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„Wenn es den Ballon nicht gegeben hätte, hätten die USA ihn erfinden müssen“

Published On: 6. Februar 2023 12:00

Das russische Fernsehen hat einen Bericht über den Vorfall mit dem Wetterballon über den USA gebracht, der sich fundamental von dem unterscheidet, was deutsche Medien darüber berichten.

Ich habe die bekannten Fakten über den Vorfall mit dem Wetterballon (oder dem Spionageballon) schon zusammengefasst. Der Vorfall war am Sonntag auch Thema im wöchentlichen Nachrichtenüberblick des russischen Fernsehens, wobei dazu ein Bericht des russischen China-Korrespondenten über die chinesische Sicht der Dinge gezeigt wurde. Ich habe den Korrespondentenbericht übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Die Beziehungen zwischen den USA und China eskalieren immer mehr

Die USA wussten nicht, was sie mit dem chinesischen Heißluftballon machen sollten, der mehre Tage lang durch den amerikanischen Himmel gepflügt ist. Vorgeblich zu wissenschaftlichen Zwecken. Am Boden zerbrachen sie sich den Kopf: Sollten sie ihn abschießen oder nicht?

Aus China berichtet unser Korrespondent über die neue Eskalation.

Und schließlich wurde er doch abgeschossen. Nach fast vier Tagen des Zögerns und des Spottes schoss ein Geschwader von Kampfflugzeugen, darunter eine F-22, eine einzige Rakete auf den Ballon über der Küste von South Carolina ab. Eine Entscheidung, die Biden nicht leicht gefallen ist. Er ist den Fragen all die Tage ausgewichen. Jetzt kann er stolz sagen, dass er dem Militär am Mittwoch den Befehl zum „Platzen“ des Ballons gegeben hat, aber ihm wurde davon abgeraten, da er angeblich an der falschen Stelle runterkommen könnte. Am Ende wurde beschlossen, dass es an der Zeit war.

Die Trümmer sind im Wasser, aber das Pentagon hat bereits erklärt, sie alle untersucht zu haben. Und es ist ein chinesischer Spion. Die Amerikaner haben darauf sofort bestanden, als sie den seltsamen weißen Punkt am Himmel über Montana sahen: Er sah aus wie der Mond, aber es gibt keine zwei Monde nebeneinander. Und wenn er sich direkt über Silos mit Interkontinentalraketen und Basen mit strategischen Bombern befindet, muss es ein Spion aus China sein, der ganz Alaska und halb Kanada überflogen hat.

Das offizielle Peking nahm sich einen halben Tag Zeit, bevor es antwortete, dass es noch zu früh sei, um Aufhebens zu machen: „Das ist ein ziviler Apparat, der für Forschungszwecke, vor allem für meteorologische Zwecke, eingesetzt wird. Unter dem Einfluss von Westwinden und mit begrenzten Selbststeuerungsfähigkeiten kam das Luftschiff weit von seinem geplanten Kurs ab. Die chinesische Seite bedauert das unbeabsichtigte Eindringen des Luftschiffs in den US-Luftraum aufgrund von höherer Gewalt.“

Die chinesische Erklärung, das war sofort klar, würde die Amerikaner nicht zufrieden stellen. Washington ist immer auf der Suche nach einer Spur von chinesischer Spionage. Die 5G-Netze von Huawei. TikTok. Und nun ein ganzer Wetterballon so groß wie drei Busse, der laut Pentagon eindeutig im Dienste der Kommunistischen Partei steht. Die amerikanische Presse bezeichnete General Milly sogar als Kollaborateur Chinas, indem sie ihm eine chinesische Militäruniform verpasste und ihn in Mi Li umbenannte. Weil er Biden aus Angst vor Schäden beim Absturz davon abgeraten hat, auf den Ballon zu schießen. Und während der Rest Amerikas hilflos zusah, wie seine Kampfflugzeuge um den Ballon kreisten, musste die Regierung des amerikanischen Präsidenten Prügel einstecken, sowohl von der eigenen Seite als auch von anderen.

„Wenn Ballons ungehindert in den US-Luftraum eindringen, beweist das, dass das US-Luftabwehrsystem nur eine Dekoration ist und man ihm nicht trauen kann“, schreibt die Global Times.

Haben die „Adler Angst vor Luftballons“? Das war schon Chinas Generalkonsul Zhang Meifang an die amerikanischen „Falken“. Und in chinesischen sozialen Netzwerken wurde scherzhaft vermutet, dass es sich um einen Glückwunsch an die Amerikaner zum Laternenfest handelte, bei dem es üblich ist, die Laternen in den Himmel steigen zu lassen. Das ist ja schließlich heute.

Es ist der Schlussakkord bei der Feier des chinesischen Neujahrsfestes. Und Blinken, der gerade nach Peking reisen wollte, entschied sich, wegen des Ballons nicht zu fliegen, dabei hätte es sicher fröhlicher feiern können, als Biden es in seinem Oval Office getan hat. Zumal die Chinesen sehr viel vom Feiern verstehen. Hier werden in Zhangjiakou Feuerblumen angezündet. (Anm. d. Übers.: Dieser Absatz ist ohne die zugehörigen Bilder kaum verständlich. Gezeigt wurde Biden, wie für ihn ein chinesischer Tanz vorgeführt wurde und die chinesischen Feuerblumen, um die es im nächsten Absatz geht)

Die alte chinesische Kunst des Da Shuhua-Schmiedens ist ebenso schön wie gefährlich. Schließlich ist das Metall, das die Männer umherspritzen lassen, glühend heiß. Die amerikanisch-chinesischen Beziehungen sind im Moment genauso glühend heiß. Es sprühen schon fast die Funken. Da ist der Ballon für Washington im genau richtigen Moment aufgetaucht. Ein perfekter Vorwand für die Absage der Reise und um die Verhandlungen abzubrechen.

