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Warum der Corona-Blog etwas Besonderes unter den Blogs sein kann – Mit einer kleinen Typologie von Kommentar-Schreibern

Published On: 20. Juli 2022 16:56

Gastautor „R. Rust“ hat sich schon so manchen Themen angenommen. Im letzten Beitrag ging es um das Thema „gesunder Menschenverstand“, davor um „Sprache und Haltung am Beispiel des Wortes ‚Schlafschaf‘“ und davor war es ein wilder Ritt durch vielfältigste Themen. Angefangen bei einem Plädoyer im Beitrag „die mRNA-Impfstoff-kritische Bewegung darf sich nicht nicht spalten“, über die „Existenz von Viren“, die er mehrfach untersuchte, bis hin zur „Bedeutung der Sprache in der Krise“. Aber auch die „4. Industrielle Revolution“ wurde von ihm unter die Lupe genommen und er hat eine interessante Corona Werbung kritisch analysiert.

In diesem Beitrag geht es nun zunächst um uns – also den Corona-Blog – und einer skizzenhaften Beschreibung der Kommentatoren hier. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

„Insgesamt ist das hier ein ziemlich niedriges Niveau.“

Lilly, Blog-Kommentar-Schreiberin 18. Mai 2022 um 21:23

„Das was Paul über den Peter sagt, sagt mehr über den Paul aus als über den Peter.

Baruch de Spinoza, Philosoph 1632 – 1677

Dem aufmerksamen Leser wird vielleicht aufgefallen sein, dass in der Überschrift keine Tatsache behauptet wird (dass der Corona-Blog etwas Besonderes ist), sondern dass nur eine Möglichkeit aufgezeigt wird (dass der Corona-Blog etwas Besonderes sein kann).

Diese ‚feine Unterscheidung‘ vorzunehmen ist deshalb erforderlich, weil der Ausdruck „etwas Besonderes“ sich nicht nur auf eine ‚objektiv beschreibbare‘ Andersartigkeit bezieht, sondern auch eine Bewertung enthält. Und Bewertungen vorzunehmen ist eine menschenspezifische, individuelle, subjektive Verhaltensform: etwas/jemand ist etwas Besonderes für jemanden.

Bevor ich durch die Charakterisierung verschiedener Leser(-Typen) skizziere, in welcher Hinsicht der Corona-Blog etwas Besonderes sein kann, möchte ich kurz auf die ‚objektiv beschreibbare‘ Andersartigkeit des Blogs eingehen.

Auf die Aspekte, die der Blog mit anderen Blogs teilt – die umfassende Information „worüber sich die [Mainstream-]Medien ausschweigen.“, das Archiv, die vielen nützlichen Links – möchte ich hier nicht näher eingehen.

Die erste Besonderheit besteht darin, dass die Blogbetreiber den Lesern gegenüber unerhört großzügig sind. Ich vermute, dass es keinen zweiten Blog gibt, der seinen Lesern so viel Raum und Zeit zur Verfügung stellt, einen Kommentar zu schreiben. Die meisten Blogs stellen dem Leser entweder gar keinen Platz für einen Kommentar zur Verfügung oder nur den Lesern, die ein bezahltes Abonnement haben. Oder der Platz für den Kommentar ist auf eine bestimmte Wortzahl oder einen bestimmten Zeitraum beschränkt, innerhalb dessen die Antwort erfolgen muss, bevor das Zeitfenster zufällt.

