ergebnisse-des-bankenstresstests-zu-cyberrisiken-im-sommer-neu-formuliert:-sommerliche-ergebnisse-des-bankenstresstests-bezueglich-cyberrisikenErgebnisse des Bankenstresstests zu Cyberrisiken im Sommer neu formuliert: Sommerliche Ergebnisse des Bankenstresstests bezüglich Cyberrisiken
kein-ende-der-gewalt-im-sudanKein Ende der Gewalt im Sudan
die-katastrophe-in-tokio-und-das-erstaunliche-ereignis

Die Katastrophe in Tokio und das erstaunliche Ereignis

Published On: 3. Januar 2024 16:33

Je seltener Desaster auftreten, desto mehr Aufmerksamkeit erregen sie. Die Luftfahrt ist extrem sicher geworden, mit täglich 100.000 unfallfreien Flugbewegungen. Daher ist die Kollision zweier Flugzeuge auf dem Flughafen von Tokyo ein Ereignis, das uns alle berührt. Es gibt Anzeichen dafür, dass hier menschliches Versagen im Spiel war, ähnlich wie bei einem Vorfall über Paris im Jahr 2020. Aber es war auch übermenschliche Hingabe im Spiel, die das Überleben aller Passagiere des Airbus ermöglichte.

Im Deutschen sprechen wir von Start- und Landebahn, was darauf hindeutet, dass es sich um zwei verschiedene Dinge handelt. Tatsächlich handelt es sich jedoch meistens um dasselbe Stück Asphalt, auf dem die Flugzeuge starten und landen, im Englischen „Runway“ genannt. Eine startende Maschine muss warten, bis eine ankommende Maschine gelandet ist. Diese befindet sich typischerweise in einer Entfernung von 10 oder 20 Kilometern auf einer geraden Linie in Ausrichtung der Bahn, auf der sie landen möchte, und mit einem Gefälle von etwa 3 Grad. Wenn dann ein Flugzeug mit 250 km/h und ebenso vielen Tonnen hereinschießt, kann es nicht ausweichen, die Bahn muss frei sein. Eine abfliegende Maschine wartet seitlich von der Bahn, weit genug entfernt, um das ankommende Flugzeug nicht zu stören. Sie darf erst starten, wenn die Bahn wieder frei ist, kann sich aber schon vorher in Startposition bringen, um einige Handgriffe im Cockpit zu erledigen, die unmittelbar vor dem Start erforderlich sind. Dadurch spart man Zeit.

Diese Abstimmungen sind offensichtlich eine Angelegenheit von Leben und Tod. Es darf nicht passieren, dass der wartende Pilot den ersten Teil der Freigabe verpasst und nur hört: „…line up and wait runway 34 right.“ Daher muss der Pilot die Freigabe wörtlich wiederholen und an den Tower zurückfunken. Der Tower würde dann sofort korrigieren, wenn der Pilot das Wichtigste nicht mitbekommen hat. Auch in Startposition auf der Bahn darf der wartende Pilot nicht einfach die Gashebel nach vorne schieben, weil er glaubt, die Bahn sei frei. Er muss auf die Freigabe warten und diese wörtlich wiederholen, bevor er startet. Disziplin in Wort und Tat ist im Flugverkehr unerlässlich.

Was genau am Flughafen Haneda in Tokio passiert ist, wird eine längere Untersuchung klären müssen. Es gibt Anzeichen dafür, dass eine De Havilland DHL-8, eine Turboprop-Maschine mit Gütern für Erdbebenopfer, auf die Bahn 34R gerollt ist und ihren Startlauf begonnen hatte. Der viel schnellere Airbus 350 / JAL Flight 516 ist dann auf genau dieser Bahn in die DHL-8 „hineingelandet“. Es gibt Aufzeichnungen des Funkverkehrs mit der Freigabe „Continue approach“ an den JAL 512 Airbus. Das wäre jedoch keine Landefreigabe und keine Garantie, dass die Bahn frei ist. Der Pilot der DHL-8, der einzige Überlebende von sechs Personen an Bord seines Flugzeugs, versichert, er hätte Freigabe für die Runway und Starterlaubnis bekommen. Hatte der Tower vielleicht die Absicht, die beiden Maschinen auf die beiden parallelen Bahnen 34Right und 34Left zu verteilen, wo sie sich nicht in die Quere gekommen wären? Und dann versehentlich denselben Runway zugewiesen, also beide nach 34R geschickt? Es wäre nicht das erste Mal, dass so ein Fehler passiert.

Es ist tragisch, dass fünf Menschen in dem kleineren Flugzeug ums Leben gekommen sind, aber erfreulich, dass alle Personen aus dem Airbus gerettet wurden. Das zeigt, dass das Kabinenpersonal mehr drauf hat als freundlich lächeln und Mineralwasser verteilen. Sie haben 279 Personen in 90 Sekunden aus dem brennenden Wrack evakuiert. Chapeau!

Dr. Hans Hofmann-Reinecke studierte Physik in München und arbeitete danach 15 Jahre in der kernphysikalischen Forschung. In den 1980er Jahren war er als Safeguards Inspektor für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien tätig. Heute lebt er in Kapstadt. Dieser Artikel erscheint auch in seinem Blog Think-Again. Sein Bestseller Grün und Dumm und andere seiner Bücher sind bei Amazon erhältlich

Original Artikel Teaser

Das Desaster von Tokio und das Wunder

Je seltener Desaster werden, desto mehr Aufsehen erregen sie. Die Luftfahrt ist mit täglich 100.000 unfallfreien Flugbewegungen extrem sicher geworden, und so ist die Kollision zweier Maschinen auf dem Flughafen von Tokyo ein Ereignis, das uns alle berührt. Es deutet vieles darauf hin, dass hier „menschliches Versagen“ im Spiel war, vielleicht ähnlich wie bei einem Zwischenfall, der sich 2020 am Himmel über Paris abgespielt hat. Es war aber auch übermenschliche Hingabe im Spiel, der das Überleben aller Passagiere des Airbus zu verdanken ist.  Wir sprechen im Deutschen von Start- und Landebahn; das suggeriert, es würde sich hier um zwei verschiedene Dinge handeln. Tatsächlich aber ist es meist dasselbe Stück Asphalt, auf dem die Flugzeuge starten und landen, im Englischen „Runway“

Details zu Das Desaster von Tokio und das Wunder

Categories: Achgut, Deutsch, QuellenTags: , , Daily Views: 1Total Views: 8
ergebnisse-des-bankenstresstests-zu-cyberrisiken-im-sommer-neu-formuliert:-sommerliche-ergebnisse-des-bankenstresstests-bezueglich-cyberrisikenErgebnisse des Bankenstresstests zu Cyberrisiken im Sommer neu formuliert: Sommerliche Ergebnisse des Bankenstresstests bezüglich Cyberrisiken
kein-ende-der-gewalt-im-sudanKein Ende der Gewalt im Sudan