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Wie wir über Antidepressiva belogen wurden

Published On: 21. August 2022 0:06

Veröffentlicht am 21. August 2022 von KD.

Das Verschreiben von Antidepressiva beruht grösstenteils auf der Behauptung, im Gehirn bestehe ein chemisches Ungleichgewicht, insbesondere ein Mangel des Gewebshormons und Neurotransmitters Serotonin. Medikamente sollen dieses Ungleichgewicht beheben können. Manche Studien konnten jedoch keinen Zusammenhang zwischen Depressionen und dem Serotoninspiegel im Gehirn feststellen.

Der Transition News-Redakteur Torsten Engelbrecht hatte schon 2008 in der WOZ und 2013 in Natur&Heilen Beiträge veröffentlicht, in denen es darum geht, das Dogma des chemischen Ungleichgewichts zu hinterfragen. Ende Juli wurde nun eine Übersichtsarbeit veröffentlicht, die das bestätigt.

Die Hauptautorin der Arbeit ist Joanna Moncrieff, Professorin für kritische und soziale Psychiatrie. In einem Beitrag für das Brownstone Institute schreibt sie, dass die Arbeit in der breiten Öffentlichkeit Schockwellen ausgelöst hat. Von den Meinungsführern der Psychiatrie sei sie hingegen als veraltete Nachricht abgetan worden. Diese Diskrepanz werfe die Frage auf, warum die Öffentlichkeit so lange mit diesem Narrativ gefüttert wurde und was Antidepressiva eigentlich bewirken, wenn sie nicht ein chemisches Ungleichgewicht umkehren.

Moncrieff macht klar, dass sie nicht grundsätzlich gegen den Einsatz von Medikamenten bei psychischen Problemen ist. Einige Psychopharmaka könnten in bestimmten Situationen nützlich sein. Sie hält es jedoch für grundlegend irreführend, wie diese Medikamente sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der psychiatrischen Fachwelt dargestellt werden. Das bedeute, dass sie nicht sorgfältig genug eingesetzt wurden, und vor allem, dass die Menschen nicht in der Lage waren, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Als Reaktion auf die Studie von Moncrieff et al. hätten Psychiatrieexperten verzweifelt versucht, den Geist wieder in die Flasche zu stecken, erklärt die Autorin. Es gebe andere mögliche biologische Mechanismen, die erklären könnten, wie Antidepressiva ihre Wirkung entfalten, sagen sie. Doch was wirklich zähle: Antidepressiva «funktionieren».

Moncrieff zufolge stützt sich diese Behauptung auf randomisierte Studien, die zeigen, dass Antidepressiva die Depressionswerte über einen Zeitraum von einigen Wochen geringfügig besser senken als ein Placebo. Der Unterschied sei jedoch so gering, dass nicht klar sei, ob er überhaupt spürbar ist. Auch gebe es Hinweise darauf, dass er durch Artefakte des Studiendesigns und nicht durch die Wirkung der Medikamente erklärt werden kann.

Die Experten sind jedoch der Ansicht, dass es keine Rolle spielt, wie Antidepressiva wirken. Schliesslich würden wir nicht genau verstehen, wie jedes Medikament wirkt, also sollte uns das nicht beunruhigen.

Diese Position offenbart laut Moncrieff eine tiefsitzende Annahme über das Wesen der Depression und die Wirkung von Antidepressiva. Diese erkläre, warum sich der Mythos des chemischen Ungleichgewichts so lange halten konnte:

«Diese Psychiater gehen davon aus, dass Depressionen das Ergebnis bestimmter biologischer Prozesse sein müssen, die wir irgendwann einmal identifizieren können, und dass Antidepressiva auf diese Prozesse abzielen müssen. Diese Annahmen sind weder begründet noch hilfreich.»

