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Finanzgeheimnisse opfern für die Ukraine?

Published On: 21. April 2022 0:15

Veröffentlicht am 21. April 2022 von CS.

Die Ankündigung, die Jagd auf die versteckten Reichtümer von Wladimir Putin und seines Umfelds zu eröffnen, wird höchstwahrscheinlich dazu führen, dass die westlichen Steueroasen ihre Tresore öffnen müssen. Daher werden auf diese enthusiastischen Erklärungen wohl kaum konkrete Ergebnisse folgen.

Am ersten Samstagabend des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, dem 26. Februar, teilte das Weisse Haus mit, dass man mit den Verbündeten in Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada und der Europäischen Union bereit sei, «eine transatlantische Arbeitsgruppe einzurichten». Diese sollte «die ordnungsgemässe Umsetzung der Finanzsanktionen durch die Identifizierung und das Einfrieren der Vermögenswerte von Einzelpersonen und Unternehmen mit Sitz in unseren Gerichtsbarkeiten sicherstellen».

Ein paar Zeilen weiter hiess es: «Wir werden andere Regierungen einbeziehen». Damit eingeschlossen waren natürlich die Schweiz, Zypern, die Vereinigten Arabischen Emirate und einige andere Steuerparadiese. (…)

Den Karpfen zum Sprechen bringen

Um die Geheimnisse um die Finanzen von Wladimir Putin und den fast 900 weiteren Personen, die von den westlichen Sanktionen betroffen sind, aufzudecken, muss man etwas tun, was bisher noch nie ernsthaft versucht wurde: in den Dschungel von Offshore-Gesellschaften, Trusts, Stiftungen, Domizilgesellschaften, Limited Partnerships und anderen Gesellschaften eintauchen. Die Geheimnisse der Anwälte, Notare, Treuhänder, Strohmänner und Strohfrauen entschlüsseln. Die Banker zum Reden bringen.

Man muss ganze Berufsgruppen dazu bewegen, sich an einen Tisch zu setzen, die bislang alles daran gesetzt hatten, genau dies nicht zu tun. Die Regierungen haben jedoch mehr zu verlieren als zu gewinnen, wenn man sie zur Transparenz verpflichtet. Das Vorhaben ist also in etwa so, als versuchte man einen Karpfen zum Reden bringen. (…)

Eine Kettenreaktion von Enthüllungen

Das zweite Hindernis sind die Regierungen selbst. Je grösser die Vermögen sind, die sie einfrieren oder beschlagnahmen müssen, desto deutlicher wird ihre implizite Verantwortung dafür, die Milliarden Putins und seiner Freunde entgegenommen zu haben. Das ist nicht gut fürs Image.

Aber es kommt noch schlimmer: Wenn man russische Geheimnisse zu lüften beginnt, wird es wahrscheinlich zu Enthüllungen kommen, die für die Meister der finanziellen Intransparenz sehr unangenehm sind. Die russischen Oligarchen haben ihre Geschäfte nicht allein gemacht: Sie hatten zwangsläufig unzählige Partner in anderen Ländern, vor allem im Westen.

Wenn die Geheimnisse eines russischen Milliardärs enthüllt werden, werden auch die Geheimnisse vieler anderer Milliardäre aus den G7-Staaten und ihrer Partner (einschliesslich der Schweiz), ihrer Banken, Anwälte, Treuhänder und Strohmänner aufgedeckt. Man deckt also die ganzen Verschleierungsmechanismen mit auf und wirft ein grelles Licht auf Jahrzehnte sorgfältigster Geheimhaltung.

Amerikanische Trusts, britische Partnerships

In diesem Spiel ist die Schweiz nicht einmal das Land, das am meisten zu verlieren hat, da es mit der Aufhebung des Bankgeheimnisses schon vieles hinter sich hat. Das Vereinigte Königreich ist viel stärker gefährdet — «Londongrad» kommt langsam in Bedrängnis, genauso seine Einflussgebiete, die Perlen der Offshore-Industrie sind: die Britischen Jungferninseln (BVI), die Kaiman-Inseln, die Kanal-Inseln, die Isle of Man, die City und all ihre geheimniskrämerischen Rechtsformen wie die International Business Company der BVI oder die Scottish Limited Partnership.

Genauso betroffen wären die Trusts einiger US-Bundesstaaten, beispielsweise der berühmte Trust von South Dakota oder die Limited Liability Company von Delaware. Die Jagd auf die Milliarden könnte auch die finanziellen Abhängigkeiten zwischen Ländern wie den Marshall-Inseln, einer ehemaligen US-Kolonie im Pazifik, den Seychellen oder den Vereinigten Arabischen Emiraten und den grossen Börsen in London und New York nur zu deutlich ans Licht bringen.

Die westlichen Befürworter der Jagd auf die Finanzvermögen der Freunde Putins laufen also Gefahr, in ihrer eigenen Transparenzfalle zu landen. Wenn die Umsetzung nun Zeit in Anspruch nimmt, wird dies nicht nur am dichten Gewirr der geheimnisvollen Verflechtungen liegen, die es zu durchdringen gilt. Sondern wahrscheinlich auch an dem hohen Preis, den die Staaten, welche diese neue Transparenz bewerben, dafür zahlen müssten.

Wenn allerdings der Krieg endet, bevor die Schattenseiten der Offshore-Finanzen der russischen Milliardäre und ihrer zahllosen westlichen Partner und Freunde vollständig aufgedeckt werden – so würde das Vielen ganz recht sein.

zum Originalartikel (auf Französisch)

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Yves Genier ist ein Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt Makroökonomie und Finanzwirtschaft. Der Historiker und Autor hat u.a. für die Bilanz und L’Hebdo geschrieben und betreibt den Blog Rhonestrasse.

Dieser Artikel wurde uns von unseren Freunden bei Bon pour la tête zur Verfügung gestellt, dem führenden alternativen Medium der französischsprachigen Schweiz. Von Journalisten für wache Menschen.

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