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Die chinesische Farbwahl beim Besuch von Macron und von der Leyen

Published On: 11. April 2023 15:56

Das russische Fernsehen hat auf die Feinheiten der chinesischen Diplomatie hingewiesen, die beim Treffen des chinesischen Präsidenten mit Macron und von der Leyen dominiert haben. Das Ergebnis ist sehr interessant.

Der Moderator des wöchentlichen Nachrichtenrückblicks im russischen Fernsehen hat in einem Kommentar auf die Farbwahl der chinesischen Seite beim Treffen des chinesischen Präsidenten Xi mit dem französischen Präsidenten Macron und EU-Kommissionschefin von der Leyen hingewiesen. Dabei wurden Details erwählt, die ich interessant genug fand, um den Kommentar zu übersetzen, denn die Feinheiten der internationalen Diplomatie sind wichtiger, als man gemeinhin glauben mag. Und in diesem Fall geben sie durchaus Rätsel auf und lassen verschiedene Interpretationen zu.

Beginn der Übersetzung:

Dunkelblau mit violetter Note: Welches Zeichen China an Europa sendet

Es ist nur ein Bild, aber wie viel dahintersteckt. Es ist die Apotheose des China-Besuchs des französischen Präsidenten Macron, der Blondinen in ihren reiferen Jahren mag, und der Chefin der EU-Kommission Ursula von der Leyen, die er als Begleiterin zur dreitägigen Tour durch den Fernen Osten eingeladen hat. Das ist keine sehr angenehme Kombination für den Vorsitzenden Xi, denn die Beziehungen zu China sind nicht sehr gut, weil das umfassende Partnerschaftsabkommen mit der EU, an dem seit mehr als zehn Jahren gearbeitet wird, noch nicht abgeschlossen wurde. Schuld daran ist Brüssel. Unter diesen Umständen ist nicht ganz klar, was Ursula als nicht gewählte Politikerin in Peking will. Jedenfalls gelten die Regeln der Gastfreundschaft weiterhin, und die Regeln der Gastfreundschaft mit chinesischer Spezifik gelten erst recht.

Wir haben vor zwei Wochen über den Staatsbesuch von Präsident Xi Jinping in Russland berichtet und dabei auf die Körpersprache geachtet. Man konnte sehen, dass sich zwei Menschen mit tiefer Zuneigung und Respekt begegnet sind, was sie auch vor den Kameras nicht zu verbergen versuchten. Beachten Sie allein den geringen Abstand zwischen den beiden Politikern. Und dann lud Putin, wie wir jetzt wissen, Xi auch zu sich nach Hause in die Kremlwohnung ein. Das Gespräch beim Tee unter vier Augen dauerte fast fünf Stunden.

Aber dieses Mal war ein anderes Bild zu sehen. Der chinesische Präsident saß mit dem ausdruckslosen Gesicht einer Sphinx am Tisch. Der riesige runde Tisch trennte die Gesprächspartner voneinander wie Pestkranke. Diese Distanz hat übrigens Putin seinen westlichen Gesprächspartnern auferlegt, als sie sich weigerten, in Russland einen Covid-Test zu machen. Jetzt ist die Covid-Epidemie in China offiziell vorbei, aber die Distanz ist so, wie wir sie auf dem Bild sehen.

Das Bemerkenswerteste ist jedoch die Farbe des Tischtuchs. Sie ist ein echtes chinesisches Rätsel. Die Bedeutung der Farben ist in der chinesischen Kultur sehr ausgeklügelt. Und die Farben haben eine andere Bedeutung als für Europäer. Zum Beispiel ist die Trauerfarbe in China nicht schwarz, sondern weiß. Das tiefe Blau mit einem leicht violetten Schimmer, wie dieses Tischtuch, ist Teil von Beerdigungszeremonien. Die Schilder von Beerdigungsinstituten in China haben immer diese Farbe. Es ist die übliche Farbe der Trauer in Asien. Hier ist zum Beispiel ein modernes japanisches Kolumbarium in dieser Farbe zu sehen. Särge sind in dieser Farbe gehalten. Im Alltagsleben eines Chinesen ist diese Farbe, gelinde gesagt, nicht sehr präsent. Mit ihr sind gewisse Assoziationen verbunden.

