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Der große Sprung durch die Hintertür

Published On: 19. August 2021 6:01

Das Virus machte es möglich: Ohne langwierige politische Debatten installierten die westlichen Politiker die Gentechnik einfach als gesellschaftliches Pflichtprogramm. Die Grünen vorne dran.

Demokratien sind Dickschiffe, die zu keinen großen Sprüngen fähig sind. Politische Großvorhaben sind von einer Regierung schwer durchzusetzen und ziehen sich über Jahrzehnte, da sofort die Opposition, die Bundesländer, die NGOs, die Kirchen, die Islamverbände, die Gewerkschaften irgendwelche Bedenken anmelden, Kritik äußern und das Vorhaben hintertreiben. Sei es aus sachlichen Gründen, aus Gründen der Vorteilsnahme oder der Machttektonik wegen. Und dann gibt es auch noch alle paar Jahre Wahlen. Im Gegensatz zu autoritären Regimes ist die Kakophonie der Meinungen in Demokratien, auf die Rücksicht zu nehmen die Politik zumindest den Eindruck erwecken muss, scheppernd laut.

Auf dem Weg hin zu einer autoritären Demokratiesimulation ist Deutschland in den 16 Merkeljahren beträchtlich weit vorangekommen. Die vielen Alleingänge der Kanzlerin unter Umgehung der parlamentarischen Gewaltenteilung – sei es der Atomausstieg, die Offenhaltung der Grenzen, die Corona-Politik – haben die Deutschen ganz offenbar an eine Art der sowjetaffinen Kanzlerherrschaft gewöhnt, die keiner parlamentarischen Kontrolle mehr bedarf und ganz geschmeidig auch ohne demokratischen Diskurs vonstatten gehen kann. Auch wenn sich die Deutschen auf Langsamkeit und Stabilität etwas einbilden und meinen, aus der Geschichte gelernt zu haben, so scheinen sie doch weiterhin in der Mehrheit dazu bereit, einem Führer zu folgen – es muss halt nur ein moralisch guter sein. Und dessen ist sich die Mehrheit bei Angela Merkel sicher.

Große Sprünge geben keine Richtung vor, sondern beschreiben nur das Maß der Kraftanstrengung, zu der ganze Gesellschaften und Volkswirtschaften gezwungen werden. Derartige Sprünge können, wie in China unter Mao Zedong, direkt ins Mittelalter, in die Armut und zu Millionen Toten führen, oder, wie bei der Elektrifizierung vor mehr als 100 Jahren, die Menschen ins berühmte Licht führen.

Große Sprünge sind selten hehre moralische Unterfangen

Der Legende nach sprang der gedankliche Funke der Revolution bei Karl Marx während der Betrachtung einer elektrischen Spielzeugeisenbahn in einem Londoner Schaufenster über. Diese neue Energieform im Miniaturformat begriff Karl Marx als Symbol für eine Weltrevolution, die nach der verdunkelnden Dampfmaschine endlich die Menschen zum Licht führen und hernach die Weltrevolution als zwingende Konsequenz nach sich ziehen würde. Es war der luziferisch-prometheische Moment des Karl Marx, denn die Lichtbringung war das große Versprechen an die Menschheit durch die Geistesgeschichte des Abendlandes hindurch.

Erlebt hat Karl Marx die Elektrifizierung nicht mehr, auch wenn sein wohlhabender Cousin und Förderer, der holländische Kaufmann Frederik Philips, bereits an Patenten für die Glühbirne arbeitete. Frederik Philips gründete gemeinsam mit seinem Sohn die „Philips‘ Gloeilampenfabrieken“, die um die Jahrhundertwende eines der Weltunternehmen bei der Elektrifizierung der Welt wurden. Denn die Elektrifizierung war über Jahrzehnte das gigantische Vorhaben der Industrieländer. Jede Stadt, jedes Dorf, jede Straße, jedes Haus, jede Fabrik musste mit Strom versorgt werden. Nicht nur in Europa und in den USA, auch in den damaligen Kolonien sollte die Elektrifizierung zu Fortschritt, höheren Gewinnen und neuer Abhängigkeit führen.

Dass große Sprünge selten hehre moralische Unterfangen sind, sondern nur mit Hilfe von Kartellgründungen, Korruption und politischer Einflussnahme ablaufen, macht das Beispiel Philips gerade deutlich. Gemeinsam mit Siemens, AEG, Osram, General Electric und einigen anderen Unternehmen gründete Philips das berüchtigte Phoebuskartell, das die weltweite Elektrifizierung vorantrieb und sich erst 1941 offiziell auflöste. Bekannt geworden ist das Kartell durch die Vereinbarung, dass keine Glühbirne eine längere Lebensdauer als 1.000 Stunden haben dürfe, und Produzenten, die dagegen verstießen, wurden mit einer Strafzahlung belegt. Kaputt kurbelte schon immer Konsum an. Um das Reine und Schöne und Beste für die Menschen ging es den Unternehmen nur am Rande.

Vom Planspiel bis zum Willen zur Pandemie“

Wir wissen nicht, vor welchem Schaufenster Angela Merkel stand und durch welches Erlebnis sie ihre Einweihung erfuhr. Dass das Haus mit dem Schaufenster nicht in London, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit in Brüssel, New York oder Davos stand, davon darf man nach allem, was wir wissen, ausgehen. Schon seit mehr als einem Jahrzehnt gab es Planspiele für Pandemien, und regelmäßig wurde die Gefahr großer gesundheitlicher und globaler Krisen beschworen: Ehec, Vogelgrippe, Schweinegrippe, Ebola, Zikafieber, Dengue-Fieber – nur so recht verfangen wollten sich all die Viren im Mahlstrom der medialen Aufmerksamkeitsökonomie nicht. Die große Wirkung blieb regelmäßig aus, und auch die Panik, die Herr Drosten 2009 mit der Schweinegrippe auszulösen versuchte, verfing noch nicht.

