genau in dieser Vielfalt liegt eine immense Stärke. Denn jedes dieser Millionen Individuen – ja, allein in Deutschland gibt es etwa zwei Millionen private und kommunale Waldeigentümer – hat eine etwas andere Herangehensweise, und daraus resultiert eine unglaubliche Vielfalt. Es ist egal, wenn ein Einzelner Kahlschläge betreibt oder seinen eigenen Wald unberührt lässt, denn der Großteil der Waldbesitzer handelt sehr verantwortungsvoll. Es galt einst wie heute im Bauernstand das Credo, man solle den Wald in mindestens so gutem, wenn nicht sogar in etwas besserem Zustand an den Nachwuchs übergeben, wie man ihn selbst von seinen Vorfahren übernommen hat. Privates Eigentum ist gut, das gilt sowohl beim Wald wie auch in der Wirtschaft.

Eine Anleitung für Gegenwart und Zukunft

Hierfür ist auch das kleine Bundesland Vorarlberg in Österreich ein gutes Beispiel. Es ist ein Unikum, dass es in dieser Region ausschließlich Wälder gibt, die im Eigentum von Privatleuten und Gemeinden stehen. Interessanterweise hat Vorarlberg aber auch die vielfältigsten und naturnächsten Wälder von ganz Österreich. Neben der großen geografischen Vielfalt mit den unterschiedlichsten Wuchsbedingungen von den Rheinauen bis zur Waldgrenze im Hochgebirge ist auch die Vielfalt der im Eigeninteresse gelegenen nachhaltigen kleinflächigen Bewirtschaftung hierfür ausschlaggebend.

Ein sehr großes Problem, übrigens in ganz Europa, ist die zunehmende Urbanisierung. Es gibt seit Jahrzehnten ein Bauernhofsterben. Viele Menschen erben somit Wälder, an deren Bewirtschaftung sie als Städter kein Interesse haben. Häufig sind die Eigentümer nicht vor Ort. Es geht sogar so weit, dass manche nicht einmal wissen, wo ihr Wald liegt, oder gar, dass sie überhaupt einen besitzen. Vor vielen Jahren musste ich, um eine Zustimmung für ein Forstwegeprojekt zu erhalten, lange mit einer älteren Dame telefonieren, die zwanzig Jahre zuvor in die USA emigriert war und ihren Wald quasi herrenlos zurückgelassen hatte. Die Forstverwaltungen unternehmen sehr große Anstrengungen, um bei den Eigentümern Interesse am Wald zu wecken.

Hier sehen wir eine große Parallele zur Geldanlage. Vor vielen Jahren habe ich einmal den Rat bekommen: »Kümmern Sie sich um Ihr Geld, sonst tun es andere.« Denn ähnlich wie beim Wald ist es wichtig, dass man Interesse an dem hat, was einem gehört. Beim Wald führt mangelndes Interesse bei den Eigentümern dazu, dass der Wald nicht mehr bewirtschaftet wird, mit allen negativen Folgewirkungen.

Autor des Wirtschaftsbestsellers #1 2021

Die Wälder wachsen dicht auf, was zu hohen dünnen Stämmen mit einer kleinen Krone führt. Solche Wälder sind bei Stürmen nicht standfest. Sie sind auch nicht vital, sodass der Borkenkäfer und andere Schädlinge leichtes Spiel haben. Der wertvolle regional verfügbare Rohstoff mit unschlagbarer Ökobilanz bleibt ungenutzt und muss durch andere Rohstoffe ersetzt werden. Die Dominanz mancher Baumarten führt zur Entmischung, also zu artenärmeren Beständen, als man sie durch Waldpflege schaffen würde. Beim Geld führt Nichtbeachtung dazu, dass man zwar hart arbeitet, um es zu verdienen, es dann aber auf dem Konto oder dem Sparbuch liegen bliebt und somit entweder durch die Inflation aufgefressen wird oder sich andere daran bedienen, wie eine schmarotzende Mistel an einer alten Tanne.

Was das konkret bedeutet, kann ich am besten an einem Beispiel anschaulich machen. Nachdem ich eine hohe Summe über eine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen hatte, wurde ich von einem Berater meiner örtlichen Bankfiliale angerufen. Ich hatte in den Jahren zuvor nicht wirklich etwas von ihm gehört, und die zeitliche Koinzidenz des hohen Zuflusses auf mein Girokonto mit seinem Interesse daran, über mein Konto, die Gebühren und anderes zu sprechen, war sehr auffällig. Mir war klar, worauf das hinauslaufen würde, und aus Spaß nahm ich den angebotenen Termin wahr. Nach anfänglichem Smalltalk kam der Berater dann schnell auf das eigentliche Thema: Ich hätte viel Geld auf dem Girokonto, und es wäre sehr klug, es in Fonds seines Hauses zu investieren.

Man muss dazu sagen, dass es sicher besser ist, in solche Fonds zu investieren als das Geld auf dem Girokonto zu belassen. Aber man muss sich auch bewusst sein, dass dabei viele Leute mitverdienen werden. Zudem sind viele Fonds nicht in der Lage, die durchschnittlichen Marktrenditen zu überbieten. Dennoch kassieren Banken Vermittlungsgebühren und Fondsmanager hohe Vergütungen. Eine sehr preiswerte Alternative wären Indexfonds, sogenannte ETFs. Dieses heute sehr populäre Instrument ermöglicht es, direkt in einen Index wie den DAX, den Euro Stoxx oder den Dow Jones zu investieren und damit zig Aktien auf einmal abzudecken. Die Kosten für diese nicht aktiv gemanagten Fonds sind sehr gering. (…) Auch der Investmentguru Warren Buffett soll Medienberichten zufolge seiner Gattin geraten haben, nach seinem Tod alles in einen ETF auf US-Aktien zu investieren.

Leicht gekürzter Auszug aus:

Stephan Philipp, Investieren wie ein Förster. Was man vom Wald für die Börse lernen kann – Geldanlage nach den Prinzipien der Forstwirtschaft. FBV, 160 Seiten, 15,00 €.


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