Dass es sich hier um eine Besonderheit handelt, wird deutlich, wenn man die folgenden Zitate liest:

„Warum gibt’s so viele Kanele die keine Kommentare zulassen“1

TelegramKanal „Molekulare Virologie“

„In eigener Sache: Wegen des hohen Aufkommens unsachlicher und beleidigender Beiträge können wir zurzeit keine Kommentare mehr zulassen. „

Danke für Eurer Verständnis – das WELT-Team

Eva Herrman

Aber der Leser hat auf dem Corona-Blog nicht nur die Gelegenheit einen Kommentar zu schreiben; er hat darüber hinaus noch die Möglichkeit, einen Kommentar zu kommentieren. Und diesen Kommentar des Kommentar-Schreibers erneut zu kommentieren. Solche Kommentar-Ketten können zu einem für die daran Beteiligten interessanten Austausch führen, sie können aber auch zu einem nervigen Zicken-Krieg oder pissing contest2 führen. Diese können so lange weitergehen, bis ein Kommentarschreiber erschöpft aufhört oder ein anderer wütend aus dem Kommentar-Raum stürmt, in Großbuchstaben BRÜLLEND, kreischend oder ‚eingeschnappt‘. Oder bis den Blogbetreibern ‚der Geduldsfaden reißt‘ und sie das Ganze beenden, indem sie einem Kommentar-Schreiber ‚Hausverbot erteilen‘.

Und damit bin ich bei dem zweiten Aspekt, weshalb der Corona-Blog etwas Besonderes sein kann. Die Blogbetreiber haben eine ‚Engelsgeduld‘. Bisher scheint Ihnen der ‚Geduldsfaden noch nicht gerissen‘ zu sein. Die große Geduld der Blogbetreiber wäre leichter nachvollziehbar, wenn sie sich zurücklehnen und sagen könnten: Lass die Kommentare doch einfach laufen; irgendwann wird schon Schluss sein. Aber so einfach ist das nicht! Die Blogbetreiber müssen sich jeden Kommentar ansehen, um zu entscheiden, ob man ihn so, wie er geschrieben ist, auch veröffentlichen kann. Gelegentlich müssen sie einen Kommentar-Schreiber an die Netiquette erinnern und in seltenen Fällen auch einmal einen ‚etwas deutlicheren Ton anschlagen‘.

Die letzte Besonderheit, die ich erwähnen möchte, sind die Gastbeiträge. Die Blogbetreiber veröffentlichen nicht nur Gastbeiträge, die sich auf die Corona-Situation im engen Sinne beziehen, sondern auch solche, die philosophische (erkenntnistheoretische, sprachphilosophische) Aspekte mit einbeziehen. Dadurch werden auch Leser stärker zum Kommentieren angeregt, die sich ‚mehr‘ von einem Blog wünschen als „umfassende Information“.

Welcher ‚Typ‘ von Lesern und Leserinnen auf einem Blog Kommentare zu einem Artikel oder Kommentare zu anderen Kommentaren schreiben, prägt die Atmosphäre eines Blogs. Sieträgt entscheidend dazu bei, ob man sich auf einem Blog ‚zu Hause‘ fühlt oder nicht, bestimmt das Niveau eines Blogs entscheidend mit. Auf dem Corona-Blog herrscht zumindest eine angeregte Atmosphäre. Das erkennt man schon an der Anzahl der Kommentare zu manchen Artikeln.

Nun sagt die Anzahl noch nichts über die Qualität der Beiträge aus. Wenn man jedoch bedenkt, wie viele Kommentare zu einer ‚Kommentarkette‘ führen, auch wenn die einzelnen Glieder der Kette unterschiedlich stark sind, dann kann man unter Bezugnahme auf das eingangs angeführte Zitat

„Insgesamt ist das hier ein ziemlich niedriges Niveau.“

Lilly, Blog-Kommentar-Schreiberin 18. Mai 2022 um 21:23

zumindest zweierlei schließen:

Ganz so schlecht kann die Qualität des Blogs nicht sein.

Und: Die Leser werden durch bestimmte Artikel auch angeregt einen Erstkommentar zu schreiben; und dann Kommentare als Reaktion auf andere Kommentare. Es herrscht jedenfalls keine ‚Friedhofsatmosphäre‘ auf dem Blog. Der Blog ist lebendig!