Erst 2020 war es so weit. Endlich erfüllte sich, was man „den Willen zur Pandemie“ nennen könnte. Flankiert von den Medien, die nicht müde wurden, das neuartige Virus in den schrecklichsten Farben zu malen, war endlich die Stunde der Paniker gekommen. Für westliche Gesellschaften sind Krankheit und Tod noch immer die großen narzisstischen Kränkungen, die entweder tabuisiert oder übergrell an die Wand gemalt werden müssen. Dass man spätestens im Sommer 2020, als statistisch valides Zahlenmaterial vorlag, mindestens drei Gänge hätte herunterschalten müssen, war politisch jedoch dann nicht mehr gewollt. Zu tief steckte die westliche Politik bereits in einer Spirale aus eigener Angst, eigenen Fehlern und Lust an den neuen Möglichkeiten. Und solange man die Fehler in Form von Billionenzuwendungen an die Gelockdownten kaschieren konnte, war mit Widerstand nicht zu rechnen.

Grüne Gentechnikfeinde mutieren zu begeisterten Befürwortern

Also tat man, wozu ausgerufene Krisen immer gut sein können: Man setzte zum großen Sprung an. Ohne langwierige politische Debatten installierten die westlichen Politiker schlicht die Gentechnik als gesellschaftliches Pflichtprogramm. Zwanzig Jahre lang stritt die Bio- und Wissenschaftsszene um die Zulassung des „Golden Rice“, einen gentechnisch veränderten Reis, der den Vitamin-A-Mangel in Schwellenländern zu beheben imstande gewesen wäre und der damit bis zu eine halbe Million Kinder in den ärmeren Ländern vor Blindheit hätte schützen können. Die Angst, dass dieser Reis als trojanisches Pferd eingesetzt und so gentechnisch verändertes Saatgut salonfähig machen könnte, war vor allem bei den Grünen und bei Greenpeace weit verbreitet.

Innerhalb kürzester Zeit haben sich nun die Öko-Kämpfer zu den größten Befürwortern gentechnisch hergestellter Vakzine gewandelt. Was könnte jetzt noch dem flächendeckenden Anbau von „Golden Rice“ entgegenstehen? Übrigens waren in beiden Fällen – sowohl beim Golden Rice als auch bei der Erforschung der Vakzine – zwei der größten Förderer, Investoren und Patenthalter keine Geringeren als Bill Gates und ein Unternehmen namens AstraZeneca, das inzwischen in aller Munde und vieler Menschen Blutbahnen ist.

Dass die großen Investment-Fonds und Pharmaunternehmen seit Jahren mit den Hufen scharrten und auf einen entspannteren Umgang mit der Gentechnik warteten, ist kein Geheimnis. Bisher war der lukrativste aller Märkte, der europäische, schwerfällig und überreguliert. Das hat sich inzwischen komplett verändert. Und dass man der Gentechnik vorsorglich das Präfix Grün vorangestellt hatte, war weitsichtig und hat sich ausgezahlt.

Plötzlich im Lager der Gentechnik-Skeptiker verortet

Grüne Gentechnik von Golden Rice bis BioNTech ist unwiederbringlich eingeführt. Und der Pharma-Markt ist ein gigantischer dank des Krankheitsfetischs und des Todestabus in den westlichen Gesellschaften. Aber auch global lässt sich im Bereich der Medikamentation und der Vakzine die Gutmenschen-Moral, die der Westen für sich seit Jahrzehnten als USP reklamiert, sinnvoll kapitalisieren. Denn die Aura der Philanthropie ist die Voraussetzung für Vertrauen in eine neue experimentelle Medizin. Dass gerade in Deutschland die schmutzigen Schlüsselindustrien geschreddert und neue Global Player wie BioNTech und CureVac aufgebaut werden, lässt diesen flächendeckenden Laborversuch mit Gen-Vakzinen, zu dem die Bevölkerungen verpflichtet werden, fast politisch logisch und wirtschaftlich zwingend erscheinen.

Die Achse des Guten, auf der sich die meisten Autoren als fortschrittsfreundlich, kernenergieaffin und gentechnikoffen verstehen würden, wird von manchen inzwischen im Lager der Gentechnik-Skeptiker verortet. Und das eigene Selbstverständnis offenbart in der Tat hier einen blinden Fleck: Die Kritik auf der Achse wird ja von den betreffenden Autoren nicht aus Gründen der Gentechnik-Ablehnung formuliert, sondern weil sie demokratische Werte wie Selbstbestimmung und Freiheit hochhalten sowie sie von einem großen Unbehagen gegen die herrschende Politik umgetrieben werden. Das nennt man dann übrigens Haltungsjournalismus.

Vielleicht – und dieser Frage sollte man sich in aller Ehrlichkeit stellen – liegt der blinde Fleck darin, zu meinen, dass sich wissenschaftlicher Fortschritt und Quantensprünge in seiner wirtschaftlichen Anwendung ohne politische Groß-Einflussnahme, stattdessen gemächlich und demokratisch vollziehen könnten. Das Vertrauen in den Diskurs vernunftbegabter demokratischer Menschen wirkt vor dem Hintergrund, dass die letzten zehn Jahre alle entscheidenden Weichenstellungen eben ohne diesen Diskurs von oben herab den Menschen oktroyiert wurden, fast verwegen bis naiv. Inzwischen haben die Grünen, was Gentechnik angeht, mehr Vertrauen in die Zukunft als viele Achse-Autoren.

Der Weltgeist hat manchmal wirklich Humor.

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