„Wang Yi betonte, dass China ein verantwortungsbewusstes Land ist und das Völkerrecht stets streng beachtet hat. Wir akzeptieren keine Spekulationen und Mutmaßungen. Bei unerwarteten Situationen müssen beide Seiten entschlossen bleiben, rechtzeitig kommunizieren, Fehlurteile vermeiden und ihre Differenzen kontrollieren.“ Wang Yi, Leiter des Büros für auswärtige Angelegenheiten des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, erklärte telefonisch gegenüber Blinken, dass China sich strikt an das Völkerrecht halte und nicht absichtlich den Luftraum eines anderen Landes verletzen könne, und dass China und die USA ihre Differenzen beilegen sollten. Die chinesischen „Falken“ reiben sich die Hände.

CIA-Chef Burns bezeichnete China gerade erst als die größte geopolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts: „Diese Herausforderung unterscheidet sich von der Herausforderung, die die Sowjetunion während des Kalten Krieges darstellte, die sich nur auf den militärischen und ideologischen Bereich bezog. Aber der Wettbewerb mit China ist in seinem Ausmaß einzigartig, und er entfaltet sich wirklich in fast allen Bereichen, nicht nur militärisch und ideologisch, sondern auch wirtschaftlich und technologisch – vom Cyberspace bis zum Weltraum. Es ist ein globaler Wettbewerb, der vielleicht sogar noch intensiver ist als der Wettbewerb mit der Sowjetunion.“

Dass die USA von einem Wettbewerb und nicht von einem Krieg sprechen, ändert nichts am Kern der Sache: Peking wird mit allen Mitteln von Spitzentechnologie und Märkten abgeschnitten. Nun hat Washington die Niederlande und Japan gezwungen, China keine Ausrüstung für die Herstellung ultradünner und leistungsstarker Chips mehr zu liefern, was Chinas Pläne für seine „Halbleiterrevolution“ ernsthaft beeinträchtigen könnte. Peking hat geschworen, rücksichtslos zu reagieren: „Die ‚Atomwaffe der USA‘ ist die Technologie, Chinas ’nukleare Option‘ ist der Markt. Wenn man einen Markt, aber keine Technologie hat, kann man die Technologie entwickeln; wenn man eine Technologie, aber keinen Markt hat, gerät die Entwicklung der Technologie in die Sackgasse. Da die USA ‚Atomwaffen‘ gegen China eingesetzt haben, muss China auch seine eigene ’nukleare Option‘ zum Gegenangriff nutzen.“

Allerdings fuchteln die USA auch mit echten Atomwaffen herum. Und sie bereiten sich darauf vor, ganz Asien mit ihrem nuklearen Schutzschirm zu überziehen. Das erklärte NATO-Generalsekretär Stoltenberg auf seiner Reise nach Tokio und Seoul offen und stufte Peking, Pjöngjang und Moskau so ein: „Solange es Atomwaffen gibt, zumal autoritäre Kräfte in Russland sie besitzen und stark in ihre Mobilisierung investieren, solange wir sehen, was China tut, indem es die Zahl der Waffen erhöht, und was Nordkorea tut, ist die nukleare Abschreckung unter diesen Umständen äußerst wichtig.“

Chinesische Zeitungen nannten das bereits den „NATO-Kreuzzug nach Osten“ und Washingtons jüngsten Versuch, die militärische Integration von Verbündeten zu stärken, wurden mit Bauern verglichen.

„Die NATO sollte ernsthaft über die Rolle nachdenken, die das Bündnis bei der Aufrechterhaltung der europäischen Sicherheit gespielt hat. Die NATO baut ihre militärischen Beziehungen zu den Staaten des asiatisch-pazifischen Raums weiter aus und propagiert die chinesische Bedrohung, die eine Reihe von Staaten alarmiert hat. Ich möchte betonen, dass die asiatisch-pazifische Region kein Ort für geopolitischen Wettbewerb ist, Blockkonfrontation und das Denken des Kalten Krieges sind hier nicht willkommen“, sagte Mao Ning, Sprecher des chinesischen Außenministeriums.

Doch die USA als Anführer des Bündnisses hetzen die Nachbarn weiterhin gegen Peking auf. Pentagon-Chef Austin ist Stoltenberg nach Korea gefolgt, um den Widerstands gegen Pjöngjang zu stärken. Sie haben sogar Luftwaffenmanöver über dem Gelben Meer durchgeführt. Die USA nähern sich Taiwan immer mehr an. Und sie beraten die Regierung der Insel weiterhin. Nun ist der pensionierte Admiral Davidson, ehemaliger Leiter des US-Kommandos für den Indopazifik, in Taipeh eingetroffen. Das ist der, der versichert hat, dass Peking bis 2027 eine taiwanesische Operation starten würde. Aber man könnte China sogar noch früher provozieren. Der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses, McCaul, bereitet sich darauf vor, im Frühjahr in die Fußstapfen von Pelosi zu treten. Und ihr Nachfolger im Amt des Parlamentspräsidenten, Kevin McCarthy, auch.

Aber Peking hat davor gewarnt: Gleichzeitig einer Zusammenarbeit zuzustimmen und sich in die inneren Angelegenheiten Chinas einzumischen – wozu man hier auch die Taiwanfrage zählt -, ist unmöglich. Und die Gespräche mit Blinken in Peking hätten ohnehin nichts gebracht. Wenn es den Ballon über Montana nicht gegeben hätte, hätten die Amerikaner ihn erfinden müssen.

Ende der Übersetzung


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