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Le Pen verzehnfacht – das muss man sich mal vorstellen

Published On: 20. Juni 2022 16:00

Der große Sieger der Wahl in Frankreich ist der Nichtwähler. Und Marine Le Pen. Sie hat die Präsenz ihrer Partei  im Parlament verzehntfacht. Es wäre klug, sich ein paar Gedanken über das Warum zu machen, anstatt sich nur rituell zu empören.

Emmanuel Macron hat einen Kinnhaken bekommen, ist aber mit einem blauen Auge davongekommen. Er muss sich nicht mit dem Linken Jean-Luc Mélenchon auf eine Kohabitation einlassen. Das Linksbündnis „Nupes“ ist zwar die stärkste Opposition geworden, aber längst nicht so stark wie erhofft. Zum Premierminister, der Macron in die Parade fährt, reicht es nicht. Aber allein in seinem Palast kann Macron nach verlorener absoluter Mehrheit seines „Ensemble“-Bündnisses auch nicht bleiben. Gibt es überhaupt einen Sieger bei den Wahlen zur französischen Nationalversammlung? Ja. Zwei sogar.

Klarer Sieger ist die Partei der Nichtwähler. Sie hat eine absolute Mehrheit von über 50 Prozent errungen. Stünde sie im offiziellen Parteiregister, sie würde den Premierminister stellen und Macron doch zur verhassten Kohabitation zwingen. Das kann natürlich nicht geschehen, ist aber doch peinlich. Nur eine Minderheit geht wählen. Junge, Junge.

Wenn der Superstar der Politik sein Publikum so ärgert, einschläfert oder so an den Zuschauern und Zuhörern vorbei parliert, muss er sich nicht wundern, wenn der Applaus ausbleibt. Wenn also eine Mehrheit protestierend auf ihren Händen sitzen bleibt. Auch die französische Tradition, allzu monarchisch und von oben herab zu agieren, kommt offenbar immer weniger gut an. Selbst wenn so ein Monarch verspricht, in Zukunft volkstümlicher zu sein, klingt das überheblich. Und die Mehrheit der Franzosen ist nun mal nicht in eine der Kaderschmieden der großen Eliteschulen gegangen, aus denen sich seit ewigen Zeiten die – na klar – Eliten rekrutieren.

Verzehnfacht – das muss man sich mal vorstellen

Die andere Siegerin rekrutiert ihre Anhänger ebenfalls von jenseits der Eliteschulen. Marine Le Pen hat die Präsenz ihrer Nationalen Versammlung im Parlament verzehnfacht. Verzehnfacht – das muss man sich mal vorstellen. Da sie und ihre Partei nicht satisfaktionsfähig ist, tut man ihren großen Sieg als rechtsextreme Katastrophe ab. Kann man ja. Aber wie viele Wähler braucht eine Partei, um vom rechtsextremen Rand zum Mainstream zu werden? Mit ihren etwa 90 Abgeordneten ist sie nun die drittstärkste Kraft hinter dem linken Bündnis. Und hätten sich die Sozialisten, die Grünen und die Kommunisten nicht zum „Nupes“ zusammengerauft, wäre sie womöglich die Zweitstärkste.

Von solcher Muskelkraft kann unsere deutsche AfD in ihrem selbstzerstörerischen Modus nur träumen. Für viele Franzosen aber ist Marine Le Pens wundersame Erstarkung ein wahr gewordener Alptraum. Doch es wäre klug, sich ein paar Gedanken über das Warum zu machen, anstatt sich nur rituell zu empören. Sich also die Frage zu stellen: Ist etwas faul im Staate Frankreich? Wenn ja, was? Und was kann man dagegen tun? Was traut man sich dagegen zu tun?

Wie auch immer: Emmanuel Macron muss nun etwas tun, was kein französischer Präsident gerne hat, was aber bei uns in Deutschland die Regel ist. Er muss in Ermangelung einer absoluten Mehrheit Koalitionen schmieden. Wohl keine festen Bündnisse wie in Berlin, sondern lockere von Fall zu Fall. Mal in konservative Richtung mit den schwächelnden Republikanern flirtend, mal nach links mit den Grünen. Da kommen also ungewohnt mühsame Zeiten auf ihn zu.

Immerhin: Für einen royalen Präsidenten sind das gesunde Übungen in Bescheidenheit. Mal sehen wie er das hinkriegt. 

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