Ich jedenfalls fühle mich auf dem Blog ‚zu Hause‘, weil ich hier wichtige Informationen finde und angeregt werde, kreativ zu sein, indem ich auf Kommentare antworte, in denen ich Anknüpfungspunkte finde, um ein neues, festes Glied in die ‚Kommunikationskette‘ einzufügen. Als Autor eines Gastbeitrags habe ich so zusätzlich die Möglichkeit, Aspekte meines Artikels, die offensichtlich missverstanden wurden, zu klären und auf anregende Gedanken von Kommentarschreibern einzugehen.

Nachdem ich beschrieben habe, warum der Corona-Blog für mich etwas Besonderes unter den Blogs ist, will ich versuchen anzudeuten, für welche Leser(-Typen) der Blog ebenfalls – wenn auch aus anderen Gründen – etwas Besonderes sein kann, indem ich – im Sinne des eingangs angeführten Zitats von Spinoza –

„Das was Paul über den Peter sagt, sagt mehr über den Paul aus als über den Peter.

Baruch de Spinoza, Philosoph 1632 – 1677

eine kleine Typologie von Kommentar-Schreibern zusammenstelle.

Wie das Wort „ Typologie“ schon ‚sagt‘, geht es dabei nicht um Individuen. Ein „Typ“ in diesem Sinne ist eine Anzahl von Individuen, die aufgrund eines bestimmten Merkmals oder mehrerer Merkmale zu einer Gruppe zusammengefasst werden. Außer den Typ-definierenden Merkmalen haben sie natürlich viele andere Merkmale, zum Teil bewundernswerte, zum Teil weniger bewundernswerte, aber von denen ‚sehen wir ab‘, von denen abstrahieren wir, wenn wir von einem ‚Typ‘ sprechen. Wir stecken das Individuum sozusagen ‚in eine Schublade‘, aber das ist nicht die einzige, in die man ihn stecken könnte; es gibt – je nach dem, wie seine Persönlichkeitsentwicklung verlaufen ist – eine größere oder sogar viel größere Anzahl anderer Schubladen.3

Disclaimer (‚Haftungsausschluss‘): Bevor ich die einzelnen Kommentar-Schreiber-Typen vorstelle, möchte ich mich kurz absichern, damit ich nicht missverstanden werde. Die Beschreibung eines ‚Typs‘ hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Karikatur. Das Typ-definierende Merkmal wirkt oft überzeichnet: Niemand verkörpert einen ‚Typ‘ in Reinform. Individuen gehören oft mehreren Typen gleichzeitig an. Hinzu kommt, dass die Typ-definierenden Merkmale in einem Individuum mehr oder weniger stark ausgeprägt sind. Oft erkennt man sich in einem Typ, sagt sich aber zu Recht: Na, ganz so wie der bin ich ja nun wirklich nicht. Und hätte recht damit!

Eine zweite Quelle von Missverständnissen wäre die Selbstbezogenheit. Die Beispiele, die ich wähle, könnte jemand ‚auf sich beziehen‘; könnte meinen, er oder sie sei ‚damit gemeint‘, weil ich ein Wort oder eine Formulierung benutze, die er oder sie in einem Kommentar benutzt hat. Um solch einem Missverständnis vorzubeugen, ist der folgende Hinweis angebracht: Bestehende Ähnlichkeiten der ‚Typen‘ mit lebenden Kommentar-Schreibern sind … nein: „rein zufällig“ wäre gelogen.

Lebende Individuen haben schon eine Rolle gespielt. Aber auf sie wird hier nicht angespielt, um sie ‚vorzuführen‘. Ich benutze die Formulierungen nur, um die ‚Typen‘, die ja durch Abstraktion von allen anderen individuellen Eigenschaften gebildet wurden, zu illustrieren, lebendig zu machen. Dabei sind die benutzten Formulierungen ‚aus dem Kontext gerissen und verstümmelt‘ worden. Sie haben also überhaupt nichts mehr mit ihrer Quelle zu tun. Wer sie trotz dieser ausführlichen Erklärung auf sich bezieht, zu dem kann ich nur sagen: Ziehen Sie sich die Jacke ruhig an, wenn sie Ihnen passt.

