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Wenn einer eine Bahnreise tut …

Published On: 21. November 2022 16:00

Hand aufs Herz: So viel Spaß und Spannung wie in Bus und Bahn, so viel körperliche Nähe und ein so großes Zusammengehörigkeitsgefühl erlebt man doch nirgendwo sonst mehr in Deutschland!

Ich versuche, mit dem Bus von Hasbergen nach Osnabrück zu fahren. Der Bus kommt nicht. Ich schaue in der App nach: Hier, in der virtuellen Realität, fährt der Bus pünktlich ab. In der analogen Welt ist jedoch keine Spur von einem Bus zu sehen. Der nächste Bus fährt etwa eine halbe Stunde später. Ich warte. Um mir die Wartezeit zu vertreiben, rufe ich im Mobilitätszentrum der Stadtwerke Osnabrück an und erkundige mich nach dem Verbleib des Busses. Jedenfalls versuche ich es.

Denn wenn ich auf meinem Smartphone die angegebene Nummer antippe, erteilt mir eine freundliche Männerstimme Auskunft zur Gasbeschaffungsumlage, Gaspreisbremse und Strompreisbremse. Es freut mich natürlich, dass sich die Stadtwerke so fürsorglich um die Gasbeschaffung kümmern, jedoch interessiert mich im Moment nunmal mehr, ob ich noch eine reelle Chance habe, mit dem Bus von Hasbergen nach Osnabrück zu gelangen. Ich gebe die Nummer noch einmal per Hand ein, und tatsächlich werde ich nun mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden.

Die Strecke werde von einem Subunternehmer, nämlich von Weser-Ems-Bus bedient, erfahre ich von ihm. Und eigentlich solle dieser Subunternehmer Verspätungen und Ausfälle melden, tue das aber nicht immer. Aha. Kurz darauf nähert sich ein Bus. Ich frohlocke innerlich, doch zu früh gefreut. Statt eines Fahrtziels wird „Für den Frieden“ im Frontdisplay angezeigt, und der Bus rauscht an mir vorbei. Klar, verstehe ich. Wer für den Frieden im Einsatz ist, kann sich natürlich nicht um solche Nebensächlichkeiten wie den Transport von Fahrgästen kümmern.

„Ich frage mal bei der Zentrale nach“

Auch der nächste Bus kommt nicht. Daher habe ich wieder Zeit, um auch bei der Weser-Ems Busverkehr GmbH telefonisch vorstellig zu werden. Die spezielle Servicenummer für Osnabrück funktioniert zwar nicht, aber über die zentrale Infonummer erreiche ich wiederum erstaunlich schnell einen freien Mitarbeiter, der sich in der Kommunikation vor allem durch norddeutsches Schweigen auszeichnet, so dass ich im Laufe des Gesprächs nie genau weiß, ob er schon aufgelegt hat oder nicht. Er ist aber noch dran, und sein Schweigen erklärt sich dadurch, dass er ebenfalls die App bemüht hat.

Aber auch er erhält keine Auskunft über den Verbleib der Busse und murmelt etwas von „frage mal bei der Zentrale nach“. Wieder Schweigen. Dann die Info: Die Strecke werde für Weser-Ems von einem Subunternehmer bedient, der nicht immer alle Verspätungen und Ausfälle melde, daher könne er zu dem Verbleib des ausgefallenen Busses nichts sagen, aber der nächste Bus solle noch kommen. Er habe nur etwa 20 Minuten Verspätung. Ach so. Der Subunternehmer des Subunternehmers ist also schuld daran, dass die Mobilitäts-App so aussagekräftig ist wie der gedruckte Fahrplan, der an der Haltestelle aushängt und als vager Abfahrtszeitvorschlagsplan interpretiert werden kann.

Gerade will ich nach dem Namen des Subunternehmers des Subunternehmers fragen, als plötzlich ein Bus auftaucht. Mein Bus. Er hat zwar gar kein Fahrtziel angeschlagen, und auch im Inneren des Busses sind Anzeigendisplay und die akustische Durchsage außer Betrieb, aber die Richtung stimmt. Und ich komme mir wie das Mitglied eines verschworenen Geheimbundes vor: Niemand hat den Bus, in dem ich mich gerade fortbewege, auf dem Schirm. Noch nicht einmal die Mobilitätszentrale. Ich bin also so gut wie untergetaucht.

Rein in die Bahn, raus aus der Bahn

Am Abend geht es dann nach Köln. Mein ICE hat zunächst nur fünf Minuten und am Zielbahnhof lediglich 20 Minuten Verspätung, ist also so gut wie pünktlich. Diese 20 Minuten muss man eben sowohl in der niedersächsischen Provinz als auch im rheinischen Metropölchen einfach draufschlagen. Ist halt so. Bloß nicht zu kleinlich werden. Am Bahnhof Messe/Deutz empfängt mich ein gigantisches Polizeiaufgebot. Ich frage nach: Lediglich ein Fußballspiel. Allerdings fahren die Stadtbahnen in unregelmäßigen Abständen, was aber nicht zwangsläufig mit dem Fußballspiel zusammenhängen muss.

Dennoch verzichte ich auf eine Warterei an der unterirdischen Haltestelle und laufe bis zur Deutzer Freiheit. Hier kann ich direkt in die Straßenbahn-Linie 7 einsteigen. Könnte. Denn die Linie ist aus irgendeinem Grund im Augenblick getrennt, und der Rhein dient mal wieder als Grenze zwischen dem ehemaligen Römischen Reich und der Schäl Sick. Nun beginnt die Kölsche Fahrgastbelustigung: Da die Zentrale der Kölner Verkehrsbetriebe selbst nicht so genau weiß, ob die Streckensperrung wieder aufgehoben ist oder nicht, wissen auch die Straßenbahnführer nicht, ob die Bahnen, die ankommen, wieder in die selbe Richtung zurückfahren oder vielleicht doch die Fahrt über den Rhein fortsetzen dürfen.

Das heißt für die Fahrgäste: rein in die Bahn, angegebenes Fahrtziel checken, zufrieden sitzen bleiben, Durchsage hören, großes Gelächter, Bahn fluchtartig verlassen, zum gegenüberliegenden Gleis hasten, wieder warten, sich in eine überfüllte Bahn quetschen und ‒ wer hätte noch damit gerechnet? ‒ doch noch in die gewünschte Richtung abfahren. Ende gut, alles gut. Und Hand aufs Herz: So viel Spaß und Spannung wie in Bus und Bahn, so viel körperliche Nähe und ein so großes Zusammengehörigkeitsgefühl erlebt man doch nirgendwo sonst mehr in Deutschland!

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