Italien plant Energierationierung – der Selbstmord Europas

Italien plant Energierationierung – der Selbstmord Europas

Veröffentlicht am 13. Juli 2022 von KD.

Aus einer Mitteilung des Mineralöl- und Energiekonzerns Eni geht hervor, dass Russland die Gaslieferungen an Italien um ein Drittel gegenüber dem Durchschnitt der letzten Tage reduziert. Dies berichtet l’AntiDiplomatico mit Bezug auf die italienische Presseagentur Ansa.

Angesichts der Abhängigkeit Italiens von russischem Gas stellte die Regierung von Mario Draghi nun einen «Notfallplan» auf, der auf Einschränkungen beruht. Für den Fall einer Energieverknappung zieht die Regierung auch eine Energierationierung in Betracht. Laut Medienmeldungen könnte dies im Falle eines schweren Notfalls sogar zur Unterbrechung der Energieversorgung führen.

Nach den Corona-Lockdowns soll es nun zudem Energie-Lockdowns geben. Denn neben der Senkung des Verbrauchs wolle die Regierung auch Lockdowns für Geschäfte, Privaträume und öffentliche Einrichtungen einführen, so l’AntiDiplomatico.

Die Zeiten müssten noch festgelegt werden, doch es sei bereits die Rede davon, dass die Geschäfte bereits um 19 Uhr schliessen sollen, während private Einrichtungen wie Bars, Restaurants, Kneipen und Diskotheken bis 23 Uhr offenbleiben dürfen. Die öffentlichen Ämter hingegen sollen um 17:30 Uhr schliessen. Auch soll die öffentliche Beleuchtung stark reduziert werden, sodass nur noch jede zweite Strassenlaterne brennt.

l’AntiDiplomatico zufolge werden die von der Regierung als «energiehungrig» bezeichneten Unternehmen durch diese Energierationierung in eine Zwangslage geraten, die zu einem Produktionseinbruch und damit zu Entlassungen führen wird.

In anderen Ländern Europas sieht es nicht besser aus. In Deutschland, das zusammen mit Italien am stärksten von russischem Gas abhängig ist, wächst die Angst vor einem völligen Abbruch der russischen Gaslieferungen. Der nächste Winter könne «kalt, dunkel und teuer» werden, so das Handelsblatt. Deutschland ist unterdessen zur zweiten Phase eines dreistufigen Gas-Notfallplans übergegangen, ein Schritt vor der Rationierung des Kraftstoffverbrauchs.

Mit der Verschärfung der Energiekrise steigt auch die Inflation weiter an. Nach Angaben der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) wäre eine schwere Rezession so gut wie sicher, wenn die russischen Gaslieferungen unterbrochen würden. Der Schaden für die deutsche Wirtschaft könnte sich in der zweiten Hälfte dieses Jahres auf 193 Milliarden Euro belaufen.

«Das abrupte Ende von russischen Gas-Importen hätte auch deutliche Auswirkungen auf die Erwerbstätigen in Deutschland. Insgesamt wären rechnerisch etwa 5,6 Millionen Arbeitsplätze von den Folgen betroffen», erklärte Bertram Brossardt, Vorstandsvorsitzender der vbw, Ende Juni.

Im Falle einer völligen Unterbrechung der Gaslieferungen aus Russland würden auch die Gaspreise in Europa steil und länger ansteigen, was die Industrie und die Haushalte weiter belasten würde.

Wie l’Antidiplomatico wissen lässt, sind die Grosshandelspreise für niederländisches Gas, die europäische Benchmark, seit Juli letzten Jahres um mehr als 400 Prozent gestiegen. Laut dem niederländischen Energieminister Rob Jetten würden die Auswirkungen in ganz Nordwesteuropa zu spüren sein, wenn Nord Stream abgeschaltet wird oder wenn Deutschland alle russischen Importe verliert. l’Antidiplomatico schliesst:

«Dies ist der Selbstmord Europas, das beschlossen hat, sich auf dem Altar der Interessen Washingtons zu opfern. Der Selbstmord erfolgt ironischerweise durch die Sanktionen, von denen uns gesagt wurde, sie seien beschlossen worden, um den Krieg zu beenden und Russland in die Knie zu zwingen. Wir sehen, dass die Realität genau das Gegenteil zeigt: Russland ist reicher und stärker, während Europa auf den Knien liegt und am Rande des Abgrunds steht.»