Man kann die Situation auch mit einem Spiegelkabinett auf dem Rummel vergleichen, wo man in lauter Zerrspiegel schauen kann und sich mal dicker, mal dünner sieht, als man in der empirischen Wirklichkeit ist. Wenn dann jemand empört ist, weil er doch gar nicht so aussieht, wie er sich im Spiegel sieht, dann ist das nicht ‚unbedingt und ganz allein‘ die Schuld des Spiegelherstellers.

Nun also zu den Kommentar-Schreiber-Typen.

Der Bestätigung-Suchende4

Der Bestätigung-Suchende liest einen Artikel hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt, ob er seine Meinungen bestätigt findet. Am meisten sprechen ihn Überschriften an, die eine klare Aussage, eine These, oder wenigstens eine Entscheidungsfrage (Ja oder Nein?) enthalten. Enthält der Titel eine Entscheidungsfrage, z.B. „Gibt es nun Viren oder nicht?“, überfliegt er den Text und sucht nach einer Antwort auf die Frage. (Wie ein Krimi-Leser, der zuerst weiter hinten blättert, um herauszufinden, wer der Täter ist.) Wird ihm eine Antwort angeboten, die eine seiner Meinungen bestätigt, ist er zufrieden. Eventuell überfliegt er den Text noch einmal und sucht nach einer Begründung für die Antwort.

Falls die Antwort, die im Text gegeben wird, seiner eigenen Meinung widerspricht, legt er den Text in der Regel beiseite und wendet sich einer anderen Tätigkeit zu. Wenn es ihn jedoch aus Ärger doch einmal drängt, einen Kommentar zu schreiben, um ‚etwas Dampf aus dem Kessel zu lassen‘, fällt er am liebsten gleich zu Anfang ein eindeutiges Urteil, z.B. „Falsch!“; „Das ist doch Unsinn.“; „Das ist doch alles Quatsch“. Dieses Urteil wird dann mehr oder weniger ausführlich ‚begründet‘.

Ist der Kommentar geschrieben, wendet er sich dem nächsten Artikel zu, von dem er hofft, eine Bestätigung zu finden. Und die findet er gelegentlich auch in Artikeln, in denen gar keine Bestätigung enthalten ist.

Der Rosinenpicker

Der Rosinenpicker versucht nicht, den Text als Ganzes zu verstehen, sondern sucht sich nur ‚die Rosinen‘ heraus: Jene Stellen, zu denen er ‚etwas zu sagen hat‘. Diese Rosinen greift er auf und kommentiert sie, häufig so, dass er schreibt, was ihm gerade so zu ‚der jeweiligen Rosine‘ einfällt, was für Assoziationen er dazu hat. Damit besiegelt er das Ende der Gedankenkette.

Wenn ein anderer Leser in dem Kommentar des Rosinenpickers einen für ihn interessanten Gedanken findet, schreibt er dazu einen Kommentar. Damit wird das zweite Glied einer neuen Kette eingefügt.

Leser, die später dazu kommen, können durch die Verwirbelung der Ketten verwirrt und verärgert werden.

Der Sachbezogene

Der Sachbezogene schaut sich an, worum es in dem Text geht: Nicht nur das Thema, sondern auch die Absicht, die Intention, des Autors. Wenn der Autor beispielsweise bei der Entwicklung eines Gedankengangs das Wort „Einhorn“ verwendet (z.B. in dem Gastbeitrag „Gibt es nun Viren oder nicht?“), und der Sachbezogene merkt, dass der Autor das Wort offenbar nur als Bezeichnung für ein Phantasiewesen kennt, dann weist er ihn darauf hin, dass es ‚auch in der empirischen Welt‘ Einhörner gibt, nämlich ‚Steppeneinhörner5‚.

Das tut er in der Regel sachlich und nicht in einem besserwisserischen, triumphalen ‚Ätsch‘-Ton.6

Da der Sachbezogene verstanden hat, worum es in dem Text als Ganzem geht – auch wenn er möglicherweise den Text nicht in allen Einzelheiten nachvollziehen kann – reitet er auf der Einzelheit, die er ‚richtig gestellt hat‘, nicht herum.

