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«Je länger jemand den Behörden Vertrauen geschenkt hat, desto grösser wird die kognitive Dissonanz»

Published On: 1. September 2022 0:10

Veröffentlicht am 1. September 2022 von RL.

Lockdowns und drastische Massnahmen gehörten in den vergangenen beiden Jahren zum Alltag. Viele Menschen befolgten gedankenlos die Corona-Politik. Doch viele auch nicht. Die ehemalige Polizeipsychologin Katharina Lehmann wollte es genauer wissen (wir berichteten). Im Rahmen einer Umfrage für die Stiftung «Vita Netz» ist sie der Frage nachgegangen, weshalb die Massnahmenkritiker der Corona-Propaganda der Behörden nicht auf den Leim gekrochen sind.

Transition News: Ihre Umfrage kam zum Schluss, dass die meisten massnahmenkritischen Bürger der Corona-Politik der Regierung kritisch gegenübergestanden sind, weil die Medien einseitig berichtet hatten. Die Umfrage bestätigt damit doch etwas Positives: nämlich dass Propaganda nicht funktioniert. Was sagen Sie dazu?

Katharina Lehmann: Die Zielgruppe für unsere Umfrage waren Leute aus der Widerstands- respektive der Demokratiebewegung. Sie sind somit nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Rund 70 Prozent der Bevölkerung haben sich impfen lassen, 46 Prozent der Bevölkerung sogar dreimal. Deshalb muss im Gegenteil davon ausgegangen werden, dass bei einer Mehrheit die Propaganda leider noch immer sehr wirksam ist. Dabei muss man zusätzlich bedenken, dass die Inhaltsstoffe kaum auf Nebenwirkungen und Langzeitfolgen getestet worden sind.

Was sind in Ihren Augen die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie aus der Umfrage mitnehmen?

Es bestätigte sich, dass die Corona-Politik über unterschiedliche Zugänge hinterfragt wurde. In der Umfrage haben wir die Zugänge Beobachtung, Selbstreflexion, Glaubenssysteme/Dialog, Kontext/Geschichte, Wissenschaft und Systeme/Netzwerke berücksichtigt. Das heisst, für eine integrale, nachhaltige Propaganda-Prävention wird es wichtig sein, sich nicht nur auf einen Zugang zu fokussieren, sondern gleichzeitig unterschiedliche Zugänge zu fördern. Nicht alle Menschen sprechen auf das Gleiche an. Durch die Befragung wissen wir aber auch, welche Zugänge am häufigsten genutzt worden sind.

Um welche handelt es sich?

Auf die Frage, weshalb die Teilnehmer die Corona-Politik hinterfragt haben, lautete die meistgenannte Antwort: «Weil ich beobachtet habe, dass die Berichterstattung in den Mainstream-Medien überall ähnlich war.» Diese Antwort zeigt uns, wie wichtig es ist, die Beobachtungsfähigkeit zu fördern. Daran werden wir weiter arbeiten. Andererseits braucht es auch ein Bauchgefühl, eine innere Stimme, welche uns mitteilt, dass dies etwas ist, was unsere Aufmerksamkeit weiterhin erfordert.

Die zweithäufigste Antwort war dann auch, «weil mein Bauchgefühl, meine Intuition, mir sagten, dass da etwas nicht stimmt.» Der eigenen Stimme kann man aber erst vertrauen, wenn man nicht von Ängsten beherrscht wird. Deswegen wird es bei diesem Zugang auch wichtig sein, sich mit eigenen Ängsten oder unverarbeiteten Gefühlen auseinanderzusetzen. Andererseits wollten wir wissen: Womit hängt es zusammen, dass einige Leute die Corona-Politik zu hinterfragen begannen? Zu diesem Zweck haben wir unterschiedliche Werte und Glaubenssysteme erfasst, welche auf dem Konzept von Spiral Dynamics beruhen.

Was fanden Sie dabei heraus?

Hier zeigte sich, dass die Werte Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und Freiheit für die Befragten am wichtigsten waren, also allesamt Werte, welche der Aufklärung zugeordnet werden können. Als deutlich unwichtiger erachteten die Umfrage-Teilnehmenden Werte wie Zugehörigkeit, Ordnung, Schutz oder Sicherheit. Eine integrale Propaganda-Prävention kann nun den Hebel zum Beispiel bei der Selbstbestimmung ansetzen: Zentral ist, dass sie gefördert wird. Wären Werte wie Zugehörigkeit oder Sicherheit sehr wichtig, wäre es wohl schwierig, sich dem Mainstream entgegenzustellen. Zusätzlich waren den Teilnehmenden auch Sinnhaftigkeit und Mitgefühl sehr wichtig. Dies ist ein wichtiges Ergebnis, da Selbstbestimmung oft als Egoismus fehlgedeutet wird.

