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Warum die NASA vor Chinas Ambitionen auf dem Mond warnt

Published On: 13. Januar 2023 7:00

Anfang 2023 hat ein Interview des NASA-Chefs Schlagzeilen gemacht, in dem er vor Chinas (angeblichen) Expansionsplänen auf dem Mond gewarnt hat. Was steckt dahinter?

Große Schlagzeilen hat das Interview des NASA-Chefs in Deutschland nicht gemacht. Seine Warnung vor Chinas angeblichen Plänen, auf dem Mond zu expandieren, war ein offensichtlich auf die US-Innenpolitik abgezieltes Manöver. Aber nichts desto trotz ist es sehr interessant, denn es zeigt ein weiteres Mal, wie die Politik in den USA (und im Westen generell) funktioniert: Um an mehr staatliche Gelder zu kommen, ruft man einfach eine Bedrohung durch einen bösen „Schurkenstaat“ aus.

Ein Wissenschaftsjournalist der russischen Nachrichtenagentur TASS hat sich mit dem Thema detailliert beschäftigt und ich habe seine Analyse über die Hintergründe der Geschichte übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

NASA fürchtet chinesische Expansion auf dem Mond: Wem nützt das?

Anfang 2023 veröffentlichte das Magazin Politico ein Interview mit NASA-Chef Bill Nelson, in dem er sagte, dass China in naher Zukunft versuchen könnte, die rohstoffreichsten Teile des Mondes zu besetzen und den USA den Zugang dazu zu verwehren.

„Es ist eine Tatsache, dass wir uns in einem Wettlauf im All befinden“, sagte Nelson. „Und es stimmt, dass wir besser aufpassen sollten, dass sie nicht unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Forschung an einen Ort auf dem Mond gelangen. Und es ist nicht auszuschließen, dass sie sagen: ‚Bleibt weg, wir sind hier, das ist unser Gebiet‘.“

Folgt mir, ich weiß auch nicht wohin…

Der Leiter der NASA beschuldigt also China, dass das asiatische Land unter dem Deckmantel der wissenschaftlichen Forschung versuchen wird, sich einen Teil des Mondes zu sichern und anzueignen? Und das wichtigste Ziel der USA ist die geologische Erforschung des Mondes… Für mich persönlich ist das die erste (und wichtigste) Unstimmigkeit.

Bisher wurden auf dem Mond noch keine einzigartigen und potenziell lukrativen Abbaustätten für Rohstoffe gefunden. Nach den zur Erde gebrachten Proben zu urteilen, besteht das Mondregolith aus Oxiden, unter denen Siliziumdioxid am häufigsten vorkommt. Allerdings ist dieser Stoff der Hauptbestandteil fast aller irdischen Gesteine. Ja, der Mondboden unterscheidet sich nicht grundlegend vom Erdboden.

Natürlich wurde auf dem Mond Wasser in Form von Eis gefunden und es gibt Metalle – Aluminium, Eisen und Titan. Es gibt also Elemente auf dem Mond, die bei der Entwicklung des Erdtrabanten helfen, aber mehr auch nicht. Bisher haben Geologen nichts so außergewöhnliches vermeldet, dass es große wirtschaftliche Erträge verspricht und dass auf der Erde dringend benötigt wird.

Selbst für das viel diskutierte Helium-3, das in ferner Zukunft ein wirklich wichtiger Brennstoff für Fusionskraftwerke werden könnte, gibt es keine eindeutigen Vorkommen. Die Möglichkeit, es abzubauen, wird durch die Tatsache, dass das Element im Boden stark verstreut ist, extrem erschwert. Der Helium-3-Gehalt im Regolith beträgt etwa 1 Gramm pro 100 Tonnen, so dass mindestens 100 Millionen Tonnen Boden vor Ort verarbeitet werden müssten, um eine Tonne des Isotops zu gewinnen. Beim heutigen Stand der Technik ist das praktisch unrealistisch. Natürlich könnte man sagen, dass die Entwicklung voranschreitet, aber es ist viel einfacher, dieses Heliumisotop durch den Zerfall von künstlich hergestelltem Tritium zu gewinnen, so wie es jetzt auf der Erde gemacht wird.