Der Sachbezogene wählt für sich Texte aus die, möglichst klar formuliert und logisch strukturiert sind. Er liebt Sachtexte, denen er am effektivsten die für ihn wichtigen Informationen und Gedanken entnehmen kann. Er mag auch Texte, die andere als ‚trocken‘ und ‚langweilig‘ empfinden. Manchmal‚ geht ihm ein Licht auf‘, wenn er einen Text liest oder er hat ein ‚Aha-Erlebnis‘, und das freut ihn.

Wenn er die im Text angebotenen Informationen ergänzen kann oder wenn ihm eine logische Schwäche in einem Sachartikel auffällt, schreibt er einen Kommentar. Ansonsten hält er sich zurück, insbesondere wenn ‚ein Zickenstreit ausbricht‘ oder eine Kommentarkette sich zu einem pissing contest hochschaukelt. Bei Verfassern von Sachartikeln ist der Sachbezogene sehr beliebt. Das wird zum Beispiel in einer Bemerkung deutlich, die truthhammer auf seinem telegram-Kanal macht:

„I welcome and even CRAVE intelligent disagreement, what’s annoying as hell is lazy inarticulate whining that conveys nothing of interest, or pure non-stop negativity… which is what the „hard core black pilled“ do.“

(Intelligenter Widerspruch ist willkommen, ja ich bitte inständig darum. Was verdammt ärgerlich ist, ist das unartikulierte Gejammere, mit dem nichts Interessantes gesagt wird, oder eine absolut negative Haltung – die typisch für die Untergangspropheten ist.)

TruthHammer

Sowie an einer Reaktion auf diesen Kommentar:

„TruthHammer spricht mir aus der Seele, wobei das meinen Kanal nicht betrifft, da ich keine Kommentare aktiviert habe. Genau deswegen.“

Qlobal-Change

Der Misstrauische

Der Misstrauische vermutet hinter jedem Text, der sich irgendwie nicht mit seiner Position in Einklang bringen lässt, einen ‚Maulwurf‘, der im Blog ‚herumwühlt‘ und sein Unwesen treibt. Vor lauter Eifer, einem Maulwurf die Maske von Gesicht zu reißen, kümmert er sich nicht so genau darum, ob die im Text zum Ausdruck kommende Position der seinen tatsächlich widerspricht. Als Journalist würde er zum Typ ‚Haltungsjournalist‘ gehören; als ‚Faktenchecker‘ würde er jeden ‚entlarven‘, der der Position der Regierung oder der Großkonzerne widerspricht.

Als sprachliches Werkzeug benutzt er gern die Anspielung und das Gerücht. Ein bisschen Dreck, denkt er, wird schon ‚am Maulwurf kleben bleiben‘.

Wenn der Misstrauische bei einem ‚Verdächtigen‘ partout nichts Inkriminierendes finden kann, sieht er in ihm statt einen Maulwurf einen ‚Schläfer‘. Irgendwann wird er ihm schon mal die Maske vom Gesicht reißen.

Eine Variante des Misstrauischen ist der ‚Neidische‘, der jedem, der einen etwas längeren, gelungenen Text schreibt, ‚Profilsucht‘ unterstellt oder gar eine ‚Profilneurose‘, diagnostiziert.

Und damit sind wir beim ‚Küchenpsychiater‘.

Der Küchenpsychiater

Der Küchenpsychiater hat den ganzen Pschyrembel7 auswendig gelernt. Sobald er eines der Merkmale, das in der Definition eines psychiatrischen Fachbegriffs enthalten ist, in irgendeinem Kommentar ‚entdeckt‘, freut er sich wie ein Trüffelschweinchen, das einen Trüffel gefunden hat – und schnappt zu.

