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Fische impfen
Veröffentlicht am 1. Dezember 2022 von KD.
«Die Leute sind schockiert, sie können sich nicht vorstellen, dass es so etwas gibt», erklärt Gabriel Calvo. Zusammen mit Margarita Martínez leitet er das im spanischen Dílar ansässige Aquakulturunternehmen Global Aqua Consulting. Die Firma widmet sich der Vorbeugung von Krankheiten bei Forellen, Lachsen, Seebarschen, Seebrassen und anderen Fischen, die in Meeresfarmen gezüchtet werden. 120’000 dieser Fische werden dafür täglich geimpft, berichtete Ideal 2020.
Gemäss Calvo gibt es dafür einen gesundheitlichen und einen wirtschaftlichen Grund:
«Fische können – wie jedes andere Tier – Krankheiten bekommen, und deshalb werden sie geimpft», erklärt er.
Da die Fische nicht krank würden, müssten sie auch nicht leiden. Das fördere den Tierschutz, so Calvo. Andererseits würden Krankheiten, die zum Tod führen, auch wirtschaftliche Verluste bedeuten. Selbst wenn sie nicht sterben würden, verzögere sich ihr Wachstum, und sie müssten mehr gefüttert werden, was wiederum einen finanziellen Verlust bedeute.
Fische impfen bei Global Aqua Consulting, Spanien, 2020. Quelle: Ideal
Ideal informiert, dass das Unternehmen aus zwölf Mitarbeitern besteht. Zu ihnen würden sechs Impfärzte gehören sowie ein Anästhesist und ein Techniker, der den Prozess kontrolliere. Calvo erläutert, die erste Impfung erfolge durch ein Bad, wenn die Fische ein Gramm wiegen: Sie nehmen den Impfstoff dann über ihre Kiemen auf. Die zweite geschehe durch Injektion, wenn sie 12 Gramm wiegen. Einen Fisch zu impfen, dauere etwa eine Minute. – Calvo weiter:
«Sie werden aus dem Wasser geholt, betäubt, an einer bestimmten Stelle des Bauches geimpft und wieder ins Wasser gesetzt. Zu sechst können sie täglich 120’000 Fische impfen.»
Die Firma wurde vor einigen Jahren mit dem Preis als das innovativste Unternehmen von Andalusien ausgezeichnet.
Doch Fische zu impfen ist nichts Neues. So zeigt die Irin Marian Frances McLoughlin, tierärztliche Beraterin für Aquakultur, in einer Übersicht, dass die ersten Impfungen für Fische schon im Jahr 1989 eingeführt wurden.
Solche Impfstoffe sind übrigens auch in Deutschland zugelassen, wie aus einer Präsentation des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart hervorgeht. Das Amt weist jedoch auf Grenzen hin. So dauere der Impfschutz zum Beispiel nicht sehr lang; Booster-Impfungen seien empfohlen. Für grössere Fische sei die Injektion zudem nicht praktikabel wegen höherer Kosten sowie Stress für die Tiere. Auch sollten niemals kranke oder gestresste Fische geimpft werden.
Da stellt sich die Frage: Sind nicht alle Fische, die in Aquakulturen leben, aufgrund der unnatürlichen Lebensbedingungen grundsätzlich gestresst? Man denke nur an die Lachse, die in Freiheit tausende Kilometer durch die Weltmeere schwimmen, um am Ende ihres Lebens an ihren Geburtsort zurückzukehren und zu laichen. Sie sind in der Lage, diesen Flussabschnitt oder diese Stelle eines Sees bis auf 50 Meter genau zu orten.
In Gefangenschaft sind die Fische hingegen dazu verdammt, ihr Leben lang im Kreis zu schwimmen. Und die unnatürlichen Lebensbedingungen, auf engem Raum mit zahlreichen anderen Fischen, machen sie auch anfälliger für Krankheiten – was erst den Einsatz von Medikamenten und Impfungen erfordert.
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