Diese Annahmen seien nicht stichhaltig: Obschon es zahlreiche Hypothesen neben der Theorie des niedrigen Serotoninspiegels gebe, könne keine konsistente Forschungsarbeit einen spezifischen biologischen Mechanismus nachweisen, der der Depression zugrunde liege und die Wirkung von Antidepressiva erklären könnte. Hilfreich sei die Annahme nicht, weil sie zu allzu optimistischen Ansichten über die Wirkung von Antidepressiva führten, die zur Folge hätten, dass ihre Vorteile überbewertet und ihre negativen Auswirkungen abgetan werden. Moncrieff erklärt:

«Depressionen sind nicht dasselbe wie Schmerzen oder andere körperliche Symptome. Obwohl die Biologie bei allen menschlichen Aktivitäten und Erfahrungen eine Rolle spielt, ist es nicht selbstverständlich, dass die Manipulation des Gehirns mit Medikamenten die nützlichste Ebene ist, um mit Emotionen umzugehen. Das ist vielleicht so ähnlich, als würde man die Festplatte umlöten, um ein Problem mit der Software zu beheben.»

Normalerweise würden wir Stimmungen und Emotionen als persönliche Reaktionen auf die Geschehnisse in unserem Leben betrachten, so Moncrieff weiter. Diese seien durch unsere individuelle Geschichte und Veranlagung (einschliesslich unserer Gene) geprägt und würden in engem Zusammenhang mit unseren persönlichen Werten und Neigungen stehen.

«Daher erklären wir Emotionen mit den Umständen, die sie auslösen, und mit der Persönlichkeit des Einzelnen. Um sich über dieses Verständnis des gesunden Menschenverstands hinwegzusetzen und zu behaupten, dass eine diagnostizierte Depression etwas anderes ist, bedarf es eines fundierten Beweises und nicht einer Auswahl möglicher Theorien», so Moncrieff.

Modelle der Arzneimittelwirkung

Moncrieff bezeichnet die Vorstellung, dass Psychopharmaka durch die Umkehrung einer zugrunde liegenden Hirnanomalie wirken könnten, als «krankheitszentriertes» Modell der Arzneimittelwirkung. Es wurde erstmals in den 1960er Jahren vorgeschlagen, als die Serotonin-Theorie der Depression und andere ähnliche Theorien entwickelt wurden. Davor ging man implizit davon aus, dass Medikamente anders wirken, und zwar in einem Modell, das Moncrieff als «drogenzentriertes» Modell der Medikamentenwirkung definiert hatte.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte man, dass Medikamente, die Menschen mit psychischen Störungen verschrieben werden, Veränderungen der normalen mentalen Prozesse und Bewusstseinszustände bewirken, die die bereits vorhandenen Gedanken und Gefühle des Einzelnen überlagern.

Moncrieff vergleicht das mit unserem Verständnis der Wirkung von Alkohol und anderen Freizeitdrogen: Wir wissen, dass sie unangenehme Gefühle vorübergehend überlagern können. Dies unterscheide sich von der Art und Weise, wie Medikamente in der übrigen Medizin wirken. Obwohl nur eine Minderheit der Medikamente auf die eigentliche Ursache einer Krankheit abziele, würden sie wirken, indem sie die physiologischen Prozesse beeinflussen, die die Symptome eines Zustands hervorrufen, auf «krankheitszentrierte» Weise.

Die Autorin differenziert zum Beispiel bei Schmerzmitteln: Zum einen gibt es solche, wie Opiate und Opioide, die sowohl auf die zugrunde liegenden biologischen Mechanismen wirken, die Schmerzen verursachen, als auch auf eine drogenzentrierte Weise, da sie bewusstseinsverändernde Eigenschaften haben. Eine ihrer Wirkungen besteht darin, die Gefühle zu betäuben. Menschen, die Opiate gegen Schmerzen eingenommen haben, sagen oft, dass sie zwar noch Schmerzen haben, diese aber nicht mehr wahrnehmen.

Im Gegensatz dazu haben Schmerzmittel wie Paracetamol keine bewusstseinsverändernden Eigenschaften. Deshalb kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass es auf die Schmerzmechanismen einwirkt – auch wenn sein Wirkmechanismus nicht vollständig verstanden wird.

«Wie Alkohol und Freizeitdrogen führen auch Psychopharmaka zu allgemeinen psychischen Veränderungen, die bei allen Menschen auftreten, unabhängig davon, ob sie psychische Probleme haben oder nicht. Die von Antidepressiva hervorgerufenen Veränderungen variieren je nach Art des Medikaments (Antidepressiva gehören zu vielen verschiedenen chemischen Klassen – ein weiterer Hinweis darauf, dass sie wahrscheinlich nicht auf einen zugrunde liegenden Mechanismus einwirken), umfassen jedoch Lethargie, Unruhe, geistige Trübung, sexuelle Funktionsstörungen, einschliesslich Libidoverlust, und Betäubung der Gefühle.»

