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Wie kann man wissenschaftlich 3.000 Hitzetote pro Jahr modellieren

Published On: 4. Oktober 2023 10:47

Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger

Ich wiederhole mich ungern, aber manchmal muss es sein. Im Juli 2023 hatte ich gezeigt, dass es keinen Anlass zur Panik wegen der kommenden Zahl der sommerlichen Hitzetoten gibt, da erstens die panikerzeugende hitzebedingte Übersterblichkeit ausschließlich auf Modellrechnungen beruht und zweitens ein Vergleich der Sterblichkeitsraten der Winter- und Sommerhalbjahre der letzten Jahre zeigt, dass die Anzahl der Toten im Sommerhalbjahr keineswegs steigt, sondern im Gegenteil die Winterhalbjahre im Hinblick auf die Sterblichkeit eine leicht steigende Tendenz zeigen. Die kalten Monate sind gefährlich, nicht die warmen. Das ficht den „Focus“ nicht an, irgendeine Schlagzeile braucht der Mensch.

Am 30. September fand man dort die Meldung, es seien in diesem Jahr bisher 3100 Menschen „im Zusammenhang mit Hitze gestorben“. Die Formulierung fällt auf, denn auch bei der regelmäßigen Bekanntgabe der Covid-Toten neigte man gern zu der Formulierung, die Menschen seien im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben und nicht etwa an Covid-19, was jeden verstorbenen Herzinfarkt-Patienten mit einem positiven PCR-Test zu einem Covid-Toten beförderte. Und tatsächlich haben sie diese Information vom RKI erhalten, das seit einer Weile Wochenberichte zur hitzebedingten Mortalität veröffentlicht, und der Bericht mit dem Stand vom 17. September enthält die angegebene Zahl von 3100 Hitzetoten. Warum man sich beim „Focus“ nicht noch ein wenig gedulden konnte, da man nach Auskunft des Artikels in der nächsten Woche mit dem letzten Wochenbericht rechnen dürfe und irgendwann im Herbst mit einer zusammenfassenden Bilanz zum Sommer, erschließt sich nicht unbedingt – endgültige Daten wären besser als irgendwelche Erklärungen zwischendurch, aber das muss man beim „Focus“ mit sich selbst ausmachen.

Die wahre Geschichte. Jetzt vorbestellen – bevor das Buch verboten wird! Es handelt sich allerdings, das weiß man auch beim „Focus“, um eine „geschätzte Anzahl der hitzebedingten Sterbefälle“, worauf ich gleich noch zurückkomme. Wirft man zunächst einen Blick in den RKI-Wochenbericht, so stellt man fest, dass von den geschätzten 3100 Sterbefällen etwa 1800 der Gruppe der mindestens 85-Jährigen entstammen und 860 der nächstjüngeren Altersgruppe zwischen 75 und 84 Jahren, das sind insgesamt mehr als 85%. Die derzeitige durchschnittliche Lebenserwartung liegt in Deutschland für Frauen bei knapp über 83 Jahren, für Männer bei wenig über 78 Jahren. Es mag sein, dass unter diesen 2660 eher betagten Verstorbenen auch hitzebedingte Todesfälle vorkommen, aber wenn ein 85-Jähriger bei 28 Grad Celsius stirbt, dann ist er zwar tatsächlich im Zusammenhang mit Hitze gestorben, weil es zum Zeitpunkt seines Todes sehr warm war, aber noch lange nicht an der Hitze: Bei Menschen mit einem Alter über der durchschnittlichen Lebenserwartung soll es vorkommen, dass sie auch bei 28 Grad an anderen Krankheiten oder auch an Altersschwäche sterben. Denn woran diese Toten, ob Senioren oder nicht, gestorben sind, das weiß weder das RKI noch der Focus. „In einigen Fällen“, so verrät uns das RKI, „zum Beispiel beim Hitzeschlag, führt die Hitzeeinwirkung unmittelbar zum Tod, während in den meisten Fällen die Kombination aus Hitzeexposition und bereits bestehenden Vorerkrankungen zum Tod führt. Daher wird Hitze auf dem Totenschein normalerweise nicht als die zugrunde liegende Todesursache angegeben.“ Und genau deswegen weiß man auch nicht, ob die angeblichen Hitzetoten wirklich Hitzetote sind oder nur bei Hitze Verstorbene.

In den Worten des Focus: „Stattdessen schätze das RKI das Ausmaß hitzebedingter Sterbefälle mit statistischen Methoden ein, in die Lufttemperatur und Sterbedaten einfließen.“ Die Prüfung an der Realität Man schätzt, man verwendet ein Modell, man zählt nicht, weil man gar nicht wüsste, wie man zählen soll, und dieses Modell „kombiniert Mortalitätsdaten des Statistischen Bundesamtes und Temperaturmessungen des Deutschen Wetterdienstes“. Üblicherweise ist ein Modell aber nicht die Realität. Man kann ein Modell, meistens mathematischer Natur, aufstellen, um festzustellen, wie sich die Realität unter diesen oder jenen Voraussetzungen verhalten würde. Dazu braucht man ein theoretisches Gerüst, das den Zusammenhang zwischen Eingangs- und Ausgangsdaten beschreibt, und selbstverständlich auch genau diese Eingangsdaten. Die Ergebnisse des Modells sind daher abhängig von den theoretischen Annahmen, die seinem Algorithmus zugrunde liegen, und von den Werten, mit denen man die Eingangsparameter belegt. Sie entsprechen somit also keineswegs automatisch der Realität, sondern sind zunächst hypothetisch, weshalb man sie dringend an der Realität prüfen muss. Schöne Beispiele für diese Notwendigkeit findet man bei dem bekannten Modellierer Neil Ferguson vom Imperial College in London, der unverdrossen Todeszahlen bei Covid-19-Erkrankungen modelliert hat und ebenso unverdrossen meilenweit neben der Realität lag.

Die Prüfung an der Realität hat man im Falle der Hitzetoten nicht vorgenommen, man hat einfach nur modelliert und geschätzt und das Ergebnis dann für die Realität gehalten. Das Modell wird in der Ärztezeitung beschrieben. Man habe Wirkungskurven erstellt, „die den relativen Einfluss der mittleren Temperatur auf die Mortalität der gleichen Woche und der drei folgenden Wochen quantifizieren“, was aber ein wenig schwierig sein dürfte, eben weil die Modellierer gar nicht die reale Zahl der Hitzetoten kennen, sondern immer nur eine geschätzte, und deshalb auch der quantifizierte Einfluss immer geschätzt ist. Ausgehend von diesen modellierten Kurven habe man einen Temperatur-Schwellenwert identifiziert, „oberhalb dessen die Temperatur relevant auf die Mortalität einwirkt“. Und diese Schwellenwerte finde man bei mittleren Temperaturen von etwa 20 Grad Celsius, weshalb man in solchen Fällen auch von Hitzewochen spreche. Ab einer mittleren Temperatur von etwa 20 Grad hat man eine Hitzewoche, das wusste ich noch nicht. Zieht man nun „die Mortalität, die zu

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Wie modelliert man wissenschaftlich 3.000 Hitzetote pro Jahr?

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