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«Eine Regiogruppe soll das umsetzen, was für den Verein schweizweit gilt»

Published On: 9. Juli 2022 0:05

Veröffentlicht am 9. Juli 2022 von RL.

Am 25. Juni hat die ordentliche Mitgliederversammlung der «Freunde der Verfassung» (FdV) stattgefunden. Die Mehrheit der anwesenden Mitglieder stärkte dem Vorstand den Rücken und erteilte diesem Décharge (wir berichteten). Mehrere Kritiker des Vorstands zeigten sich enttäuscht und werfen der Spitze des Vereins vor, reine Machtinteressen zu verfolgen (wir berichteten). Transition News konfrontierte Roland Bühlmann mit den Vorwürfen. Wir trafen den Co-Präsidenten der FdV diese Woche in seinem Büro in der Innerschweiz.

Transition News: Seit Ende 2021 kämpften die FdV immer wieder mit internen Streitereien. Wie konnte es soweit kommen?

Roland Bühlmann: Das ist wie in einer Beziehung. Anfangs ist man frisch verliebt. Blind vor Begeisterung. Man startet durch. Nach einem Jahr merkt man dann, dass man doch nicht so gut zusammenpasst. So erkläre ich mir die Entwicklungen seit 2021. Die FdV sind mit viel Begeisterung 2020 gestartet. Dann merkte man irgendwann, dass man halt doch nicht so gut miteinander auskommt.

Laut kritischen FdV-Mitgliedern begann die Spaltung schon im Sommer 2021. Damals hat der Vorstand unter der Führung von Sandro Meier die Kampagne an die SVP-PR-Agentur Goal AG ausgelagert. Das gefiel einigen nicht. Der damalige Vorstandsmitglied Michael Bubendorf wehrte sich dagegen. Doch interne Kritik sei auf taube Ohren gestossen.

Ich habe Verständnis dafür, dass man die Kampagne ausgelagert hat. Keiner im Vorstand hatte Kampagnenerfahrung. Es war sicherlich der richtige Ansatz, einen Profi zu beauftragen. Ob Goal die richtige Agentur war, darüber kann man streiten. Die SVP hat in der Vergangenheit mit Goal sicherlich oft sehr populistische Kampagnen gefahren. Was aber auch gesagt werden muss: Diese einseitige Kritik gegenüber der Person Sandro Meier ist deplatziert. An der zweiten Kampagne gegen das Covid-19-Gesetz arbeiteten viele Leute mit. Sandro Meier hat nicht in Eigenregie entschieden, wie diese Kampagne auszusehen habe. An der Kampagne arbeiteten mehrere führende Köpfe innerhalb der Bewegung mit. Darunter zum Beispiel auch Josef Ender vom «Aktionsbündnis Urkantone» und mehrere weitere.

Die Kritik Bubendorfs teilte auch das ehemalige Vorstandsmitglied und FdV-Initiant Christoph Pfluger, der den Verein nun verlassen wird. Er schreibt mittlerweile von «undurchsichtigen» Strukturen, die im Vorstand vorherrschen würden: Tonangebend sei Sandro Meier. Er gehöre gemeinsam mit den Nicht-Vorstandsmitgliedern Marion Russek und Klaus Rüdiger zu den richtungsbestimmenden Kräften innerhalb des FdV.

Christoph Pfluger ist nicht Teil des Vorstands und kann das schlicht und einfach nicht beurteilen. Das ist eine Verschwörungstheorie. Das entspricht nicht den Tatsachen und stimmt so einfach nicht. Der Vorstand als Ganzes ist richtungsweisend. Nicht einzelne Personen.

Das ist doch naiv zu glauben. Sandro Meier ist der einzig Verbliebene aus dem Gründungvorstand. Er weiss, wie der Hase läuft.

Klar, seit der Neukonstituierung des Vorstands hat ein gewisser Wissenstransfer stattgefunden. Trotzdem: Ich wiederhole: Die Behauptung, dass Meier und Rüdiger richtungsbestimmend sind, ist einfach eine Verschwörungstheorie.

