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Putin: „In Deutschland sind noch immer amerikanische Besatzungstruppen“

Published On: 26. Januar 2023 17:43

Deutsche Medien sind außer sich und titeln, Putin sei unter die Verschwörungtheoretiker gegangen, weil er erklärt hat, auf deutschem Gebiet stünden noch amerikanische Besatzungstruppen und Deutschland sei kein souveränes Land.

Der russische Präsident Putin hat sich den Fragen russischer Studenten gestellt und dabei erklärt, dass auf deutschem Gebiet noch amerikanische Besatzungstruppen stehen, und dass Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg kein souveränes Land mehr ist. Das hat bei vielen deutschen „Qualitätsmedien“ zu einem Aufschrei geführt und viele haben getitelt, Putin sei unter die Verschwörungstheoretiker gegangen, wie dieses Beispiel zeigt.

Dabei ist nicht von der Hand zu weisen, was Putin gesagt hat. Selbst deutsche Politiker sagen das offen, auch wenn sie es positiv formulieren, wie zum Beispiel Wolfgang Schäuble vor einigen Jahren.

Die USA bestimmen die deutsche Außenpolitik voll und ganz, und auch Teile der deutschen Innenpolitik. Der Bundestag hat die Bundesregierung zum Beispiel schon vor über zehn Jahren beauftragt, die USA dazu zu bewegen, ihre Atomwaffen aus Deutschland abzuziehen. Weil die daran aber nicht einmal denken, passiert in dieser Richtung nichts. Die USA bestimmen, welche Waffen sie in Deutschland stationieren, nicht die Bundesregierung. Und auf US-Militärbasen in Deutschland gilt amerikanisches Recht, nicht deutsches. Umgekehrt wäre das undenkbar, zumal die USA ausländische Militärbasen in ihrem Land auch gar nicht erlauben würden – sie sind schließlich kein besetztes Land.

Es gibt viele Beispiele, die Liste ließe sich fortsetzen und ich habe erst kürzlich wieder einen ausführlichen Artikel über das Thema geschrieben. In Washington werden die Staaten Europas – also auch Deutschland – von Geostrategen als „tributpflichtige Vasallen“ bezeichnet, worüber die deutschen „Qualitätsmedien“ sich allerdings nicht aufregen.

In Russland ist es allgemein bekannt und unumstritten, dass Deutschland immer noch ein von den USA besetztes Land ist, daran hat auch der 2+4-Vertrag nichts geändert. Das russische Fernsehen hat Deutschland gerade erst als „Kolonie der USA“ bezeichnet und der russische Außenminister Lawrow hat vor kurzem erklärt: „Die EU hat sich vollständig dem amerikanischen Diktat unterworfen“. Putins Aussage hat in Russland also niemanden überrascht und daher auch keine Schlagzeilen gemacht.

Da viele deutsche Medien wegen Putins Aussage in Schnappatmung verfallen sind, werde ich hier übersetzen, wie es zu Putins Aussage gekommen ist, die eine Reaktion auf das war, was ihn eine junge russische Studentin gefragt hat. Ich habe den Dialog zwischen Putin der Studentin bei dem Gespräch von Putin mit russischen Studenten vollständig übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Semjonowa: Herr Präsident, mein Name ist Daria Semjonowa. Ich studiere an der russischen Universität der Völkerfreundschaft ausländische Regionalstudien, Region Europa. Ich habe mich für diesen Bereich entschieden, weil ich lange Zeit in Österreich, in Wien, studiert und gelebt habe.

Putin (auf Deutsch): Grüss Gott.

Semjonowa (auf Deutsch) : Grüss Gott.

Ich war gezwungen, nach Russland zurückzukehren, weil meine Rechte als russischer Staatsbürger verletzt wurden.

Putin: Was genau ist passiert?

Semjonowa: Ein paar Tage nach Beginn der Militäroperation erhielt ich von meiner Universität ein Papier, in dem ich aufgefordert wurde, es zu unterschreiben, und in dem stand, dass Russland ein terroristischer Staat sei und dass ich die Ukraine unterstützen müsse. Ich habe es nicht unterschrieben. Ich denke, dass meine Entscheidung richtig ist.

Putin: Wo haben Sie studiert? An welcher Universität?

