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Blackbox KW 24 – Die Reise nach Kiew

Published On: 19. Juni 2022 8:01

Zu seinem persönlichen Schutz hatte der Kanzler Macron, Draghi, das BKA und ein Geschenk mitgebracht. Derweil plant Karl, den Maskenhandel wieder in Schwung zu bringen …

Nun hat sich Kanzler Scholz doch auf den Weg nach Canossa, Quatsch, Kiew, gemacht, ohne dass man ihn und seine Begleiter vorab informiert hatte, dass der Dresscode in Kiew „Military Casual“ lautet. So wirkt er ein wenig overdressed auf den Bildern im Vergleich zu Annalena Baerbock, die, wenn in der Ukraine, stets stilsicher mit Helm und Schussweste antritt. In Kiew trat sich nun die Security auf die Füße – unser Olaf, Macron und Draghi hatten jeder ihre eigenen Sicherheitsleute mitgebracht – wohl um die Presse auf Abstand zu halten. Dabei hätte schon allein Boxer Klitschko Sorge getragen, dass unserem Kanzler kein Haar gekrümmt wird. Vorsichtshalber war wohl zudem Wlad vom Kanzleramt gebeten worden, keine Rakete zu schicken.

♦ Natürlich konnte der Kanzler im Klempner-Look nicht mit leeren Händen nach Kiew kommen, und weil er sich beim großen Waffenhandel standfester zeigt, als man einem Spezialdemokraten eigentlich zutrauen würde, versprach er der mit korrekter Buchhaltung noch nicht so ganz vertrauten Ukraine einfach den EU-Beitrittsstatus. Natürlich sind nicht alle hiesigen Beobachter auf Olaf, den Trixxer, hereingefallen, denn über den EU-Beitritt können am Ende weder Olaf, Macron oder die drängelnde Ursel bestimmen, hierzu bedarf es des Willkommens aller 27 Mitgliedsstaaten. Ein weiterer Trost für die, die die EU schon jetzt schwer einsturzgefährdet sehen: Auch die Türkei genießt ebendiesen Beitrittsstatus. Seit 23 Jahren.

♦ Die Europäische Zentralbank hat ganz andere Sorgen als die paar Piepen, die für das neue Mitglied fällig würden (Ukraine-Jahresetat gerade mal 36 Milliarden). Sie muss mal wieder alles tun („whatever it takes“), um Italien aus der Patsche zu helfen. Dessen Zinsen an den Kapitalmärkten haben sich erneut selbstständig gemacht. Wenn der alte Soros 30 Jahre jünger wäre, könnte er sich glatt wieder an den Pokertisch setzen wie 1992 gegen das britische Pfund.

♦ Eigentlich hätte sich das Verfassungsgericht seinen Urteilsspruch über Merkels Staatsstreich in Thüringen sparen können. Merkel ist in Pension, Kemmerich ist jede Lust vergangen, und Thüringen wird, wie gewünscht, wieder von einem Kommunisten regiert. Aber vielleicht gehört es ja zum Berufsethos, eine Angelegenheit, die nicht mehr zu ändern ist, mit einem längeren Schriftsatz zu bedenken. Also: Merkel hätte die Wahl Kemmerichs (mit den Stimmen von CDU, FDP und AfD) nicht „rückgängig“ machen dürfen. Der Staatsstreich geschah im Gefolge des 5. Februar 2020, das Urteil erfolgte zwei Jahre zu spät, weil ein Eilantrag erst einmal ad acta gelegt wurde. Im Juli 21 wurde schließlich in Karlsruhe verhandelt – nachdem wenige Tage zuvor die Damen und Herren des höchsten Gerichts bei Angela Merkel zum Orientierungsgespräch geladen waren. Über den Inhalt der Abmachungen herrscht so viel Klarheit wie über Olaf Scholzens Cum-Ex-Gespräche mit den Warburg-Bankern. Klingt nach in dubio mit deo. Damit‘s nicht so müffelt.

♦ Waldbrände in Spanien? Klimawandel. Die Isar führt mehr Wasser? Klimawandel. Ist der Juni zu kalt: Klimawandel. Ist er zu warm? Na? Logisch, Klimawandel. Damit dieses Narrativ weltweit gleichlautend verbreitet wird, gibt es die Organisation „Covering Climate Now“, die Medien und Institutionen dazu bringt, „einheitlich“ (siehe oben) über den Klimawandel zu berichten: Mit mehr als 460 Medienpartnern in 57 Ländern.

Wahrscheinlich ist auch Ihr TV-Nachrichtenlieferant beherzt dabei. Für den ist das Engagement risikofrei. Denn anders als bei Corona lassen sich Fake News zum Klimawandel nicht so einfach nachweisen, wie auch Maßnahmen gegen einen solchen. Zudem steht die einheitliche Klima-Berichterstattung unter besonderer Protektion des Verfassungsschutzes.