Ausserdem haben wir auch die Bewertung von Glaubenssystemen unterschiedlicher Krankheitsverständnisse erfasst. Die Mehrheit geht dabei von einem alternativmedizinischen Krankheitsverständnis aus, in welchem sich Körper, Seele und Geist gegenseitig beeinflussen und ein starkes Immunsystem für Gesundheit sorgt. Wenig Zustimmung erhielt dagegen ein schulmedizinisches Verständnis, welches davon ausgeht, dass bei einer Krankheit einzelne «Teile» nicht richtig funktionieren und der Körper entsprechend «geflickt» und mit Chemie behandelt werden muss.

Die Antwort, welche am drittmeisten angekreuzt worden ist, lautete: «weil die Kommunikation von Politik und Medien nicht auf die Stärkung der Gesundheit fokussiert war». Zwischen der Kommunikation der Behörden und dem eigenen Krankheitsverständnis herrschte offensichtlich eine Dissonanz. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit Werte- und Glaubenssystemen zentral.



Katharina Lehmann erachtet die Propaganda-Prävention als enorm wichtig. Foto: zVg

Sind Sie von den Ergebnissen der Umfrage überrascht?

Mich hat sehr überrascht, dass unter den Teilnehmenden im Vergleich zur Gesamtbevölkerung circa doppelt so viele einen Hochschulabschluss aufweisen. In meinem Umfeld habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade diese Leute die Corona-Politik am wenigsten hinterfragt haben. Da es sich bei den Teilnehmenden um eine Selbstselektion handelt, könnte es aber auch sein, dass gerade diese Gruppe eine gewisse Affinität zu Fragebogen aufweist. In vielen Studienlehrgängen spielen Fragebogen eine wichtige Rolle, möglicherweise haben sie ihn deshalb auch eher ausgefüllt als andere.

Überrascht hat mich auch, dass gerade die Altersgruppe zwischen 50-64 Jahren im Vergleich zur Gesamtbevölkerung am häufigsten vertreten ist. Die Angst vor einer Kündigung nimmt in diesem Alter oft noch zu, da befürchtet wird, keine Stelle mehr zu finden. Es ist auch nicht so, dass die Befragten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung weniger Kinder hätten. Allerdings finden sich unter den Befragten auch überdurchschnittlich viele Selbständigerwerbende, aber nicht nur. Weshalb also gerade diese Altersgruppe so gut vertreten ist, ist für mich noch unklar. Ausserdem überraschte es mich auch, dass der Wert Erfolg von allen abgefragten Werten am tiefsten eingeschätzt worden ist. Dies könnte ein möglicher Hinweis dafür sein, dass Karriere und Geldverdienen für die Befragten insgesamt nicht so wichtig sind und ein möglicher Jobverlust dann auch nicht als so dramatisch wahrgenommen wird.

Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung haben nicht mehr Teilzeitbeschäftigte an der Umfrage teilgenommen, was eigentlich hätte erwartet werden können, da die Beschäftigung mit der Corona-Thematik oder anderen Themen ja auch Zeit braucht.

Der Fokus Ihrer Umfrage lag auf Bürgern, die kein Vertrauen in die Regierung hatten. Doch rund 60 Prozent der Schweizer Bürger haben der Corona-Politik des Bundesrats sehr wohl vertraut. Was sind die Gründe dafür?

Ich würde sogar sagen, dass es noch mehr waren: Schliesslich haben sich knapp 70 Prozent der Bürger impfen lassen. Aber klar: Natürlich hat hierbei nicht nur Vertrauen eine Rolle gespielt, entscheidend war sicherlich auch der massive psychologische Druck, der aufgebaut worden ist. Im Bericht habe ich auch ein Kapitel zum Thema Manipulations-Methoden verfasst, das einen vertiefteren Einblick dazu gibt.

Was sind wichtige Manipulations-Methoden?