Semjonowa: Staatliche Universität Wien.

Ich bin in mein Heimatland zurückgekehrt. Aber ich möchte sagen, dass viele einfache Menschen in Österreich viel über Sie persönlich wissen, über unser Land, sie kennen unsere Geschichte.

Putin: Ich habe gute Beziehungen zu vielen einfachen, wie Sie sagten, und nicht so einfachen Österreichern. (Gelächter).

Ich weiß, dass sie eine sehr freundliche Einstellung zu unserem Land haben. Trotz aller dramatischen Ereignisse in der Welt ändert sich ihre Meinung über unser Land nicht, im Gegensatz zu den politischen Eliten einiger Länder, auch der europäischen. Aber diese Eliten dienen oft nicht ihren nationalen Interessen, sondern den Interessen von anderen Ländern. Ein Umdenken findet trotzdem statt.

Sie verstehen, worauf es ankommt, Politik- und Sozialwissenschaftler müssen das wissen. Zum Beispiel in Österreich. Die sowjetischen Truppen waren in Österreich, haben es aber freiwillig verlassen. Und die Sowjetunion bzw. Russland als Rechtsnachfolger der Sowjetunion fungierte als Garant für die Verfassung der Republik Österreich und als Garant für den neutralen Status der Republik Österreich. Und alles in allem wissen das sehr viele normale österreichische Bürger und sind Russland für diese Position dankbar. Das ist das Erste.

Zweitens: Was andere europäische Länder betrifft, ist die Situation schwierig. Ich habe zum Beispiel gerade Österreich und die Beziehungen zur Sowjetunion erwähnt, aber das größte Land Europas, ein wirtschaftlicher Riese, ist die Bundesrepublik Deutschland. Und die Sowjetunion hat das Ende der Besatzung rechtlich formalisiert.

Schließlich war Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg bekanntlich in vier Sektoren aufgeteilt: den amerikanischen, den britischen, den französischen und den sowjetischen. Die Sowjetunion hat also die Beendigung dieses Besatzungsstatus formalisiert, die USA jedoch nicht. Streng genommen – formaljuristisch – befinden sich auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland noch amerikanische Besatzungstruppen. Faktisch ist das so, dort sind viele von ihnen.

Und selbst deutsche Politiker sagen, dass Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nie ein souveränes Land im vollen Sinne des Wortes gewesen ist. Das sage nicht ich, das sagen führende, das möchte ich betonen, nicht russisch orientierten, sondern explizit deutsch orientierten Politiker. Sie sagen es, das sind Zitate. Deshalb hat vieles von dem, was hier geschieht, so tiefe Wurzeln und gewisse Grundlagen. Natürlich wird die Zeit kommen, da habe ich keinen Zweifel, dass Europa auf die eine oder andere Weise die Souveränität zurückbekommen wird. Allem Anschein nach wird das noch einige Zeit dauern.

Was das Verhalten gegenüber Ihnen und gegenüber solchen jungen Menschen wie Ihnen betrifft, so ist genau das ein Ausdruck des Mangels an Unabhängigkeit. Daran ist für uns nichts Unerwartetes. Ich hoffe, Sie bereuen es nicht, in Ihr Heimatland zurückgekehrt zu sein?

Semjonowa: Nein, im Gegenteil, ich bin sehr froh, dass ich zurückgekommen bin. Ich wurde an der Universität sehr herzlich aufgenommen, dafür bin ich sehr dankbar, alle unterstützen mich.

Putin: Was haben Sie dort studiert?

Semjonowa: Ich habe transnationale Kommunikation studiert.

Putin: Und wie nennt sich Ihr Studienfach hier?

Semjonowa: Ausländische Regionalstudien: Europäische Region.

Putin: Das ist es, was ich Ihnen gesagt habe. Wir haben als Experten miteinander gesprochen, das war ein Expertengespräch.

Semjonowa: Ich bin so mutig, Ihnen folgende Frage zu stellen.

Putin: Bitte.

Semjonowa: Da ich aus der Stadt Krasnodar stamme, möchte ich gemäß der Tradition des Gouverneurs der Region Krasnodar, Veniamin Kondratjev, fragen, ob ich nach Abschluss meines Studiums eine Stelle in der Präsidialadministration bekommen kann. Würden Sie meine Kandidatur unterstützen?