♦ Es kommt immer darauf an, wer etwas sagt, damit unser oberster Schlapphut Thomas Haldenwang sein Mittagsschläfchen unterbricht. Wenn etwa die Grüne Luisa Neubauer öffentlich ankündigt: „Wir planen, eine Pipeline in die Luft zu jagen“, dann ist das für Geheimdienst und Klima-Presse natürlich ein Scherz. Außerdem hat sie es nicht auf Telegram gesagt, sondern beim „Copenhagen Democracy Summit“.

♦ Übrigens, Thomas, die ersten Folgen der „Energiewende“ werfen schon mal ihre Schatten voraus. Das sagen nicht wir, das sagt der Grüne Michael Kellner: „Das Gas reicht nicht für den Winter“, so der Staatssekretär vom Robert Habeck. Upps!

♦ Gerade mal drei Monate, nachdem unsere politische Verantwortungsgemeinschaft Gazprom Germania (viele Gaskunden kennen die Firma unter „Astora“) beschlagnahmt hat, stellt die enteignete Muttergesellschaft ihre Lieferungen wohl sehr zur Überraschung der Enteigner ein. Und Habeck, der Enteigner, muss 10 Milliarden in die Hand nehmen, um den Betrieb aufrecht halten zu können. Wenigstens das wichtigste Problem in diesem Zusammenhang wurde gelöst: Gazprom Germania soll nun „Securing Energy for Europe GmbH“ heißen. Das verstehen die Amis und auch Europa kommt vor. Vorwärts immer, rückwärts nimmer.

♦ Ach, die Jugend, wie oft wird schlecht über sie geredet! Dabei ist sie viel besser als ihr Ruf. Nehmen wir nur mal den Sohn vom, die Presse schreibt „mutmaßlichen Clan-Boss“, Arafat Abou-Chaker. Der 21-jährige Ahmed macht irgendwas mit Internethandel und hat soeben für 7,4 Millionen Euro drei Häuser und zwei Grundstücke in Berlin ersteigert, damit sein Papa dort wohnen bleiben kann. Es zahlt sich eben aus, dass der Junge was gelernt hat und ein bisschen was ansparen konnte.

♦ Hätten wir nicht mal wieder Spiegel online überflogen (Risiken und Nebenwirkungen sind uns wohlbekannt), hätten wir gar nicht mitbekommen, dass Dr. Anton Hofreiter bei den Grünen „mittlerweile als Störenfried gilt“. Dabei fordert der „Toni“ täglich schwere Waffen für die Ukraine, um in die Zeitung zu kommen, und längst ist Toni in der Waffenkunde, was Karl für Corona ist. Und wie Karl mehr Harvard geprüfter Health Policy Manager als Arzt ist, wurde Toni vom Bundeswehrarzt ausgemustert, bevor er zum Experten für Artillerie und Panzer avancierte.

♦ Schon blasen die Fanfaren für den Herbst. Maskenpflicht von Oktober bis Ostern. Und die Firma Lauterbach („Impfstoffe en gros“) malt eifrig den Teufel an die Plakatwände. Nur gut, dass das Oktoberfest im September ist.

♦ Bei Volkswagen flattern die Regenbogenfahnen, da werden sie wohl auch bei Audi in Ingolstadt nicht fehlen. Die hausinterne Kommunikation ist jedenfalls längst auf dem neuesten Stand. Etwa wenn ein Mitarbeiter die Beurteilung: „Der_die BSM-Expertin ist qualifizierte_r Fachexpert_in“, ist alles und jedes inkludiert. Nur nicht Alexander B., der seine Persönlichkeitsrechte als Mann durch das Kauderwelsch verletzt fühlt und klagte. Mein Gott, so der Richter salomonisch, Audi könne dem Kläger doch künftig „halt normal schreiben“. Nein, nein, nein, sagten die Audi-Anwältinnen entsetzt, „normal“ sei weder praktikabel noch handhabbar. Vorwärts immer, rückwärts nimmer.

♦ Dass er nicht länger Repräsentant von Truthähnen (englisch: Turkey) sein will, hat Recep Tayyip Erdogan der Weltgemeinschaft unmissverständlich klargemacht, so dass jetzt auch im Englischen statt „Turkey“ „Turkiye“ geschrieben werden muss. Nun wollte Erdolf, der Prächtige, auch den Namen Turkish Airlines überpinseln lassen. Der neue Schriftzug hätte lauten sollen: „Türk Hava Yollari“. Klingt auf jeden Fall schon mal günstiger …

Schönen Sonntag!


Nicht genug? Lesen Sie Stephan Paetow täglich auf

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