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transition-tv-news-nr-118-vom-15.-dezember-2022Transition TV News Nr. 118 vom 15. Dezember 2022
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«Die Information hat sich in den Dienst der Macht gestellt»

Published On: 15. Dezember 2022 12:39

Veröffentlicht am 15. Dezember 2022 von KD.

Am Samstag, dem 17. Dezember, finden im Tessin zwei Vorträge des italienischen Journalisten, Autors und Filmemachers Franco Fracassi statt (Programm siehe unten). Fracassi arbeitet seit 34 Jahren als Journalist und hat etwa Regie geführt bei 15 Enthüllungsfilmen, die weltweite Verbreitung erfuhren. Dazu zählen «Zero, inchiesta sull’11 settembre» (auf Deutsch: «Ermittlung über 9/11») und «The Summit» über den von starker Gewalt begleiteten G8-Gipfel in Genua im Jahr 2001.

Einer der Vorträge hält Fracassi in Lugano. Dort wird der 58-Jährige über die Ereignisse jenes G8-Gipfels in Genua im Zusammenhang mit den jüngsten Geschehnissen sprechen. Reden wird er zudem in Pianezzo, im Morobbia-Tal, wo er sich mit dem Thema Information befassen wird. Dies hat der Transition News-Redakteur Konstantin Demeter zum Anlass genommen, Fracassi einige Fragen zu stellen. Das Interview, das wir an dieser Stelle ebenfalls veröffentlichen, ist heute Donnerstag in der Tessiner Tageszeitung La Regione als Publireportage erschienen.

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Konstantin Demeter: In Ihrem neuen Buch «Sotto la notizia niente» (Unter der Nachricht nichts), das Sie zusammen mit Ihrem Vater Claudio geschrieben haben, schildern Sie Fälle von Manipulation der öffentlichen Meinung. Sie beschreiben insbesondere, wie Nachrichten aus Geschehnissen geschaffen werden, die in Wirklichkeit nicht eingetreten sind. Könnten Sie konkrete Beispiele nennen?

Franco Fracassi: Die eklatantesten Beispiele für Ereignisse, die in der Geschichte nicht stattgefunden haben, sind das so genannte Timisoara-Massaker 1989, Saddam Husseins Ölpest im Persischen Golf 1991, das Massaker von Racak im Kosovo durch die Serben 1999, der Besitz von Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein im Irak 2003 und die Massengräber in Libyen 2011. All diese Ereignisse – und viele andere – haben nie stattgefunden. In all diesen Fällen wurde eine komplexe Informationsmaschinerie in Gang gesetzt, die es ermöglichte, dass im öffentlichen Diskurs Vorfälle, die nie stattgefunden hatten, als Tatsachen hingenommen und die internationale Politik in die von den Erfindern dieser Ereignisse gewünschte Richtung gelenkt wurde. Dies führte in einigen Fällen zu Kriegen.

Seit einigen Jahren ist häufig von «Fake News» die Rede. Wer benutzt diesen Begriff und zu welchem Zweck?

Falsche Nachrichten gibt es schon seit Anbeginn der Zeit. Sie sind sicherlich nichts Neues in der Welt und sie gibt es nicht erst seit dem Aufkommen des Internets. Ich habe bereits eklatante Beispiele hierfür genannt, aber niemand hat eine Hexenjagd auf die Journalisten losgetreten, die diese Falschnachrichten verbreitet haben. Seit einem Jahrzehnt gibt es den Begriff der «Fake News», der besagt, dass es Fachleute gibt, die falsche Informationen verbreiten. Sie gelten als eine Art Informationsverbrecher. Und wo es Kriminelle gibt, muss es auch Polizisten geben, die uns verteidigen.

Und so wurde zusammen mit dem Konzept der «Fake News» der Beruf des «Hoax Hunters», des «Debunkers» oder des «Fact Checkers» geboren. Ein Beruf, der, wie alle Berufe, auf bestimmten Regeln beruht, die, da es sich um ein weltweites Phänomen handelt, für alle gleich sein müssen. Aus diesem Grund wurde eine Überprüfungsmethode gewählt, die sich auf offizielle Quellen stützt.

Worin besteht also das Paradoxon? Die Regierung X sagt etwas, ein Journalist stellt eine Untersuchung an und widerlegt die Regierung, woraufhin der Fake-News-Jäger einschreitet und die offiziellen Unterlagen nimmt, um zu beweisen, wer Recht hat. Und wer erstellt die offiziellen Dokumente, wenn nicht die Regierungen? Das Konzept der Fake News ist nichts anderes als eine brillante Methode, um Andersdenkende in die Enge zu treiben und allzu wissbegierige Journalisten zu «entlarven».

Wie nehmen Sie die Rolle der Medien in Bezug auf «Covid» wahr und wie beurteilen Sie deren Rolle was den aktuellen Krieg in der Ukraine betrifft?

In beiden Fällen war die Rolle der Medien dieselbe: der Resonanzboden der (westlichen) Macht. Niemals zuvor in der Geschichte gab es eine derartig militärische Nutzung von Informationen und niemals zuvor in der Geschichte gab es eine solch plötzliche Abdankung der Medien gegenüber dem Narrativ, das die Macht zum Ausdruck bringt. Ich glaube, dass mit der Pandemie und dann mit dem Krieg die Information gestorben ist.

