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Rote Milliarden: wie die «rote Aristokratie» in China funktioniert

Published On: 10. November 2021 0:00

Veröffentlicht am 10. November 2021 von FE.

Im kommunistischen China ist eine «rote Aristokratie» an der Macht. Wie man mit deren Vertretern Geschäfte macht, wird in einem kürzlich auf Englisch erschienenen Buch aus erster Hand beschrieben. Eine Geschichte über gigantische Vermögen, Korruption und erzwungenes Verschwinden.

Der chinesische Geschäftsmann Desmond Shum und seine Frau Whitney Duan erlangten im Oktober 2012 internationale Bekanntheit. Die angesehene New York Times erwähnte die beiden als Zuständige, um das riesige Privatvermögen von Verwandten des damaligen chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao zu verbergen. Unter absoluter Geheimhaltung betreuten sie ein grosses Netz von Offshore-Firmen und Konten.

Heute wird Whitney Duan vermisst. Sie wurde 2017 mitten in Peking von Agenten der Shuaggui entführt, der Disziplinarabteilung der Kommunistischen Partei. Ihr Ex-Mann — sie waren geschieden —, war mit dem gemeinsamen Sohn in das Vereinigte Königreich geflüchtet. Er legt Zeugnis ab von den dunkelsten Abgründen des Kapitalismus chinesischer Prägung: Wie man die glücklichsten Menschen Vermögen anhäufen lässt und sie gleichzeitig von der Gnade der Kommunistischen Partei abhängig macht.

Rotes Roulette

Das Buch «Rotes Roulette» ist eines der seltenen Zeugnisse eines Insiders über Reichtum, Macht, Korruption und Rache im heutigen China. Das Buch sollte Pflichtlektüre sein für unsere Bundesräte, die Chefs von Swissmem und all die anderen Politiker und Wirtschaftsführer, die immer noch finden, die Schweiz sollte ihre Bedenken bezüglich Menschenrechten in der Volksrepublik auf ein Minimum beschränken, um neue Geschäfte zu ermöglichen.

«Die Logik des chinesisch-leninistischen Systems verlangt seit Mao, dass die Partei die vollständige Kontrolle über das System behält. Nur in Krisenzeiten lockert die Partei ihren Griff und gibt den Unternehmen eine gewisse Freiheit. Sie tut dies immer nur widerwillig, um dann ihre Entscheidung so bald wie möglich wieder rückgängig zu machen», schreibt dieser Insider.

Vernetzung auf chinesische Art

Desmond Shum und Whitney Duan befanden sich während der drei Jahrzehnte des rasanten wirtschaftlichen Fortschritts, die der Machtübernahme des derzeitigen Präsidenten Xi Jinping vorausgingen, praktisch an der Spitze der Geschäfts- und Machtpyramide. Desmond Shum ist ein im Westen ausgebildeter Hongkong-Chinese, der nach einem Studium an einer amerikanischen Universität zunächst eine Stelle als Händler in einer Bank im damaligen britischen Hoheitsgebiet annahm. Da er viele familiäre Verbindungen auf dem Festland hatte, wurde er von seinem Arbeitgeber, einer Private-Equity-Firma, in die Volksrepublik geschickt, um dort Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen. Dort hatte er erste Erfolge und lernte auch seine Frau kennen.

Whitney Duan war ein Mädchen vom Lande aus Shandong im Osten Chinas. Sie wurde zum Studium der technischen Wissenschaften zur Universität geschickt. Dort lernte sie die Kunst des Networking auf chinesische Art kennen, die Kunst, Allianzen mit den wichtigen Leuten zu bilden. So wurde etwa die Frau von Wen Jiabao, einem aufstrebenden Bürokraten, in ihr Netzwerk aufgenommen. Diese Frau mit dem Spitznamen Tante Zhang wurde zum Eckpfeiler des Beziehungsnetzes des Paares, verknüpft mit dem wachsenden Einflusses ihres Mannes in der Staatshierarchie.

100’000 Dollar für alten Bordeaux

Diese Periode war durch alle Irrungen und Wirrungen des ungezügelten Kapitalismus in einem stalinistischen Land gekennzeichnet. Alles ist gut für das Geschäft: wochenlanges Trinken von Mustai — dem unter Parteikadern beliebten Reisschnaps —, um Kontakte zu einflussreichen Beamten zu knüpfen, Organisation von Treffen zwischen Unternehmern und Parteikadern in diskreten Zimmern in Luxushotels im Zentrum Pekings, bei denen Informationen und Umschläge ausgetauscht werden, und Intrigieren gegen Personen, die ein Hindernis darstellen, zum Leute, die die Korruption bekämpfen wollen.

Dank ihrer doppelten Kultur, ihrer Beziehungen und einer Menge Glück stieg das Paar in die Wirtschaftselite und die rote Aristokratie auf, zu Nachkommen von Maos Weggefährten, die die Macht und ihre Vorrechte an sich gerissen hatten. Desmond erzählt sogar von einer Geschäftsreise nach Paris, Bordeaux und Mailand mit zwei Unternehmern und einem Mitglied der «roten Aristokratie» in einem Privatjet. Total flogen drei Jets, davon zwei leer, weil die Teilnehmer zusammen reisen wollten, um unterwegs Karten zu spielen. Es folgte ein gigantisches Mahl im Pavillon Ledoyen in Paris, inklusive Verkostung von altem Bordeaux, die Rechnung summierte sich schliesslich auf 100’000 Euro.

Keine Liberalisierung

Desmond Shum schildert auch den langsamen Niedergang des Paares, da ihre wichtigsten Verbündeten nach und nach durch parteiinterne Machtkämpfe zu Fall gebracht wurden. Er erzählt von ihren Versuchen, sich an rettende Äste zu klammern, wie zum Beispiel, als er in Hongkong auf Wunsch der Partei gegen die pro-demokratischen Demonstranten demonstrierte. Er gibt zu, bei dieser Tat «ohne politisches Gewissen» gehandelt zu haben; die einzige Motivation dazu sei sein persönliches Gewinnstreben gewesen.

Shum bekennt, dass er in diesem Abenteuer nicht immer die beste Rolle gespielt habe. Er habe auf seine Weise an der Konsolidierung eines der mächtigsten diktatorischen Regimes mitgewirkt — eines Regimes, das die Demokratie und die Achtung der Grundrechte in der übrigen Welt gefährdet wie kaum ein anderes. Aufgrund seiner jahrzehntelangen Insider-Erfahrung kommt Shum zum Schluss, dass die «roten Fürsten» ihr Land zwar für den Kapitalismus öffneten, jedoch entgegen den Hoffnungen vieler westlicher Führer nie die Absicht hatten, es zu liberalisieren.

Warum sollten sie ihr Land öffnen? Shum antwortet klar: «Sie haben keinen Grund, dies zu tun, da sie bereits vom Besten aus zwei Welten profitieren: dem westlichen Kapitalismus, der es ihnen ermöglicht, sich zu bereichern, und der einheimischen Diktatur, mit der sie ihren Reichtum konsolidieren und sich an der Macht halten können.»

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Dieser Text wurde uns von Bon pour la tête zur Verfügung gestellt, dem führenden alternativen Medium der französischsprachigen Schweiz. Von Journalisten für wache Menschen.

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