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Raketenhafte Kriegsgewinne – nein zu Rheinmetall, ja zu Pfizer?

Published On: 24. März 2023 6:00

Attac protestierte am Montag vor der Frankfurter Börse gegen den Aufstieg von Rheinmetall in den DAX. Dieser Profit des Kriegsgewinnlers solle aus ethischen Gründen unterbunden werden. Doch wo waren die Globalisierungsgegner, als Pfizer und Moderna von Corona profitierten?

Attac irrte sich wie so oft im Adressaten, als die Globalisierungsgegner am 20. März 2023 vor der Frankfurter Börse gegen den Aufstieg von Rheinmetall in den DAX protestierten. Rheinmetall ersetzt seit diesem Tag Fresenius Medical Care im Leitindex, und die Aktivisten fordern staatliche Intervention. Es gehe doch nicht an, dass Gesundheit zugunsten von Kriegsgewinnlern geopfert werde. Doch der DAX richtet sich nicht nach aktivistischen Wünschen. Noch nicht jedenfalls. Und während Fresenius Medical Care die Auswirkungen der Corona-Krise mit voller Wucht zu spüren bekommt, weil die wichtigste Zielgruppe des Dialysespezialisten eine besonders hohe Übersterblichkeit aufweist, kommt Rheinmetall mit der kriegsbedingten Übersterblichkeit in der Ukraine bestens zurecht.

Die alten Anti-Waffen-Reflexe sind wieder da, obwohl die alten Anti-Kapitalismus-Reflexe eingeschlafen sind, wie man am mangelnden Protest gegen Krisengewinnler der anderen Art – etwa Pfizer und Moderna – erkennen konnte. Der Staat, so der Attac-Aktivist vor der Tagesschau-Kamera, müsse dafür sorgen, dass ethische Aspekte berücksichtigt würden. Staatlich handverlesene DAX-Unternehmen also? Man geht im Geiste die tierpanzerverrückte Ministerriege durch und lacht schallend. Attac hat offenbar den Tagesbefehl zur Narrativänderung nicht mitbekommen. Die Meldeketten hierzulande sind offenbar noch nicht auf Kriegsmodus geschaltet.

Angesichts der neuen deutschen Panzerversessenheit sind kritische Stimmen ohnehin sehr leise geworden. Medial hat man eher den Eindruck, als wüssten die Leser und Zuschauer mittlerweile deutlich besser Bescheid über Panzerung und Bewaffnung des Leopard II als über den Wert eines Rentenpunktes oder die aktuellen Strompreise, und wer Firmen wie Rheinmetall oder KMW im Zusammenhang mit der Vokabel „Kriegsprofiteur“ nennt, ist fast schon Putinflüsterer.

Dabei ist es noch keine drei Jahre her, da galt schon das Engagement von Rheinmetall im EU- und NATO-Land Ungarn als Militarismus und Kriegstreiberei. Doch die Vorzeichen haben sich geändert, und wenn Rheinmetall jetzt ganz beiläufig erklärt, man könne den neuentwickelten Panzer „Panther“ auch gleich in der Ukraine fertigen, scheint das vielen eine gute Idee zu sein. In erster Linie für Rheinmetall selbst, sieht man doch die Gelegenheit, sich aus der Rolle des Juniorpartners von KMW im Leopardprojekt zu befreien.

Produktion in Deutschland ist offenbar kein Thema

Wir erleben in diesem Konflikt auch den Zusammenprall der Narrative, denn einerseits halten EU und Bundesregierung an der Strategie der Welt- und Klimarettung durch ESG-Investment fest, andererseits kann es gerade gar nicht martialisch genug sein. Bei aller Komplexität des Ukrainekonflikts habe ich letztlich überhaupt nichts gegen die Unterstützung der angegriffenen Ukrainer. Nur sollte man nicht so ein Geschrei darum veranstalten. Dass ausgerechnet die selbsternannten Pazifisten jetzt die größten Patrioten mimen, verwirrt mich einfach. Ebenso die offenkundig völlig falsche Vorstellung vom Umfang der leistbaren Hilfe. Es ist ja sicher nicht die überlegene Infrastruktur in der Ukraine, die Rheinmetall laut über eine Fabrik dort nachdenken lässt. Eher schon die Unmöglichkeit, die Panzer in nennenswerter Stückzahl in Deutschland herzustellen.

So auch der Transportpanzer Boxer, den fertigt Rheinmetall in Australien, und deshalb fragte die Bundesregierung in Queensland nach, ob man nicht 200 Stück dort kaufen könne. Die Produktion in Deutschland ist offenbar kein Thema, egal ob nun wegen des allgemeinen Zustandes unserer Schwerindustrie, der Energiekosten oder des volatilen politischen Rückenwinds. Letzerer drückt Rheinmetall momentan in Richtung Erfolg, und ein Stück alte deutsche Schwerindustrie schafft es zum Börsenliebling, während gleichzeitig überall rundherum noch der grüngute Umbau der Wirtschaft (Stichwort ESG) gepredigt wird. Am 26. März stimmt die Hauptstadt sogar über ihre vorzeitige Klimaneutralität ab. Ob sich der Krieg danach richten wird? Ob sich eine Millionen Artilleriegranaten CO2-frei produzieren lassen?

Der prestigeträchtige Aufstieg im DAX ist Rheinmetall natürlich eine Würdigung auf seiner Website wert. Dorthin schaffen es nur wirklich bedeutende Meldungen, also außer der DAX-Geschichte nur eine weitere: nämlich, dass Rheinmetall bis 2035 CO2-frei werden möchte. Im Kampf für die gute Sache kann das Kaliber gar nicht groß genug sein, und falls die Deindustrialisierung Deutschlands der Produktion eines Tages doch im Weg stehen sollte, könnte man Boxer und Panther sicher auch in China produzieren. Rheinmetall sucht dort stets fähige Ingenieure, und die chinesische Schwerindustrie ist bekanntlich noch intakt.

Roger Letsch, Baujahr 1967, aufgewachsen in Sachsen-Anhalt, als dieses noch in der DDR lag und nicht so hieß. Lebt in der Nähe von und arbeitet in Hannover als Webdesigner, Fotograf und Texter. Sortiert seine Gedanken in der Öffentlichkeit auf seinem Blog Unbesorgt.

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