Die FdV haben – mit der Unterstützung weiterer Organisationen – letztes Jahr zwei Referenden auf die Beine gestellt. Trotzdem ist man gescheitert. War der Widerstand umsonst?

Nein. Ganz und gar nicht. Ich denke, dass das politische Engagement unseres Vereins wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Massnahmen hierzulande harmloser waren als in vielen anderen Ländern. Das kann man sehr wohl auch den FdV verdanken.

Der Bundesrat plant in der Herbstsession das Covid-19-Gesetz erneut zu verlängern. Nicolas Rimoldi von «Mass-Voll!» hat bereits angekündigt: Wenn das Gesetz tatsächlich verlängert würde, wird er ein drittes Referendum ergreifen. Werden die FdV dafür auch ihren Namen hergeben?

Das ist noch offen. Ich sehe dabei eine grosse Gefahr: Das mediale Framing. «Jetzt kommen die schon wieder mit dem C-Thema», wird es dann heissen. Damit würden wir bei den Medien wieder den Eindruck erwecken, dass wir bloss monothematisch ausgerichtet sind.

Wenn wir gerade bei «Mass-Voll!» sind: Rimoldi beabsichtigt zudem eine WHO-Austrittsinitiative zu lancieren. Werden die FdV diese Initiative unterstützen?

Wir müssen als Verein etwas aufpassen. Wir werden von den Mainstream-Medien ja gerne in die rechte Ecke gestellt. Wenn wir jetzt auf eine WHO-Austrittsinitiative aufspringen, laufen wir Gefahr als Nationalisten dazustehen. So können uns die Medien rasch als eine Art neue SVP darstellen. Das Framing wird dann lauten: Die FdV, das sind die, die nirgends dabei sein wollen: Weder bei der EU noch bei der NATO; weder bei der WHO noch der UNO.

Sie sind also gegen das Vorhaben von Rimoldi?

Ich finde das Thema wichtig. Doch die Frage ist: Wie stehen die FdV dar, wenn wir eine WHO-Austrittsinitiative lancieren? Wir kommen dann wie die Ewiggestrigen daher. Das gefällt mir vom Image her nicht besonders gut.

Besteht so nicht die Gefahr, dass es zu einer weiteren Spaltung kommt?

Klar: Diese Gefahr besteht. Ich denke, dass Rimoldi mit der geplanten Initiative zu schnell an die Öffentlichkeit gegangen ist.

«Mass-Voll!» könnte den FdV allmählich den Rang ablaufen.

Nein. Das glaube ich nicht. Man muss sehen: Die Marke FdV ist genial. Damit gelang es dem Verein in den letzten zwei Jahren insbesondere Menschen mittleren Alters und Ältere abzuholen. Wir, die FdV, kamen dabei auch immer sehr seriös daher. «Mass-Voll!» ist eine Jugendbewegung, die mehr auf die jungen Wilden abzielt. Man kann die Beziehung zwischen unserem Verein und «Mass-Voll!» auch mit der Beziehung zwischen der JUSO und der SP vergleichen. Die JUSO, das sind die Linksradikalen. Die SP wiederum ist gemässigter und moderater. JUSO-Mitglieder treten anders auf als Bundesrat Alain Berset. Trotzdem sind sie alle in der gleichen Partei. Das braucht es auch bei uns. Da sind zum einen die jungen Wilden, zum anderen die seriösen Alten. Wir stehen nicht in Konkurrenz zueinander.

Zurück zu den Initiativen: Die FdV visieren also keine WHO-Austrittsinitiative an. Sind andere Initiativen in Planung?

Ja. Details kann ich derzeit aber noch nicht sagen. Nur so viel: Es geht dabei im weitesten Sinne um körperliche Integrität und Gesundheit. Jeder soll frei entscheiden dürfen, ob er sich impfen lassen will oder eine Maske trägt. Hierzu soll auch die WHO nichts zu sagen haben. Wir haben einen Staatsrechtler engagiert, der derzeit an der Formulierung arbeitet.