Putin: Das hängt davon ab, wie Sie Ihren Abschluss machen.

Warum gerade in der Präsidialadministration?

Semjonowa: Ich habe einen Traum – ich möchte zum Wohle meines Landes arbeiten.

Putin: Verstehe. Es gibt viele verschiedene Bereiche, um das Heimatland zu unterstützen: Das Außenministerium und unsere großen Unternehmen in der ganzen Welt, auch in Europa und Österreich. Der größte europäische Gasknotenpunkt befindet sich übrigens in Österreich, in Baumgarten, und Gazprom ist dort bisher der Hauptlieferant. Die Situation ändert sich allerdings. Vielleicht werden wir anderswo etwas schaffen, und das werden wir. Aber es ist nicht ausgeschlossen.

In welchem Semester sind Sie jetzt?

Semjonowa: Ich habe meine Fächer von meiner vorherigen Universität gewechselt, daher kann ich noch nicht sagen, in welchem Semester ich sein werde, denn ich bin gerade dabei, den Studiengang zu wechseln. Ich bin im dritten oder vierten Jahr, das ist noch nicht entschieden.

Putin: Verstehe. Sie haben sicher noch ein paar Jahre zu studieren, oder?

Semjonowa: Ein Jahr, vielleicht.

Putin: Gut. Ich werde auf jeden Fall einen Hinweis an die Personalabteilung schicken.

Semjonowa: Danke.

Ich möchte noch einen Vorschlag machen. Wie Sie wissen, war Sotschi 2017 Gastgeber des Weltfestivals der Studenten und der Jugend.

Putin: Genau. Ich meine, das wurde 1947 in der Sowjetunion gegründet. Die Organisation hat ihren Sitz in Budapest.

Semjonowa: Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, daran teilzunehmen, da ich zu dieser Zeit in Österreich lebte. Ich möchte vorschlagen, ein solches Festival in naher Zukunft wieder in der Region Krasnodar zu veranstalten, wenn Sie meine Idee unterstützen würden.

Ich bin sicher, dass unser Gouverneur einen Beitrag zur Organisation eines so groß angelegten, bunten und unvergesslichen Ereignisses leisten wird. Ich persönlich würde gerne bei der Organisation helfen, da ich viel Erfahrung im Umgang mit Ausländern, mit Jugendlichen aus verschiedenen Ländern und Städten habe und mehrere Sprachen beherrsche.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie meine Idee unterstützen würden.

Putin: Ihre Idee ist gut, aber sie wird unter den heutigen Bedingungen nicht leicht zu verwirklichen sein. Dennoch haben wir es 2017 trotz der Ereignisse auf der Krim im Jahr 2014 veranstaltet, und es war sehr erfolgreich. Ich denke, alles zu seiner Zeit, aber die Idee an sich ist absolut richtig. Natürlich unterstützen wir sie. Das hängt nicht von uns ab – das hängt von den Teilnehmern und den internationalen Organisationen ab, aber im Großen und Ganzen ist diese Idee sehr richtig, denn solche Veranstaltungen bringen Menschen zusammen, rufen Menschen dazu auf, sich zusammenzutun und bringen in der Regel sehr gute Ergebnisse. Deshalb werden wir das sicher im Auge behalten.

Ich bin sicher, dass die Region Krasnodar das unterstützen wird. Veniamin Kondratjev ist eine sehr energische und aktive Person, was für einen Gouverneur sehr wichtig ist. Er unterstützt solche Veranstaltungen immer und die Unterstützung der Region ist hier sehr wichtig. Natürlich müssen wir zunächst eine entsprechende Beziehung zu den einschlägigen internationalen Institutionen aufbauen und Mittel aus dem föderalen Zentrum mobilisieren, da es sich um eine ziemlich große Veranstaltung handelt. Wir halten Veranstaltungen immer auf einem sehr hohen Niveau ab. So werden wir es auch beim nächsten Mal tun.

Ich danke Ihnen für diese Idee. Und was ihre berufliche Orientierung angeht, werde ich Sie auch im Auge behalten.

Semjonowa: Vielen Dank.

Ende der Übersetzung


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

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