In sozialen Medien wie Twitter und Facebook werden sogenannte alternative Medien und abweichende Stimmen zunehmend zensiert. Nach Ansicht von Politikern und Mainstream-Medien gefährden diese Gegenstimmen die Demokratie. Sind Sie damit einverstanden?

Die Demokratie ist immer dann gefährdet, wenn das Recht auf freie Meinungsäusserung eingeschränkt wird, auch wenn sie unbequem und politisch nicht korrekt ist. Demokratie ist dann gegeben, wenn auch der widerwärtigste Bürger zu Wort kommen kann und gehört wird. Heute ist dies leider nicht mehr der Fall. Es gibt nur eine Wahrheit und wehe dem, der ihr widerspricht. Wir scheinen in die Zeit von Galileo Galilei zurückversetzt zu sein. Nicht zuletzt, weil man vom Dogma, dass es nur eine wissenschaftliche Wahrheit gibt, seit den Tagen der Heiligen Inquisition nichts mehr hörte.

Glauben Sie, dass ein Informationskrieg im Gange ist? Verlieren die traditionellen Medien ihre Deutungshoheit über die Fakten?

Die traditionellen Medien haben ihre Autorität schon vor langer Zeit verloren: Seitdem sie beschlossen haben, ihre Rolle als Wächter der Demokratie und Zensoren der Macht aufzugeben. Dies ist zum Teil auf die Konzentration der Medien in immer weniger Händen zurückzuführen. Aber auch auf die zunehmende Unfähigkeit der Journalisten, ihre Arbeit zu machen. Ein guter Journalist muss nicht nur schreiben können, er muss auch gründlich recherchieren können, um an die Nachrichten zu kommen. Er muss so neugierig sein, dass er alles in Frage stellt, was man ihm vorsetzt – er muss eine eiserne Ethik haben.

Der US-amerikanische Historiker Howard Zinn hat geschrieben, dass hinter allem, was als Tatsache präsentiert wird, ein Urteil steht – das Urteil, dass diese Tatsache wichtig ist, um präsentiert zu werden, und dass folglich andere Fakten ignoriert werden können. Und laut Zinn spiegelt jedes derartige Urteil die Überzeugungen, die Werte des Historikers oder Journalisten wider, ob er nun behauptet, «objektiv» zu sein oder nicht. Ist wahre Objektivität also illusorisch?

Der Journalist ist ein Mensch wie jeder andere. Und deshalb filtert er zwangsläufig alles durch seine eigene Vorstellung von der Welt. Denn noch bevor der Journalist eine einzige Zeile schreibt, führt er die wichtigste aller Operationen durch: Er wählt aus. Er entscheidet, ob ein Ereignis gemeldet werden soll oder nicht, und legt fest, welche Einzelheiten davon gemeldet werden sollen und welche nicht. Immer. Das ist das eigentliche Wesen des Journalismus. Und in dem Moment, in dem der Journalist auswählt, verliert er zwangsläufig seine Objektivität, weil er einen sehr persönlichen Akt vollzieht. Ich wiederhole, das tut er immer.

In Ihrem Buch sprechen Sie von der «Kriminalisierung der Information». Was meinen Sie damit?

Die Information hat sich in den Dienst der Macht und ihrer schmutzigen Geschäfte gestellt. So könnte man heute leider einen Teil der Journalisten (überspitzt gesagt) als Kriminelle bezeichnen, während ein anderer Teil kriminalisiert wird, weil er nicht angepasst ist.

Wie sehen Sie die Zukunft der Medienwelt? Und wie hoffen Sie, dass sie sich entwickeln wird?

Leider hat sich die Welt der Information immer mehr der Macht unterworfen und ist immer weniger unabhängig und frei. Natürlich hoffe ich, dass es zu einer Umkehrung kommen wird. Ob es zu dieser Umkehr kommt, weiss ich nicht, aber ich halte es für schwierig, sehr schwierig. Nur ein weltweiter Protest der Bevölkerung könnte die Informationen wieder auf den richtigen Weg bringen. Und ich sehe keinen am Horizont.

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Vorträge von Franco Fracassi:

Samstag, 17. Dezember, 16 Uhr, Policentro Pianezzo, Valle Morobbia: «Viaggio nel mondo dell’informazione e dei suoi meccanismi», organisiert von der Gruppo Per la Valle Morobbia. Der Eintritt ist frei.

Samstag, 17. Dezember, 20.30 Uhr, Cinema Lux, Massagno: Vorführung des Dokumentarfilms «The Summit» über die Ereignisse des G8-Gipfels in Genua inklusive Vortrag über diese Themen im Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen der letzten Jahre. Der Eintritt ist frei.

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Franco Fracassi, seit 34 Jahren Journalist, ist Experte für Geopolitik und Kommunikation. Seit 30 Jahren ermittelt er in italienischen und internationalen Kriminalfällen. 16 Jahre lang war er Kriegsberichterstatter. Er hat für italienische und internationale Zeitungen gearbeitet, auch als Fotograf. Fracassi hat Regie geführt bei 15 Enthüllungsfilmen, die weltweite Verbreitung erfuhren, darunter «Zero, inchiesta sull’11 settembre» (auf Deutsch: «9/11 – was steckt wirklich dahinter») und «The Summit». Er hat 25 Bücher geschrieben, darunter «Colpo di Stato», «Protocollo contagio», «IV Reich», «I misteri di Wuhan», «Ucraina, dal Donbass a Maidan», «The Italy Project», «Biolab» und «Sotto la notizia niente», letzteres geschrieben mit seinem Vater Claudio.

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