Unter Vernachlässigung der weiteren in der Definition aufgezählten Merkmale ‚diagnostiziert‘ er den Kommentarschreiber unbekümmert als „Narzisst“, „Psychopath“, „Profilneurotiker“ oder ganz allgemein als „Neurotiker“. Manchmal macht er aus dem ganzen Blog seine Privat-Praxis. Nach zehn Kommentaren und zehn damit verbundenen ‚Diagnosen‘ sieht er sich schließlich als einziger ‚Gesunder‘ unter lauter ‚geistig Kranken‘, lauter ‚Verrückten‘. Es ist zum Verrücktwerden!

Der Küchenpsychiater besorgt sich natürlich immer die neueste Ausgabe des Pschyrembel – in der Hoffnung, dass seit der letzten Auflage ein paar neue ‚Geisteskrankheiten‘ dazu gekommen sind. In den letzten zwei Jahrzehnten ist seine Hoffnung zu seiner vollen Zufriedenheit in Erfüllung gegangen. Und es ‚liegt in der Luft‘, dass in nächster Zukunft die Zeitabstände zwischen den Neuauflagen immer kürzer werden.

Kompliziert wird es, wenn sich im gleichen Kommentar-Raum zwei Küchenpsychiater befinden, die ihn beide zu ihrer Praxis machen möchten. Dann kommt es leicht zu einem psychiatrischen Zickenstreit oder pissing contest. Das kann für kurze Zeit ganz amüsant sein, erzeugt bei den anderen Kommentar-Schreibern aber schnell gähnende Langeweile.

Besser-Wisser‘ und Besserwisser

Viele Menschen wissen mehr als der Autor eines Artikels. Die Zeiten, da ein einzelner Mensch das Gesamtwissen seiner Zeit ‚besaß‘, in der es Universalgelehrte gab, sind lange vorüber.

Der Autor, der also einen Artikel für einen ‚populären Blog‘ schreibt, rechnet damit, dass es möglicherweise Leser gibt, die mehr über den ‚Gegenstand‘ wissen, über den er schreibt, als er – kurzum: die es besser wissen.

Woran erkennt man, ob man es bei dem Kommentar-Schreiber um einen Besser-Wisser oder nur um einen Besserwisser handelt?

In der Regel kann der Autor schon nach einem kurzen Blick auf den Kommentar erkennen, welchen Typ der Kommentar-Schreiber verkörpert. Woran? Hier gilt: ‚Der Ton macht die Musik.‘

Ein ‚Besser-Wisser‘ schreibt in der Regel in einem sachlichen Stil. Sachwissen kann man nur in einem solchen Stil weitergeben. Das schließt allerdings nicht aus, dass zusätzlich auch noch eine andere Stilart verwendet wird, zum Beispiel ein ironischer Stil.

Ein Besserwisser hingegen benutzt einen emotionalen Stil, der geprägt ist durch (oft mehrere) Ausrufungszeichen!!!, GROßBUCHSTABEN, wertende Adjektive, Sätze, die ein Urteil fällen statt eine Sachaussage zu enthalten, etc.

Über den Kommentar eines ‚Besser-Wissers‘ freut sich der Autor. Der Kommentar erweitert sein Wissen oder führt ihn zu einer neuen Erkenntnis, löst ein Aha-Erlebnis in ihm aus.

Über den Kommentar eines Besserwissers hingegen ärgert er sich vielleicht, wenn er nicht ‚gut drauf‘ ist, oder er schmunzelt, wenn er gerade in einer positiven Grundstimmung ist.

