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Zum Aufrüsten gibt es keinen Grund: Der Krieg schwächt Russland

Published On: 8. Juni 2022 10:05

Urs P. Gasche /  Die Lobbys der Militärs und der Rüstungskonzerne nutzen die Kriegsbilder aus, malen Gefahren an die Wand und setzen sich durch.

Emotional ist es angesichts des Kriegshorrors in der Ukraine verständlich, dass die Politik den Rufen nach stärkerer Verteidigungsbereitschaft und Aufrüstung nachgibt.

Rational ist es nicht nachvollziehbar. Zwei Gründe sprechen dagegen, dass für Rüstung zusätzliche Milliarden nötig sind.


1. Es war und ist nicht davon auszugehen, dass Russland westliche Nachbarstaaten militärisch angreift

Die Lobbys der westlichen Militärs und der Rüstungskonzerne behaupten zwar das Gegenteil, aber es gab und gibt keine handfesten Anzeichen dafür. Der Putin-Clan, Patriarch Kyrill und die Staatsmedien würden es selbst mit allen Propaganda-Tricks kaum schaffen, den Russinnen und Russen weiszumachen, dass auch Polen, die baltischen Staaten oder Finnland zur russischen Identität gehören oder es dort eine Nazi-Regierung zu bekämpfen gebe, welche einen Genozid an Russen verübe.

Was die Schweiz betrifft, ist nicht nachvollziehbar, weshalb Russland dieses Land angreifen sollte. Die Schweiz verfügt wohl nur über zwei attraktive Werte für andere Staaten: die technologisch hochstehende Industrie und die Nord/Süd-Alpentransversalen. Ein Krieg würde beides zerstören, womit die Schweiz für einen Angreifer wertlos würde.


2. Russland wird nach dem Ukraine-Krieg nicht mehr in der Lage sein, Teile anderer Nachbarländer militärisch zu annektieren 

  • Das russische Militär konnte in dreieinhalb langen Kriegsmonaten nicht einmal den ganzen Donbass und die Schwarzmeerküste unter seine Kontrolle bringen. Und jetzt zerstört der Krieg einen namhaften Teil der russischen Armee.[i] Sie verliert hunderte Kampfflugzeuge und Panzer sowie einen grossen Teil ihres besten Militärpersonals. 

    Zudem will US-Präsident Joe Beiden die Ukraine so lange unterstützen und kämpfen lassen, bis Russland nicht mehr in der Lage ist, ein anderes Nachbarland anzugreifen.[ii]

    Auf jeden Fall wird das russische Militär nach diesem Krieg stark geschwächt sein. Bereits am 6. Mai titelte die NZZ: «Russland hat im Krieg gegen die Ukraine hohe Verluste erlitten, die es nicht ohne weiteres wettmachen kann.» Unterdessen kam es während mehr als einem Monat zu weiteren Verlusten.

    Es wird Jahre dauern, bis die russische Armee wieder auf dem gleichen Level sein kann wie vor dem Krieg.

    Polen, die baltischen Staaten und bald auch Finnland gehören der Nato an. Die Nato ist Russland schon heute militärisch mit Kampfflugzeugen und logistisch haushoch überlegen.
  • Auch die russische Wirtschaft wird stark geschwächt aus diesem Krieg hervorgehen. Neben den hohen Kriegskosten bekommt Russland die Folgen der drastischen Sanktionen Monat für Monat stärker zu spüren. Die Leidensfähigkeit der russischen Bevölkerung ist bekannt, aber auch diese hat Grenzen. Um einen konventionellen Krieg zu führen, braucht es nicht nur das Militär, sondern auch eine genügend starke Wirtschaft. 

Die Fakten sprechen dagegen, dass Russland für Westeuropa und die baltischen Staaten oder für Finnland auf absehbare Zeit eine Gefahr darstellt. 

Eine Ausnahme wäre ein Angriff mit taktischen Atomwaffen: «Bei taktischen und operativ-taktischen Nuklearwaffen ist Russland eindeutig überlegen», erklärt Sicherheitsexperte und SVP-Politiker Albert A. Stahel gegenüber Infosperber.[iii] Und das sei «nicht zu unterschätzen». 

Doch vor solchen atomaren Vernichtungsschlägen können weder Kampfpanzer noch Kampfjets die Bevölkerungen schützen.

Es gibt deshalb keinen ausreichenden Grund, weshalb Deutschland für seine Sicherheit aufrüsten und sich dafür mit mit 100 Milliarden Euro verschulden muss. Und es gibt keinen überzeugenden Grund, weshalb die Schweiz für sechs Milliarden Franken 36 US-Kampfjets kaufen muss. Drohnen oder Flugabwehrgeräte wären – wenn schon – adäqater.

Alle diese Milliarden werden dringend zum Bewältigen existenzieller Probleme der Menschheit gebraucht.

Dessen ungeachtet werden das Pentagon, die vielen grossen Industriekonzerne, welche auch Waffen herstellen, sowie die von ihnen mitfinanzierten sogenannten Think Tanks und Stiftungen[iv] weiterhin ausgeklügelte Narrative für die Politik und für die Medien verbreiten, wonach Putin-Russland das alte Sowjetreich wiederherstellen möchte und dazu auch tatsächlich in der Lage sei, sofern der Westen nicht massiv aufrüste.