Die zweite Unstimmigkeit, die ich in Nelsons Worten sehe, ist die Tatsache, dass China (wie auch Russland) seit langem und konsequent die Notwendigkeit eines neuen UN-Gesetzes zur Regelung wissenschaftlicher Aktivitäten auf dem Mond fordert. Das am 18. Dezember 1979 bei der UNO ausgehandelte „Übereinkommen zur Regelung der Tätigkeiten von Staaten auf dem Mond und anderen Himmelskörpern“ hat sich leider nicht durchgesetzt, denn die USA haben es nie unterzeichnet. Die einzige nennenswerte Rolle spielt der „Vertrag über die Grundsätze zur Regelung der Tätigkeiten von Staaten bei der Erforschung und Nutzung des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper“ von 1967 (auch „Weltraumvertrag“ genannt), der keine kommerzielle Nutzung von Weltraumkörpern vorsieht. Die Positionen Chinas und Russlands sind indessen sehr klar und gehen in die gleiche Richtung: Die Basis der Erforschung des Weltraums muss auf wissenschaftlichen Aktivitäten liegen.

Der Wert des Mondes wird heute, abgesehen von wissenschaftlichen Entdeckungen, auch in der Möglichkeit gesehen, dort Farmen für Orbitalstationen zu bauen und sie ohne schwerfällige Raketen in die Umlaufbahn zu bringen, wobei der natürliche Satellit der Erde als Tankstelle für interplanetarische Missionen genutzt wird.

Liu Pengyu, der Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington, sagte nach der Veröffentlichung von Nelsons Interview in Politico, dass „einige US-Beamte sich in unverantwortlicher Weise äußern, um Chinas normale und legitime Raumfahrtaktivitäten zu verzerren.“ „Der Weltraum ist kein Kriegsschauplatz. Die friedliche Erforschung und Nutzung des Weltraums ist eine gemeinsame Sache der Menschheit und sollte allen zugute kommen“, betonte der chinesische Sprecher.

Psychologische Projektion?

In der Psychologie gibt es einen sogenannten psychologischen Abwehrmechanismus, der Projektion genannt wird. Das ist, wenn man das eigene Innere fälschlicherweise als von außen kommend wahrnimmt. Das heißt, jemand schreibt, oft unbewusst, seine eigenen Gedanken, Gefühle und Motive anderen zu. In diesem Sinne sehe ich eine direkte Übereinstimmung zu der in diesem Text beschriebenen Situation: projiziert der Leiter der NASA vielleicht seine Pläne auf China?

In den letzten Jahren haben die USA für die Artemis-Vereinbarungen geworben, ein internationales Abkommen zwischen den am Artemis-Programm beteiligten Regierungen, um einen Menschen auf den Mond zu bringen. Das Dokument regelt die Grundsätze der Zusammenarbeit und der zivilen Aktivitäten zur Erforschung und Nutzung von Mond, Mars, Kometen und Asteroiden zu friedlichen Zwecken. An diesem Programm beteiligen sich die USA, Australien, Großbritannien, Italien, Kanada, Luxemburg, die Vereinigten Arabischen Emirate, Japan, die Ukraine, Südkorea, Neuseeland, Polen, Mexiko, Israel, Rumänien, Bahrain, Singapur, Kolumbien, Frankreich und Saudi-Arabien. Insgesamt basieren die Grundsätze dieses Dokuments, mit Ausnahme des wirtschaftlichen Teils, auf dem „Weltraumvertrag“, denn das Hauptanliegen der „Artemis-Abkommen“ ist die Möglichkeit, kommerzielle Aktivitäten zur Gewinnung, Verarbeitung und zum Verkauf von Mineralien und Weltraumobjekten durchzuführen. Und die USA arbeiten aktiv an den Artemis-Vereinbarungen, wobei sie die UNO umgehen und offenbar nicht bereit sind, eine öffentliche Debatte über das Dokument zu führen.

