drittes-covid-referendum-droht-zu-scheiternDrittes Covid-Referendum droht zu scheitern
video-indizien-zur-nord-stream-2-sprengungVideo-Indizien zur Nord Stream 2-Sprengung
moskau-korrespondent-der-«zeit»:-putin-biete-russen-«todeskult»-an

Moskau-Korrespondent der «Zeit»: Putin biete Russen «Todeskult» an

Published On: 15. Februar 2023 0:04

Veröffentlicht am 15. Februar 2023 von KD.

Putin sei in die Ukraine einmarschiert, weil er beleidigt sei und sich revanchieren wolle. Beleidigt sei er zum Bespiel, weil der ehemalige US-Präsident Barack Obama gesagt hatte, Russland sei eine Regionalmacht. Revanchieren wolle er sich für Dinge, die er als Erniedrigung für sein Land empfunden habe, insbesondere den Zusammenbruch der Sowjetunion 1991. So die Quintessenz eines Phoenix-Interviews mit dem Moskau-Korrespondenten der Zeit Michael Thumann, über das wir bereits berichteten.

Sämtliche realen Gründe für die Invasion wurden in dem Gespräch ignoriert, wie zum Beispiel die NATO-Osterweiterung, den vom Westen gesteuerten Coup in der Ukraine im Jahre 2014 und den darauffolgenden Krieg an der Grenze zu Russland. Thumann informierte die Zuschauer hingegen über allerhand Belangloses zu Putins Aussehen. Und er übte sich in Doppelmoral.

Da der Informationsgehalt so üppig war, lud das ZDF, das den Sender Phoenix zusammen mit der ARD betreibt, den Zeit-Korrespondenten nun auch zu «Markus Lanz» ein. Der «Russland-Kenner» lässt uns darin wissen, dass der russische Präsident dem Volk einen «Todeskult» anbiete (ab Min. 10:12 im Ausschnitt oben). Der Grund: Im letzten November hatte er an einem persönlichen Treffen mit Müttern, deren Söhne im Krieg gefallen sind, teilgenommen und zu einer der Mütter gesagt:

«Manche Menschen sterben an Wodka, und ihr Leben bleibt unbemerkt. Aber Ihr Sohn hat wirklich gelebt und sein Ziel erreicht. Er ist nicht umsonst gestorben.»

Markus Lanz nennt das eine «irre Szene». Nun ist es jedoch so, dass diese Aussage in die übliche Kriegsrhetorik einzuordnen ist, die auch im Westen üblich ist. Als Antwort auf einen Brief einer Mutter eines in Vietnam gefallenen Soldaten verkündete beispielsweise Richard Nixon im Jahre 1973 an einer Tagung der Legislative von South Carolina in Columbia:

«Ich sage den hier versammelten Mitgliedern dieser Tagung, dass James nicht umsonst gestorben ist; dass die Männer, die nach Vietnam gegangen sind und dort ehrenvoll gedient haben, nicht umsonst gedient haben; und dass unsere Kriegsgefangenen, die jetzt zurückkehren, ihre Opfer nicht umsonst gebracht haben. Und ich sage das wegen dem, was wir in Vietnam getan haben.»

Ähnlich klang auch Bill Clinton 1993 in einem Interview. Er äusserte sich darin über eine fehlgelaufene Mission der US-Rangers in Somalia:

«Diejenigen, die ihr Leben gelassen haben, sind nicht umsonst gestorben.»

Und George W. Bush liess 2008 bezüglich der im Irak gefallenen US-amerikanischen Soldaten an einer Pressekonferenz verlauten:

«Eines Tages werden die Menschen auf diesen Moment in der Geschichte zurückblicken und sagen: ‹Gott sei Dank waren es mutige Menschen, die bereit waren zu dienen, denn sie legten den Grundstein für den Frieden für die kommenden Generationen›.»

Auf dieselbe Rhetorik griff auch der ehemalige britische Premierminister David Cameron 2010 zurück. Als eine Ortschaft in Afghanistan den US-amerikanischen Truppen übergeben wurde, liess er wissen:

«Unsere Truppen haben in Sangin Grossartiges geleistet, und ich zolle den Tausenden, die gedient haben, den über 100, die ihr Leben gelassen haben, und den vielen, die verwundet wurden, meinen Respekt. Sie sind nicht umsonst gestorben. Sie haben Afghanistan und Grossbritannien sicherer gemacht und sie werden nie vergessen werden.»

