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Die Kosten für den umstrittenen RBB-Prunkbau explodieren

Published On: 22. Juli 2022 14:06

Für die ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger läuft es nicht gut: Zuerst steht sie wegen einer umstrittenen Gehaltserhöhung und Aufträgen an ihren Mann in der Kritik. Jetzt laufen ihr auch noch die Kosten für einen RBB-Prunkbau davon.

IMAGO / Michael Handelmann

Zu den unbesungenen Helden des deutschen Fußballs gehört Jürgen Wegmann. Die „Kobra“ aus Essen prägte den legendären Spruch: „Zuerst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu.“ Obendrein gehört Wegmann zu denen, die nicht auf der Beraterliste des „Rundfunk Berlin Brandenburg“ (RBB) stehen. Damit ist der ehemalige Torjäger Teil einer Minderheit. Denn mit Beraterverträgen ist der RBB in den vergangenen Monaten recht freizügig umgegangen. Unter anderem deswegen steht der ARD-Sender jetzt in der Kritik.

Der Anlass für die Beraterverträge ist das geplante neue Medienhaus des RBB. Wegen der dafür veranschlagten 100 Millionen Euro galt das Projekt schon als „Prunkbau“. Eine Kritik, die zu früh kam. Denn wie sich jetzt rausstellt, soll der öffentlich-rechtliche Bau sogar 185 Millionen Euro kosten. Die Zahlen hat eine „Wirtschaftlichkeits-Simulation“ ergeben. Zuerst berichtete die BILD darüber. Für die RBB-Intendantin Patricia Schlesinger bedeutet das: Zuerst hatte ich kein Glück …

Denn Schlesinger steht nicht erst seit der Kostenexplosion in der Kritik. Wie zuerst das Fachportal Businessinsider berichtet hat, wurde das Projekt bei durchaus teuren Geschäftsessen in Schlesingers Haus auf den Weg gebracht. Diese private Atmosphäre wirkte sich offensichtlich auf das Geschäftsgebaren aus. Denn der Sender vergab teure Beraterverträge mutmaßlich ohne korrekte Ausschreibung und diese gingen an Firmen im Umfeld des Bauunternehmers Wolf-Dieter Wolf – der dem Verwaltungsrat des RBB vorsitzt, auch wenn er diesen Posten derzeit „ruhen“ lässt. Dass er die Unternehmer kannte, dementiert er.

Wolf und Schlesinger haben gut zusammengearbeitet. Jetzt vielleicht nicht bei der Kosten-Kalkulation für das neue Funkhaus – aber ansonsten kamen sie zu guten Abschlüssen: Wolf winkte eine Gehaltserhöhung für Schlesinger durch: 16 Prozent. Zur gleichen Zeit kappte der ARD-Sender die Verdienste der freien Mitarbeiter. Jetzt erhält Schlesinger im Jahr über 300.000 Euro aus dem Gebührentopf. Zum Leben zu wenig … Deswegen vermittelte der besorgte Wolf auch noch Schlesingers Ehemann Gerhard Spörl einen Beratervertrag bei der Berliner Messe. Der Bauunternehmer saß nicht nur dem Verwaltungsrat des RBB vor, sondern auch dem Aufsichtsrat der Messe-Gesellschaft, einer 100-prozentigen Landestochter. Ditt is Berlin. Zuerst hieß es, Schlesingers Mann, ein ehemaliger Spiegel-Journalist, habe für Kommunikations-Beratung 72.000 Euro von der Berliner Messe erhalten.

Der Spiegel berichtet nun von 140.000 Euro – öffentlich-rechtliche Geschäfte in Zeiten der Inflation.

Wolf bestreitet, dass er die Unternehmer gekannt habe, an die der RBB teure Beraterverträge vergeben hat. Bisher. Jetzt schrieb Schlesinger in einem Brief an den Brandenburger Landtag: „Es kamen zuletzt noch neue Fakten auf den Tisch – etwa, wann es einen ersten Kontakt zwischen einem der Berater und dem Verwaltungsratsvorsitzenden gab.“ Mehr sagt und schreibt Schlesinger dazu derzeit nicht. Wie Wolf hat auch die RBB-Intendantin eine Einladung des Brandenburger Landtags ausgeschlagen, den Medienausschuss über die Hintergründe rund um den Protzbau zu informieren. Wie die Welt berichtet, hat der Landtag ihr nun einen Katalog mit 24 Fragen geschickt, die Schlesinger binnen zwei Wochen beantworten soll. Der Aktion haben laut Welt alle Fraktionen zugestimmt. In Frage 15 geht es demnach darum, ob Schlesinger das Geschäftle zwischen ihrem Mann und Wolf als persönliche Vorteilnahme sehe. Das lässt sich als Anfangsverdacht werten.

Doch nicht nur mit der Politik hat Schlesinger derzeit kein Glück. Jetzt kommt auch noch Pech mit den eigenen Mitarbeitern dazu: Der Redaktionsausschuss hat laut Welt eine Erklärung im RBB-Intranet veröffentlicht. Die Mitarbeiter-Vertretung beklagt, das Haus lasse die Kollegen alleine und kommuniziere nach außen wie nach innen schlecht. Die Vorwürfe erschwerten die Arbeit, weil sich Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Senders permanent rechtfertigen müssten.

Egal wie die Affäre ausgeht. Schon jetzt sitzt Schlesinger auf einigem Schaden: Wolf lässt den Vorsitz des RBB-Verwaltungsrates vorerst ruhen. Die Arbeit am Prunkbau ruht ebenfalls, solange bis die Vorwürfe aufgeklärt sind. Diese Aufgabe soll laut Spiegel die Anwaltskanzlei Lutz Abel übernehmen. Ob der Auftrag ausgeschrieben wurde, ist nicht bekannt. Und über Schlesingers Amtszeit als ARD-Vorsitzende schwebt deutlich mehr als nur ein Schatten. Diese Amtszeit hatte sie unter das Motto „Digitalisierung, Dialog und Diversität“ gestellt. Im Punkt „Dialog“ gibt Schlesinger derzeit ein Muster dafür ab, wie frau kein Glück und sehr viel Pech haben kann.

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