twitter-meinungsmanipulation-endlich-aufgeflogenTwitter-Meinungsmanipulation endlich aufgeflogen
ist-die-impfung-von-jungen-erwachsenen-ethisch?-eine-analyse-im-the-bmjIst die Impfung von jungen Erwachsenen ethisch? Eine Analyse im The BMJ
corona-und-die-epochale-zeitenwende

Corona und die epochale Zeitenwende

Published On: 9. Dezember 2022 10:12

Die Welt befindet sich inmitten einer historischen Zeitenwende. Die Corona-Politik brachte einen ersten heftigen Schwung. Vieles davon wird bleiben, auch wenn Corona nicht mehr das Thema ist. Die Wiener Historikerin Andrea Komlosy hat mit „Zeitenwende“ eine bemerkenswerte Analyse unserer Gegenwart vorgelegt.

Dass Andrea Komlosy zu den kritischen Geistern der Universität Wien gehört, war bekannt. Sie organisierte im Herbstsemester 2021 eine Ringvorlesung, die einen kritischen Blick auf die Lockdown-Politik entwickeln sollte. Verschiedene Studentengruppe versuchten die Vorlesung zu verhindern. Immerhin traten Personen wie Andreas Sönnichsen auf, die schon 2020 ein Ende aller „Covid-Maßnahmen“ gefordert hatten. Doch dieses Kapitel ist Geschichte. Jetzt hat Komlosy mit „Zeitenwende“ ein neues Werk vorgelegt, das versucht, die letzten beiden Jahre in ein umfassendes wirtschaftshistorisches Bild einzupflegen.

Wiederbelebte Zyklen-Theorie

Dieses herausfordernde Unterfangen liest sich auf rund 270 Seiten außerordentlich gelungen. Die Klammer bietet dabei Komlosys Erkenntnis, wonach sich die Welt aktuell im Übergang vom industriellen zum sogenannten kybernetischen Zeitalter befinde. Ein neuer kapitalistischer Akkumulationszyklus sei im Entstehen begriffen und zeichne sich bereits am Horizont ab.

Um zu diesem Schluss zu kommen, baut Komlosy ihre Theorie auf die Kondratieff-Zyklen auf. Hatte der sowjetische Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratieff mit seiner zyklischen Konjunkturtheorie einst großen Einfluss auf die ökonomische Theorie, kennt man ihn heute kaum noch. Zugleich zieht sie den 2019 verstorbenen Weltsystemtheoretiker Immanuel Wallerstein heran, um in der polit-ökonomischen Welt mehrere Zyklen auszumachen. All die Zyklen, ob Konjunktur oder Hegemonie, sind aktuell im Übergang begriffen. Es steht eben eine „Zeitenwende“ an. Die Wienerin schafft es dabei mit Leichtigkeit, die ökonomischen Theorien populärwissenschaftlich darzulegen. So ist auch der erste und theoretische Teil des Buches für jedermann zugänglich.

Im zweiten Teil ihres im Promedia-Verlag erschienen Buches wendet Komlosy das Theoriegebäude an. Und wo sonst als an der gravierenden Zäsur mit dem Namen „Corona“ wäre das zu tun. Die Digitalisierung des Alltags, die Rolle der Maschinen für unsere Welt – all das hat nicht erst mit Covid-19 begonnen, doch erlebte einen massiven Anschub. Der zweite Teil beginnt mit einer genauen empirischen Aufarbeitung von Pandemievorbereitungen, der Rolle der WHO und der Frage, ob es sich um einen Plan oder eine Gelegenheit gehandelt habe. Komlosy ordnet die Ereignisse unter einen „strukturgeschichtlichen Ansatz“ ein und versucht die letzten Jahre in „langfristige Trends und Zyklen“ aufzuschlüsseln. Das Vorhaben ist ihr durchaus gelungen.

Maschine versus Leben

Das kybernetische Zeitalter soll demnach seinen Wert vor allem über Biotech- und Nanotechnologie, Robotik, Technologisierung und transhumanistische Spielarten abschöpfen. So die Aussicht und so die Dynamik, die der Corona-Ausnahmezustand freigesetzt hat. Von der Verdatung der Welt und des Lebens zum „Zugriff auf den Körper“ hin zur „Kontrolle der Bewegung“: Der biometrische Ausweis, die digitale ID stünde dann am Ende der Geschichte des Reisepasses.

Es sind jedenfalls turbulente Zeiten, die wir alle spüren und die Komlosy nachzeichnet. Dass sie gerade Klaus Schwabs Begriff der „kybernetischen Revolution“ gewählt hat, um die Umbrüche zu erfassen, ist vielleicht nicht unpassend, wenn es auch vielleicht präzisere Bezeichnungen geben könnte.

Dass das neue Zeitalter aber aufzuhalten sei, das glaubt auch die Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte nicht. Ob aber diese neue Kybernetik in Zukunft für uns alle arbeitet oder für Klaus Schwab und die seinigen, das ist noch offen. Angesichts er geopolitischen Turbulenzen, die ebenso aufgrund einer Notwendigkeit der zu Ende gehenden ökonomischen Zyklen hervorgehen und dem (möglichen) Ende der westlichen Hegemonie, ist das sicher nicht entschieden. Sie schließt mit einem Plädoyer für „analoge Freiräume“, wobei die „Zurückweisung“ der „Big-Data-Erfassung“ keinesfalls gleichbedeutend mit „der Ablehnung digitaler technischer Errungenschaften“ sei. Darin könnte zugleich auch die Perspektive eines menschenwürdigen Ausblicks stecken.

Das Buch kann hier direkt beim Promedia-Verlag bestellt werden oder findet sich in verschiedenen Buchhandlungen.

Bild TKP

Unsere Arbeit ist spendenfinanziert – wir bitten um Unterstützung.

Folge uns auf Telegram und GETTR


Der Weg zum digitalen Zentralbankgeld: Nigeria schränkt Bargeld drastisch ein

Erzeugerpreise der Industrie in der EU um 31,2% höher als im Vorjahr

Categories: Peter F. MayerTags: , Daily Views: 1Total Views: 26
twitter-meinungsmanipulation-endlich-aufgeflogenTwitter-Meinungsmanipulation endlich aufgeflogen
ist-die-impfung-von-jungen-erwachsenen-ethisch?-eine-analyse-im-the-bmjIst die Impfung von jungen Erwachsenen ethisch? Eine Analyse im The BMJ