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Schutzschild für den ängstlichen Teil der Gesellschaft

Published On: 10. November 2021 0:05

Veröffentlicht am 10. November 2021 von Red.

Professor Klaus-Jürgen Bruder, Psychoanalytiker, ehemaliger Professor für Psychologie an der FU Berlin und Vorsitzender der Neuen Gesellschaft für Psychologie, kann sich noch an die Studentenbewegung und die APO (Ausserparlamentarische Opposition) Mitte der 1960er Jahre in der Bundesrepublik erinnern.

Im Gespräch stellt er Vergleiche an und gibt der aktuellen Demokratiebewegung als Psychologe und politisch engagierter Zeitzeuge ermutigende Anregungen.

«Wer mit dem Widerstand begonnen hat, ob Anselm Lenz, ein junger Journalist in Berlin, oder der IT-Unternehmer Michael Ballweg in Stuttgart, ist letztlich nicht ganz so wichtig. Entscheidend ist, dass es Personen wie diese beiden gab, die schnell erkannten, dass man protestieren musste. Das Hochstilisieren einzelner führender Köpfe in den Mainstream-Medien ist übrigens kontraproduktiv und dient nur dazu, griffige Personenschablonen zur späteren Abwertung anzuwenden und Aggressionen zu bündeln und dann zu schüren.

Am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin trafen sich dann anfangs keine jungen Leute und auch keine typischen Rechten mit den bekannten Attributen, sondern ein mittleres bis gehobenes akademisches Publikum. Diese Menschen wurden jedoch sofort als ‹rechts› diffamiert. Es waren junge Leute, die wussten, diese Demonstranten gehören geimpft und gechipt.

Kritische Menschen als ‹Nazis› zu beschimpfen, hat in Deutschland bereits Tradition. So geschah es bereits bei Pegida oder wenn jemand es wagte, die israelische Politik in Frage zu stellen. Pegida war keineswegs ein Haufen von Faschisten, sondern das Ergebnis kriegstreibender Politik, getragen zu grossen Teilen von der Mitte> der Gesellschaft.

Pegida war vor allem das Symptom eines viel grösseren Problems. Und dieses Problem besteht in der Zerstörung der Demokratie gerade durch diejenigen, die zu ihrer Erhaltung gewählt worden sind; und jene, die vorgeben, die Öffentlichkeit über die Handlungen der Gewählten zu informieren, also die Mainstream-Medien.

Durch öffentliches Anprangern soll der Protest unterdrückt werden. Bezeichnet man jemanden in der BRD als ‹Nazi›, dann bedeutet das sozialer Ausschluss und Mundtot-Machen. Sachargumente werden dann nicht mehr gehört. Der ‹Nazi› ist abgestempelt, es bleibt etwas an ihm hängen und wer sich mit ihm befasst, gerät selbst ins Aus und muss sich schleunigst distanzieren.

Mir kommt es so vor, als ob sich das Volk einfach nicht artikulieren und selbständig machen darf. Dieses sofortige Nazi-Abstempeln der ersten Demonstranten in Berlin erschien mir geplant. So wollte man die Demokratiebewegung von Anfang an ganz bewusst diskriminieren und klein halten. Man war auf Proteste gegen das Corona-Regime eingestellt, das Skript war vorbereitet.

Der Diskurs der Macht, also die Mainstream-Medien, behält sich ein Definitionsmonopol vor und konditioniert die Bevölkerung auf solche Skript-Begriffe wie: Verschwörungstheoretiker, Schwurbler, rechtsoffen, Covidioten. Wie Pawlowsche Parolen werden diese Abwertungen ausgegeben und sollen die Beschäftigung mit kritischen Gedanken von vornherein unterbinden. Die Schere im Kopf, man möchte Gedankenzensur erzeugen.»