Kurz zusammengefasst: Die Hauptinstrumente der Propaganda sind die Affektmanipulation und die Manipulation unseres Geistes. Solange wir unserer Gefühlswelt nicht bewusst sind und durch Beobachtung unseres Verstandes noch nicht gelernt haben, wie er tickt, sind wir sehr anfällig für diese Methoden. Im Hinblick darauf, dass Traumatisierungen in der Kindheit nicht eine Ausnahme, sondern weitverbreitet sind, ist es relativ einfach, Ängste und andere Gefühle wie Wut, Scham oder Schuld zu triggern.

Die Manipulation durch Ideologien und Glaubenssysteme wie zum Beispiel den Neoliberalismus oder den wissenschaftliche Materialismus, in dem noch immer das schulmedizinische Krankheitsverständnis dominiert, ist schwierig zu durchschauen – vor allem, wenn man bereits damit aufgewachsen ist und in der Schule nichts anderes lernt. Eine weitere Technik ist die der Desinformation, nicht zu verwechseln mit Falschinformationen/Fake-News. Desinformationen umfassen irreführende, irrelevante, bruchstückhafte und oberflächliche Informationen. Stichwort Gendern oder Woke. Dadurch wird eine Diskursvermüllung erzeugt, aus welcher unser Gehirn keine zusammenhängenden Schlüsse mehr ziehen kann, welche einen Sinn ergeben.

Reizüberflutung mit Nichtigkeiten führen mit der Zeit zu einer Abstumpfung und einer Art Lethargie, was dafür sorgt, dass eigene Meinungen gar nicht mehr ausgebildet werden. In dieses Vakuum können dann gewünschte Ideologien wie der Neoliberalismus eingespeist werden.

Sie schreiben in der Umfrage: «Aufgrund der Corona-Politik und der Diffamierung anderer Meinungen liegt ein weiterer aktueller Fokus auf Propaganda-Prävention.» Es geht also auch darum, dass sich die Menschen ihres eigenen Verstandes bedienen und immun gegen Propaganda werden. Welche Tipps haben Sie hierzu für die Bürger?

Leider ist es mit einfachen Tipps nicht getan. Nachhaltige Propaganda-Prävention ist nur durch eine Entwicklung des Bewusstseins möglich. Durch die Ergebnisse der Umfrage wissen wir nun aber, wo der Hebel zuerst angesetzt werden kann: nämlich bei der Beobachtungsfähigkeit, beim Bauchgefühl, der Intuition sowie bei Glaubenssystemen.

Dazu gehört beispielsweise auch die Verarbeitung von Traumata und chronischen Stressreaktionen oder die Reflexion über lebensfeindliche Krankheitsverständnisse. Zu letzterem gehört beispielsweise die Vorstellung, dass wir von Viren angegriffen werden. Das ist eine Kriegsmetapher, die mit Biologie nicht viel zu tun hat. Die Umfrage zeigte zudem die Wichtigkeit von eigenen Recherchen. Dies war die Antwort, die am vierthäufigsten genannt wurde. Die Befähigung zu eigenen Recherchen wird deshalb sicherlich auch ein Thema sein.

Trotzdem kann ich hier noch eine sehr einfache Massnahme zur Förderung der Beobachtungsfähigkeit, der Präsenz und auch der Stressregulation erwähnen, die im Rahmen der Meditationsmethode «Insight Dialogue» angewendet wird: Pause – Entspannen – Öffnen. Das heisst, ich unterbreche mehrmals am Tag, was ich gerade mache, nehme meinen Körper wahr und öffne mich dem, was gerade ist.

Nun sind diejenigen Bürger, die an Ihrer Umfrage teilgenommen haben, ohnehin schon weitgehend resistent gegenüber Propaganda. Wie gedenken Sie nun die Erkenntnisse der Umfrage zu nutzen, um die konforme Mehrheit ins Zweifeln zu bringen, so dass sie künftig besser gewappnet ist gegen Regierungspropaganda?

Wir wollen aufgrund der Erkenntnisse dieser Umfrage Unterlagen und Lehrgänge zur integralen Propaganda-Prävention erarbeiten. Dadurch sollen die Menschen einerseits bezüglich Propaganda sensibilisiert werden, andererseits sollen ihre Fähigkeiten gefördert werden, um Propaganda einfacher durchschauen zu können.

Bei der Mehrheit der Gesellschaft muss es erst wieder zu einem Thema werden, dass es so etwas wie Propaganda überhaupt gibt. Obwohl es wichtig ist, mehrere Zugänge des Hinterfragens zu fördern, wissen wir nun aber durch die Studie, wo wir prioritär ansetzen können. Dies auszuarbeiten, ist der erste Teil des nächsten Projekts. Der zweite Teil konzentriert sich dann darauf, wie wir die Menschen erreichen können, welche nur unter Zwang mitgemacht haben oder nun wegen der Nebenwirkungen der Impfung zu zweifeln beginnen. Ein besonderer Fokus soll dabei auf Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegen.