Dies lässt laut Moncrieff vermuten, dass sie einen allgemeinen Zustand verminderter Sensibilität und Gefühle hervorrufen. Diese Veränderungen würden sich natürlich auf das Befinden der Menschen auswirken und könnten den geringen Unterschied zwischen Antidepressiva und Placebo erklären, der in randomisierten Studien beobachtet wurde.

Einflüsse

In ihrem Buch «The Myth of the Chemical Cure» zeigt Moncrieff, wie diese «drogenzentrierte» Sichtweise der Psychopharmaka in den 1960er und 70er Jahren allmählich durch die krankheitszentrierte Sichtweise ersetzt wurde. Die ältere Sichtweise sei so vollständig ausradiert worden, dass es schien, als hätten die Menschen einfach vergessen, dass Psychopharmaka bewusstseinsverändernde Eigenschaften haben. Moncrieff erläutert:

«Diese Umstellung erfolgte nicht aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse. Es geschah, weil die Psychiatrie sich als modernes medizinisches Unternehmen darstellen wollte, dessen Behandlungen die gleichen sind wie andere medizinische Behandlungen. Ab den 1990er Jahren begann auch die pharmazeutische Industrie, diese Sichtweise zu propagieren, und die beiden Kräfte taten sich zusammen, um diese Idee in die Köpfe der Öffentlichkeit zu bringen, was als eine der erfolgreichsten Marketingkampagnen in die Geschichte eingehen muss.»

In den 1960er Jahren habe sich die Psychiatrie nicht nur an die übrige Medizin angleichen, sondern auch von der Freizeitdrogenszene abgrenzen wollen, so Moncrieff weiter. Die meistverkauften verschreibungspflichtigen Drogen jener Zeit, Amphetamine und Barbiturate, seien in grossem Umfang auf die Strasse gebracht worden. Daher sei es wichtig gewesen, zu betonen, dass Psychopharmaka auf eine zugrundeliegende Krankheit abzielen, und zu verschweigen, wie sie den normalen Geisteszustand der Menschen verändern könnten.

Nach dem Benzodiazepin-Skandal in den späten 1980er Jahren habe die pharmazeutische Industrie das Ruder übernommen. Damals sei deutlich geworden, dass Benzodiazepine, wie zum Beispiel Valium, genauso wie die Barbiturate, die sie ersetzt hatten, eine körperliche Abhängigkeit verursachen. Es sei auch klar gewesen, dass sie kübelweise an Menschen ausgegeben wurden, um den Stress des Lebens «wegzudrücken» – meist Frauen. Moncrieff erläutert:

«Als die pharmazeutische Industrie ihre nächste Reihe von Elendspillen entwickelte, musste sie diese nicht als neue Möglichkeiten zur ‹Ertränkung der eigenen Sorgen› darstellen, sondern als richtige medizinische Behandlungen, die eine zugrunde liegende körperliche Anomalie beheben. Also startete die Pharmaindustrie eine massive Kampagne, um die Menschen davon zu überzeugen, dass Depressionen durch einen Mangel an Serotonin verursacht werden, der durch die neuen SSRI-Antidepressiva behoben werden kann.»

Psychiatrische und medizinische Vereinigungen hätten mitgeholfen, indem sie die Botschaft in ihre Patienteninformationen auf offiziellen Websites aufnahmen. Obwohl die Vermarktung inzwischen eingestellt worden sei, da die meisten Antidepressiva nicht mehr unter Patentschutz stehen, würde die Idee, dass Depressionen durch einen Serotoninmangel verursacht werden, immer noch auf pharmazeutischen Websites verbreitet, merkt Moncrieff an. Und die Ärzte würden den Menschen immer noch sagen, dass dies der Fall ist.

«Weder die Pharmaindustrie noch die Psychiater haben ein Interesse daran, die Blase des chemischen Ungleichgewichts platzen zu lassen. Aus den Reaktionen der Psychiater auf unser Serotonin-Papier geht klar hervor, dass die Psychiater wollen, dass die Menschen weiterhin dem Irrglauben unterliegen, dass psychische Störungen wie Depressionen nachweislich biologische Erkrankungen sind, die mit Medikamenten behandelt werden können, die auf die zugrunde liegenden Mechanismen abzielen», kritisiert Moncrieff.