Aber Moment mal, im Hintergrund ist ja noch die EU-Flagge. Vielleicht ist das Tischtuch nur in der passenden Farbe gehalten? Aus Gründen der Höflichkeit? Man kann sehen, wie man will. Betrachten Sie es als ein chinesisches Rätsel. Oder vielleicht eine doppelte Botschaft. Die Europäer mögen die Farbe ihrer Flagge – toll. Das ist also die Botschaft, die ihnen übermittelt wird. Die Chinesen verstehen die Farbe auf ihre Weise – auch gut. Es wird auch ein innenpolitisches Signal gesendet. Insgesamt ist die Farbe natürlich eine Gratwanderung. Es ist eine Art Blau, aber mit einer violetten Note.

Die Wahrnehmung von Farben als Signal für den inneren Zustand eines Menschen wurde in Europa Mitte des 20. Jahrhunderts von dem berühmten Schweizer Psychologen Max Lüscher untersucht. Nach ihm ist auch der Lüscher-Farbtest benannt, mit dem zunächst das subjektive Befinden eines Menschen diagnostiziert wird. Verschiedene Farben, so fand Lüscher heraus, entsprechen verschiedenen Persönlichkeitszuständen. Wenn einem Patienten mehrfarbige Karten angeboten werden, zeigt diejenige, die er nimmt, seinen Zustand. Wir werden jetzt nicht alle Möglichkeiten aufzählen, aber Violett wird als die dunkelste interpretiert: „Das Bedürfnis, der Realität zu entfliehen, irrationale Ansprüche, unrealistische Ansprüche an das Leben, Subjektivismus, Individualismus und emotionale Unreife.“

Max Lüscher hat mit seiner Entdeckung viel Geld verdient. Er beriet große Unternehmen bei der Förderung von Produkten für verschiedene Zielgruppen – durch die Farbwahl. Aber das, wir wiederholen es, gilt für die europäische Kultur. Jedenfalls ist ein dunkelblaues Tischtuch mit einem lila Ton in China kein gewöhnliches Ereignis. Ich denke, es wird in die chinesische Geschichte eingehen.

Wenn wir uns nicht von der Farbe, sondern von den Worten leiten lassen, hat der chinesische Präsident Xi Jinping in seiner Antwort an die Gäste aus Europa gesagt, dass er Selensky auf jeden Fall anrufen werde, aber „erst wenn die Bedingungen für einen solchen Anruf reif sind.“

Bislang sind sie es also nicht. Und wann und ob sie es sein werden, kann man nicht wissen. Ansonsten haben sie Meinungen ausgetauscht. Der chinesische Botschafter in Russland, Herr Hanhui, forderte den Westen treffend und direkt auf, Peking in Bezug auf die ukrainische Situation nicht unter Druck zu setzen: „Der Westen ist nicht in der Lage, China Befehle zu erteilen; außerdem hat er nicht die Macht, die Verantwortung auf China abzuwälzen.“

Wenn wir über die Signale während des Besuchs von Macron und seiner Begleiterin bei Xi Jinping sprechen, muss man noch etwas beachten. An genau demselben Donnerstag, an dem Macron und von der Leyen in der chinesischen Hauptstadt empfangen wurden, fand in Peking das erste Treffen zwischen den Außenministern Saudi-Arabiens und des Irans, Faisal bin Farhan und Hossein Amir-Abdollahian, seit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen statt. In einer gemeinsamen Erklärung vereinbarten sie, die Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit, Wirtschaft, Handel, Investitionen und Technologie zu intensivieren, die direkten Flugverbindungen zwischen den Ländern wieder aufzunehmen und eine gemeinsame Handelskammer zu gründen.

Die Minister luden sich gegenseitig in ihre Länder ein. Und Saudi-Arabiens König Salman bin Abdulaziz Al Saud hat den iranischen Staatschef Ebrahim Raisi zu einem Besuch nach Riad eingeladen. Diese Einladung ist bereits angenommen worden. Der historische Besuch steht also unmittelbar bevor. Das Signal Pekings ist, dass China erfolgreich in eine höhere geopolitische Umlaufbahn eintritt, ohne auf den Westen zu schauen. Alles ganz gesittet.

Ende der Übersetzung


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

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