Sie erwähnen in Ihrer Umfrage auch das Werte-System Spiral Dynamics von Clare Graves. Dieses teilt Menschen nach unterschiedlichen Entwicklungsstufen ein: Vom reinen Überleben (unterste Stufe) bis zum spirituellen Menschen, der mit allem verbunden ist, was existiert, und eine «leuchtende Präsenz» darstellt. Interpretiere ich die Umfrage richtig, dass insbesondere die spirituelleren Menschen deutlich kritischer waren gegenüber den Corona-Massnahmen?

Die Umfrage hat zwar gezeigt, dass für die Befragten die spirituelle Entwicklung auch wichtig ist. Es kann daraus aber nicht abgeleitet werden, dass diese eine Voraussetzung für das Hinterfragen der Corona-Massnahmen war. Ich kann auch nicht sagen, ob den Befragten spirituelle Entwicklung im Vergleich zur Gesamtbevölkerung wichtiger ist.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen: Die spirituelle Entwicklung allein – verstanden als spirituelle Praxis wie Meditation – war für das Hinterfragen der Corona-Politik nicht ausreichend. Der Gründer eines grösseren Meditationszentrums in der Schweiz beispielsweise, wo ich vor Corona öfters an Meditationsretreats teilgenommen hatte, ordnete für seine Retreats während der Pandemie 2G an. Und dies sogar noch bevor dies von der Regierung überhaupt vorgeschrieben war.

Ein ähnliches Verhalten sah ich auch bei Leuten, welche an diesen Retreats teilnahmen. Obwohl hier insbesondere die Fähigkeit der Beobachtung und der Präsenz geschult wird, reicht das allein offensichtlich nicht aus und deutet wieder darauf hin, dass unterschiedliche Zugänge des Hinterfragens gefördert werden sollten.

Die Umfrageteilnehmer leben überwiegend in der Schweiz. Hier musste bislang kaum jemand hungern oder ums physische Überleben kämpfen. Trotzdem hat die Mehrheit der Schweizer Bürger das Corona-Regime mitgetragen und sich impfen lassen. In vielen ärmeren Ländern, wo die Menschen tatsächlich ums Überleben kämpfen, war das anders: Mit dem Spiral-Dynamics-Werte-System ist das doch eigentlich nicht erklärbar?

Mit Spiral Dynamics ist dies kaum zu erklären. Ich denke, hier geht es um das Vertrauen in demokratische Institutionen. In afrikanischen Ländern oder Indien war bereits vor Corona nicht viel von den Behörden zu erwarten. Das Vertrauen der Bevölkerung war damit sicherlich nicht sehr gross. Hingegen geniessen unsere demokratischen Institutionen in der Schweiz noch immer ein hohes Ansehen und Vertrauen.

Obwohl das Vertrauen der Befragten in die demokratischen Institutionen auch vor Corona nicht auf dem höchsten Stand war, war es doch immerhin noch bei 3,48 (auf einer Skala von 1-5). Während der Corona-Zeit fiel es dann auf 1,42. Viele können und wollen nicht glauben, dass es einerseits flächendeckende Propaganda gibt und andererseits unsere halbdirekte Demokratie dagegen machtlos ist. Im Frühling 2020 ist mein restliches Vertrauen in sich zusammengebrochen, das ich noch in unsere demokratischen Institutionen hatte. Das war sehr schmerzhaft. Denn damit ist auch ein Teil meines Glaubenssystems zerstört worden.

Je länger nun jemand den Behörden Vertrauen während der Corona-Krise geschenkt hat und sich im guten Glauben hat impfen lassen, desto grösser wird die kognitive Dissonanz. Kognitive Dissonanz erzeugt einen Spannungszustand, welcher dann oft durch Verleugnung aufgelöst wird. Wird aber die Anzahl von Nebenwirkungen oder der Verlust von Menschen in der eigenen Umgebung grösser, wird dies immer schwieriger. Diese Gruppe wird dann mit der Zeit zugänglich für Propaganda-Prävention.

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TTV berichtete jüngst ebenfalls über die Umfrage von Katharina Lehmann. Mehr dazu sehen Sie hier.

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Weitere Informationen über «Vita Netz» finden Sie hier. Die Resultate der Umfrage finden Sie hier.

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