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Bei mir stirbt der Wald anders

Published On: 12. Juni 2022 10:00

Ich wandere seit vielen Jahren jede Woche im Elbsandsteingebirge. Zwar blutet mir derzeit das Herz angesichts gespenstisch toter Wälder. Aber ich kann meine persönlichen Erlebnisse in der Natur mit Medienberichten vergleichen – ein heilsames Verfahren.

Mittlerweile kennt hierzulande wohl jeder die Bilder komplett zerstörter Nadelwälder. Auch die Sächsische Schweiz, eine der schönsten Landschaften Europas, ist davon betroffen. Da ich in deren Randgebiet wohne und drei- bis fünfmal pro Woche dort, im Elbsandsteingebirge, wandern gehe, blutet mir jedes Mal das Herz angesichts dieser gespenstisch toten Wälder. Ganz nebenbei kann ich meine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke in der Natur mit kalt geschriebenen Medienberichten vergleichen, ein – wie ich finde – heilsames Verfahren.

Grüne Weltklimaretter behaupten ja – und so übernehmen es kritiklos viele Medien – schuld daran sei der „menschengemachte Klimawandel“. Im „Klimawaldprogramm“ der Grünen wird absurderweise noch immer vom „Klimakiller CO2“ geframed, völlig ignorierend, dass CO2 lebenswichtiger Bestandteil für Pflanzenwachstum ist. Hartnäckig ignoriert wird offenbar auch die Tatsache, dass die Ursachen für das Desaster an anderer Stelle zu suchen sind – zumindest in „meinem Wald“.

Die Bekämpfung des Borkenkäfers wurde jahrzehntelang vernachlässigt – wobei ich mich bei meinen Überlegungen auf eigene Beobachungen hier in der Sächsischen Schweiz beschränken möchte. Den Beginn des großflächigen Fichtensterbens habe ich hier zum ersten Mal im Frühsommer 2018 beobachtet, als ich in den Thorwalder Wänden (Hintere Sächsische Schweiz) unterwegs war und dort ununterbrochen grüne Nadeln von den Fichten „herabregneten“ – der ganze Wald roch, als hätte es in einer Fabrik für Fichtennadel-Badezusatz gebrannt, und der Boden war – teilweise knöcheltief – mit diesen grünen Nadeln bedeckt. Der Kollege Borkenkäfer hatte ganze Arbeit geleistet.

Die Käfer und ihre Larven überleben auch im Totholz

Das Ganze läuft folgendermaßen ab: Der stecknadelkopfgroße Borkenkäfer (hier der „Buchdrucker“) frisst sich durch die Rinde (Borke) des Nadelbaums, um darunter seine Eier abzulegen (wie man auch hier nachlesen kann). Unter der Rinde fressen sich dann die geschlüpften Larven großflächig durch den Bast – den inneren Teil der Borke –, bis sie ausgewachsen sind. Wird dieser Verlauf nicht gestoppt, vermehrt sich der Käfer explosionsartig und der Baum stirbt letztendlich ab.

Normalerweise wehrt sich der Baum gegen diesen Schädlingsangriff mit vermehrter Harzbildung, wobei Nadelbäume wie Kiefer und Lärche gegenüber der Fichte und der Douglasie im Vorteil sind, da sie ohnehin ein harzreicheres Holz entwickeln. Für diese zusätzliche Harzbildung benötigt der Baum allerdings ausreichende Feuchtigkeit – nach mehreren trockenen Jahren in Folge können solche Bäume bereits so geschwächt sein, dass sie nicht mehr zur Abwehr des Schädlingsangriffs in der Lage sind. Bei Fichten kommt hinzu, dass sie als Flachwurzler besonders schnell auf fehlende Feuchtigkeit im oberflächennahen Bereich des Bodens reagieren. Der extrem trockene Sommer 2018 hat diesen Wäldern dann den Rest gegeben.

Warum die toten Nadelbäume allerdings nicht umgehend aus den betroffenen Arealen entfernt wurden beziehungsweise werden, bleibt rätselhaft. Denn die Käfer und ihre Larven überleben auch im Totholz, vermehren sich dann massenhaft weiter und befallen auch angrenzende Wälder. Zwar ist dies alles hinreichend bekannt – der Staatsbetrieb Sachsenforst schrieb 2017 in einer Pressemitteilung

Um eine weitere Vermehrung der meist streichholzkopf-großen Käfer in den Bäumen zu verhindern, sollten diese bei einem Befall schnellstmöglich gefällt und entrindet oder abtransportiert werden.“ 

Ja, die Natur regeneriert sich selbst!

Entfernt wurden die Baumleichen jedoch bisher nur aus den sogenannten „Pflegezonen“, den Randbereichen des Nationalparks. In der „Kernzone“ ließ man dagegen den Borkenkäfer bislang ungehindert wüten, betonend, dass dieses Insekt ein Teil der natürlichen Waldentwicklung sei. Bereits vor Jahren las ich auf einer im Großen Zschand (dem größten Trockental der Hinteren Sächsischen Schweiz) aufgestellten Tafel der Nationalparkverwaltung den grotesken Spruch: „Der Borkenkäfer – Freund und Helfer des Waldes“.

