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Nach Corona haben die Deutschen keine Lust mehr auf Fernseh-Nachrichten

Published On: 15. Juni 2022 18:37

Corona hat die Deutschen nachrichtenmüde gemacht. Das ist das Ergebnis einer Erhebung, die das HBI am Leibniz-Institut für Medienforschung durchgeführt hat. Zudem hat das Fernsehen seinen Rang als Leitmedium abgegeben.

IMAGO / Rüdiger Wölk

Es wäre ein spannender Feldversuch: Nachrichten aus dem Weg gehen. Bewusst. Einen ganzen Tag lang. Oder eine Woche, vielleicht sogar einen Monat. So leicht, wie es sich anhört, ist das gar nicht. Schon wer seinen Online-Browser öffnet, wird schließlich mit Schlagzeilen konfrontiert. Zeitungen liegen immer noch an Kiosken aus, irgendwo läuft ein Fernsehgerät oder dudelt ein Radio im Hintergrund. Doch so unwirklich es einem vorkommen mag, sich Nachrichten entziehen zu wollen – einige tun es wirklich, wie der „Reuters Institute Digital News Report 2022“ ergeben hat. Eine internationale Studie, die jährlich erscheint und in Deutschland vom Hans-Bredow-Institut (HBI) am Leibniz-Institut für Medienforschung durchgeführt wird.

Demnach versucht jeder zehnte volljährige Online-Nutzer, den Konsum von Nachrichten regelmäßig zu vermeiden. Zwei von drei Nutzern machen dies zumindest gelegentlich. „Diese Zahlen haben sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre in allen Altersgruppen deutlich erhöht“, teilt das HBI mit. Die Zahlen beruhen auf einer jährlich erhobenen Befragung von rund 2000 repräsentativ ausgesuchten Teilnehmern. Die aktuelle Erhebung fand im Januar und Februar statt – noch bevor der Krieg in der Ukraine begann.

Insgesamt macht das HBI den Trend aus, dass die Deutschen zum Jahreswechsel nachrichtenmüde waren: Zwar konsumieren 92 Prozent der Befragten mehrmals pro Woche Nachrichten. Allerdings ist es halt auch schwer, ihnen auszuweichen. Nur 57 Prozent sagen, dass sie „sehr oder überaus an Nachrichten interessiert sind“, im Jahr davor waren es noch 67 Prozent. Bei den Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahren waren es sogar nur noch 31 Prozent, die sich stark für Nachrichten interessierten – eine Abnahme von 19 Prozentpunkten innerhalb eines Jahres.

Nun gilt für Studien grundsätzlich, was Winston Churchill gesagt hat: Vertraue nur Statistiken, die du selbst gefälscht hast! Doch die Erhebung des HBI wurde vom ZDF und den Landesmedienanstalten „unterstützt“, sodass die Zahlen umso erstaunlicher sind. So ist für die Generation, die das Internet nutzt, das Internet auch die wichtigste Nachrichtenquelle. 68 Prozent geben an, dass sie sich über diesen Weg informieren. Beim Fernsehen sind es nur noch 65 Prozent. Im vergangenen Jahr lagen beide Verbreitungswege noch gemeinsam bei 69 Prozent. Die Zahlen bestätigen einen Trend, der sich auch täglich in den Einschaltquoten ablesen lässt: Das Fernsehen ist zunehmend das Medium der Analogen und der ganz Alten. Oft genug überschneiden sich beide Gruppen.

Außer Fußball nichts gewesen

Die Ergebnisse der Studie sind aber auch eine Abrechnung mit der Corona-Berichterstattung. Die Penetranz, mit der Medien den Nutzern das Thema eingetrichtert haben, hat Abwehrreaktionen ausgelöst: 47 Prozent der Befragten haben angegeben, dass sie Nachrichten insgesamt ausgewichen seien, weil das Corona-Thema so übermäßig angeboten wurde. Als weitere Gründe nannten Befragte, dass ihnen diese Berichterstattung die Laune versaut habe oder dass sie diesen nicht mehr trauten.

Wie wenig manche Medien aus den beiden Corona-Jahren gelernt haben, bewies jetzt wieder die ARD mit der Mittwochs-Tagesschau um 12 Uhr. Aufmacher war die Pandemie. Mehrfach wurden die Kernbotschaften wiederholt: Die Infektionszahlen würden steigen, das sei besorgniserregend und die vierte Impfung würde helfen. Während Platz für Wiederholungen war, nahm sich die Redaktion keine Zeit, die Nachricht in Relation zu setzen: Wie schwer sind die Verläufe? Wie viele Infizierte müssen ins Krankenhaus? Oder dort gar auf die Intensivstation? So verfestigt sich der Eindruck, der sich in zwei Jahren Pandemie längst als Erkenntnis etabliert hat: Berichten die ARD und ihre Sender über Corona, stellen sie nur das nach vorne, was in die Erzählung passt. Und die Erzählung lautet Panikmache à la Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit seinen „absoluten Killervarianten“.

„Die Hälfte der erwachsenen Onliner in Deutschland ist der Ansicht, man könne dem Großteil der Nachrichten in der Regel vertrauen“, hebt das HBI hervor. Das ließe sich auch so sagen, dass die Hälfte den Nachrichten eben nicht mehr traut. Auch betont das Institut, dass die Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender die höchsten Vertrauenswerte genießen würden. Doch wie die absoluten Zahlen sind oder wie die Tendenz lautet, lässt das HBI weg – so ist das, wenn man vom ZDF „unterstützt“ wird.

52 Prozent der Befragten meinen, Journalisten sollen bei der Berichterstattung statt der Meinungsäußerung bleiben. Und das bezieht sich nur auf ihr Engagement in den sozialen Netzwerken. Was die Befragten von Aktivisten halten, die den eigenen Sender als Plattform für ihre persönliche Meinung missbrauchen, erfährt der Leser der Studie nicht. Dafür ist die dann doch zu sehr vom Böhmermann-Sender „unterstützt“.

Wie die Sympathien des HBI verteilt sind, zeigt sich beim Thema Klimawandel: „Mit mehr als 40 Prozent ist die Mehrheit der jungen Erwachsenen unter 35 Jahren der Ansicht, dass Nachrichtenmedien eine klare Position zugunsten der Bewältigung der Klimakrise einnehmen sollten“, heißt es in der Mitteilung. Aber auch: „In der Gesamtheit der erwachsenen Onliner in Deutschland präferieren hingegen 45 Prozent eine neutrale Berichterstattung zum Klimawandel.“

Während die Macher bei dem Wert von 40 Prozent für subjektive Berichterstattung dessen Mehrheitscharakter betonen, nuscheln sie diesen bei den 45 Prozent für neutralen Journalismus weg. Diese „Mehrheit“ von 40 Prozent findet sich sogar in einer Zwischen-Schlagzeile wieder. Da hat wohl jemand zu lange beruflich Nachrichten schauen müssen. Aber immerhin ist das zum eigenen Wohl. „Unterstützt“ wird die Studie so auch nächstes Jahr vom ZDF.

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