Kommen wir zurück zum Thema öffentliche Wahrnehmung: Letztes Jahr machten sich die FdV auch keine Sorgen darüber, was die Medien über Sie schrieben. Im Gegenteil: Je schlechter die Presse, desto besser war es. Müssten Sie nicht eher besorgt sein angesichts der sinkenden Mitgliederzahlen? Laufen Ihnen die Mitglieder mehr und mehr davon?

Nein. Was mir viel mehr Sorgen bereitet: Obwohl wir letztes Jahr sehr viele Menschen mobilisieren konnten, hat sich kaum was getan in politischer Hinsicht. Massnahmenkritischen Politikern gelang es nicht, im Frühling auf Gemeinde- resp. Kantonsebene in die Parlamente einzuziehen. Dabei darf man nicht vergessen: Selbst beim zweiten Referendum am 28. November 2022 haben noch immer rund 40 Prozent der Bürger Nein zum Covid-19-Gesetz gestimmt. «Aufrecht» konnte dieses Wählerpotenzial aber leider bisher nicht mobilisieren. Es herrscht inzwischen eine gewisse Müdigkeit vor.

Wie erklären Sie sich das, dass kaum jemand massnahmenkritische Politiker gewählt hat?

Das ist eigentlich nicht überraschend. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Es dauerte immer lange, bis es Bürgerbewegungen gelang, auch in die Parlamente einzuziehen. Man denke nur an die Anti-Atomkraft-Bewegung in den 1970-Jahren. Es dauerte lange, bis die Grünen auch in der Politik Fuss fassten. Zumindest in der Schweiz hat es bis heute noch kein Politiker der Grünen in den Bundesrat geschafft.

Zurück zu den FdV. Zu Bestzeiten hatten Sie rund 26’000 Mitglieder: Wie viele haben Sie eigentlich jetzt noch?

Derzeit haben wir noch rund 23’000 Mitglieder. Wir haben die Jahresrechnungen für 2022 aber noch nicht verschickt. Wer die Rechnung nicht zahlt, ist natürlich nicht mehr dabei.

Kommen wir noch auf die ordentliche Mitgliederversammlung vom 25. Juni 2022 zu sprechen. Die Mitglieder stimmten zu Beginn der Sitzung einem Ordnungsantrag zu, der vorsah, dass die Statutenrevision sowie auch das Wahl- und Abstimmungsreglement an einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung behandelt werden sollten. Das wollten Sie jedoch verhindern. Sie stellten deshalb im späteren Verlauf der Versammlung erfolgreich einen Rückkommensantrag. Beide Geschäfte wurden im Sinne des Vorstands angenommen. Christoph Pfluger, Markus Häni und weitere kritisierten Sie, dass Sie die neuen Statuten einfach durchgeboxt hätten. Dies, ohne dass überhaupt genügend Zeit für eine Diskussion möglich gewesen wäre. Wie sehen Sie das?

Wir haben viel vor in nächster Zeit. Ohne die Statuten wären wir nur beschränkt handlungsfähig. Und klar war auch: Die Statuten von 2020 mussten angepasst werden. Damals waren die FdV ein Verein von mehreren hundert Mitgliedern. Selbst grosse Fussballvereine haben vielfach nicht so viele Mitglieder wie wir. Einen solchen Verein kann man nicht einfach ehrenamtlich so nebenbei führen. Das ist eine riesige Sache. Eine gewisse Struktur braucht es. Was wäre die Konsequenz gewesen, wenn wir die Statutenrevision nochmals verschoben hätten? Dann hätte sich alles nochmals um Monate verzögert. Wir hätten eine weitere Versammlung einberufen müssen. Das Ganze wäre wieder mit zusätzlichem Geld und Aufwand verbunden gewesen. Wem hätte das geholfen? Glaubt irgendjemand, dass sich die WHO dafür interessiert, dass wir neue Statuten haben? Stehen bei uns nicht andere Prioritäten im Vordergrund? Wir, die FdV, müssen uns nun auf unsere nächsten Projekte beziehungsweise auf unsere Gegner konzentrieren.