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FUSSNOTEN

[i] Laut Präsident Selenski verloren die Russen bis Mitte Mai bereits 200 Kampfjets (Quelle npr).

Laut BBC verlor Russland bis zum 10. April 2022 bereits über 460 Panzer von einem Gesamtbestand von 2700 Panzern.

Laut britischem Militärgeheimdienst hat Russland bereits Mitte Mai etwa ein Drittel seiner im Krieg eingesetzten Streitkräfte verloren. Russland soll bereits 50‘000 Soldaten durch Tod, Verletzungen oder Gefangenschaft verloren haben. Quelle: NZZ 19.5.2022. Die «Ukrainka Pravda» schreibt am 2. Juni von 30’850 Getöteten unter dem russischen Militärpersonal. Diese Zahlen sind nicht unabhängig zu überprüfen.

[ii] Präsident Joe Biden erklärte Ende April in Warschau (zitiert nach der NYT): «We want to see Russia weakend to the degree that it can’t do the kinds of things that it has done in invading Ukraine […]. So, it has lost already a lot of military capability. And a lot of its troops, quite frankly. And we want to see them not have the capability to very quickly reproduce that capability.» («Wir wollen, dass Russland so weit geschwächt wird, dass es die Dinge, die es beim Einmarsch in die Ukraine getan hat, nicht mehr tun kann […]. Es hat also bereits eine Menge militärischer Fähigkeiten verloren. Und eine Menge seiner Truppen, ganz offen gesagt. Und wir wollen, dass sie nicht in der Lage sind, diese Fähigkeit sehr schnell zu reproduzieren.»)

[iii] Der 79-jährige Albert Stahel ist ehemaliger Lehrbeauftragter der ETH Zürich und Dozent für Strategische Studien an der Universität Zürich. Der Sicherheitsexperte ist unter anderem Mitglied beim International Institute for Strategic Studies in London.

[iv] Einige Think Tanks und Stiftungen

Einige von ihnen werden vom Pentagon oder der US-Regierung mitfinanziert. Etlichen weisen nicht transparent aus, wer die «Spender» oder «Sponsoren» sind.

«National Endowment for Democracy». Sie wurde von Ronald Reagans CIA-Chef Bill Casey gegründet und finanziert u.a. NGOs in über hundert Ländern;

«Brookings Institution» ist laut Economist der prestigeträchtigste US-Think Tank;

«Council on Foreign Relations». Unter den Mitgliedern ehemalige US-Aussenminister und CIA-Direktoren. 

«Heritage Foundation». Diese politische Forschungsinstitution hat das Motto «Leadership for America» («Führung für Amerika»). Es verfolgt nach eigenen Worten die Förderung «konservativer Politik auf der Grundlage der freien Marktwirtschaft, des minimalen Staats, der individuellen Freiheit, traditioneller amerikanischer Werten und einer starken nationalen Verteidigung».

«Stiftung Mercator» in Deutschland und der Schweiz;

«Victor Pinchuk Foundation» in der Ukraine;

«Quincy Institute for Responsible Statecraft». George Soros und die erzkonservative «Koch Foundation» finanzierten den Start im Jahr 2019.

«Young Leaders Programme von Atlantik-Brücke und Weltwirtschaftsforum». Siehe Dokumentation der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags;

«Atlantik-Brücke». Dieser Verein will die Zusammenarbeit und die Freundschaft zwischen Europa und den USA fördern.

«Atlantic Council». Nach eigenen Angaben: «Der Rat bietet ein wichtiges Forum für die Bewältigung der dramatischen wirtschaftlichen und politischen Veränderungen, die das einundzwanzigste Jahrhundert bestimmen, indem er sein einzigartig einflussreiches Netzwerk globaler Führungskräfte informiert und mobilisiert. Der Atlantic Council – durch die von ihm veröffentlichten Papiere, die von ihm entwickelten Ideen, die von ihm entwickelten zukünftigen Führungskräfte und die von ihm aufgebauten Gemeinschaften – prägt politische Entscheidungen und Strategien zur Schaffung einer freieren, sichereren und wohlhabenderen Welt.»

Laut Wikipedia: «Ihr Auftrag ist die Förderung von konstruktiver US-Führung und -Engagement in internationalen Angelegenheiten auf Basis der zentralen Rolle der atlantischen Gemeinschaft bei der Bewältigung der internationalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Bis zu seiner Nominierung 27. Februar 2013 als US-Verteidigungsminister war Chuck Hagel Vorsitzender.»

Bilderberg-Konferenzen. Die meisten Teilnehmer kommen seit jeher aus NATO-Staaten. Seit 1989 nehmen zunehmend Personen aus anderen Ländern an den jährlichen Konferenzen teil. Anmerkung von Wikipedia: «Aufgrund des rechtlich informellen Charakters des Treffens können keine ausführbaren Beschlüsse getroffen werden. Durch die Diskussionen soll ein Konsens über eine gemeinsame Denk- und Handlungslinie erreicht werden.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Categories: Infosperber, Oskar LafontaineTags: Daily Views: 1Total Views: 24
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