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Ein Brief aus dem Defereggental

Published On: 17. Oktober 2022 13:14

Ein Brief aus dem Defereggental

Viel Brauchtum und Bodenständigkeit in Osttirol…

Bildmontage WB: Privat z.V.g.

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Als ich noch in die Volkschule ging, war es jedes Jahr unsere größte Freude, wenn uns die Frau Lehrerin an den vier Adventsamstagen – ja, damals ging man noch am Samstag in die Schule – die Weihnachtsgeschichten vom Reimmichl vorlas, und noch heute lese ich am Heiligen Abend die von den Hilzerbuben vor. Das war ein knorriges, altes Brüderpaar die „in dem altmorschen wackeligen Hilzerhäuschen droben unter dem Wald“ wohnten. Sie spielten Zither und Klarinette und für Weihnachten hatten sie „eine ganz närrische Freud´ und Begeisterung“.

Den ganzen Advent, tatsächlich die stillste Zeit im Bauernjahr, verbrachten sie eifrig mit dem Ausbessern und Aufstellen ihrer gewaltigen Weihnachtskrippe, die fast den ganzen Platz der Stube in Anspruch nahm. Über dieser Arbeit gerieten sie einmal heftig aneinander und sind fast „raufat“ geworden. Wie sie dann aber in der Heiligen Nacht, anfangs noch widerwillig, doch ihr Weihnachtslied anstimmten, da griff es ihnen ans Herz. Das Jesulein hat ihnen den Weihnachtsfrieden wieder geschenkt und sie eilten in tiefer Winternacht zur Christmette hinunter ins Dorf, wo sich die Leute nur wunderten, daß die alten Buben zu spät gekommen waren.

Das ist die Welt, die uns der Reimmichl in mehr als 60 Büchern vorgestellt hat, ein Bauernsohn aus St. Veit im Defreggental, der eigentlich Sebastian Rieger hieß, als Kind ein Stotterer, der doch alle Schulen durchlief und 1891 die heilige Priesterweihe empfing. Im Volk ist er eben heute noch als Reimmichl bekannt, ein Pseudonym, das er annahm, da ihn der Schuster Rogger aus Sexten mit seinen Geschichten zum Reimen und Dichten angeregt hatte. Auch kennt man ihn als „Pfarrer von Tirol“, den selbst der erzmodernistische Bischof Reinhold Stecher in einer Predigt als „den Herold der Heimatliebe“ würdigte. Des Reimmichls Texte drehen sich um Tradition, Brauchtum und Patriotismus und das nimmt nicht Wunder, denn Gott, dem Herrn hat es gefallen, ihn in einer der urtümlichsten und abgelegensten Gegenden des Vaterlandes auf die Welt kommen zu lassen, im Defreggental in Osttirol. Sein Geburtsort St. Veit, der heute 632 Einwohner zählt, ist auf fast 1500 Meter, das höchstgelegene Dorf in Osttirol.

Einzelhöfe und Weiler

Karg ist das Leben im Defreggental. Umgeben von mehreren 3000ern, eingeschlossen zwischen steilen Flanken, kann es hier im Winter auch heute noch schon einmal -30 Grad haben. Schnee gibt es von Oktober bis April, womit eine Vegetationsperiode von nur fünf Monaten bleibt. Die Bewohner hatten als Selbstversorger ihr Leben zu fristen. Gerade einmal Roggen und Gerste wachsen hier, für Weizen ist es zu kalt. Ein paar Kühe, Ziegen und Schafe hielt man und mästete vielleicht noch zwei Schweine. Das Milchvieh brachte Käse und Butter, die Hühner Eier und die Jagd das Wildbret. Selten aber gab es frisch gebratenes Fleisch, denn um es aufzuheben, wurde das meiste geselcht und zu Würsten verarbeitet. Das Getreide wurden in kleinen Mühlen vor Ort zu Mehl gemahlen, die von den reißenden Bächen betrieben wurden. 1925 gab es noch 40 davon.