Darum geht es doch nicht: Es geht um die Mitsprache der Mitglieder. Christoph Pfluger kritisierte den Vorstand deswegen. Er warf Ihnen vor, dass Sie im Zuge der Mitgliederversammlung versuchten, Diskussionen zu vermeiden. «Für die fast komplett neuen Statuten mit 16 Artikeln und x Unterpunkten hatte der Vorstand eine viertelstündige Debatte vorgesehen – 55 Sekunden pro Artikel, darunter so entscheidende wie ein neuer Vereinszweck. Im Klartext: Diskussion unerwünscht», schrieb Pfluger. Was sagen Sie dazu?

Das stimmt so nicht. Diskussionsmöglichkeiten gab es im Rahmen der Versammlung. Auch muss man sagen: Es hat sich überhaupt niemand gemeldet, der über die Statuten diskutieren wollte. Ich finde die Äusserungen von Pfluger respektlos gegenüber denjenigen Menschen, die während unzähligen Stunden an der Erarbeitung der neuen Statuten gearbeitet haben – ehrenamtlich wohlgemerkt. Vor diesem Hintergrund tauchen dann Pfluger und Co. auf und sagen: «Das gefällt mir nicht.» Ein solches Verhalten finde ich respektlos. Wo ist hier der konstruktive Beitrag?

Die neuen Statuten geben dem Vorstand doch bloss noch mehr Macht. Die Kritik ist berechtigt.

Schauen Sie: Wir mussten mit den neuen Statuten einfach vieles regeln, das zuvor nicht klar war. Bisher war zum Beispiel nicht geregelt, was ein Regioleiter darf und was nicht. In der Deutschschweiz gab es zu den besten Zeiten rund 130 Regioleiter. Und natürlich hat jeder der Regioleiter seinen Job unterschiedlich verstanden. Inzwischen haben wir die Tätigkeiten genau definiert.

Genau das ist doch das Problem. Sie untergraben die Autonomie der Regiogruppen, die basisdemokratisch aufgebaut waren.

Das ist falsch. Es ist klar, dass die Regiogruppen nicht völlig autonom handeln dürfen. Das war von Anfang an meine Auffassung. Eine Regiogruppe soll das umsetzen, was für den Verein schweizweit gilt. Ich bin seit September 2020 bei den FdV; im Juni 2021 wurde ich Regioleiter für Muri (Aargau). Ich habe aber erst von dieser Regiogruppe erfahren, als meine Vorgängerin einen Aufruf machte, mit der Bitte, jemand möge ihre Leitung übernehmen.

Die FdV sind mit viel Idealismus gegründet worden – man schrieb sich zu Beginn die Verfassung auf die Fahnen und stand ein für mehr Basisdemokratie. Nun soll der Verein in Ihren Augen streng hierarchisch aufgebaut sein?

Nein, das finde ich nicht. Aber es gibt gewisse Regeln, an die sich Regioleiter halten müssen. Ein Regioleiter verfügt beispielsweise über viele Adressen von Mitgliedern in der jeweiligen Region. Das ist auch gut so. Doch diese darf er nicht einfach nach seinem Gusto nutzen; sondern stets in Absprache mit dem Verein – für Anlässe, die nicht im Einklang mit dem Verein stehen, darf ein Regioleiter nicht einfach Mitglieder mobilisieren.

Sie bestätigen gerade: Regioleiter, die autonom handeln, will der neue Vorstand nicht mehr. Genau diese Praxis fand zuletzt auch Einzug: Es hat eine «Säuberung» stattgefunden, vorstandskritische Regioleiter wurden ersetzt.

