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Ein Land im Totentanz

Published On: 17. Juli 2022 16:00

Dieser Tage könnte man einen gesellschaftlichen Todestrieb konstatieren. Im späten Mittelalter gab es den Bildtypus der Totentänze: Geführt von Hein, taumelten vom Kaiser bis zum Bettelmann alle Richtung Abgrund.

Dass die Grabenkämpfe der letzten Jahre zwischen Impfgläubigen und Coronaleugnern geradezu religiöse Züge angenommen haben, scheint überdeutlich. Der kleine Piks wurde zur Kommunion der Rechtschaffenen verklärt, die, die ihn verweigerten, galten als Schädlinge am Volkskörper, als egoistische Gefährder ihrer Mitmenschen. Auch das Motiv, sich impfen zu lassen, ist letztlich ein religiöses: schlicht und ergreifend Todesangst, ausgelöst durch die am Anfang der Epidemie kolportierten Horrorzahlen.

Die Maske war das Zeichen der Rechtgläubigen, Zwangsbekehrungen durch Strafgelder und Repressalien mit eingeschlossen. Umso verständlicher ist nun das allgegenwärtige Festklammern am Impfnarrativ: Schützt es doch offensichtlich nicht vor dem Bösen, so mildert es doch angeblich den Verlauf: Die Ähnlichkeit zum Ablass der frühen Neuzeit ist unübersehbar. Im Fegefeuer schmoren müssen so ziemlich alle, aber die Zeit kann verkürzt werden. Das ist doch schon etwas.

Dagegen halten die Dissidenten eher vergeblich, aber penetrant; würde man aber denen glauben, dann müsste man sich ja eingestehen, dass man sich selbst in Gefahr gebracht hat. Wer will das schon, und schon gar die Vertreter der „Wissenschaft“ und ihrer politischen Vollstrecker können vom rechten Weg keinen Deut abweichen. Für die Ungläubigen stellt sich diese Wissenschaft infrage: Dem Mangel an Daten auf der einen Seite steht eine Überfülle an möglichen Nebenwirkungen dieser Communio gegenüber, die für die Gläubigen furchteinflößend sein muss. Also wird der Zweifel unterdrückt und das Denken eingestellt. Die Kardinäle des Staates und der Pharmaindustrie dürfen nicht unrecht haben.

Aber Corona ist ja gewissermaßen „out“, zumindest momentan. Die neue Katastrophe ist die Energiesicherheit, oder besser gesagt die fehlende. War Gas noch vor wenigen Monaten die Brückentechnologie in ein neues Ökotopia, ein vom Winde bewegtes Paradies, so werden jetzt die ersten Wärmestuben errichtet; der Streit, ob nun die Produktion oder die Privathaushalte zuerst abgeschaltet werden sollen, fängt an, und Habeck beschwört die solidarische Verteilung der nicht vorhandenen Ressourcen in Westeuropa. Man darf gespannt sein, ob das so harmonisch klappt wie die konzertierte Aktion gegen Corona.

Eine gewisse Scheinheiligkeit

Gerade Herr Habeck wird gelegentlich apokalyptisch in seinen Vorhersagen, was ihm nicht schadet, kann er sich doch zumindest als Verdienst anrechnen, ehrlich zu sein. Von anderen Politikern hört man wenig, höchstens von wirtschaftsnahen Kreisen, wie dem BASF-Chef: Uns droht nicht weniger als ein Zusammenbruch wichtiger Produktionszweige mit schwer kalkulierbaren Folgen, damit auch ein Zusammenbruch des Sozialsystems, von der prekären Situation des Gesundheitswesens mal abgesehen. Wenn es kälter wird und man sitzt in der eisigen Wohnung, könnte das der Gesundheit nicht förderlich sein.

Was die Grünen und ihre Exponenten vergessen, ist ihre ideologische Verantwortung für die gegenwärtige Misere. Gasterminals wurden nicht gebaut, Atomkraftwerke gesprengt oder abschaltet, Zechen zubetoniert. Dabei fehlt es für das Windparadies an allem: Arbeitskräften, Grundstoffen und wer weiß was noch. Frackinggas ist o.k., nur nicht hier. Atomenergie soll bitte importiert werden, aber keinesfalls hier produziert. Man könnte eine gewisse Scheinheiligkeit konstatieren.

Schuldige werden auch schon benannt: Die kürzlich noch sakrosankte Kanzlerin kommt zunehmend ins Schussfeld, und für Schröder wird schon der Scheiterhaufen in Hannover am Maschsee aufgeschichtet: Er ist nach wie vor der Meinung, man müsste mit den Russen reden. 

Die Bauernkriege haben schon wieder begonnen

In jedem religiösen System gibt es natürlich einen Vertreter des absolut Bösen, einen Diabolus oder Satanas, und diese Rolle spielt Putin. Wird er Nordstream nach der Reparatur wieder aufdrehen? Ehrlich gesagt, ich weiß das auch nicht. Ich kann nur auf die kognitive Dissonanz hinweisen, mit der Putin in der Presse einerseits als kranke Inkarnation dämonischer Mächte hingestellt wird, von dem man aber andererseits vertragstreue Lieferung von Energie erwartet. Westeuropa ist doch längst Kriegspartei, da helfen auch Mätzchen wie Waffenlieferungen über die Bande nichts. Das ist das eine, das andere ist die offensichtliche Tatsache, dass ohne Russengas die nächsten Jahre bitter werden.

Unsere Politiker scheinen sich paralysiert in die Sommerpause zu verabschieden. Was noch bleibt, ist eine Art von Cargo-Kult. Ein Schiff wird kommen und das eine bringen, das Öl und Gas: Nur dass es offensichtlich auch an Schiffen fehlt.Mir persönlich wird durchaus angst und bange.

Man könnte einen gesellschaftlichen Todestrieb konstatieren. Im späten Mittelalter gab es den Bildtypus der Totentänze: Geführt von Hein, taumelten vom Kaiser bis zum Bettelmann alle Richtung Abgrund. Man fühlt sich manchmal fünfhundert Jahre in die Zeit der Reformation zurückversetzt. Apropos: Die Bauernkriege haben schon wieder begonnen. In den Niederlanden.

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