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Das andere «Wort zum Sonntag» oder: Dosierte Einsicht statt ganzer Umkehr?

Published On: 26. Februar 2023 3:41

Veröffentlicht am 26. Februar 2023 von LM.

Soll man der Sache nun die Ehre geben und weiter auf sie aufmerksam machen oder schweigt man besser über diese Peinlichkeit? Wenn das Gestammel nur ein individuelles Versagen widerspiegeln würde, wäre wohl Schweigen angesagt. Hingegen ist die geäusserte Haltung nur allzu bezeichnend für die Reste jener Einrichtung mit dem einst großen Namen Kirche.

Eigentlich liest es sich ja beschwichtigend und versöhnlich, was die «Regionalbischöfin» laut dieser Zusammenfassung von sich gegeben hat: Ungeimpfte von den Gottesdiensten auszuschliessen sei ein Fehler gewesen, eine Impfung hätte man lediglich empfehlen sollen, und jenen Kritikern gegenüber habe es durchaus «schon eine Gnadenlosigkeit» gegeben.

Das grosse Aber jedoch folgt nicht auf den Fuss; es ist vielmehr voll und ganz in diese Aussagen verwoben. «Mit dem Wissen von heute», heisst es in dem Artikel, sei die Impfung zu relativieren. Besser hätte man eine totale Maskenpflicht durchgesetzt, und überhaupt hätten ja «christliche Gruppen» bestimmte «Verschwörungserzählungen» kultiviert und «mit dem Radikalen, Unbarmherzigen» geflirtet.

Die Kirchen – gemeint sind wohl deren Hauptamtliche – «seien während der Pandemie nicht bei den Menschen gewesen»? Ach was; die Seelsorge-Telefone seien doch gut bedient gewesen. Auch fernmündlich stirbt es sich doch gar nicht so übel.

Man verzeihe mir den Sarkasmus, mit dem ich dieses Geschwätz nur wiedergeben kann. Was soll auch wieder diese bescheuerte Floskel, «mit dem Wissen von heute» wäre dies und das «eine bessere Entscheidung gewesen»? Auch gestern hätte man wissen müssen, dass die Menschenwürde unantastbar ist, dass man Sterbende nicht allein lässt und Gemeindeglieder nicht in «Reine» und «Unreine» zu unterteilen hat. Wenn all dies abhängen soll von einem nur zeitweisen Wissensstand, – werte Frau Regionalbischöfin Petra Bahr: Dann treten Sie bitte auf der Stelle zurück.

Peter Hahne geht in seinem Kommentar im «Demokratischen Widerstand» einen Schritt weiter. Angehörige derart einsam Verstorbener würden vielmehr fragen: «Wer bestraft die Verantwortlichen wegen seelischer Grausamkeit und dem Verbrechen gegen die Menschlichkeit?» Denn «Kirche hat nicht Angst genommen, sondern Panik gemacht».

Geheuchelte Einsicht ist enthüllte Verachtung. Was nicht mehr zu leugnen ist, wird halbwegs eingestanden, aber was dabei nicht in den Blick gerät, das sind:

  • 1. die Gründe, warum man in der Vergangenheit beim bösen Treiben mitgemacht hat;
  • 2. die Motive für den jetzigen Schwenk;
  • 3. das Eingeständnis, an einem grundlegend bösen Treiben mitgewirkt zu haben;
  • 4. die Opfer, die eine vereinte staatlich-kirchliche Menschenverachtung hervorgebracht hat und weiterhin hervorbringt.

Jene Perspektive von aussen und oben kann man nur einnehmen, nachdem man die andere und gebotene verleugnet hat: die von unten her mitfühlende und nach oben hin mahnende. «Kirche erscheint als Institution, die im wesentlichen mit Überleben und Selbstbehauptung beschäftigt ist; der es um sich geht und weniger um andere», schreibt Prof. Heinzpeter Hempelmann in seinem Aufsatz «Warum die Kirche keine Zukunft hat» (Seite 443).

Sie trete «immer noch als moralische Anstalt» auf, als «sittlicher Zuchtmeister», hat sich aber als «Büttel des Staates» längst «moralisch diskreditiert». «Kaum eine gesellschaftliche Institution fordert mehr zu Toleranz auf, kaum eine zieht gleichzeitig mehr Distinktionsgrenzen und Ekelschranken hoch» (Seite 445f). «Wären also nicht Umdenken und Umkehr die zentralen Begriffe für eine Kirche, die sich ihr Versagen vergegenwärtigt, und nicht Kritik – vor allem an anderen?»

«Kirche hat keine Zukunft, weil sie nicht mehr weiss, wer sie ist, und weil sie scheut und zutiefst ablehnt, was sie ist», fährt Hempelmann fort. Und so trete an die Stelle von Zeuge- und Mahnersein «die Suche nach – geliehener – Relevanz, sozial, politisch und kulturell; nach einer Anerkennung der Eliten (…)» (Seite 453).

Ist es Trost oder Schrecken, wenn man feststellt, dass auch schon andere, Frühere, ganz ähnlich von einem ehemals guten Weg abgeirrt sind? – Durch den Propheten Jesaja sprach und spricht der wegweisende Gott:

«Du hast dich abgemüht mit der Menge deiner Wege und sprachst nicht: Das lasse ich; sondern du fandest ja noch Leben in deinen Gliedern, so wurdest du dessen nicht müde. Wen hast du gescheut und gefürchtet, dass du treulos wurdest und nicht an mich dachtest und es nicht zu Herzen nahmst? Meinst du, weil ich allzeit schwieg, brauchtest du mich nicht zu fürchten?» Jesaja 57,10.11

In der Schweiz startet am kommenden Dienstag, 28. Februar, die Eidgenössische Volksinitiative «Aufarbeitung der Hintergründe der Covid-19-Pandemie (Aufarbeitungsinitiative)». Eine eigene Untersuchungskommission soll Licht bringen in die finsteren Abgründe der vergangenen drei Jahre. Der Leiter dieser Initiative, Patrick Hofer, bringt deren Anliegen so auf den Punkt:

«Man kann dann nicht sagen: Oh, die Vergewaltigung ist ja jetzt vorbei, das Thema ist passé; ich werde jetzt gerade nicht mehr vergewaltigt. Nein, dann ist es wichtig, dass der oder die Täter zur Rechenschaft gezogen werden und für Gerechtigkeit gesorgt wird. Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen gesellschaftlichen Frieden und auch keine funktionierende Demokratie.»

Ohne echte Umkehr auch der Kirchenleiter gibt es keine lebendige Zukunft ihrer Institution. Die «Pforten der Hölle» seien nicht imstande, «meine Gemeinde» zu «überwältigen», sagt Jesus. Dieses Wort gilt. Aber es bezieht sich nicht unbedingt auf die einzelne Erscheinungsform von Gemeinde.

Jedoch:

«Wenn wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet.» 1. Korinther 11, Vers 31.

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Wort zum Sonntag vom 5. Februar 2023: «Hören in der Bewährung

Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft auch an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf.

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Website: www.stimme-und-wort.ch

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