Der HILFE!!!-Typ

Der HILFE!!!-Typ lässt sich gelegentlich auf einen ‚Gedanken-Austausch‘ wider Willen ein. Nach dem vierten Glied einer ‚Argumentationskette‘ möchte er eigentlich aufhören, aber er kann einfach nicht anders: er muss einfach das letzte Wort haben. Also hängt er noch ein Glied an die ‚Argumentationskette‘. Man merkt, dass sein Stil emotionaler wird – und persönlicher, unhöflicher; und wie er mit sich kämpft, ob er denn nun noch mehr Zeit vergeuden soll, noch ein Glied anhängen soll. Wenn er seinen Vorrat an sprachlichen Ausdrucksmitteln erreicht hat – Ausrufungszeichen!!!, GROßBUCHSTABEN, ‚Kraftausdrücke’ – dann appelliert er an den Kommentar-Schreiber, auf dessen Beitrag er reagiert, und fordert ihn nachdrücklich auf, ENDLICH aus dem Kommentar-Raum zu verschwinden – und ihm somit eine letzte Beleidigung zu ermöglichen. Und wenn das auch nicht die gewünschte Wirkung erzielt, ruft er HILFE!!! und hofft, bei anderen Kommentar-Schreibern Unterstützung zu finden, oder er wendet sich gleich an die ‚höchste Autorität‘, den Blogbetreiber, und fordert die ‚Entfernung‘ des ‚renitenten Gegners‘.

Der Psycho-Poker-Spieler

Der Psycho-Poker-Spieler benutzt die Kommentarfunktion hauptsächlich zu seiner Unterhaltung. Er betreibt Psychospielchen8 und spielt dabei mit dem Autor und den anderen Kommentar-Schreibern wie die Katze mit den Mäusen:

Das Ziel seines Spiels besteht darin, den Autor, die anderen Kommentar-Schreiber und die Blogbetreiber so lange zu verwirren, bis er sie ‚in den Wahnsinn getrieben hat‘ oder diesem Ziel möglichst nahe gekommen ist. Er spielt also mit den Emotionen anderer. Sein Eröffnungsstatement ist meist knallhart und provozierend.

Wenn die Angesprochenen den ausgeworfenen Köder geschluckt haben, beginnt er, ‚an der Eskalationsschraube zu drehen‘, bis dem Blogbetreiber der ‚Geduldsfaden reißt‘ und er dem Psycho-Poker-Spieler nun mit endgültiger Zugangssperre zum Blog droht, nachdem er ihn mehrmals ermahnt hat, die Netiquette einzuhalten. Dann zeigt sich der Psycho-Poker-Spieler beleidigt und verletzt, fühlt er sich missverstanden und ungerecht behandelt. Damit hat er den zweiten Köder ausgeworfen. Diesmal beißen die Mitfühlenden mit ausgeprägtem Gerechtigkeitsgefühl an und kommen dem bedauernswerten Psycho-Poker-Spieler zu Hilfe.

Bei soviel Unterstützung regen sich auch Zweifel bei den Blogbetreibern. Ihr bis dahin reines Gewissen verliert an Strahlkraft, und sie beschließen, dem Psycho-Poker-Spieler noch eine zweite Chance zu geben. Dann fängt das Spiel von vorne an und geht so lange weiter, bis die Tür zum Kommentar-Raum endgültig geschlossen wird.

Das wichtigste Spielzeug des Psycho-Poker-Spieler ist ‚das Chamäleon-Wort‘. In der Spieleröffnungsphase benutzt er für die Provokation ein Wort, das offensichtlich der Alltagssprache angehört, z.B. „Begeisterung“. Später dann, in der Mitleid heischenden Phase, verwandelt sich dieses Wort in einen Zentralbegriff der Kant’schen Philosophie, dessen Stamm das Wort „Geist“ ist, etc. Unschuldig fragt der Psycho-Poker-Spieler, wie man ihn nur sooo missverstehen konnte. Der Provozierte ist verwirrt, beginnt zu zweifeln, bekommt ein schlechtes Gewissen, Schuldgefühle keimen auf, und der Psycho-Poker-Spieler blüht in dem Maße auf, in dem der Provozierte an Argumentationskraft verliert.

Der Arglose9

Diesen Typ10, der sich nur mit Hilfe der ‚traditionellen Medien‘ informiert, findet man unter den Corona-Blog-Kommentar-Schreibern überhaupt nicht.

