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Twitter verärgert die BBC

Published On: 11. April 2023 10:05

Elon Musk.ComputerBild

Elon Musk ändert wieder einmal die Twitter-Regeln. © ComputerBild

Rainer Stadler /  Nun gelten bei Twitter auch öffentliche Sender wie die BBC als Staatssender. Das Netzwerk verwendet allerdings large Kriterien.

Neuerdings beschriftet Twitter auch die BBC mit dem Zusatz «Government Funded Media». Damit stellt das von Elon Musk gekaufte Netzwerk den britischen Sender in die gleiche Reihe wie die Staatsmedien in autoritär gelenkten Ländern. Dasselbe Schicksal erfuhr dieser Tag der nicht-kommerzielle, US-amerikanische Senderverbund NPR, der nur zu einem geringeren Teil mit öffentlichen Mitteln finanziert wird. Sowohl NPR wie auch die BBC protestierten gegen diese Kennzeichnung, denn ihre Redaktionen würden nicht staatlich gelenkt. Elon Musk schrieb darauf laut dem «Guardian» der BBC in einer Mail, dass kein Medium frei von Voreingenommenheit sei. Doch zähle er BBC News im Vergleich zu anderen Nachrichtenangeboten zu den am wenigsten voreingenommenen. Twitter wolle aber Transparenz herstellen und darum auf die Eigentümerschaft und die Finanzierung von Medien aufmerksam machen.

Weniger sichtbar

Man könnte nun sagen, die Nutzer seien selbst in der Lage festzustellen, welchem Medienangebot sie trauen können; die Kennzeichnung durch Twitter als «staatsnahes Medium» habe darum wenig Bedeutung. Doch sie hat eine konkrete Wirkung. Denn Twitter verzichtet darauf, solche Accounts zu «fördern» und zu «empfehlen». Oder anders formuliert: In dem auch von Algorithmen gesteuerten Kampf um Aufmerksamkeit macht das Netzwerk die entsprechenden Medientitel weniger sichtbar.

Konkurrenz behindert

Twitter hat in den vergangenen Tagen den Zugang zum Newsletter-Dienst Substack behindert. Links zu entsprechenden Angeboten wurden mit der Warnung versehen, dass sie potenziell unsicher seien. Nutzer konnten allerdings diese Warnung übergehen und den betreffenden Link dennoch öffnen. Twitter musste aber wegen dieser Schikane einige Kritik einstecken. Das Netzwerk wolle einen Konkurrenten behindern, hiess es. In der Folge wandte sich auch der US-Journalist Matt Taibbi von Twitter ab. Taibbi war von Twitter-Besitzer Elon Musk jüngst beauftragt worden, interne Unterlagen auszuwerten, welche vor Musks Ära eine ungehörige Kooperation von Twitter-Verantwortlichen mit staatlichen Stellen belegten. Elon Musks Vorgehen gegen Substack und andere missliebige Angebote ist nur ein weiteres Beispiel für die erratische Firmenpolitik des Milliardärs. (ras.)

Twitter definiert staatsnahe Medien so: als Kanäle, «bei denen der Staat durch finanzielle Ressourcen, direkten oder indirekten politischen Druck und/oder Kontrolle über Produktion und Verbreitung die Kontrolle über redaktionelle Inhalte ausübt». Mit dieser Formulierung macht Twitter zu wenig klar, ob systematische oder auch nur gelegentliche staatliche Eingriffe ein staatsnahes Medium ausmachen. Twitter hält in seinen Erläuterungen zum Label derzeit immer noch fest: «Staatlich finanzierte Medienorganisationen mit redaktioneller Unabhängigkeit, wie beispielsweise die BBC in Großbritannien oder NPR in den USA, werden im Sinne dieser Richtlinie nicht als staatsnahe Medien definiert.» Nun hat das Netzwerk seine Praxis geändert. Es gelingt ihm offenbar nicht, die schnellen und teilweise diffusen Eingriffe von Musk organisatorisch rechtzeitig zu verdauen.

Klarere Kriterien nötig

Auch die öffentlichen Sender in den westlichen Staaten sind staatlichem Druck ausgesetzt und müssen staatliche Vorgaben berücksichtigen. Die BBC hat mit ihrem überstürzten Vorgehen gegen ihren Gastkommentator Gary Lineker jüngst gezeigt, wie labil ihre Unabhängigkeit geworden ist. Dennoch unterscheiden sich öffentliche Sender im Westen durch organisatorische und regulative Massnahmen von den Staatssendern in autoritären Ländern, wo eine direkte Befehlslinie zu den Redaktionen führt. Im Sinne der Transparenz sollte Twitter hier mehr Klarheit herstellen. Doch bis das allenfalls geschieht, wird Musk dem Netzwerk und seinen Nutzern bestimmt weitere Überraschungen und Verwirrungen bescheren.


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