Selbst eine enorme militärische Stärke macht angreifbar
Ein lebendiger und moderner Pazifismus zeigt sich durch Begegnung, gegenseitiges Zuhören und Lernen. Es gibt jedoch Artikel, die den Pazifismus kritisieren, wenn die Deutschen in einen Krieg hineingezogen werden. Pazifismus wird entweder als Feigheit oder als Naivität dargestellt oder sogar als Sympathie für den Feind. Einige ehemalige Kriegsgegner haben sich in den 90er Jahren von ihren pazifistischen Positionen verabschiedet und dies als Verrat gerechtfertigt. Einige von ihnen hatten sich jedoch nie wirklich für den Pazifismus eingesetzt, sondern nur gegen amerikanische Raketen, sodass es eher ein Wechsel der Front war, als sie sich später auf die Seite der NATO stellten. Einige Menschen versuchen, ihre Zweifel am Pazifismus zu bekämpfen, indem sie den Begriff so hoch hängen, dass er nur zu Heiligen wie Jesus oder Franz von Assisi passt. Sie sprechen dann von einem abstrakten, radikalen oder absoluten Pazifismus. Der Trick besteht darin, die
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Auch ein Höchstmaß an Militärmacht macht verwundbar
Ein lebendiger und moderner Pazifismus drückt sich in Begegnung, gegenseitigem Zuhören und Lernen aus. Frankfurter Rundschau vom 6. Februar 2002. Von Horst-Eberhard Richter[*]. Lassen sich die Deutschen in einen Krieg hineinziehen, erscheinen prompt Artikel gegen den Pazifismus. Er wird entweder als blamable Feigheit oder als weltfremde Blauäugigkeit oder gar als getarnte Sympathie mit dem jeweiligen Feind hingestellt. Oder aber in Erklärungsnot geratene Ex-Kriegsgegner erfinden zur eigenen Entlastung einen Pazifismusbegriff, der einen von ihnen aktuell gebilligten Kriegseinsatz einzuschließen erlauben soll. Hierzulande haben sich eine Reihe von Ex-68ern in den 90er-Jahren offen von früheren pazifistischen Positionen verabschiedet und ihren Wandel zu „Verrätern” begründet. Einige darunter hatten sich allerdings nie im eigentlich pazifistischen Sinn, sondern nur gegen die amerikanischen Raketen engagiert, sodass es
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