Die ehemaligen Vorstandsmitglieder Markus Häni und Alec Gagneux warfen uns wiederholt vor, dass wir korrupt seien, Gelder veruntreut hätten und so weiter. Dass Regiogruppenleiter, die einen engen Draht zu Häni und Gagneux haben, nicht einfach mit dem heutigen Vorstand weiterarbeiten konnten, sollte klar sein. Weshalb sollte ich mit jemandem zusammenarbeiten, der mir erklärt, dass ich korrupt sei? Häufig kommen diese Anschuldigungen von Leuten, die überhaupt noch nie mit mir respektive den jetzigen Vorstandsmitgliedern gesprochen haben. Sie kennen die Details nicht. Es handelt sich um Regioleiter, die den Vorstand verleumdet haben. Es braucht ein gewisses Vertrauen. Hinzu kommt: Das Vertrauen ist gekündigt worden von einzelnen Regioleitern. Wie stellen diese sich dann die künftige Arbeit vor?

Das sehen längst nicht alle Mitglieder so. Stichwort Transparenz: Einige Mitglieder werfen dem Vorstand vor, die Finanzen nicht offengelegt zu haben und in der Vergangenheit intransparent kommuniziert zu haben: Das ist ein optimaler Nährboden für Anschuldigungen. Ein ehemaliger Revisionsexperte einer Grossbank sieht die Möglichkeit von Kick-backs gegeben, also von versteckten Rückzahlungen.

Dem Revisionsexperten bot ich im Januar 2022 1000 Franken an, wenn er mir einen Beleg nenne, wo etwas falsch gelaufen ist. Seit Januar warte ich darauf.

Ohne einen vollständigen Einblick in die Finanzen ist das schwierig. Der Revisionsexperte hatte keinen Einblick in die Tochtergesellschaften der Goal AG.

Braucht er auch nicht. Warum sollten diese Firmen unrechtmässig handeln? Ob die Goal-Tochterfirmen nun 100’000 Franken vom Verein erhalten haben oder direkt durch Spenden, das spielt keine Rolle. In beiden Fällen müssen wir uns darauf verlassen, dass sie für uns die vereinbarten Leistungen erbracht haben. Wo ist der Unterschied, ob ich an Alexander Segert nun eine Rechnung zahle oder er das Geld direkt über ein Spendenkonto erhält? Auch Goal muss seine Bilanz prüfen lassen. Ich wüsste nicht, was da nicht stimmen sollte.

Weshalb ist in den vergangenen Monaten dann ständig Kritik geäussert worden im Zusammenhang mit den Finanzen?

Ich vergleiche diese ständigen Vorwürfe mit der Argumentation der Corona-Taskforce während der Pandemie. Anfangs hiess es: Sandro Meier bereichere sich über Spendengelder und habe sich ein Wohnmobil gekauft. Dann war die Rede davon, dass er sich über Spendengelder ein Haus gekauft habe. Dann hiess es plötzlich, dass Marion Russek unrechtmässig Geld verdient habe. Dann schrien die Kritiker: Intransparenz. Ähnlich kommunizierte die Taskforce, um die Massnahmen zu legitimieren. Sie sprach einmal vom R-Wert, dann plötzlich von der Positivitätsrate, dann von der Impfquote, ein anderes Mal von der Auslastung der Spitäler. Ähnlich kam mir das vor mit den Anschuldigungen. Zudem muss man wissen: Sandro Meier hat eine eidesstaatliche Erklärung abgegeben, dass er keine Vereinsgelder für sich selbst abgezweigt hat.

Wieso werden die Konten nicht einfach offengelegt?