Konzept Friede und Liebe

«Mittlerweile wehren sich ganz normale Bürger gegen das Corona-Regime. Man konnte und kann deutlich erkennen, dass es sich nicht um geübte Demonstrationsmatadore handelt. Viele Demonstranten waren über die Polizeigewalt und den Einsatz von Wasserwerfern in Berlin entsetzt. Ihr Glaube an eine Demokratie in der BRD wurde nachhaltig erschüttert und es ist ja bekannt, dass Zehntausende Zeugen dieses repressiven Vorgehens der Regierung wurden.

Das Einkesseln in Berlin, das offiziell unter Deeskalation verkauft wurde, verhinderte die politische Artikulation, den Widerstand, der Veränderung anstossen möchte. Dazu wird dann jetzt auch noch behauptet, dass die Demonstranten, die ihre Grundrechte zurückfordern, angeblich zunehmend gewalttätig werden. So möchte man strategisch kriminalisieren, demobilisieren und zermürben.

Das Konzept der Demonstrationen ist aber überall: Liebe, Friede und Achtsamkeit, sonst würden sich gar nicht so viele unbescholtene und friedliebende Bürger dieser Demokratiebewegung anschließen. Sie haben das friedliche Konzept trotz aller Abwertung durch die Politik und die Mainstream-Medien anerkannt und tragen es mit und weiter.

Übrigens: Auch 1968 gab es bereits Berufsverbote und Benachteiligungen der protestierenden Generationen, die ‹Nie wieder Faschismus!› forderten. Im Verbot der freien Meinungsäusserung und dem Nicht-Ernst-Nehmen der Meinungsäusserung grösserer Bevölkerungsgruppen liegt aber bereits ein faschistisches Denken vor. Das sollte alle Demokraten – auch unsere Politiker – nachdenklich stimmen.»

Unterschiede zu 1968

«Die Intellektuellen sind wichtig in der politischen Diskussion. Sie haben eine Zwischenposition zwischen dem Volk und den Herrschenden und die Funktion des Gewissens der Nation. Sie können auf die Seite der Widerstandsbewegung gehen, müssen aber nicht. Die entscheidenden Intellektuellen waren dieses Mal – im Unterschied zu den Protesten um 1968 – auf der Seite der Herrschenden.

Zum Beispiel verurteilte sogar Jürgen Habermas, deutscher Soziologe und Philosoph und als solcher Vertreter des sogenannten herrschaftsfreien Diskurses, Jahrgang 1929, ganz offen den Protest gegen die aktuelle Einschränkung der Grundrechte. Unter ‹herrschaftsfreiem Diskurs› verstand Habermas ursprünglich eine gleichberechtigte Kommunikation – genau das, wofür sich die vielen Demonstranten und Kritiker des Corona-Regimes bei uns in Deutschland und weltweit einsetzen.»

Missachtung der Vernunft

«Die Gegner der Massnahmenkritiker haben das Gefühl auf der richtigen Seite zu stehen. Sie finden es richtig und wichtig – aus Solidarität – die alte, verzweifelte Mutter einzusperren. Diese grausame Verkehrung dessen, was mit ‹Solidarität› ursprünglich gemeint war, wird überhaupt nicht hinterfragt. Es findet keine Analyse mehr statt, man schaltet die Vernunft aus und übernimmt reflexartig die Vorgaben, Parolen und Narrative der Mainstream-Medien.

Und man verzichtet auf deren rationale Überprüfung. Der Diskurs, den die Medien führen, ist der ‹Diskurs der Macht›. Er fordert dieses unreflektierte und massiv angstgesteuerte Handeln, das gerade nicht sozial und solidarisch ist. Er spricht die individuelle Erfahrung der Selbstunterdrückung an; aus ihr antwortet das moralisierend feindselige Verhalten gegenüber der Demokratiebewegung.»

Phasen und Prozesse des Widerstands

«Die politische Psychoanalyse sagt uns, dass es für eine Widerstandsbewegung einfacher ist, sich zu solidarisieren und zu integrieren, wenn Erfolge zu verzeichnen sind, so wie zum Beispiel bei den grossen Massendemonstrationen in Berlin. In der Aufwärtsbewegung liegen lebensbejahende und emotional befriedigende Momente der Zusammengehörigkeit und menschheitsumspannenden Zuneigung. Die Bilder aus Berlin 2020 zeigen uns diese Freude, diesen verständlichen Stolz, diesen Zusammenhalt.

