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Kriegsführung über die Manipulation unserer Gehirne

Published On: 29. September 2022 0:15

Veröffentlicht am 29. September 2022 von LK.

Künstliche Intelligenz, Internet und soziale Netzwerke ermöglichen heute die Manipulation unseres Denkens und unserer Gehirne. Davon macht auch die NATO Gebrauch. Inzwischen hat sie zu den traditionellen Gebieten der Kriesführung auf den Gebieten Land, See, Luft, Raum und Cyberspace die «kognitive Sphäre hinzugefügt».

Wie das Medienportal Global Research berichtet, geht es nicht mehr darum, bestimmte Ideen oder Verhaltensweisen durchzusetzen, wie dies bei der traditionellen Propaganda und den psychologischen Operationen der Fall ist. Vielmehr zielt diese Art der Kriegsführung darauf, die Wahrnehmung zu verändern, sprich den Prozess zu beeinflussen, durch den wir selbst zu Ideen, Einsichten, Überzeugungen, Entscheidungen und Verhaltensweisen gelangen. Nun sei nicht mehr eine feindliche Armee das eigentliche Ziel, sondern der Bürger. Somit hinge der Sieg nicht länger von verschobenen Grenzen auf einer Landkarte ab, sondern davon, wie sehr das Ziel ideologisch eingeprägt werden kann.

«Die kognitive Kriegsführung ist eines der meistdiskutierten Themen innerhalb der NATO», sagte der Forscher François du Cluzel bei einer Podiumsdiskussion am 5. Oktober 2021. Für den NATO-nahen Think Tank Innovation Hub verfasste er 2020 das Grundlagenpapier «Cognitive Warfare». Obwohl sich die kognitive Kriegsführung mit der Informationskriegsführung, der klassischen Propaganda und psychologischen Operationen überschneidet, weist du Cluzel darauf hin, dass diese Form viel weiter gehe.

Bei der Infokriegsführung werde versucht, die Versorgung mit Informationen zu kontrollieren. Bei psychologischen Operationen gehe es dagegen darum, Wahrnehmungen, Überzeugungen und Verhalten zu beeinflussen. Ziel sei es, «jeden Menschen in eine Waffe zu verwandeln». Es bestehe «nicht darin, die Gedanken des Einzelnen an sich anzugreifen, sondern vielmehr die Art und Weise, wie er denkt».

Du Cluzel:

«Es ist ein Krieg gegen unsere Kognition – die Art und Weise, wie unsere Gehirne Informationen verarbeiten und in Wissen umwandeln. Er zielt direkt auf das Gehirn ab. Bei der kognitiven Kriegsführung geht es darum, das Individuum zu hacken und zu ermöglichen, dass das Gehirn programmiert wird.»

Um dies zu erreichen, würden fast alle erdenklichen Wissensgebiete herangezogen, unter anderem Psychologie, Linguistik, Neurobiologie, Logik, Soziologie, Anthropologie und Verhaltenswissenschaften. «Social Engineering beginnt immer mit einem Verständnis des Umfelds und des Ziels, die Psychologie der Zielbevölkerung zu verstehen», schreibt du Cluzel.

Global Research weist darauf hin, dass dies nach wie vor auf der Grundlage traditioneller Propaganda- und Desinformationstechniken geschehe. Diese würden lediglich durch aktuelle Technologien und Wissensfortschritte erweitert. «Verhalten lässt sich inzwischen so gut vorhersagen und berechnen», so du Cluzel, «dass die KI-gesteuerte Verhaltenswissenschaft, die sogenannte Verhaltensökonomie, eher als Hard Science denn als Soft Science eingestuft werden sollte».

Nach Angaben des Medienportals ist fast jeder im Internet und in den sozialen Medien aktiv. Dadurch ist der Einzelne nicht mehr nur passiver Empfänger von Propaganda, sondern nimmt aktiv an deren Erstellung und Verbreitung teil. Das Wissen um die Manipulation dieser Prozesse «lässt sich leicht in eine Waffe verwandeln». Du Cluzel führt den Skandal um Cambridge Analytica als Beispiel an. Dank der freiwilligen Übermittlung persönlicher Daten an Facebook wurden detaillierte individuelle psychologische Profile einer grossen Bevölkerungsgruppe erstellt.

Laut Global Research werden solche Informationen üblicherweise für personalisierte Werbung verwendet. Im Fall von Cambridge Analytica seien sie dazu genutzt worden, um zweifelnde Wähler mit personalisierter Propaganda zu bombardieren. Die kognitive Kriegsführung nutze die Schwächen des menschlichen Gehirns aus und erkenne die Bedeutung der Emotionen bei der Steuerung der Kognition an. Die Cyberpsychologie versuche, die Interaktion zwischen Menschen, Maschinen und künstlicher Intelligenz (KI) zu verstehen. Sie werde zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Weitere vielversprechende Technologien für die moderne Kriegsführung sind nach Angaben von Global Research die Neurowissenschaften und -technologien (NeuroS/T) und NBIC – Nanotechnologie, Biotechnologie, Informationstechnologie, Kognitionswissenschaft – einschliesslich der Entwicklungen in der Gentechnik.

Zu den Neurowissenschaften und -technologien gehörten pharmakologische Wirkstoffe, Gehirn-Maschine-Kopplungen, aber auch psychologisch störende Informationen. Durch Wissen oder Technologie könne das Nervensystem verändert werden. Langfristig könne dies wiederum zu Veränderungen des Gedächtnisses, der Lernfähigkeit, der Schlafzyklen, der Selbstkontrolle, der Stimmung, der Selbstwahrnehmung, der Entscheidungsfähigkeit, des Vertrauens und der Empathie führen. Auch Fitness und Vitalität könnten hierdurch verändert werden.

Du Cluzel:

«Das Potenzial von NeuroS/T, Einsicht zu schaffen und die Fähigkeit, Kognition, Emotionen und Verhalten von Individuen zu beeinflussen, ist von besonderem Interesse für Sicherheits- und Nachrichtendienste sowie für militärische und kriegerische Initiativen.»

Heute spiele die Manipulation der kognitiven Prozesse bei der Kriegsführung eine bedeutende Rolle. Dies markiere eine radikale Abkehr von der traditionellen Kriegsführung, bei der man zumindest im Prinzip versucht habe, Zivilisten aus der Gefahrenzone herauszuhalten. Im kognitiven Krieg sei jedoch der Bürger das Ziel und sein Gehirn das Schlachtfeld.

Beim kognitiven Krieg sei alles anders: die Art der Kriegsführung, die Akteure, die Dauer und die Art, wie der Krieg gewonnen wird. Laut du Cluzel hat «die kognitive Kriegsführung eine universelle Reichweite, vom Individuum bis hin zu Staaten und multinationalen Konzernen».

Weiterlesen (auf englisch).

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