Es gebe einen guten Grund dafür, dass Psychiater andere Erklärungen dafür, was Medikamente wie Antidepressiva tatsächlich bewirken, nicht in Betracht ziehen wollen – und auch nicht, dass die Öffentlichkeit dies tut:

«Millionen von Menschen nehmen heute Antidepressiva ein, und die Folgen einer Abkehr von der krankheitszentrierten Sichtweise auf ihre Wirkung sind tiefgreifend. Wenn Antidepressiva nicht ein zugrundeliegendes Ungleichgewicht umkehren, sondern das Serotoninsystem in irgendeiner Weise verändern (auch wenn wir nicht genau wissen, wie), müssen wir zu dem Schluss kommen, dass sie unsere normale Gehirnchemie verändern – genau wie es Freizeitdrogen tun.»

Wie Moncrieff feststellt, mögen einige der sich daraus ergebenden mentalen Veränderungen, wie zum Beispiel die emotionale Betäubung, kurzfristig Erleichterung bringen. Doch in diesem Licht betrachtet, sei klar, dass die langfristige Einnahme von Antidepressiva wahrscheinlich keine gute Idee ist. Obwohl die Folgen einer langfristigen Einnahme kaum erforscht sind, gebe es immer mehr Hinweise auf das Auftreten von Entzugserscheinungen, die schwerwiegend und lang anhaltend sein können, sowie auf Fälle von anhaltenden sexuellen Funktionsstörungen. Moncrieff weiter:

«Die Ersetzung der Serotonin-Theorie durch vage Beteuerungen, dass komplexere biologische Mechanismen die Wirkung des Medikaments erklären können, setzt die Verschleierung nur fort und ermöglicht die Vermarktung anderer Psychopharmaka auf ebenso fadenscheiniger Grundlage.»

Moncrieff erwähnt zum Beispiel die Johns Hopkins University, die den Menschen erzählt, dass «unbehandelte Depressionen langfristige Hirnschäden verursachen» und dass «Esketamin den schädlichen Auswirkungen der Depression entgegenwirken kann». Abgesehen von der Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit der Menschen durch die Behauptung, sie hätten Hirnschäden oder würden sie bald bekommen, fördere diese Botschaft die Verwendung eines Medikaments mit einer schwachen Beweisgrundlage und einem beunruhigenden Nebenwirkungsprofil. Moncrieff resümiert:

«Die Serotonin-Hypothese ist ein Beispiel dafür, wie Psychopharmaka im Interesse des Profits und des beruflichen Status missverstanden und falsch dargestellt wurden. Es ist an der Zeit, die Menschen nicht nur darüber aufzuklären, dass die Serotonin-Geschichte ein Mythos ist, sondern auch darüber, dass Antidepressiva den normalen Zustand des Körpers, des Gehirns und des Geistes in einer Weise verändern, die gelegentlich als nützlich empfunden wird, aber auch schädlich sein kann.»

***

Joanna Moncrieff ist Professorin für kritische und soziale Psychiatrie am University College London und arbeitet als beratende Psychiaterin bei der britischen Gesundheitsbehörde NHS. Sie forscht und schreibt über den übermässigen Gebrauch und die falsche Darstellung von Psychopharmaka sowie über die Geschichte, Politik und Philosophie der Psychiatrie im Allgemeinen.

Derzeit leitet sie eine von der britischen Regierung finanzierte Studie zur Reduzierung und zum Absetzen von Antipsychotika (RADAR-Studie) und arbeitet an einer Studie zur Unterstützung des Absetzens von Antidepressiva mit. In den 1990er Jahren war sie Mitbegründerin des Critical Psychiatry Network, um sich mit anderen, gleichgesinnten Psychiatern zu vernetzen.

Moncrieff ist Autorin zahlreicher Fachartikel und hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter «A Straight Talking Introduction to Psychiatric Drugs – Second edition» sowie «The Bitterest Pills: The Troubling Story of Antipsychotic Drugs» und «The Myth of the Chemical Cure».

https://joannamoncrieff.com/

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