Der Hauptort St. Jakob teilt sich in fünf Rotten, die im Gegensatz zu Dörfern keine geschlossene Verbauung aufweisen und sich aus 34 Weilern und Einzelhöfen bilden. Das Zentrum ist die Pfarrkirche, wo auf einem Fresko aus dem 1930er Jahren der damals noch nicht selig gesprochene Kaiser Karl hoch zu Ross dem einzigen König Jesus Christus huldigt. Erzherzog Eugen beehrte das Dorf bald nach der Fertigstellung dieses Bildnisses mit seinem Besuch und der Jubel war groß, als der Vertreter Erzherzogs Ottos in Österreich die Dörfler für kurze Zeit den republikanischen Putsch – im Gegensatz zu Italien, gab es in Österreich nie eine demokratische Abstimmung über die Staatsform – vergessen machte.

Brauchtum ist lebendig

Für das, was aus Wien kommt haben die Leute da sowieso nicht viel über. Im ganzen Defreggental ist mir keine einzige Schwulenbar aufgefallen und Transvestiten und sonstige Gender Exzentriker scheint es hier auch nicht zu geben. Sie müssten im Alltag des Öfteren wohl körperliche Schmerzen erdulden. So sind Männer und Frauen noch an der Kleidung zu erkennen und die ist besonders zu den Festtagen die traditionelle Tracht der Gegend mit Lederhose, Ranzen, langem Rock und großem Hut für die Mander, das Weibsvolk mit Haube, Schultertuch und Dirndl, das noch wie früher vorne zu schnüren ist, denn oft im Frauenleben ist man guter Hoffnung. Das Brauchtum ist lebendig und findet seinen Höhepunkt am Vorabend des 6. Dezember mit dem Nikolauszug von Haus zu Haus. Der heilige Nikolaus wird von einem Engel begleitet, einem Defreggerpaar in Tracht, Doktor und Hebamme, Brautleute, Lodder, der Litterin mit einem hölzernen Wickelkind im Arm, Bü‘und Dirn‘, dem Rußkehrer, dem Spielmann und Bajazz und Bajazzin; dazu der tolle Zug der Krampusse in wilden Masken und zotteligem Fell. Ihre Gürtel sind mit Glocken behangen. Beim „Tischl zieh‘n“ im Haus versuchen die Teufeln den Stubentisch ins Freie zu zerren, um die dahinter Sitzenden, besonders die „Weibischen“ mit ihren Ruten zu verdreschen. Der Spielmann spielt auf und die Litterin bekommt von den Hausleuten Geld. Das Ganze endet bei Tanz und froher Festerei im Wirtshaus wo „o – gelarvt“ wird. Es trinkt sich nämlich besser ohne Maske. Prachtvolle Stücke sind diese Masken oft, von den Herrgottsschnitzern aus Zirbenholz verfertigt, und eine alte Krampusmaske aus dem Defregger Nikolausspiel zählt heute zu den Zimelien des Tiroler Volkskundemuseums in Innsbruck.

Gäste haben sich an örtliche Sitten zu halten

Jenseits der Brauchtumshochzeiten finden Alt und Jung einander im reichen Vereinsleben der Landschaft, denn ein Kino gibt es nicht, doch leider wohl zu viele Fernseher. „Wer für die Musi nicht gut ist und für die Feuerwehr zu langsam, der geht zu den Schützen“, so heißt es da. In jedem Fall bleibt man unter sich und erfreut sich am Althergebrachten. Dem Fremden begegnet man mit begründeter Skepsis. So erzählt eine Sage über einen gut dokumentierten Lawinenabgang anno 1695, bei dem neun Burschen und acht Mädchen zu Tode kamen, folgendes: Bei einer Tanzveranstaltung am Faschingssonntag im alten „Orts – Gasthäuschen“ ging es bereits besonders lustig zu, da trat plötzlich ein märchenhaft schönes junges Mädchen mitten in den Kreis der fröhlichen Tänzer. Recht dunkel war sie, „zigeunerhaft“ gekleidet, fremdländisch wohl, den Defreggerburschen gewiss zu fremd. Gar keiner wollte sie zum Tanze auffordern und irgendwann ging sie gedemütigt und zornig dann hinaus in die kalte Winternacht. Das war die „Lahn-Hexe“! Sie trat ein Schneebrett los und nahm grausame Rache.

Das Tal lebt heute vom Tourismus und so begegnet man den zahlenden Fremden mit größerer Offenherzigkeit, sofern er sich an die guten Sitten hält. So erregte ein deutscher Urlaubsgast in den 30iger Jahren heftigen Unmut, als er in kurzen Hosen bei der Priesterpriminz erschien. „Mangels Geld konnte Osttirol nicht die Fehler nach dem 2. Weltkrieg machen, die Nordtirol verschandelt haben.“ Sagte mir mein Defreggerfreund und tatsächlich ruiniert keine einzige Bettenburg die wildromantische Landschaft, kein Après-Ski Irrsinn durchtobt mit Rhythmen die Nacht und in den Gastwirtschaften gibt es Kaspressknödel, Wildererpfandl und Heidelbeerschmarrn. Sushi wird man vergebens suchen.

