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Der Ringier-Verlag, der Schmusetiger der Regierung

Published On: 3. Januar 2022 11:40

Veröffentlicht am 3. Januar 2022 von AS.

Wer die Medien aufmerksam verfolgt, dem dürfte sich seit längerem die Überzeugung aufgedrängt haben, dass diese ihren journalistischen Ethos während der Pandemie auf dem Altar der Regierungs-Pressemeldungen geopfert haben. Mittlerweile lässt sich diese Beobachtung mit dem Hinweis auf verschiedene empirische Untersuchungen abstützen.

So wurde zum Beispiel im November 2021 eine Studie präsentiert, die 5000 Beiträge in elf deutschen Leitmedien im Zeitraum von Januar 2020 bis April 2021 untersucht hatte – mit dem Ergebnis, dass die Medien die Regierung kaum kritisieren, ausser wenn es darum geht, härtere Massnahmen zu fordern (Corona-Transition berichtete).

Noch weniger erstaunt ist man dann ob den Beobachtungen, wenn unfreiwillig publik wird, dass die Redaktionen Befehl von oben erhalten, sie mögen doch bitte regierungskonform berichten. So jedenfalls sieht Marc Walder, CEO des Ringier-Verlags, die Rolle des Journalismus in der Pandemie. Ringier ist eines der grössten Medienhäuser der Schweiz. Der bekannteste Titel ist die Boulevardzeitung Blick. Der Konzern umfasst auch ausländische Titel. Die Familie Ringier gehört seit Jahren zu den Reichsten der Schweiz.

Die offensichtliche Verbandelung von Ringier mit den Behörden ist jüngst immer wieder dadurch ersichtlich geworden, dass ihre Medientitel, insbesondere Blick und dessen Sonntagsausgabe SonntagsBlick, als erste Medien über neue Massnahmen der Regierung im Bild waren. Die beiden Titel gehören zu den Sprachrohren der Pandemisten, die fleissig die Massnahmen- und Impf-Trommel für Bundesrat und Gesundheitsminister Alain Berset rühren. Walder bezeichnet im Video die Redaktionen der Blick-Gruppe als Beispiele der regierungskonformen Berichterstattung.

«Wir wollen die Regierung unterstützen»

Ein vom Nebelspalter veröffentlichtes Video zeigt, wie Walder selbst sagt, dass er die Ringier-Redaktionen in allen Ländern angewiesen habe, den Regierungen in ihrer Coronapolitik zu folgen (0:20-0:43):

«Wir hatten in allen Ländern, wo wir tätig sind – und da wäre ich froh, wenn das in diesem Kreis bleibt – auf meine Initiative hin gesagt: Wir wollen die Regierung unterstützen durch unsere mediale Berichterstattung, dass wir alle gut durch die Krise kommen.»

Quelle: Rumble, von YouTube/Staatsmedien Nein

Gemäss Nebelspalter machte Walder die entsprechenden Aussagen am 3. Februar 2021 im Rahmen der Gesprächsreihe «Inspirational Talk» der Schweizerischen Management Gesellschaft zum Thema «Digitale Transformation @Ringier». Das virtuelle Gespräch habe 65 Minuten gedauert und sei vollständig aufgezeichnet worden. Die entscheidenden Sätze habe Walder nach Minute 49 gesagt zur Frage: «Wo sehen Sie grundsätzlich die Aufgabe der Medien in der Pandemie?»

Der Nebelspalter konfrontierte Walder mit seinen Aussagen und stellte ihm Fragen: «Wie sollen die Medien ihre Aufgabe als kritische vierte Macht im Staat wahrnehmen, wenn sie die Regierung in zentralen Politikbereichen nicht kritisieren dürfen, sondern unterstützen müssen?» Wie sollen die Medien dann noch als glaubwürdig und unabhängig wahrgenommen werden? Darauf habe der Nebelspalter weder von Walder noch von Ringier eine Antwort erhalten.

Ohnehin hat der Ringier-Journalismus ein Glaubwürdigkeitsproblem. Im Verwaltungsrat von Ringier sitzt mit Laura Rudas eine Managerin der Big Data-Analysefirma Palantir. Mit der Software Foundry sollen Journalisten «fundiertere Entscheidungen darüber […] treffen, welche Inhalte am besten die Erwartungen der Leserinnen und Leser erfüllen», liess der Verlag im vergangenen Jahr gegenüber der WOZ verlauten. Es sei dahingestellt, wie ernst man diesbezüglich das auf der Ringier-Website deklarierte Selbstbild von «Unabhängigkeit, Meinungsfreiheit und Informationsvielfalt» nehmen kann, wenn sich journalistische Inhalte nach Algorithmen richten.

Kommentar Corona-Transition: zwei Gründe für unkritischen Journalismus

Walder hält selbst Aktien am Ringier-Konzern. Kaum vorzustellen, dass er seine journalistische Belegschaft allzu kritisch über die Coronapolitik der Regierung berichten lässt. Einerseits will Walder durch ein bevorstehendes neues Mediengesetz noch Geld vom Staat. Über dieses wird am 13. Februar 2022 in der Volksabstimmung über ein «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» befunden. Dabei soll die staatliche Subventionierung von privaten Medien auf 178 Millionen Franken jährlich vervielfacht werden. Ringier würde zu den Profiteuren gehören, denn 70% der Subventionen gingen an die Grossverlage.

Andererseits will Walder sein Verhältnis zu Berset nicht trüben. Anfang November 2021 lancierte Ringier Axel Springer Schweiz das neue Printmagazin «Interview by Ringier», bei dem Walders Frau Susanne die redaktionelle Co-Verantwortung übernehmen darf. Bei der Feier zur Lancierung war auch Berset anwesend, der «bestens gelaunt» mit Marc Walder plauderte. Berset wurde in einer Ausgabe des Magazins selbst eine Inszenierungsplattform in seiner Funktion als Kulturminister (die er als Vorsteher des Innendepartements gleichzeitig zu derjenigen des Gesundheitsministers innehat) angeboten.



Ringier-CEO Marc Walder (links) und Alain Berset. Quelle: Stefan Bohrer/Blick auf persoenlich.com

So bleibt zumindest im Verlag von Ringier nicht mehr viel vom sonst so gerne beschworenen Rollenverständnis der Medien als Wachhunde der Regierung übrig. Nein, abgerichtet von oben, mutieren die Ringier-Medien in ein zahnloses Schosshündchen, oder besser in einen Schmusetiger der Regierung, nutzte doch Berset für seine geheimen E-Mail-Avancen gegenüber dem weiblichen Geschlecht auch das Pseudonym «alaintigrillo» (Corona-Transition berichtete).

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