Das sind genau die Bilder, die das Corona-Regime nicht unbedingt um die Welt schicken möchte, weil sie nicht zum herrschsüchtigen Narrativ passen und weil die Menschlichkeit der Bewegung hier viel zu attraktiv ist.

Aber wie läuft es, wenn der Erfolg der Bewegung ausbleibt? Wenn solidarische Momente schwinden? In der Abwärtsbewegung? Dann kann es zu Schuldzuweisungen kommen. Dann kann ein Moralisieren beginnen. Man kann im anderen sogar einen Gegner sehen. Egoismen können sich ausbreiten, Machtgerangel verstärkt sich. Jetzt wird plötzlich die Psychologie wichtig. Eine grosse Verführung, sich darauf einzulassen.»

Beharrlichkeit und nicht beirren lassen

«Ist die Bewegung auf einer absteigenden Linie, dann nützt es nichts, das zu leugnen. Im Gegenteil, aus der selbstkritischen Aufarbeitung kann man lernen. Die Betonung liegt dabei auf ‹Selbst›. Es gibt mittlerweile neben einer breiten Massenbewegung des Protests Parteiengründungen, um den Widerstand in einen noch offizielleren Rahmen zu stellen und zielgerichteter einzubringen. Aber zugleich tauchen damit wieder neue Probleme auf, die rhetorischen Übertreibungen sind dabei noch die geringsten.

Allen ist inzwischen klar geworden, dass die Protestbewegung nicht in einem Sprint eine Änderung herbeischaffen konnte. Es handelt sich vielmehr um einen Protest-Marathon. Und das rabiate Vorgehen der Politik zeigt, dass freiheitseinschränkende Massnahmen auch künftig zum politischen Programm gehören sollen, ob mit oder ohne Covid-19.

Die Ernsthaftigkeit des Great-Reset-Plans und der angestrebte Umbau der Gesellschaftsordnung wurden wohl von der Demokratiebewegung anfangs nicht in vollem Ausmass erkannt und daher strategisch nicht grundlegend mit einbezogen. Das muss sich gründlich ändern.

Die Aufklärung über diese Pläne, ihre Macher, ihre Folgen und deren Profiteure sind nicht erst jetzt dringend. Es sollte dazu weiter recherchiert und geforscht werden. Auch die internationalen Berichte über die Bewegungen und die Solidarität des Lernens voneinander sind überlebenswichtig.

Das Schweigekarussell der Mainstream-Medien kann nur so ins Stottern gebracht werden. Die Auf- und Abwärtskurven der Bewegungen sind in den einzelnen Ländern unterschiedlich, aber man kann sich gegenseitig durch Einladungen und Vernetzung unterstützen. Der internationale Bezug zeigt und bestätigt auch deutlich, dass es sich hier um eine breite internationale Demokratie- und Friedensbewegung handelt.»

Schutzschild der Gesellschaft

Allen Menschen, die mit uns dieses historische Zeitfenster miterleben, sollte klar sein, dass die 30 Prozent Kritiker und Demonstranten, die mit allen Mitteln öffentlich schlecht gemacht werden, genau die Gruppe sind, die gegen die Zerstörung der Demokratie am ehesten Widerstand leisten.

Diese 30 Prozent sind auch der Schutzschild für den ängstlichen, oft resignierten oder verblendeten Teil der Gesellschaft. Die Protestbewegung schützt vor der hemmungslosen Gewalt des Systems. Erfahren Gewalt und repressive Massnahmen keine Einschränkung, werden sie unkontrollierbar. Grosser Dank gilt bereits jetzt allen Mutigen.

Christine Born:«Nicht beirren lassen …Die Demokratiebewegung aus psychologischer Sicht »

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