Kommunismus? Nur die Russen sind dafür verantwortlich! – Die posthume Renationalisierung der sowjetischen Geschichte
Die posthume Renationalisierung der Sowjetgeschichte ist ein Phänomen, das in Russland immer stärker zu beobachten ist. Dabei wird versucht, die Verantwortung für die Verbrechen des Kommunismus auf die Russen zu schieben und die positiven Aspekte der Sowjetzeit hervorzuheben. Diese Tendenz ist Teil einer breiteren nationalistischen Bewegung, die sich seit dem Ende der Sowjetunion entwickelt hat und die sich gegen den Westen und die liberale Demokratie richtet.
Ein Beispiel für diese Renationalisierung ist die Debatte um das Denkmal für den sowjetischen Marschall Georgi Schukow in Moskau. Während einige argumentieren, dass Schukow ein Held des Zweiten Weltkriegs war und das Denkmal erhalten bleiben sollte, sehen andere ihn als Symbol für die Unterdrückung und Gewalt des sowjetischen Regimes. Die Debatte zeigt, wie stark die Meinungen über die Sowjetzeit auseinandergehen und wie schwierig es ist, eine einheitliche Erinnerungskultur zu schaffen.
Ein weiteres Beispiel ist die Verherrlichung von Josef Stalin, der in Russland immer noch von vielen als großer Führer und Held angesehen wird. Dabei werden seine Verbrechen wie die Massenmorde an politischen Gegnern und die Deportation von Millionen von Menschen oft ignoriert oder relativiert. Diese Verherrlichung von Stalin ist Teil einer breiteren Tendenz, die Sowjetzeit als eine Zeit des nationalen Stolzes und der Stärke zu idealisieren.
Insgesamt zeigt die posthume Renationalisierung der Sowjetgeschichte, wie schwierig es ist, eine einheitliche Erinnerungskultur zu schaffen und wie stark die politischen und ideologischen Auseinandersetzungen in Russland sind. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Tendenz fortsetzt oder ob es in Zukunft zu einer Versöhnung mit der Vergangenheit kommen wird
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Kommunismus? Daran sind nur die Russen schuld! – Die posthume Renationalisierung der Sowjetgeschichte
Spätestens seit dem Ende der Sowjetunion hat in allen Nachfolgestaaten eine rege Neubewertung der über siebzigjährigen kommunistischen Herrschaft eingesetzt, die selten frei von nationalen Egoismen ist. Dabei gehen alle Seiten nicht gerade zimperlich mit der eigenen Verstrickung in die staatlichen Verbrechen der Sowjetepoche um: Sie wird in der Regel bagatellisiert oder schlicht geleugnet! Von Leo Ensel. In Kiew und anderen ukrainischen Städten toben die Straßenkämpfe. Nein, diesmal sind nicht die Abwehr- oder Rückeroberungskämpfe gegen die russischen Invasoren gemeint. Es geht um die „Derussifizierung“, die „Dekommunisierung“, sprich: die „Dekolonialisierung“ der Ukraine. (Überflüssig zu betonen, dass diese Begriffe – zumindest aus ukrainischer Sicht – synonym sind!) Allein in Kiew sollen 296 Straßen umbenannt werden. Die Lenin-Denkmäler sind längst gefallen, die Straßennamen siegreicher
