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Frankreichs Wahl als Menetekel für Deutschland

Published On: 26. April 2022 18:16

Für linke oder grüne Freudentänze bietet das Wahlergebnis in Frankreich keinen Anlass. Frankreich war oft genug die Avantgarde, wenn es um gesellschaftliche Grundströmungen geht. Das Scheitern der Linken und der Grünen dort, sollte auch hierzulande interessieren.

IMAGO / Le Pictorium

Eiffelturm in Paris nach der Stichwahl am Montag, 25. April 2022

Warum hat Saskia Esken einen Freudentanz aufgeführt, als sie vom Sieg Emmanuel Macrons in der Stichwahl um das französische Präsidentenamt erfuhr? Und warum fiel auch dem grünen Cem Özdemir ein Stein vom Herzen? Weil die Franzosen endlich mal auf die bedenklichen Stimmen ihrer europäischen Nachbarn gehört hätten, die vor der Wahl der Tochter des Bösen warnten – als ob sie etwas anginge, was die Franzosen für das Beste halten? Weil bei der sozialdemokratischen wie der grünen Antifa der Kampf gegen Rechts das Wichtigste ist, der erzböse Feind, gegen den alle anderen Widrigkeiten Peanuts sind?

Wenn sie sich da mal nicht täuschen, unsere wackeren Rotgrünen. Die normalerweise in Frankreich nicht gerade übliche Wiederwahl eines Staatspräsidenten verdankt Macron ausschließlich der Drohkulisse, die auch in Frankreich noch halbwegs fest und trutzig vor Marine Le Pen steht. Der Abstand zwischen den beiden Kandidaten hat sich spürbar verringert, 2017 war er noch doppelt so groß. Vor allem aber: während 18 Millionen Wahlberechtigte Macron wählten, taten es 30 Millionen nicht, etwa 16,6 Millionen wählten gar nicht oder ungültig. Aus Angst vor einem Sieg Le Pens? Womöglich. Und das hat Macron gerettet.

In der Provinz – und die ist in Frankreich weit – wird überdies deutlich anders gewählt als in den Städten mit den woken Weltläufigen. In der Mehrzahl der 35 000 Kommunen wurde gegen Macron gestimmt. Wenn man sich anschaut, wo wer wie gewählt hat, wird deutlich, dass es in Frankreich kaum anders zugeht als in der Heimstatt von Brexit und Trump: die Nation ist gespalten. Macron scheint das besser verstanden zu haben als die deutschen Beifallsklatscher: bei seinem Auftritt nach dem Wahlsieg wirkte er deutlich demütiger als sonst. 

Die „Somewheres“ mögen hier wie bei uns Verhockte und Verstockte aufweisen – womöglich aber ist eine Mehrheit deutlich realitätstüchtiger als die „Anywheres“ und die städtischen und akademischen Eliten. Realitätstüchtig heißt: Festhalten am französischen savoir vivre, Abneigung gegen woke Spinnereien und allerhand „Diverses“. Oder gegen eine Verspargelung des „patrimoine“ durch „alternative“ Energiequellen. Die German Angst vor Kernkraftwerken kennt man hier nicht. Nicht zuletzt aber ist man bei den Somewheres gegen Zuwanderung aus islamisch geprägten Kulturkreisen. 

Einigermaßen absurd, übrigens, wenn es heißt, Le Pen erweise sich in ihrer Ablehnung von „Klimaschutz“ und Einwanderung als „deutschlandfeindlich“  – was insbesondere Migration betrifft, ist womöglich längst die Mehrheit der Deutschen eher auf Seiten von Marine Le Pen als auf der von Nancy Faeser, die für grenzenlose Offenheit steht. 

Nach der Wahl in Frankreich

Für Freudentänze gibt es keinen Anlass. Frankreich war oft genug die Avantgarde, wenn es um gesellschaftliche Grundströmungen geht. Wie ein Menetekel sieht daher das Scheitern der Linken und der Grünen aus. In den ehemals stramm linken Hochburgen im Norden Frankreichs sind die Wähler mittlerweile zu Le Pen übergelaufen. 17 Prozent der Wähler Melenchons sind im zweiten Wahlgang zu Le Pen gewechselt.  

Noch funktioniert der auch in Frankreich bemühte „Kampf gegen Rechts“ – allerdings immer weniger. Und das ist die Warnung, die an der Wand steht – und die Grüne und Sozialdemokraten in Deutschland so gern übersehen. Es hilft angesichts der Zuspitzung krisenhafter Lagen nicht mehr, alles, was nicht dem rotgrünen Wolkenkuckucksheim entspricht, als rechts zu brandmarken. Die Energieabhängigkeit von Russland hat den Blütenträumen von der „Energiewende“ einen schweren Dämpfer versetzt – und der Schwenk zum Bellizismus, den die einst pazifistischen Grünen angesichts des Ukrainekriegs vollzogen haben (als ob es davor nicht Gründe genug dafür gegeben hätte), macht sie nicht glaubwürdiger. 

Die noch Regierenden haben Gründe, sich vor dem Herbst zu fürchten. Und das liegt ganz gewiss nicht an „Corona“. 

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