Das bedeutet, dass die Artemis-Vereinbarungen, wenn auch als Rahmenvertrag, eine ziemlich ernste Mine unter die noch zu etablierenden Beziehungen der Staaten der Erde auf dem Mond legen. Nach den Vereinbarungen kann ein Unternehmen oder ein Vertragsstaat beispielsweise mit der Erschließung eines Mondvorkommens beginnen und das Gebiet, in dem der Abbau stattfindet, vor Konkurrenten schützen. Meiner Meinung nach ist das genau der Ansatz, den Bill Nelson in dem Interview beschrieben hat, nur dass er die Aktion aus irgendeinem Grund China zuschreibt. Diese Strategie würde möglicherweise zu Konflikten führen und die Aufteilung des Mondes in Gebiete zur Folge haben, die von verschiedenen Ländern und Unternehmen kontrolliert werden, meist, so denke ich, nach dem Recht des Stärkeren.

Gebt mir Geld

Meiner Meinung nach ist der wahre Grund für die Schaffung der Artemis-Abkommen und für das Politico-Interview von Bill Nelson ganz einfach: Die NASA braucht mehr Geld, sowohl aus staatlichen als auch aus kommerziellen Quellen.

Schließlich sind die Artemis-Vereinbarungen im Grunde der Versuch, externe Finanzierungsquellen zu erschließen, sowohl von anderen Staaten als auch von privaten Unternehmen. Es ist das Angebot, in das Raumfahrtprogramm Artemis zu investieren, um von der künftigen Erforschung des Mondes profitieren zu können. Im Prinzip ist das Ziel logisch und richtig, denn wie sonst könnte man die Privatwirtschaft dazu bringen, zum Beispiel in Raumfahrtprogramme investieren? Nur durch das Versprechen großer Gewinne in der Zukunft. Andererseits könnte das zu einer Wildwest- und „Goldrausch“-Situation mit massenhafter Besetzung von Gebieten, Umverteilung von Geschäften und zu Konflikten führen.

China als „schrecklicher Bösewicht“ zu präsentieren, zielt eher auf eine Erhöhung der Staatshaushalte. Das ist offensichtlich der direkte Versuch, den Kongressabgeordneten Angst zu machen.

Das US-Verteidigungsministerium tut das bereits seit Jahren. Unmittelbar vor der Verabschiedung des US-Haushalts finden sich in der Presse zahlreiche Artikel über die Gefahr, die insbesondere von China oder Russland ausgeht. Die Lösung ist in der Regel sehr einfach: zusätzliche Mittel. Die NASA folgt demselben ausgetretenen Pfad. Und das, obwohl sich der Haushalt der Raumfahrtbehörde für 2023 auf fast 25,5 Milliarden Dollar belaufen wird, fast 1,5 Milliarden Dollar mehr als 2022, aber 527 Millionen Dollar weniger als von der NASA beantragt. Dabei ist dieser Betrag um ein Vielfaches höher als der, den China, die EU und Russland für die Weltraumforschung aufwenden. Außerdem muss man bedenken, dass die 25,5 Milliarden Dollar nur der Haushalt der NASA sind, aber es gibt auch noch die US-Weltraumstreitkräfte. Experten zufolge beläuft sich das Gesamtbudget der USA für Raumfahrtaktivitäten auf etwa 61,9 Milliarden Dollar, bei China sind es 11,94 Milliarden Dollar, der konsolidierte Haushalt der EU beläuft sich auf etwa 10 Milliarden Dollar und die Gesamtausgaben der russischen Regierung für die Raumfahrt belaufen sich auf 3,5 Milliarden Dollar.

Warten auf den gesunden Menschenverstand

Wenn die Dinge so weitergehen wie bisher, könnte die Menschheit in naher Zukunft anstelle von auf wissenschaftliche Forschung ausgerichtete Mondbasen, die von internationalen Wissenschaftlerteams bemannt werden, einen Mond bekommen, der in einzelne Gebiete zersplittert ist, die von großen Konzernen und Staaten kontrolliert werden. Der natürliche Satellit der Erde wird zu einem Ort, an dem das Recht des Stärkeren und das Gesetz des Wilden Westen gelten.

Ja, das wird sicherstellen, dass die Expansion auf den Mond nicht länger etwas Metaphorisches und Fernes ist – sie wird stattfinden, und vielleicht sogar schneller als erwartet. Aber ist das die kosmische Zukunft, die die Menschheit will (und braucht)?

Ende der Übersetzung


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