Das geht nicht. Sowas ist rechtlich nicht möglich. Klar: Ein Mitglied hat zwar ein Einblicksrecht in die Finanzen. Gleichzeitig gilt aber auch: Nicht jeder Beleg, jede Buchung muss gegenüber den Mitgliedern transparent gemacht werden. Dazu muss ich auch sagen: Ich finde das Ganze ehrlich gesagt etwas anmassend: Ein Revisor hat unsere Finanzen geprüft. Dann kommt Markus Häni – ein Lateinlehrer – und sagt uns: «Das kann so nicht stimmen.» Das ist schon sehr speziell. Wann endet das eigentlich?

Häni fordert Transparenz. Er bemängelt, dass keine vollständige Revision stattgefunden hat. Das bestätigte der Vorstand selbst, wenn er schreibt, dass für den Jahresabschluss «nur ein Teil des externen Crowdfundings in die Buchhaltung der Verfassungsfreunde integriert» werden konnte. Weiter schrieb der Vorstand: «Um eine korrekte Verwendung der an Externe getätigten Spenden zu prüfen, wurde die Revision auf die Partnerfirmen ausgeweitet, wobei keine Unregelmässigkeiten festgestellt wurden.» Wie ist solch eine Aussage möglich: Schliesslich sind die Tochtergesellschaften der Goal AG, die Blickfänger GmbH und die Sammelplatz-Schweiz GmbH, nicht geprüft worden?

Hierzu muss ich erstmals festhalten: Die durchschnittliche Spendenhöhe beträgt rund 50 Franken. Auch ich habe einmal selbst 1000 Franken gespendet für Blickfänger, als ich auf Facebook Werbung für die FdV gesehen hatte. Das Ganze ist administrativ für uns viel einfacher. Zum einen deshalb, weil Blickfänger bereits über eine entsprechende Software verfügt, um Spenden zu ermöglichen. Das ersparte uns Arbeit. Zum anderen deshalb, weil wir ganz viele Kleinspenden erhalten haben. Wie gesagt: Die durchschnittliche Spendenhöhe beträgt 50 Franken. Das heisst: Wir brauchen 2000 Spenden, um 100’000 Franken zu erhalten. Es wäre mühsam resp. enorm aufwändig, all diese 2000 Spenden einzeln zu verbuchen, zusammenzutragen und dann an Blickfänger weiterzugeben.

Christian Stephan von der Revisionsfirma Conwistra sagte an der Mitgliederversammlung, dass die Firma einen grösseren Auftrag erhalten habe. Deshalb sei die Zusammenarbeit beendet worden. Das klingt unglaubwürdig. Weshalb wurde die Zusammenarbeit mit Conwistra wirklich beendet?

Ich kenne Christian Stephan nicht näher. Die Details sind mir nicht bekannt. Ich kenne seine Motivation nicht.

Ist ihm die Sache nicht einfach zu heiss geworden?

Nein. Das sicherlich nicht. Man muss auch sehen: Es gibt nach wie vor viele Leute, die nicht mit uns in Verbindung gebracht werden wollen. Auch das darf man nicht vergessen.

Kommen wir zuletzt noch auf Ihre Person zu sprechen: Christoph Pfluger kritisierte Sie jüngst. Er schrieb, dass Sie über ihre Wiener Firma «Zweieck Qt-Experts GmbH & Co KG» als Roland Zoder firmierten. Auch warf er ihnen vor, für das BAG PCR-Daten verarbeitet zu haben und einen Teil des Gewinns in die IT-Infrastruktur der FdV investiert zu haben. Was sagen Sie dazu?

Das ist schlicht und einfach falsch. Zudem sind die Äusserungen von Pfluger rechtlich relevant. Das geht in Richtung Verleumdung. Ich bin zwar seit kurzem Co-Präsident der FdV. Aber ich bin keine Person von öffentlichem Interesse. Deshalb wird es kritisch, wenn man etwas über mich schreibt – egal ob es die Wahrheit ist oder nicht.

Sie sind doch eine Person von öffentlichem Interesse: Sie sind schliesslich der Co-Präsident der FdV. Zudem werden Sie ständig in den Medien zitiert.