In der Pressemitteilung von 2017 heißt es weiter: 

„Hier gilt der Grundsatz des Nationalparks – Natur Natur sein lassen! Durch das Absterben insbesondere von Fichten, welche in diesen einzigartigen Ökosystemen von Natur aus nicht in der derzeitigen Flächenausdehnung vorkommen, wird die Entstehung stabiler Naturwälder gefördert.“

Man möchte fast annehmen, dass es zum Konzept der Nationalparkverwaltung gehört, mit Hilfe des Borkenkäfers die hier „standortfremde Fichte“ gänzlich ausrotten zu wollen, was jedoch nicht gelingen wird. Und damit kommen wir zum Teil der guten Nachricht: Ja, die Natur regeneriert sich selbst! Aus dem Tod der alten Monokulturen erwächst hier eine neue Artenvielfalt.

Auf einer meiner Wanderungen vor einigen Wochen konnte ich ein mehrere Hektar großes Areal (zwischen den Affensteinen und dem Kleinen Winterberg) – auf dem sämtliche Fichtenbestände entwurzelt, gefällt oder umgebrochen sind und teilweise urwaldartig übereinander liegen – in Augenschein nehmen. Zwischen den Baumleichen, deren Stämme noch immer von Borkenkäfern übersät sind, wachsen bereits abertausende neuer Bäumchen heran: Kiefern, europäische Lärchen, schnellwüchsige Birken, Buchen, Berg- und Spitzahorne, Salweiden, Ebereschen, Roter Holunder – und auch wieder kleine Fichten, die teilweise bereits über einen Meter hoch sind. Fichten-Monokulturen wird es hier allerdings nicht mehr geben. 

„Natur Natur sein lassen“

An einigen Stellen der Sächsischen Schweiz (wie z.B. im Halbengrund, im Lattengrund und im Schießgrund) breitet sich seit Jahren auch der Abendländische Lebensbaum aus, ebenso wie die Robinie (Scheinakazie), deren Wachstumsperiode bis in den Spätherbst reicht, und die ebenfalls schnellwüchsige amerikanische Roteiche mit ihrem wunderbar üppigen Blattwerk. Im Kirnitzschtal, oberhalb des Lichtenhainer Wasserfalls, wo man 2020 die Hänge teilweise komplett kahlgeschlagen hat, arbeitet sich eine neue Vegetation bereits die Felshänge hoch: Rotbuchen, Ulmen, Zitterpappeln, Roteichen, Ahorne, Roter und Weißer Fingerhut, Brombeere und Waldhimbeere, das leuchtend rot blühende Weidenröschen und auch der Rote Holunder mit seinen später tiefroten (Vorsicht, giftig!) Früchten.

Auch im Mittleren Kirnitzschtal und den angrenzenden Flächen am Thorwald wachsen bereits zwischen den noch vereinzelt stehenden Nadelbaumgerippen neue Bestände an Birken und Buchen heran, auch hier umsäumt von jungen Fichten und Lärchen. Nein, die Fichte wird nicht aus der Sächsischen Schweiz verschwinden.

Es bleibt nunmehr zu hoffen, dass die Nationalparkverwaltung bei der Berücksichtigung ihrer Grundsätze der Waldpflege diese neu entstehende Artenvielfalt nicht gleich wieder bekämpft. Auf ihrer Website heißt es nämlich zum Thema „Waldpflege – Ziele, Grundsätze und deren Realisierung“:

„Als dritte Waldbehandlungsmethode ist die konsequente Entnahme von gebietsfremden Baumarten zu nennen, die einen Anteil von etwa 7 % einnehmen. Dies betrifft nach der Reihenfolge ihrer Häufigkeit die Europäische Lärche (4,2 %), die Roteiche (1,3 %), die Douglasie (0,4 %) sowie die Weymouthskiefer (0,2 %). Dabei spielen invasive Baumarten, die hinsichtlich ihrer Ökologie in der Lage sind, heimische Baumarten zu verdrängen, eine besondere Rolle. Hier sind an erster Stelle die Weymouthskiefer aber auch die Roteiche zu nennen, welche auch in der Naturzone A bekämpft werden müssen.“

Also, liebe Nationalparkverwaltung: „Natur Natur sein lassen“. Dann bitte auch konsequent. 

PS: … und an die Adresse der Grünen Weltklimaretter gerichtet: Nicht das CO2 ist ein Killer, sondern die von euch in höchsten Tönen bejubelten und als „Zukunftsenergie“ gepriesenen, monströsen Windräder, die massenweise Vögel, Fledermäuse und Insekten töten – und darüber hinaus in grotesker Weise unsere großartigen Kulturlandschaften verschandeln. Aber wenn das Weltklima gerettet werden soll, dann hat die Scheiß-Natur gefälligst Platz zu machen, gell? … Demnächst auch im Reinhardswald (Grimms Märchenwald) in Hessen.

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