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Wie ein weiterer Weltkrieg verhindert werden kann

Published On: 21. Dezember 2022 0:04

Veröffentlicht am 21. Dezember 2022 von Red.

Henry Kissinger ist beileibe kein Pazifist. Im Gegenteil. Als Präsidenten-Berater und ehemaliger US-Aussenminister war er direkt in verschiedene US-Angriffskriege auf mehreren Kontinenten involviert. Umso bemerkenswerter ist, dass Kissinger in den vergangenen Monaten nicht in den allgemeinen Chor der Russland-Basher eingestimmt hat. Am Wochenende hat er in der Zeitschrift Spectator seine Gedanken zur Situation in der Ukraine geäussert. Wir veröffentlichen an dieser Stelle Auszüge dieses Beitrags.

Der Erste Weltkrieg war eine Art kultureller Selbstmord, der die Vorherrschaft Europas zerstört hat. Die europäischen Staats- und Regierungschefs schlafwandelten – um es mit den Worten des Historikers Christopher Clark zu sagen – in einen Konflikt hinein, den angesichts des Kriegsendes von 1918 keiner von ihnen angezettelt hätte.

In den vorangegangenen Jahrzehnten hatten sie ihre Rivalität durch zwei Bündnisse zum Ausdruck gebracht, deren Strategien durch ihre jeweiligen Mobilisierungspläne miteinander verbunden waren. So konnte 1914 die Ermordung des österreichischen Kronprinzen in Sarajewo (Bosnien) durch einen serbischen Nationalisten zu einem allgemeinen Krieg eskalieren; ein Krieg, der begann, als Deutschland seinen Plan, Frankreich zu besiegen, durch einen Angriff auf das neutrale Belgien in die Tat umsetzte.

Die europäischen Nationen (…) fügten einander beispiellose Verwüstungen zu. Im August 1916, nach zwei Jahren Krieg und Millionen von Opfern, begannen die Hauptkriegsparteien im Westen (Grossbritannien, Frankreich und Deutschland) damit, Möglichkeiten zur Beendigung des Gemetzels zu erkunden.

Im Osten hatten die Rivalen Österreich und Russland ihre Fühler ausgestreckt. Da kein denkbarer Kompromiss die bereits erbrachten Opfer rechtfertigen konnte und niemand den Eindruck von Schwäche erwecken wollte, zögerten die verschiedenen Führer, einen formellen Friedensprozess einzuleiten.

Daher ersuchten sie die USA um Vermittlung. Die Sondierungen von Colonel Edward House, dem persönlichen Gesandten von Präsident Woodrow Wilson, ergaben, dass ein Frieden auf der Grundlage eines modifizierten Status quo ante in Reichweite war.

Wilson war zwar gewillt und schliesslich auch bereit, eine Vermittlung zu übernehmen. Er zögerte aber bis nach den Präsidentschaftswahlen im November. Bis dahin hatten die britische Somme-Offensive und die deutsche Verdun-Offensive weitere zwei Millionen Tote gefordert.

Die Diplomatie wurde zum weniger befahrenen Weg, wie Philip Zelikow in seinem Buch über dieses Thema sagte. Der Grosse Krieg dauerte zwei weitere Jahre.

Und forderte Millionen von Opfern, wodurch das Gleichgewicht in Europa unwiederbringlich gestört wurde. Deutschland und Russland wurden von Revolutionen zerrissen, Österreich-Ungarn verschwand von der Landkarte. Frankreich war ausgeblutet. Grossbritannien hatte einen grossen Teil seiner jungen Generation und seiner wirtschaftlichen Kapazitäten dem Sieg geopfert. Der Strafvertrag von Versailles, der den Krieg beendete, erwies sich als weitaus brüchiger als die Struktur, die er ersetzen sollte.

Befindet sich die Welt heute an einem vergleichbaren Wendepunkt, weil der Winter in der Ukraine nun eine Pause für grossangelegte Militäroperationen vorschreibt? Ich habe wiederholt meine Unterstützung für die militärischen Bemühungen der Alliierten zum Ausdruck gebracht, um die russische Aggression in der Ukraine zu vereiteln.

Aber es ist an der Zeit, auf den bereits vollzogenen strategischen Veränderungen aufzubauen (…), um Frieden auf dem Verhandlungsweg zu erreichen.

Zum ersten Mal in der modernen Geschichte ist die Ukraine zu einem wichtigen Staat in Mitteleuropa geworden. Die Ukraine hat – unterstützt von ihren Verbündeten und inspiriert von ihrem Präsidenten Wolodimir Selenski – die konventionellen russischen Streitkräfte, die Europa seit dem Zweiten Weltkrieg bedrohen, in die Schranken gewiesen.