Laut meiner Rechtsauffassung ist die Latte dafür sehr hoch. Seit zwei Monaten Co-Präsident der FdV zu sein genügt noch nicht, um als eine Person des öffentlichen Interesses zu gelten.

Aber nochmals zurück zur Kritik, die Pfluger an Ihnen geäussert hat. Was entspricht dann konkret nicht der Wahrheit?

Es handelt sich um Fehlbehauptungen. Der Artikel ist schlecht recherchiert.

Damit haben Sie die Aussagen noch nicht entkräftet…

Ich muss sie auch nicht entkräften. Ich will gar nicht darauf eingehen. Das Ganze ist einfach so schlecht.

Sie haben keine PCR-Daten verarbeitet?

Die Geschichte mit dem BAG und den PCR-Tests: Das ist eine Erfindung.

Im YouTube-Video mit Anita Zoder vom Februar 2021 haben Sie aber selbst gesagt, dass Ihre Firma mit PCR-Tests Geld verdient habe: Ihre Firma übermittelte Menschen, die sich getestet hatten, die Laborergebnisse. Sie sprachen davon, dass die «Pandemie» für Sie eine Art «wirtschaftlicher Turbo» darstelle.

Ja, das ist richtig. Ich habe während der Pandemie mit meiner Firma gut verdient. Das ist so. Allerdings: Wir hatten auch schon in den Jahren davor Wachstumsraten von 10-20 Prozent jährlich. Während den zwei Jahren Pandemie haben wir dann sozusagen fünf Jahre übersprungen. Ich habe aber nicht mit dem BAG gearbeitet.

Ihre Firma, «Zweieck Qt-Experts GmbH & Co KG», ist in Wien beherbergt.

Ich muss hier nicht über meine Firmengeschichte Auskunft geben. Es geht kurz gesagt um medizinische Daten. Ich verdiene mit meiner Firma mein Geld überwiegend im Ausland – zu 95 Prozent im EU-Raum. Wir brauchen einen Ansprechpartner im EU-Raum. Wer Daten verarbeitet, muss seine Server in der EU stehen haben. Das ist in der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) so vorgesehen. In der Schweiz ist es erlaubt, Daten im Ausland zu lagern. Deshalb brauche ich eine rechtsgültige Adresse in der EU. Gearbeitet wird hier in der Schweiz; es handelt sich im Wesentlichen um eine Briefkastenfirma.

Kritische FdV-Mitglieder kritisierten Sie zuletzt, dass Sie aus dem Umfeld der SVP neue Mitglieder rekrutiert hätten. Was sagen Sie dazu?

Ich habe nie bewusst SVP-Mitglieder oder Politiker in den Verein geholt. Es ist schwierig, Leute zu finden, die sich für den Verein engagieren. Mit diesem SVP-Bashing habe ich jedoch Mühe. Die SVP war die einzige der etablierten Parteien, die zumindest noch ein klein wenig was für uns Massnahmenkritiker getan hat. Deshalb sehe ich das pragmatisch. Es geht mir darum, dass man mit denjenigen Menschen zusammenarbeitet, die die gleichen Ziele haben – da spielt es für mich keine Rolle, ob das ein SVP-ler, SP-ler oder ein Grüner ist. Generell konnte man während den letzten zwei Jahren ja feststellen: Je linker, desto coronagläubiger, je rechter, desto kritischer.

Auch im Vorstand sind mittlerweile mehrere SVP-Mitglieder. Darunter Christina Rüdiger und Oliver Martin. 2020 war die Spitze des Vereins noch deutlich bunter. Verlieren die FdV mehr und mehr die gesellschaftliche Anschlussfähigkeit?

Ich hoffe es nicht. Wichtig ist, dass wir im Vorstand die gleichen Ziele verfolgen. Parteizugehörigkeiten sind da nebensächlich.

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Zur Person: Roland Bühlmann ist verheiratet, hat vier Kinder. Er ist IT-Unternehmer und Pferdetrainer.



Foto: z.V.g

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