Älteste Wasserfahrzeug und Drachenbootrennen

Ganz andere Kostbarkeiten bietet das Tal dem Gast. Auf mehr als 2000 Meter Höhe weiden von Juni bis September 330 Rinder auf der Jagdhausalm, deren Steinhäuser schon 1212 urkundlich erwähnt werden und deren Anblick die kostspielige Reise nach Tibet erspart.

Im wärmeren Mittelalter war diese Alm noch ganzjährig bewirtschaftet und damals begann auch die Besiedelung vom Süden her über das Artholzertal und den Stallersattel mit dem bezaubernden Obersee, in dem übrigens ein rund 1000 Jahre alter Einbaum gefunden wurde, der als eines des ältesten Wasserfahrzeuge der Welt im örtlichen Museum gezeigt wird. Am Obersee finden heute im Sommer auch Drachenbootrennen statt, was auf 2000 Meter Höhe damit auch der höchst gelegene Wettbewerb dieser Art auf dem Planeten Erde ist.

Bild: zVg

Nationalpark Hohe Tauern

Im Spätmittelalter lebten alleine in St. Jakob, das heute 823 Einwohner hat, mehrere tausend Menschen, da der Bergbau aufblühte und der Abbau von Kupfer, Eisen und Blei und auch ein wenig Gold und Silber den Knappen reichen Segen brachte. Schmelzhütten und ein Verwaltungszentrum entstanden, seit 1487 hatte St. Jakob einen eigenen Unter Richter und der Bergbau, der vornehmlich von Gewerken aus Nordtirol betrieben wurde, erreichte den Höhepunkt seiner Rentabilität um 1600. Dann ging der Abbau zurück, bis er endlich im 18. Jahrhundert ganz versiegte. Nun hatten sich die Männer mit dem Hausierergewerbe durchzubringen und zogen mit Produkten aus Italien durch halb Europa. Besonders Strohhüte fanden reißenden Absatz und manch einem gelang es damit sogar reich zu werden. So stieg ein Peter Ladstätter gar mit eigener Hutfabrik zum Großfabrikanten auf. Im Hauptsitz seines Unternehmens in der Krain fanden 20.000 Menschen Arbeit und Niederlassungen in Wien, Prag, Lemberg und Bukarest machten den Florentinerhut populär.

Solche Karrieren aber blieben doch die Ausnahme. Es dreht sich letztlich alles um die Landschaft. Im größten Zirbenwald der Ostalpen trotzen bis zu 1000 Jahre alte Bäume dem Unbill der Witterung und bilden so das Herzstück des Nationalparks Hohe Tauern.

Tirol isch lei oans

Nördlich, im parallel verlaufenden Virgental überrascht ein weit milderes Klima. Auf 1500 Meter wachsen hier Marillen und Artischocken. In Prägraten entstand die großartige Vereinsinitiative „Ackersegen“ von Erik Peyrer, der sich besonders um altes Saatgut bemüht und über 40 alte Erdäpfelsorten blühen lässt. Die heißen dann “die schwarze Ungarin“ und „alter Schwede“, doch das ist eine andere Geschichte.

Tirol isch lei oans,

Isch a Landl a kloans,

Isch a schians, isch a feins,

Und das Landl isch meins.

dichtete prophetisch 1914 der Reimmichl und schrieb damit den Text der geheimen Hymne Tirols. Durch den Raub Südtirols anno 1918 besteht nun keine direkte Landverbindung zwischen Nord- und Osttirol. Tirol freilich bleibt eins!

Als irgendwann in den 80iger Jahren der Gedanke aufkam, zur Vereinfachung der Verwaltung, Osttirol an Kärnten anzuschließen, erklärte der damalige Landeshauptmann von Tirol Eduard Wallnöfer knapp: „Dann werden 40.000 Tiroler Schützen in Kärnten einmarschieren!“

Ronald F. Schwarzer, Impresario, Waldgänger & Partisan der Schönheit Wien, 6.10.2022

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