Und das internationale System – einschliesslich China – wehrt sich gegen die Androhung oder den Einsatz von Russlands Atomwaffen. Dieser Prozess hat die ursprüngliche Frage nach der NATO-Mitgliedschaft der Ukraine in den Hintergrund treten lassen. Die Ukraine verfügt über eine der grössten und schlagkräftigsten Landstreitkräfte in Europa, die von den USA und seinen Verbündeten ausgerüstet wurden.

Im Rahmen eines Friedensprozesses sollte die Ukraine in die NATO eingebunden werden. (…) Die Alternative der Neutralität ist nicht mehr sinnvoll, insbesondere nachdem Finnland und Schweden der NATO beigetreten sind. Aus diesem Grund habe ich im Mai empfohlen, eine Waffenstillstandslinie entlang jener Grenzen einzurichten, an denen der Krieg am 24. Februar begonnen hat.

Russland müsste somit seine jüngsten Eroberungen aufgeben, nicht aber das Gebiet, das es vor fast einem Jahrzehnt besetzt hatte, einschliesslich der Krim. Dieses Gebiet könnte nach einem Waffenstillstand Gegenstand von Verhandlungen sein.

Sollte die Vorkriegsgrenze zwischen der Ukraine und Russland weder durch Kampfhandlungen noch durch Verhandlungen umgesetzt werden können, so könnte der Rückgriff auf den Grundsatz der Selbstbestimmung erwogen werden.

International überwachte Volksabstimmungen über die Selbstbestimmung könnten in geteilten Gebieten durchgeführt werden; Gebiete, die im Laufe der Jahrhunderte wiederholt die Vorherrschaft gewechselt haben. Das Ziel eines Friedensprozesses wäre ein Zweifaches: die Bestätigung der Freiheit der Ukraine und die Festlegung einer neuen internationalen Struktur, insbesondere für Mittel- und Osteuropa. Letztendlich sollte Russland einen Platz in einer solchen Ordnung finden.

Manche bevorzugen ein Russland, das durch den Krieg ohnmächtig wird. Dem stimme ich nicht zu. Trotz seiner Neigung zur Gewalt hat Russland über ein halbes Jahrtausend lang entscheidende Beiträge zum globalen Gleichgewicht und zur Machtbalance geleistet. Seine historische Rolle sollte nicht herabgewürdigt werden.

Russlands militärische Rückschläge haben seine globale nukleare Schlagkraft gemindert, eine Schlagkraft, die es Russland ermöglicht, mit einer Eskalation in der Ukraine zu drohen. Selbst wenn diese Schlagkraft vermindert würde: Die Auflösung Russlands (…) würde sein Territorium, das elf Zeitzonen umfasst, in ein umkämpftes Vakuum verwandeln. (…)

Während sich die Staats- und Regierungschefs der Welt bemühen, den Krieg zu beenden, in dem zwei Atommächte gegen ein konventionell bewaffnetes Land antreten, sollten sie auch darüber nachdenken, welche Auswirkungen die aufkommende Hochtechnologie und Künstliche Intelligenz auf diesen Konflikt und auf die langfristige Strategie haben.

Es gibt bereits autonome Waffen, die in der Lage sind, ihre eigenen wahrgenommenen Bedrohungen zu definieren, zu bewerten und ins Visier zu nehmen; Waffen, die somit in der Lage sind, ihren eigenen Krieg zu beginnen. Sobald die Grenze zu diesem Bereich überschritten ist und Hightech zur Standardwaffe wird – und Computer die Hauptausführenden der Strategie werden –, wird sich die Welt in einem Zustand befinden, für den sie noch kein etabliertes Konzept hat.

Wie kann die Führung Kontrolle ausüben, wenn Computer strategische Anweisungen in einem Ausmass und in einer Art und Weise vorgeben, die den menschlichen Beitrag von Natur aus begrenzen und bedrohen? Wie kann die Zivilisation inmitten eines solchen Strudels widersprüchlicher Informationen, Wahrnehmungen und zerstörerischer Fähigkeiten erhalten werden?

Bislang gibt es keine Theorie für diese anrückende Welt, und Konsultationsbemühungen zu diesem Thema haben sich noch nicht entwickelt. (…)

Die Überwindung der Diskrepanz zwischen fortschrittlichen Technologien und den Strategien zu ihrer Beherrschung oder gar zum Verständnis ihrer vollen Tragweite ist heute ein ebenso wichtiges Thema wie der Klimawandel. (…)

Das Streben nach Frieden und Ordnung hat zwei Komponenten, die manchmal als widersprüchlich angesehen werden: dasjenige nach Sicherheitselementen und die Forderung nach Akten der Versöhnung. Wenn wir nicht beides erreichen können, werden wir auch keines von beidem erreichen können. Der Weg der Diplomatie mag kompliziert und frustrierend erscheinen. Ihn einzuschlagen, erfordert sowohl die Vision als auch den Mut, ihn zu beschreiten.

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