Wenn er sich versehentlich auf den Blog verirrt, wendet er sich nach einem kurzen Blick auf die Überschriften erschrocken und ängstlich ab und ‚flüchtet‘ – kommentarlos – auf eine vertraute Seite.


1.) Originaltext

2.) pissing contest: Die wörtliche Bedeutung dieser Metapher ist ‚eine Art Wettkampf (meist unter männlichen Jugendlichen), in dem es darum geht, wer am weitesten Pinkeln kann.‘ Ich habe die englische Formulierung verwendet, weil sie kurz und präzise ist und weil sie mit dem Zischlaut „s“ lautmalerisch auf den bezeichneten Vorgang Bezug nimmt.

3.) Ein wohlwollender Leser könnte den Absatz als Verständnishilfe deuten, als Versuch, dem Leser, der mit solchen Überlegungen nicht vertraut ist, zu helfen, dem Gedankengang des Autors zu folgen. Deshalb könnte er den Stil positiv als „helfenden Stil“ (Schulz von Thun) bezeichnen;

ein weniger wohlwollender Leser hingegen könnte ihn als ‚lehrerhaft‘, ‚pädagogisch‘, ‚herablassend‘ beschreiben, um den Autor als Individuum abzuwerten.

Insbesondere Leser, die zu Lehrern in der Schule eine weniger gute Beziehung hatten, zum Beispiel weil der „helfende Stil“ ihnen nicht geholfen hat, tendieren zu einer solch abwertender Wortwahl.

Was für eine Wortwahl der Kommentarschreiber wählt oder automatisch, reflexartig schreibt, ohne über die Wortwahl und ihre Wirkung nachzudenken, hängt von der Persönlichkeit des Lesers ab.

4.) Die Leserinnen werden, vermute ich, beim Lesen dieses Artikels ganz zufrieden sein, dass die einzelnen Typen in ihrer generisch-männlichen Variante vorgestellt werden.

Mich wird also (hoffentlich) kein ‚feministischer‘ shit storm umpusten.

5.) Siehe die entsprechende Seite für Phantasie-Literatur: https://zamonien.fandom.com/de/wiki/Spalthufiges_Steppeneinhorn

6.) Im vorliegenden Fall bin ich nicht ganz sicher, ob der Kommentar-Schreiber sich selbst in die Irre führen lassen hat oder ob er mich ‚auf den Arm nehmen wollte‘.

Wenn das Letztere der Fall war, war der sachliche Ton die schriftliche Form des Gesichtsausdrucks, den man ‚aufsetzt‘, wenn man Deadpan-Humor praktiziert.

7.) „Pschyrembel [pʃyˈʁɛmbl̩] ist eine Marke für medizinische Nachschlagewerke des Verlags Walter de Gruyter in Berlin. Der Name bezieht sich auf den Frauenarzt Willibald Pschyrembel (1901–1987), der lange das von Otto Dornblüth begründete Klinische Wörterbuch des Verlags betreut hat. Dieses Wörterbuch ist ein alphabetisches Verzeichnis der gebräuchlichsten und wichtigsten Begriffe der Medizin. Es wurde insbesondere für die medizinischen Berufe konzipiert.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Pschyrembel_(Medizinisches_W%C3%B6rterbuch)

8.) Dr. med. Eric Berne und Wolfram Wagmuth, Spiele der Erwachsenen: Psychologie der menschlichen Beziehungen, 2002; Cornelia & Stephan Schwarz, Schluss mit Psychospielchen, 2018

9.) Dieser Ausdruck klingt zwar etwas antiquiert, ich benutze ihn jedoch, um den leicht abwertend klingenden Ausdruck „naiv“ zu vermeiden. Das Wort „arglos“ enthält auch die Bedeutungskomponente ‚(zu viel) Vertrauen entgegenbringend‘.

10.) Diesen Typ habe ich in dem Beitrag Ein Herz für ‚Schlafschafe‘ – Wie man in der Corona-Krise auf die sprachlich schiefe Bahn geraten kann ausführlich beschrieben.

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