Auch der Friedensnobelpreisträger Barack Obama bediente sich dieses patriotischen Pathos. In seiner Ansprache an die Nation über das Ende der Kampfhandlungen sagte er zu den gefallenen US-Soldaten:

«Diese Amerikaner gaben ihr Leben für die Werte, die seit über zwei Jahrhunderten in den Herzen unseres Volkes leben.»

Dabei ist noch anzumerken: Vietnam, Somalia, Irak und Afghanistan liegen nicht an der Grenze zu den USA oder Grossbritannien und sie haben diese beiden Länder nie militärisch bedroht. Diese Kriege wurden mithilfe von Lügen und Vorwänden geführt. Im Gegensatz dazu ist die Bedrohung für Russland real und konkret, denn die vom Westen unterstützte Ukraine liegt an der Grenze zu Russland.

Ausserdem hatte Putin seine Aussage vor 17 Müttern gemacht, während die erwähnten Staats- und Regierungschefs ihren angeblichen Trost einem grösseren Publikum, der Nation und der Welt anboten. Es handelt sich bei Thumanns Aussage somit sogar um mehr als Doppelmoral.

Nicht zuletzt benutzte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ähnliche Worte, und zwar bereits vor dem russischen Einmarsch in sein Land. Als Reaktion auf den Tod von zwei ukrainischen Soldaten im Donbass im Jahre 2019 sagte er:

«Die Helden sind nicht umsonst gestorben: Die Ukraine wird geeint sein, daran gibt es keinen Zweifel.»

Wie schon im eingangs erwähnten Phoenix-Interview, zeigt sich Thumann im Übrigen auch bei Lanz überzeugt, dass Putin unter Umständen nukleare Waffen einsetzen würde.

Die Bedrohung der NATO für Russland spricht Thumann diesmal zwar an, doch meint dazu, die Allianz sei ja nicht im eigenen Land, wie nun die Russen in der Ukraine. Die russische Führung inszeniere die NATO als Bedrohung, um das Volk dazu zu bringen, hinter dem Krieg zu stehen. Abgesehen davon, dass die Bedrohung durchaus real ist, reagiert Lanz, als ob er noch nie etwas von Kriegspropaganda gehört hätte und sagt empört:

«Aber das ist doch irre: Man baut sozusagen (…) einen Hokuspokus auf, gibt keinen ernstzunehmenden Anlass zu glauben, dass irgendwann mal die NATO (…) an einer russischen Stadt steht und schon gar nicht vor Moskau. Man macht das für die eigenen Leute, damit die glauben, da draussen gibt es diesen grossen unsichtbaren Feind, vor dem es sich zu verteidigen gilt.»

Die Runde macht sich auch noch Sorgen über die Bedrohung, die Putin für ganz Europa darstelle. Er habe es nicht nur auf die Ukraine abgesehen, sondern sein «Ansatz» sei es, «die europäische Ordnung zu verändern», meint Thumann.

Der «Militärexpertin» Claudia Major, die ebenfalls bei Lanz zu Gast war, meinte: Es gehe hier auch um die «Grandsatzfrage, wie Staaten miteinander umgehen»: Ob der «Grössere über den Kleineren entscheiden» kann und «Regelbrechen konsequenzfrei möglich» ist. Russlands «fundamentaler Regelbruch» wirke sich auf den Umgang anderer Staaten miteinander aus, so Major. Anscheinend lebt sie in einer utopischen Welt, in der Gewalt zwischen Staaten eine Seltenheit ist und in der zum Beispiel die US-Kriegsverbrecher alle hinter Gittern sitzen.

Es lohnt sich durchaus, einen Blick auf die – vorwiegend negativen – Zuschauerkommentare zur Sendung zu werfen, zum Beispiel:

«Top! Bis vor kurzem wurde in diesen Diskussionen wenigstens ein kritischer Geist eingeladen, der dann von allen anderen plus Lanz niedergemacht wurde. Jetzt werden nur noch ‹Experten› eingeladen, die alle die gleiche Meinung vertreten. Und auf einmal werden die Teilnehmer auch nicht von Lanz unterbrochen und dürfen ausreden :-)»

«Es wäre sehr schön, wenn Sie den Experten Dr. Daniele Ganser einladen würden. Es wäre eine Bereicherung.»

«Kein Wort zu den Ereignissen 2014, die erst zu dem Konflikt beigetragen haben.»

drittes-covid-referendum-droht-zu-scheiternDrittes Covid-Referendum droht zu scheitern
video-indizien-zur-nord-stream-2-sprengungVideo-Indizien zur Nord Stream 2-Sprengung